Benutzer:LuJoFi25/Eine andere Zeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine andere Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine andere Zeit ist ein 2022 im Insel Verlag erschienener Roman von Helga Bürster, der im April 2022 vom NDR zum Buch des Monats gewählt wurde.[1]

Das Buch schildert die Geschichte von zwei Schwestern, Enne und Suse, die in den 1970er Jahren in der DDR aufwuchsen. Die Familie hatte immer Probleme, jedoch häufen diese sich als die jüngere Tochter, jetzt erwachsen, während dem Mauerfall flüchtet. Die Familie rätselt jahrzehntelang, was mit Suse passiert war, und alle scheinen in ihrem Leben festzustecken, bis eine mysteriöse Frau in das Haus gegenüber zieht.

Die Handlungen werden aus einer dritt Person Perspektive erzählt, jedoch liegt der Fokus der Erzählungen bei zwei Charakteren, und zwar bei Christine und Enne Jendrich. Die Kapitel fassen die wichtigsten Jahre der Familie zusammen, diese sind allerdings nicht chronologisch geordnet. Der Roman startet im Sommer 2019 und endet auch in diesem Jahr, da die restlichen Kapitel Rückblicke bilden.

Da der Roman im Jahr 2022 geschrieben wurde, kann man das Buch der postmodernen Epoche zuordnen.

Ein grosser Teil der Geschichte spielt zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Mauerfall.[1] Da Deutschland zu dieser Zeit in vier Besatzungsteile aufgeteilt wurde, war der deutsche Staat schon zu dieser Zeit gespalten. Im Jahr 1949 wurde der Westen zur Bundesrepublik Deutschland (BDR) und der Osten zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Schnell machte sich jedoch Unzufriedenheit in der DDR breit, weshalb viele Menschen in die BDR auswanderten. Deshalb wurde die Berliner Mauer gebaut, da Berlin die Stadt war, die den Westen und den Osten trennten. 28 Jahre lang blieb die Mauer stehen, in denen es immer wieder zu Fluchtversuchen kam. Da die DDR sich weigerte, den Bürger*innen mehr Freiheiten zu geben, gab es immer mehr Aufstände und Proteste. Als schliesslich Ungarn und Österreich ihre Grenzen öffneten und immer mehr Personen über diese Wege in die BDR umzogen, war die DDR dazu gezwungen zu handeln. Die Mauer fiel schliesslich am 9. November 1989.  

Der Roman beginnt im Sommer 2019 und beinhaltet Rückblicke, wobei die wichtigsten Jahre der Familie Jendrich erzählt werden.

Enne Jendrich und Eddy, der ehemalige Verlobte von Suse, wohnen gemeinsam im ehemaligen Familienhaus in einem abgelegenen Dorf im Osten Deutschlands, wo auch Christina, die Cousine von Enne, wohnt. Eine unbekannte Frau namens Ilse Pohl ist ins Dorf gezogen und wohnt neben Enne und Eddy. Es ist die Nacht vom 19. August, dem 30. Jahrestag von Suses Verschwinden und Enne denkt gemeinsam mit Eddy an die vergangenen Zeiten zurück.


Der erste Rückblick erzählt vom Sommer 1974, als die Mauer noch stand. Da Suse zu früh auf die Welt kam, hat sie viele gesundheitliche Probleme und dies beansprucht viel Zeit der Familie. Deshalb verbringt Enne viel Zeit mit ihrem Freund, Toni, dessen Familie in den Westen flüchten will. Magda und Christina Jendrich kommen aus dem Westen, um die Familie zu besuchen, da dies ihre Tradition ist. Christina freut sich darauf, da sie lieber in der DDR wohnen möchte. Als die Tante und die Cousine nun endlich ankommen, wird Suse aus dem Krankenhaus abgeholt und Enne und Christina sollen auf sie aufpassen, während die Eltern in der Stadt sind, jedoch verschwindet Suse als die beiden Cousinen am Strand sind. Man findet Suse schliesslich bei der älteren Nachbarin Alma, bei der sich das junge Mädchen wohl fühlt.


Der nächste Rückblick ist 3 Jahre später, im Herbst 1977. Die Krankheit von Suse ist nun vorbei und es geht ihr gesundheitlich gut, jedoch machen sich die Eltern viele Sorgen, da sie viel Zeit bei der Nachbarin Alma oder auf dem Friedhof verbringt. Die beiden Schwestern gehen heimlich auf Berlin, um ein Konzert zu besuchen, jedoch geraten sie unabsichtlich in einen Protest hinein und verlieren sich. Obwohl diese Reise gefährlich war und Enne von der Polizei ein Berlinverbot erhält, verstehen sich die Schwestern nun besser.

Im Westen versucht Christina währenddessen, ihre Mutter zu überzeugen, dass sie auf Klassenfahrt nach Berlin darf. Aufgrund ihrer finanziellen Situation ist dies jedoch schwer zu ermöglichen. Als Magda merkt, wie wichtig dies für ihre Tochter ist, erlaubt sie es ihr und arbeitet mehr, um die Reise zu finanzieren.


In den Weihnachtsferien im Winter 1978 sind Christina und Magda wieder im Osten. Suse erzählt davon, dass Alma ihre einzige Freundin ist. Noch in derselben Nacht gibt es ein grosses Unwetter, während dem Alma verunfallt und stirbt. Suse hat grosse Probleme mit diesem Verlust klarzukommen und leidet.

Als Enne mit Lore und Hans über ihre Zukunft redet, entwickelt sich ein Streit. Die Eltern wollen, dass Enne die Landwirtschaft auf dem Grundstück übernimmt, was jedoch nicht ein Ziel von Enne darstellt. Die junge Erwachsene möchte gerne Schauspielerin werden. Sie realisiert, dass dies in dem kleinen Dorf nicht möglich ist und ihr Traum entsteht, nach Berlin zu ziehen.


Im Sommer 1971, als Christina im Osten in den Ferien ist, erzählt sie Lore und Hans, dass sie später gerne zu ihnen in den Osten ziehen möchte. Jedoch unterstützt niemand ihren Vorschlag, bis auf Enne. Diese versteht den Traum, in eine andere Stadt zu ziehen.


Im Herbst 1981 verlobt sich Enne mit Franz. Sie kaufen gemeinsam eine Wohnung und renovieren diese. Sonderlich gut verläuft ihre Beziehung jedoch nicht und sie trennen sich schnell wieder. Enne verlässt den Kamp und zieht endgültig auf Berlin, um Schauspielerin zu werden. Sie hegt jedoch Schuldgefühle, da sie ihre jüngere Schwester zurücklässt. Enne verspricht Suse, dass sie zu ihr ziehen kann, sobald sie erwachsen ist.  

Ein wenig später fangen Suse und Eddy, ein Kollege von Franz, an, sich zu mögen. Sie verbringen viel Zeit miteinander. Eine Zukunft zwischen den beiden kann sich jedoch niemand vorstellen.

Da Christina nicht in den Osten ziehen kann, entscheidet sie sich dazu, in Bayern Lehramt zu studieren. Ihr gefällt es dort nicht. Jedoch trifft sie Toni, den alten Freund von Enne.


Da Enne keinen Erfolg in Berlin hat, zieht sie im Herbst 1987 wieder zurück ins Dorf. Suse und Eddy sind mittlerweile verlobt, was unverständlich ist für die ältere Schwester. Enne zieht zurück in die Wohnung mit Franz und erhält einen Job als Regisseurin.


Im Herbst 1989 verändert sich die politische Lage in und um Deutschland herum. Ungarn hat die Grenzen geöffnet und Suse will unbedingt verreisen. Jedoch hat Eddy Zweifel und geht zu Enne, um über seine Bedenken zu sprechen. Bei diesem Treffen haben die beiden einen One-Night-Stand. Dies verleitet Eddy dazu, spontan mit Suse zu verreisen und es ihr schliesslich zu beichten. Da sich viele Personen an der Grenze aufhalten, verliert sich das Paar und findet sich nicht wieder. Nach mehreren Tagen anstrengender Suche kehrt Eddy ohne Suse zurück.

In Deutschland gibt es immer mehr Proteste, auf welche der Mauerfall folgt. Lore, der Mutter von Enne und Suse, geht es schlecht. Die Ungewissheit, was mit der jüngeren Tochter geschah, schlägt auf ihr Gemüt.

Christina ist wieder zurückgezogen und wohnt bei ihrer Mutter. Sie arbeitet in einem Bücherladen namens «Geistzeit» und beschäftigt sich viel mit Esoterik. Christina und Magda reisen zum ersten Mal in den Osten seit dem Mauerfall.


Im Sommer 1990 kann Christina ihren Traum erfüllen und zieht in den Osten zu ihrer Familie. Sie kauft sich ein kleines, abgelegenes Haus und geniesst ihr Leben in vollen Zügen.


Wieder im Sommer 2019 zurück, entscheiden sich Enne und Eddy dazu, eine Trauerfeier für Suse abzuhalten um mit ihrem Verschwinden abschliessen zu können. Die Beiden reden darüber, dass ihr Leben seit Suses Verschwinden stillstand und sie das nicht mehr möchten.

Christina besucht Enne und Eddy am frühen Morgen und erzählt ihnen, dass sie sich sicher sei, dass es sich bei der unbekannten Nachbarin um Suse handelt. Daraufhin suchen sie die Nachbarin namens Ilse Pohl, finden sie jedoch nicht. Deshalb machen sie mit dem Plan weiter, eine Trauerfeier für Suse abzuhalten. Christina holt Magda ab, welche unter Demenz leidet, und Enne holt Hans, welcher in einem Sterbeheim wohnt. Lore ist seither leider verstorben.

Kurz vor der Zeremonie gibt es ein grosses Unwetter, wie in der Nacht in der Alma starb. Ein Blitz schlägt in ihr ehemaliges Haus ein, welches nun Ilse Pohl gehört. Das Haus brennt komplett nieder. In den Ruinen finden sie den alten Teddy von Suse.

Die Trauerfeier findet am nächsten Tag statt. Nach der Zeremonie sehen Enne, Eddy und Christina, wie Ilse Pohl das Dorf verlässt.

Enne Jendrich ist die ältere Schwester und somit eine der Hauptcharaktere. Sie wuchs gemeinsam mit ihrer Familie in der DDR auf, jedoch fühlte sie sich dort nie richtig wohl. Nach dem Verschwinden von Suse hatte sie jedoch das Gefühl, dass sie die Familie nicht auch noch verlassen kann, weshalb sie Widerwillen blieb. Im Sommer 2016 ist sie 60 Jahre alt und lebt zusammen mit Eddy in dem Haus, in welchem sie aufgewachsen ist. Die beiden sind gute Freunde und haben wegen dem Verlust von Suse eine starke Bindung miteinander.


Als junge Erwachsene wollte Enne Schauspielerin werden. Da ihre Eltern diesen Karrierewunsch nicht unterstützten, ist sie nach Berlin gezogen, um dort ihr Glück zu probieren. Zu dieser Zeit war sie mit Franz, dem damaligen besten Freund von Eddy, verlobt und sie besassen gemeinsam eine Wohnung. Jedoch endete diese Beziehung schnell wieder, da sie nicht die gleichen Ziele für die Zukunft hatten. Als Schauspielerin hatte sie nie grossen Erfolg, jedoch liess sie sich nie unterkriegen, da Enne eine sehr lebensfreudige Person ist und viel für ihre Träume riskierte, um diese zu erreichen. Weder Eltern noch Lehrpersonen unterstützen sie, weshalb Enne alles allein durchstehen musste. Schliesslich wird Enne Regisseurin und erstellt diverse Theaterstücke im Kamp.

Als Erwachsene will sie schliesslich diese Leidenschaft wieder aufleben lassen und Eddy unterstützt sie dabei.


Enne war als Kind immer eifersüchtig auf Suse, da diese mehr Aufmerksamkeit erhielt als sie selbst. Jedoch wird sie immer selbstbewusster und selbstständiger, desto älter sie wird. Als Erwachsene ist sie liebevoll und sorgt sich um die Personen in ihrem Umfeld, währenddessen sie auch ihre Träume und Ziele verfolgt. Jedoch hegt sie starke Schuldgefühle wegen dem Verschwinden von Suse. Als Art der Selbstbestrafung schläft sie jede Nacht im alten Kinderzimmer, dass die beiden Schwestern sich geteilt haben.

Suse ist die verschwundene Tochter der Familie Jendrich. Sie wuchs mit ihren Eltern und ihrer Schwester in der DDR auf. Als Kind war Suse oft krank und verbrachte deshalb auch viel Zeit im Krankenhaus. Auch sie scheint sich nicht wohlzufühlen in ihrem Haus, weshalb sie auch eher kalt und gefühllos mit ihrer Familie umgeht. Schon früh freundete sie sich jedoch mit Alma, der älteren Nachbarin, an. Da Almas Tochter früh starb, beschäftigt sich Suse viel mit dem Tod und durchgeht eine Goth-Phase. Dies gefällt der Familie nicht, da sie Alma nicht mögen und sich wünschen, dass Suse keine Zeit mit ihr verbringt. Als Alma schliesslich stirbt, normalisiert sich das Leben von Suse wieder ein wenig.


Im Herbst 1981 lernt sie schliesslich Eddy kennen und die beiden mögen sich sofort. Es geht nicht lange bis die beiden sich verloben und ihre Hochzeit planen. Im Jahr 1989 öffnen sich die Grenzen zu Ungarn und Suse will eine Reise machen. Eddy hat Zweifel, jedoch will er Suse diesen Gefallen machen und reist mit ihr Richtung Ungarn. An der Grenze verlieren sich die Beiden und seither ist Suse unauffindbar.


Was genau mit Suse passierte, bleibt ein Rätsel. Fast alle Menschen vom Kamp glauben, dass Suse in Ungarn starb und sich deshalb nie mehr meldete. Als jedoch im Sommer 2019 eine unbekannte Frau namens Ilse Pohl in Almas altes Haus zieht, glauben viele, dass es sich bei der mysteriösen Frau um Suse handelt. Diese Theorie wird allerdings nie bestätigt, da die Unbekannte schnell wieder geht.

Lore ist die Mutter von Enne und Suse. Für Lore war die Arbeit immer sehr wichtig und erledigte deshalb auch viel. Sie versteht sich nicht gut mit Magda und hat oft Streit mit ihren Töchtern. Trotzdem verkraftete sie das Verschwinden von Suse gar nicht gut und wurde schwer krank, was dann auch zu ihrem Tod führte.

Hans ist der Vater von Enne und Suse, der Bruder von Magda und ist verheiratet mit Lore. Hans verbringt seine Zeit gerne mit fischen. Er verbrachte viel Zeit in einem russischen Gefangenenlager, jedoch redet er nicht gerne darüber, da dies auch sehr traumatisch für ihn war. Deshalb hat er auch starke politische Einstellungen, welche Enne jedoch nicht teilt, weswegen es oft Diskussionen gibt.

Als alter Mann lebt Hans in einem Sterbeheim, da er wegen seinem Alter nicht mehr allein leben kann. Enne besucht ihn oft, da er sonst niemanden mehr hat.

Christina Jendrich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christina Jendrich ist die Cousine von Enne und Suse und die Tochter von Magda, welche im Westen Deutschlands leben. Sie reisen jährlich zu ihrer Familie in den Osten. Da es Christina dort sehr gefällt, war es schon immer ein Traum für sie dort zu leben. Sie fühlte sich nie wohl in der grauen Stadt, wie sie ihr Zuhause immer nannte.


Christina studierte in Bayern und wollte wegen dem Wunsch ihrer Mutter Deutschlehrerin werden. Dieser Studiengang bereitet ihr jedoch keine Freude und Christina macht dies hauptsächlich, um ihrer Mutter zu entfliehen. Schliesslich bricht sie ihr Studium ab und zieht zurück zu Magda. Dort arbeitet sie in einem Buchladen namens «Geistzeiten». In diesem Laden gibt es viel über Esoterik und dort beginnt ihre Leidenschaft für dieses Thema.


Als sie im Herbst 1989 Suse verschwand, ging Christina schnellstmöglich auf die Insel, um die Familie zu unterstützen. Sie zieht 1990 auf den Kamp und lebt dort als Esoterikerin. Vom restlichen Dorf wird sie als «Verrückte» angesehen.


Christina ist eng mit Enne befreundet und die Beiden verbringen viel Zeit zusammen. Christina ist davon überzeugt, dass es sich bei Ilse Pohl um die verschwundene Suse handelt. Beweisen kann sie diese Theorie jedoch nicht.

Magda ist die Schwester von Hans Jendrich und die alleinerziehende Mutter von Christina. Sie lebt im Westen und hat diverse Geldprobleme, da sie in einer schlechtzahlenden Wäscherei arbeitet.

Magda ist im Gegensatz zur restlichen Familie eher laut und frech, was für viele ein Problem darstellt. Das hindert die selbstbewusste Frau jedoch nicht daran, allen Menschen ihre Meinung zu erzählen. Deshalb gibt es jedoch auch oft Streit, vor allem mit ihrer Tochter Christina.

Magda erkrankt früh an Demenz und wohnt in einem betreuten Heim.

Eddy lebte schon sein ganzes Leben lang auf dem Kamp. Er repariert gerne antike Gegenstände. Früher spielte er oft Musik, jedoch hörte er damit auf als Suse in Ungarn verschwand.

Vor allem ist er jedoch als Verlobter von Suse bekannt. Die Beiden haben sich durch Franz und Enne kennengelernt und verlieben sich sofort. Enne und Eddy verstanden sich schon immer gut. Nach Suses Verschwinden wohnen sie deshalb gemeinsam im Elternhaus, um über den Vorfall hinweg zu kommen. Schnell entwickelt sich zwischen ihnen mehr als nur eine Freundschaft, mehr wird jedoch nie daraus.

Bei Ilse Pohl handelt es sich um die neue, mysteriöse Frau im Dorf, welche im Sommer 2019 in Almas altes Haus zog. Es hat sie noch niemand gesehen.

Im Dorf vermutet man, dass es sich bei Ilse um Suse handelt. Jedoch bleibt dies eine Theorie, da die Frau nach der Trauerfeier von Suse wieder wegzieht.

Beinahe alle Charaktere im Buch haben Probleme damit, ihre Heimat zu finden. Dies kann gut daran liegen, dass die Geschichte vor dem Mauerfall spielt und zu dieser Zeit viele Menschen Probleme damit hatten, sich in ihrer Heimat wohlzufühlen.

Die drei Cousinen fühlen sich bei ihnen zuhause nie wohl. Christina träumt immer davon, im Osten zu wohnen, währenddessen die beiden Schwestern nur von dort wegwollen. Als Enne in Berlin wohnt, fühlt sie sich jedoch immer noch nicht wohl, da sie nicht mit den Personen ist, die sie liebt. Als Christina in Bayern wohnt, fühlt sie sich so unwohl, dass sie beinahe sofort wieder zurück zu ihrer Mutter zieht. Als sie schliesslich in den Kamp zieht, findet sie endlich ihre Heimat, in der sie sich komplett zuhause fühlt. Ob sich Suse in Ungarn wohl fühlte, erfährt man nicht, jedoch ist klar, dass ihre Heimat nicht bei ihrer Familie ist.

Schlussendlich realisiert man jedoch, dass jede Person irgendwann eine Heimat finden wird. Bei gewissen Charakteren war diese Heimat ein Ort, bei anderen war es eine Person.

Der Roman ist in einer modernen und gut verständlichen Sprache geschrieben. Da die Geschichte aus der Dritt Person Perspektive geschrieben ist, erfährt man die Lebensweise von verschiedenen Charakteren und man hat eine vielfältigere Leseerfahrung. Es wird mehr mit Beschreibungen gearbeitet als mit Dialogen, was die Gefühle der Charaktere und die Atmosphäre noch besser darstellt. Mit den Rückblicken wird eine lange Zeitspanne in kurz zusammengefassten Teilen wiedergegeben.

Insgesamt ist die Geschichte gut verständlich und Helga Bürster kreierte mit ihren Worten immer die richtige Atmosphäre.

Titel und Cover

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine andere Zeit, was könnte das bedeuten? Diese Frage stellt man sich im Zusammenhang mit dem Buch schnell. Möglich ist, dass mit der anderen Zeit das Leben von Enne nach Suses Verschwinden gemeint ist.

Ein großer Teil des Buches handelt von Ennes persönlicher Entwicklung. Bevor Suse verschwand, hatte die ältere Schwester viele Probleme mit der jüngeren Schwester. Enne hatte Probleme damit, dass Suse durch ihre Krankheiten und ihr depressives Verhalten manchmal mehr Aufmerksamkeit bekam als sie. Als Suse anfing, sich zu verändern, veränderte sich auch Enne, denn sie wollte ein besserer Mensch werden und tat alles, was sie konnte, um dies zu erreichen. Sie erkannte sie, was die richtige Mischung aus egoistisch und selbstlos ist. Vor Suses Verschwinden war Enne sehr egoistisch und egozentrisch, wobei nach sie nach dem Verschwinden selbstlos und liebevoll wurde.

Eine andere Richtung, aus der sich das ganze betrachten lässt, ist, dass die anderen Zeiten die Selbstfindung von Enne und Eddy vor und nach der Trauerfeier beschreiben. Das Buch spielt im Jahr 2019 und es dreht sich sehr viel um die Bestattung von Suse, welche nach all dieser Zeit durchgeführt werden soll. In der Zeit vor der Trauerfeier gehen Enne und Eddy noch einmal sehr viele gemeinsame Erinnerungen durch und wir erfahren, was genau passiert ist mit Suse. Sich an die guten und die schlechten Zeiten erinnern können, um endlich die Kraft zu haben mit ihr abzuschliessen gehört zum Selbstfindungsprozess der Beiden. Auch wenn es eine harte Zeit war, gab es trotzdem sehr viele gute Zeiten und es gilt diesen genau so viel Aufmerksamkeit zu geben wie den Schlechten. Nachdem Enne und Eddy über die vergangenen Zeiten gesprochen haben und eine Trauerfeier organisieren konnten, startet eine andere Zeit für die Beiden.  

Das Cover, welches aus 3 Pflaumen an einem Strauch besteht, lässt sehr viel Interpretationsfreiheit. Als Ilse Pohl neu einzieht, bringt ihr Enne ein Glas Pflaumenmus, um sich vorzustellen. Das Glas ist am nächsten Morgen weg. Die Pflaumen kommen jedoch auch in früheren Zeiten vor, da Lore den jungen Mädchen oft Pflaumenmus machte, da sie dieses Mus mochten.

Enne und Suse im Vergleich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schwestern stehen während des ganzen Romans in ständigem Vergleich. Schon als junge Mädchen entsteht eine Art Konkurrenzkampf zwischen Enne und Suse. Enne fühlt sich oft vergessen und wünscht sich, dass sie öfter im Mittelpunkt stehen würde. Als Suse krank wird, bekommt sie der alte Teddybär von Enne und obwohl diese das Plüschtier nicht mehr will, will sie auch nicht, dass Suse ihn bekommt. Diese Eifersucht ist während des ganzen Romanes ein grosses Thema, auch als Suse sich verlobt. Enne kann nicht glauben, dass ihre kleine Schwester vor ihr ihre grosse Liebe gefunden hat. Dies führt wahrscheinlich auch dazu, dass Enne einen One-Night-Stand mit Eddy hat und ihre Schwester hintergeht.

Oft wird auch erwähnt, dass Suse eher ruhiger als Enne ist, was sich aber in der Pubertät ändert. Als Suse ihre Goth-Phase durchlebt, beginnt sie zum ersten Mal, sich den Regeln der Eltern zu widersetzen. In dieser Zeit wird auch deutlich, dass nicht nur Enne, sondern auch Suse von zu Hause ausziehen will. Doch niemand scheint es zu merken, da immer nur Enne von ihren Zielen in Berlin spricht. Deshalb sind auch alle geschockt, als Suse die Schwester ist, die verschwindet. Aber es scheint logisch, denn auch Suse will weg aus dem Kamp. Dieser gemeinsame Wunsch nach einer neuen Heimat verbindet die Schwestern und lässt sie zusammenwachsen.

Eine Gemeinsamkeit der Beiden ist, dass sie sehr fürsorglich sind. Enne passt schon als junges Mädchen oft auf ihre kleine Schwester auf und auch Suse geht sehr fürsorglich mit der älteren Alma um. Als Suse schließlich verschwindet, bleibt Enne trotz ihrer eigenen Träume bei ihrer Familie, um ihr in dieser schweren Zeit beizustehen. Diese Fürsorglichkeit zeigt, dass die Mädchen trotz manchen Problemen viele gute Werte besitzen.

Ende des Buches

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ende des Buches lässt viel Interpretationsspielraum und es ist nicht klar, ob die unbekannte Ilse Pohl wirklich Suse war oder nicht. Vieles spricht dafür, aber auch vieles dagegen.

Ein Beweis dafür, dass Ilse Pohl nicht Suse war, ist, dass Ilse Pohl nie versuchte, eine Beziehung mit ihrer alten Familie zu bilden. Während der kurzen Zeit in der sie dort wohnte, interagierte Ilse mit niemandem aus dem Dorf. Jedoch nahm Ilse Pohl das Pflaumenmus aus dem Korb, das Enne ihr hinstellte, was wiederum darauf hinweist, dass es sich bei der Unbekannten um Suse handelt.

Schlussendlich scheint es jedoch so, als ob Ilse Pohl einfach nur eine neue Bewohnerin im Dorf war und es sich hierbei nicht um Suse Jendrich handelte. Es ist gut möglich, dass die Charaktere, die davon überzeugt waren, dass es Suse war, noch nicht mit ihrem Verschwinden abgeschlossen haben und somit eine Ausrede suchten, um der Wahrheit nicht ins Gesicht blicken zu müssen. Enne und Eddy versuchen, mit dem Verschwinden von Suse abzuschliessen und während den Vorbereitungen der Trauerfeier, sehen sie immer wieder Zeichen der Unbekannten. Dies führt sie dazu, dass sie Zweifel an der Bestattung haben, insbesondere als das alte Haus von Alma abbrennt. Allerdings entscheiden sie sich trotzdem dazu, die Trauerfeier durchzuführen, da sie sich bereit dazu fühlen, mit Suse abzuschliessen. Nach der Bestattung sehen Eddy, Enne und Christina, wie Ilse Pohl das Dorf verlässt. Jedoch verfolgt sie niemand, wie sie es sonst immer versucht haben, sondern schauen ihr nur zu. Dies beweist wieder, dass sie nun nach der Trauerfeier mit Suses Verschwinden abgeschlossen haben und ihr Leben weiterführen können.

Denn falls es sich bei Ilse Pohl wirklich um Suse Jendrich handelte, wieso würde sie zurückkommen nach 30 Jahren, um dann mit niemandem aus dem Dorf zu sprechen und ohne ein Wort wieder zu gehen? Und wieso hätte sie sich die ganzen Jahre nie bei ihrer Familie gemeldet?

Über das Ende des Romans kann nur spekuliert werden, da dieses ziemlich offenbleibt. Dies wurde von Helga Bürster jedoch auch mit Absicht gemacht, damit die Leser*innen viel Spielraum für eigene Interpretationen haben können. Das offene Ende spiegelt auch das Hauptmotiv des Buches wider. Nach der Trauerfeier haben Enne, Eddy und Christina ihre Heimat und ihre innere Ruhe wiedergefunden.

Das Ende ist definitiv ein interessanter Aspekt des Buches und kann von allen Leser*innen unterschiedlich interpretiert werden.

Eine andere Zeit beinhaltet eine emotionale Familiengeschichte, die immer wieder zwischen verschiedenen Zeiten wechselt, und so die Entwicklung der Familie Jendrich darstellt. Diese Rückblicke ermöglichen uns Leser*innen, die Charaktere in verschiedenen Lebensphasen kennen zu lernen und ihre Entwicklungen zu beobachten.

Der Anfang des Buches, welcher sich um den 30. Jahrestag von Suses Verschwinden handelt, bildet eine stark bindende emotionale Grundlage. Die Verschmelzung persönlicher und historischer Ereignisse, darunter der Mauerfall, verleiht dem Werk eine zusätzliche, bedeutungsvolle Ebene. Diese historischen Ereignisse werden von Helga Bürster so verwendet, dass die gut ausgearbeiteten Charaktere, welche alle ihre eigenen Träume und Herausforderungen besitzen, eine neue Vielschichtigkeit erhalten.

«Helga Bürster hat einen geheimnisvollen und spannenden Familienroman geschrieben, der das Leben in dem hintersten Winkel der DDR beschreibt.»[2] ("egotrip")

Der Roman erhielt in der Literaturwelt soweit nur positive Rezensionen. Die berührende Geschichte über Verluste und Heimat und die diversen Charaktere, insbesondere die starken Frauen, werden allgemein mit Faszination entgegengenommen.

«Eine andere Zeit ist ein stiller, berührender Roman über Verluste, über das Weggehen und Wiederkommen.» ("NDR")[3]

Ein Kritikpunkt ist, dass der Roman vorausschaubar ist und keine Überraschungen beinhaltet. Helga Bürster konnte während des ganzen Buches keinen Spannungsbogen kreieren. Dies ist zwar enttäuschend, jedoch passt es auf eine gewisse Weise zur Geschichte, da nur Rückblicke erzählt werden und man die Zukunft schon weiss.

Zudem kann das Buch durch die verschiedenen Rückblenden an vielen Stellen sehr komplex werden. Dies könnte dazu führen, dass es für manche Leser*innen schwierig ist, die Verbindungen zwischen den verschiedenen Ereignissen und Charakteren nachzuvollziehen.

Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass das Buch eine gute Mischung aus Historik, Emotionen und Einblicken in die Lebensrealität einer Familie nach dem Zweiten Weltkrieg über 3 Jahrzehnte hinweg bietet.

«Ein wunderbares Buch, das zum Nachdenken anregt und das ich sehr gern weiterempfehle.» (Leser*in auf Orell Füssli) [4]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[1] Mauerfall (1989): Chronologie, Verlauf, Folgen | StudySmarter

[2] https://www.egotrip.de/2022/04/helga-buerster-eine-andere-zei

[3]Buch des Monats April: "Eine andere Zeit" von Helga Bürster | NDR.de - Kultur - Buch - Buch des Monats

[4] 'Eine andere Zeit' von 'Helga Bürster' - Buch - '978-3-458-68265-3' (orellfuessli.ch)