Benutzer:Lektorat Cogito/Auszeichnung des Satzzeichens nach ausgezeichnetem Textteil

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Bei der typographischen Frage zur Auszeichnung des Satzzeichens nach ausgezeichnetem Satzteil konkurrieren zwei Prinzipien miteinander: ein inhaltlich-logisches und ein optisch-ästhetisches.

Inhaltlich-logisch gehört das Satzzeichen am Ende des ausgezeichneten Satzteils praktisch nie zu diesem. Basierend auf dieser Tatsache, wäre es naheliegend, es in der Grundschriftart zu setzen.

Ästhetisch-optisch ist es jedoch unbefriedigend, Buchstabe und Satzzeichen (oder Klammer) nebeneinander gemischt zu setzen, besonders wenn die beiden Zeichen Oberlänge haben. Basierend darauf, setzt man das Satzzeichen nach ausgezeichnetem Satzteil eher in der Auszeichnungsschrift.

DIN 5008, die Norm für Schreib- und Gestaltungsregeln in der Text- und Informationsverarbeitung, folgt dem inhaltlich-logischen Prinzip:

Beachten Sie bei Hervorhebungen, dass die Satzzeichen innerhalb der Hervorhebung mit einbezogen werden. Satzzeichen am Ende einer Hervorhebung jedoch nur dann, wenn sie inhaltlich zum hervorgehobenen Text gehören.[1]
Satzzeichen innerhalb einer Hervorhebung sind zu formatieren. Satzzeichen am Ende einer Hervorhebung sind nur dann zu formatieren, wenn sie inhaltlich zum hervorgehobenen Teil gehören.[2]

Auch der ostdeutsche Duden vertrat dieses Prinzip bei einzelnen Wörtern oder Zahlen (mit Ausnahme des Schlusspunktes):

Vorschriften für den Schriftsatz, 5. Typographisch-technische Besonderheiten
5.2.1: Wird in einem Satz ein einzelnes Wort oder eine einzelne Zahl ausgezeichnet (halbfett, fett, kursiv usw.), so gehört das Satzzeichen (Punkt, Komma, Semikolon, Doppelpunkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen, Gedankenstrich, Anführungszeichen, Klammern) zum Grundtext und wird nicht ausgezeichnet.
5.2.2: Stehen die ausgezeichneten Wörter […] am Ende des Satzes, so ist aus optischen Gründen auch der Schlusspunkt aus der Auszeichnungsschrift zu setzen.

Der West-Duden hingegen wählte schon damals (seit 1980/18) das optisch-ästhetische Prinzip, allerdings aufgeweicht durch die Einschränkung «in der Regel»:

Richtlinien für den Schriftsatz, Schriftauszeichnung, c) Satzzeichen
Die Satzzeichen – auch am Ende eines ausgezeichneten Textteils – werden in der Regel in der Auszeichnungsschrift gesetzt.[3][4]

Die Einschränkung «in der Regel» wurde 1996/21 («Ausnahmen aus ästhetischen Gründen sind möglich») und weiter 2004/23 («Ausnahmen, z. B. aus ästhetischen oder inhaltlichen Gründen sind möglich) präzisiert.

Im Falle von Klammern weicht Duden[5] jedoch vom optisch-ästhetischen Prinzip ab und argumentiert dort inhaltlich-logisch. Nur wenn der ganze eingeklammerte Text ausgezeichnet ist, sollen auch die Klammern ausgezeichnet gesetzt werden, bei Text in gemischter Schriftart beide Klammern gerade. Und bei einem ganzen ausgezeichneten Text in Klammern könne das nachfolgende Satzzeichen kursiv oder gerade gesetzt werden. In beiden Fällen kann es zu optisch unschönen Zusammentreffen von kursiv/gerade kommen:

  • (das ist der Chef).
  • meinten Sie damit die Aida (Oper)?

Seit der 28. Auflage (2020) weist Duden auf seine Differenz mit DIN 5008 in Schriftauszeichnung (2. Satzzeichen und Klammern, S. 131) hin:

DIN 5008 sieht vor, Satzzeichen am Ende einer Auszeichnung nur dann in der Auszeichnungsschrift zu setzen, wenn sie inhaltlich zum ausgezeichneten Textteil gehören.

Es ist unbestreitbar, dass es optisch-ästhetisch unbefriediegend ist, die Satzzeichen nach einer Auszeichnung gerade zu setzen. Bei Punkt und Komma spielt es optisch zwar kaum eine Rolle (ausser bei halbfetter Auszeichnung),[6] aber schon bei Semikolon und Doppelpunkt ist der Mix hässlich und erst recht bei Klammern und bei Satzzeichen mit Oberlänge wie Ausrufe- und Fragezeichen. Diese können sich zudem mit dem letzten Buchstaben des ausgezeichneten Satzteils, falls er ebenfalls Oberlänge hat, überlagern (was im früheren Bleisatz auch ein technisches Problem darstellte), z. B.: Ist das der Chef?, nicht: Chef? (noch ausgeprägter in der Frakturschrift).

Dem optisch-ästhetischen Prinzip ist daher der Vorzug zu geben und das Satzzeichen in der Auszeichnungsschrift zu setzen (Ausnahme Komma und Punkt nach kursiv ausgezeichnetem Satzteil in Quellcodes, siehe nachstehend).

Sonderfälle Komma und Punkt

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Satzzeichen am Ende eines ausgezeichneten Textteils in die Auszeichnung zu setzen widerspricht der Logik (siehe DIN 5008). Dies wird aber aus optisch-ästhetischen Gründen «in der Regel» in Kauf genommen (siehe West-Duden).

Es stellt sich die Frage, ob die Logik auch dort verletzt werden soll – zugunsten einer durchgehenden, ausnahmefreien Regel –, wo es kaum ein optisch-ästhetisches Problem gibt, nämlich bei Komma und Punkt nach kursiv ausgezeichnetem Satzteil. Für den Leser eines Artikels ist es unerheblich, ob bei kursiver Auszeichnung das folgende Komma oder der Satzschlusspunkt kursiv oder gerade gesetzt ist, der Unterschied ist kaum je sichtbar (mögliche Ausnahme: wenn die Zeichen nicht in der gleichen Schriftart sind, wird in den meisten Programmen nicht unterschnitten, das kann beim Zusammentreffen von z. B. r, hässlich aussehen).[6]

Es ist offensichtlich, dass v. a. die Bearbeiter von Quellcodes wie HTML oder TeX in diesem Fall dem inhaltlich-logischen Prinzip den Vorzug geben, auch wenn bei den anderen Satzzeichen dem optisch-ästhetischen Prinzip gefolgt wird und damit die beiden Prinzipien gemischt angewendet werden. (Gemischt angewendet werden die beiden Prinzipien auch, wenn man Duden im Falle der Klammern folgt.)

Im Falle von Komma und Punkt nach kursiv ausgezeichnetem Satzteil ist deshalb zu empfehlen – als Ausnahme von der Grundregel nach Duden aus inhaltlichen Gründen –, sie ausserhalb der Auszeichnung zu setzen.

Auch die überwältigende Mehrheit der Bearbeiter des Quellcodes von Wikipedia, die die Richtlinie von Duden übernimmt,[7] gibt bei Komma und Punkt nach kursiv ausgezeichnetem Satzteil dem inhaltlich-logischen Prinzip den Vorzug. Das zeigt sich bei einer raschen Prüfung von Artikeln. In den ersten rund 50 Beispielen, die in der Suche erscheinen, gibt es nur gerade drei Beispiele mit kursivem Komma (Jena | Mülheim an der Ruhr | Ameisen = 6 %). Alle übrigen setzen das Komma ausserhalb der Auszeichnung, also gerade:

Albtraum | Dienstgrade der Streitkräfte der Vereinigten Staaten | Daniel Craig | Tetanus | Turmbau zu Babel | Angela Merkel | Nintendo | Eismitte | VW Golf VII | Alchemie | Dänische Küche | 1971 | Leetspeak | Ornithologie | Nuklearkatastrophe von Tschernobyl | Amazon | Ducati | Over the Rainbow | Marokko | Progerie | Karl | BMW M2 | Darmstädter Echo | Alcatraz | Michael Schanze | Transgender | Brownsche Bewegung | Hameln | Calcio Padova | Smartphone | Webbrowser | Internationale Filmfestspiele Berlin 2015 | Herbst | nichtsteroidales Antirheumatikum | Biomembran | Gliazelle | Gmail | Galle | quadratische Gleichung | Snooker | Schwarze Reichswehr | Mannheim | Edeka | Echter Koriander | Le Creuset | kategorischer Imperativ | Sukkulente

Selbst in Artikeln, die die Typographie betreffen, wird das Komma gerade gesetzt:
Fragezeichen | Kursivschrift | Ausrufezeichen | Satzzeichen | Doppelpunkt | Komma

Und auch in Wikipedia-eigenen Artikeln:
Wikipedia:Grundprinzipien | Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist | Wikipedia:Neutraler Standpunkt | Wikipedia:Keine Theoriefindung | Wikipedia:Artikel über lebende Personen (ausser im Artikel, der die [unvollständige] Regel enthält: Wikipedia:Typografie)

Und offensichtlich auch bei den exzellenten Artikeln:
Ringelfüßige Röhrenspinne | Volk | Andromedagalaxie | Europäische Schwarze Witwe

Beim Satzschlusspunkt ist der Befund noch eindeutiger. Schlusspunkte innerhalb eines ausgezeichneten Teils des Satzes am Satzende sind kaum zu finden bzw. werden umgehend von Korrektoren korrigiert. Hier setzen sogar Verfechter des optisch-ästhetischen Prinzips beim kursiven Komma wie dieser Benutzer den Punkt ausserhalb der Auszeichnung:

Jacques M. Bächtold | Emil Balmer | Oskar Bandle | Aristide Baragiola | Heinrich Baumgartner

  1. siehe Welche Hervorhebungen ergeben laut DIN 5008 Sinn und welche nicht? In: din-5008-richtlinien.de
  2. Karl Wilhelm Henke: Die neue DIN 5008, verständlich erklärt und kommentiert. Westermann, Köln 2020, S. 29
  3. ebenso Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie. Hermann Schmidt, Mainz 2004, S. 262: «Komma und Punkt, die auf ein kursives Wort folgen, sind gemäß der Schriftsetzerregel kursiv. Auch wenn danach gerade Schrift kommt.» Entsprechend auch Doppelpunkt, Semikolon, Frage- und Ausrufezeichen. Allerdings räumen die Autoren ein: «Das Sprachgefühl mancher Autoren und Typografen verlangt geradestehende Interpunktion am Ende einer kursiven Passage. Dann muß aber von Hand spationiert werden.» Das gleiche gilt für halbfette Auszeichnung (S. 272/274).
  4. ebenso Ralf Turtschi: Zeichen setzen! Eigenverlag, Thalwil 2017, S. 133: «Was passiert mit einem Satzschlusszeichen oder einem Hilfszeichen, das auf ein ausgezeichnetes Wort folgt? Es nimmt die Auszeichnung des vorangegangenen Wortes oder Zeichens an.»
  5. ebenso Georg Gubler: So ist’s richtig! 5. Auflage, Zürich 1978, S. 53; Roger Chatelain: Guide du typographe romand. 5. Auflage, Lausanne 1993, S. 79
  6. a b Forssman/de Jong weisen jedoch darauf hin, dass Unterschiede in gewissen Fällen zu sehen sind: «Zum einen gibt es durchaus Unterschiede in der Zeichnung. Und vor allem greift das Kerning (Unterschneidung) in den meisten Programmen bei Schriftwechsel nicht.» In: Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie. Hermann Schmidt, Mainz 2004, S. 262.
  7. siehe Wikipedia:Typografie#Schriftauszeichnung11 in den Wikipedia-Richtlinien