Benutzer:Leo Allmann/Menschenmenge/Ernst Leichter

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Ernst Leichter (* 3.7.1951) [ein freimütiger Brieffreund]

Bausteine

  • Kontemplativ statt aktiv / Was Leichter angeht, hat er in seinem Berufsleben zumindest nie Karriere-Ambitionen gehabt, die ihn im Fall einer Familiengründung gewiss weniger kalt gelassen hätten. Doch so konnte er als Single eine ruhigere 'professionelle' Kugel schieben und seine jobfreie Zeit an 'materiellen Notwendigkeiten' vorbei weitgehend kontemplativ gestalten, ungefähr à la Schopenhauer: "Das Leben ist eine missliche Sache; ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken." Wobei Leichter nicht nur das "Missliche" in den Sinn kam und kommt, sondern die breite Palette des Erforsch- und großenteils Bewunderbaren in Welt und Menschheit; so dass bei ihm ein solch eigensinniger Hedonismus angetan ist, dem Pessimismus des soeben zitierten Denkers wohltuend oft auszuweichen. Außerdem hat es sich zu fast keiner Zeit ergeben, in einem politischen Aktivismus aufzugehen – und er macht sich kein Gewissen daraus. / (5.5.20)
  • mea maxima culpa / Der nicht überwundene Kinder-Irrglaube, ein Sünder zu sein, bremste Leichters Jugend aus. So verfiel er der Philosophie und dem Lesen (vor allem Sammeln) von Büchern. / (28.5.20)

Lebensjahre

  • Mit 10: Zeitalter der Schreibmaschine. An Weihnachten 1961 erwartet ihn ein Gerätekoffer unter dem Christbaum. Was für ein Augenblick! Haben die Eltern so gut erraten, was der innigste Wunsch ihres Ältesten ist? Freudigsten Schritts geht er auf diese Bescherung zu, öffnet den Verschluss, und es ist ... ein Schifferklavier. Na, sowas! Das ist allerdings nicht die Erfüllung seines Herzenswunsches. Ernst hat gewiss auch einige Musik im Blut, besonders ein Rhythmusgefühl, das er Eltern, Schwesterchen, Großeltern und Nachbarn beim seitlichen Schlagen auf den Boden einer Mörtelbütte deutlich zu Gehör zu bringen pflegt. Ein Schlagzeugset wäre der natürliche Nachfolger des Maurerzubehörs gewesen – aber eine Ziehharmonika? Bestimmt viel mehr als ihm gefallen Papa und Mama Töne aus diesem Instrument, wenn's um Musik zu tun ist. Matrosen und Egerländer sind ihnen diesbezüglich ein Ohrenschmaus. Ihrem Jungen aber vergeht die Freude, weil es ... keine Schreibmaschine ist. Er wird sich noch etliche Jahre zu gedulden haben, bis Gelegenheit sein wird, ein solches 'Instrument' zu 'spielen', und dann schon sehr bald in Verbindung mit einem Vervielfältiger; denn er wird maschinenschriftlich auch ausgiebig (damals über die Fußball-Bundesliga) kommunizieren wollen. Über ein halbes Jahrhundert danach wird dann ein handlicher Computer für ihn das einschlägige Werkzeug sein, den Kindertraum noch weit übertreffend. Nicht weil das "Notebook" eine Universalmaschine ist, sondern weil Ernst Leichter sich dank ihm auf einfach phantastische Weise schriftlich betätigen und mitteilen können wird. Dann erst wird für ihn das Zeitalter der Schreib-Maschine wirklich angebrochen sein – der jetzigen Enttäuschung wird er kaum noch nachtrauern. (1.7.20)
  • Mit 11: Faible für Enzyklopädien. Leichter, der sich in seinen spätsechziger Jahren als 'philosophischer Enzyklopädist' oder auch 'enzyklopädischer Vagabund' verstehen wird, kommt erstmals an Weihnachten 1962 mit einer Enzyklopädie in Berührung, als die Patentante dem 11-Jährigen das ein Jahr zuvor erschienene "Knaurs Lexikon in einem Band" schenkt. Es ist durchaus kein altersgemäßes Buch für den Realschulanfänger, doch tut es offenbar seine Wirkung auf den weiter keimenden Wissensdurst, der erst nach der Mittleren Reife – im Mondlandungs-Hype – stärker zutage treten wird. Der Zwanzigjährige wird folgerichtig über seinen als Kleinstadtbuchhändler tätigen Onkel die 25 Bände von "Meyers Enzyklädischem Lexikon" subskribieren und als Bonus vorab eine 8-bändige Lexikonausgabe aus dem demselben Verlag erwerben. Das war also in den 1970er Jahren. Erst drei Jahrzehnte später soll aus dem Allgemeinwissenskonsumenten ein kooperierender Enzyklopädist werden, indem Leichter die noch in den Kinderschuhen steckende deutsche Wikipedia für sich entdecken und an der er sich unter einem Pseudonym mit Eigenbeiträgen beteiligen wird, bis ihm die von Experten durchsetzte 'Schwarmintelligenz' über den unspezialisierten Kopf wachsen und er fast nur noch als Lesender die Riesenausmaße annehmende Online-Enzyklopädie benutzen wird, dies allerdings nahezu täglich (1.7.20)
  • Mit 15: Frage aller Fragen. Eines Tages tritt sein Deutschlehrer in die Klasse und fragt, statt zu grüßen, unvermittelt: "Was ist die Welt?" Die Obertertianer sind alle zu verblüfft, um dazu etwas zu sagen. Der Lehrer wiederholt nur: "Was ist die Welt?" Die daraufhin gegebenen Antworten sind lauter Allerweltsantworten im Unterschied zu jener, die der Fragende im Schilde führt; denn er lässt schließlich im Lesebuch "Der Schatzgräber", das Leichter heute noch besitzt, die Seite 213 aufschlagen. Dort findet sich seine Frage wieder – und die dichterische Antwort obendrein. Ernst ist noch nicht so weit, eine solche Frage philosophisch zu verstehen, als Frage aller Fragen. Aber sein sympathischster Deutschlehrer stimmt ihn mit diesem ungewöhnlichen Unterrichtsbeginn wohl unterschwellig darauf ein. (5.7.20)
  • Mit 68: Welch ein Absturz! Als er zu Weihnachten bei einem Verwandtenbesuch erzählt, auf den Geschmack von Goudakäse gekommen zu sein, ist seine Aussprache "Guhda" statt "Gauda". Er hat für diese Käsesorte tatsächlich, trotz seines so weit fortgeschrittenen Alters, die holländische Aussprache noch nicht auf dem Schirm und obendrein bis zu diesem Augenblick des Kaffeekränzchens gewähnt, der Gebildetste in der Runde zu sein. Seine Nichte korrigiert ihn verwundert. (22.6.20') / Beruf und Berufung. Das Beste an seiner Berufstätigkeit sieht Leichter in dem spät genug auf sie folgenden Ruhestand; denn der gewähre ihm die schönste Zeit seines Lebens: ohne gleichzeitiges Geldverdienenmüssen noch jahrelang seiner hedonistischen Berufung zu folgen, die im (ver)sammelnden Hochgenuss an Hervorbringungen von Kunst und Natur bestehe. (19.6.20) / Vater und Mutter. Im Traum sieht er seinen Vater jemandem dadurch erste Hilfe leisten, dass er ihm nach einem Rundumschnitt die Schädeldecke abnimmt. Gefragt, ob er wisse, was er da tue, ist die Antwort, das habe er so schon viele Male gesehen. Seine Mutter versucht er geduldig von der Fragilität jedes Gesprächs zu überzeugen, wie gut es auch immer gemeint sei. (15.6.20)
  • Mit 69: Dieselbe schon wieder? Manche Fliegen kommen ihm in seiner Wohnung derart vereinzelt vor Augen, dass er beinahe glaubt, es handelte sich um dieselben, selbst wenn er sie das vorige Mal getötet hat. (29.7.20)

Literatur

  • PANGENIE. Weise der Vergangenheit [Kant, Schiller, Goethe, Hegel, Darwin, Marx, Nietzsche] über unsere Gegenwart. Eine Dialogfolge (Ernst Leichter 2020 ff.)
  • Personen im Stande ihrer kommenden Rekonstruierbarkeit. Theologische und technische Perspektiven (Ernst Leichter 2021)
  • Autokosmographie. Die natürliche Evolution bis zum Entstehen und Vergehen meines Lebens (Ernst Leichter 2021)
  • Enzyklopädie der Wissenschaften im Grundriss. Das naturalistische Gegenstück zu Hegels idealistischer Komposition (Ernst Leichter 2021)
  • Weisheit der Forschung [im Anschluss an Poppers "Logik der Forschung"]. Philosophie als Inbegriff aller fortschreitenden Wissenschaften (Ernst Leichter 2021)
  • Partei der Philosophen. Mit einem Ranking der bedeutendsten Denker (Ernst Leichter 2021)
  • Wie was im NS-Staat alles zusammenkam: Historizismus, Nationalismus, Industrialismus, Rassismus und Hitler (Ernst Leichter 2021)