Benutzer:Kyalami/Leithaprodersdorf-Gruppe

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Leithaprodersdorf-Gruppe
Zeitalter: Bronzezeit - Frühe Bronzezeit
Absolut: 2300 v. Chr. - 2000 v. Chr.

Relativ: A1

Ausdehnung
Norden: Donau
Süden: südliches Burgenland / Siegendorf
Westen: Wienerwald
Osten: Leithagebirge
Leitformen

"Trausdorfer Tasse" ; "Leithaprodersdorfer Tasse"

Die Leithaprodersdorf-(Kultur-)Gruppe ist eine frühbronzezeitliche Kultur, die aus der Glockenbecher-Kultur hervorgegangen ist.[1] In weiterer Folge wird diese Kulturgruppe durch die Wieselburger Kultur abgelöst.[2]

Verbreitungsgebiet und Siedlungstypen

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Als wohl westlichstes Siedlungsgebiet (und Höhensiedlung) der Leithaprodersdorf-Gruppe ist der Jennyberg bei Mödling in Niederösterreich anzusehen. Funde von Keramik, die für diese Kulturgruppe als typisch anzusehen ist, und Spuren von Hüttenlehm zeugen davon, wenngleich auch definitive Siedlungsobjekte nicht nachgewiesen werden konnten.[3] Flachlandsiedlungen sind aus Gallbrunn und Pellendorf bekannt und in Siegendorf und Trausdorf anzunehmen. Als Höhlensiedlung, wenn auch nur für eine kurze Periode, ist die Königshöhle bei Baden (Niederösterreich) anzusehen.[1]

Handwerk und Kulturtechnik

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Waffen und Schmuckstücke wurden aus reinem Kupfer angefertigt. Die typische Waffe der Träger dieser Kulturgruppe ist ein Kupferdolch, mit einer kupfernen Klinge die mittels vier Nieten an einer Heftplatte angebracht wurde an der wiederum ein Griffstück aus Knochen, Holz oder Geweih befestigt war.[4] In Frauengräbern fanden sich kupferne "Diademe", oder Haubenbesätze, wie sie auch aus anderen Kulturgruppen der gleichen Periode (z.b. Unterwölblinger Gruppe) bekannt sind. Ebenso zählten zu den Schmuckstücken Nadeln aus Knochen und Kupfer, und kupferne Armringe.[5]

Typische Keramikerzeugnisse (Tongefässe) sind vor allem die "Leithaprodersdorf Tasse" (mit kugeligem Unterteil, abgesetztem, konischen Hals, gewulstetem Rand und einem Bandhenkel der sich von Unterteil bis Rand erstreckt) und die "Trausdorfer Tasse" (im Gegensatz zur "Leithaprodersdorfer Tasse" deutlich abgesetzter, engerer, höherer Hals und Bandhenkel unterhalb des Rand angebracht) wie auch Schalen mit Henkeln, kugelige Henkeltöpfe, konische Schüsseln und Becher und henkellose Amphoren. Verzierte Tongefässe zeigen unterhalb des Halses eingeritzte Zierbänder.[1] "Zierbänder mit eingestochenen punktgefällten konturlosen Dreiecken" die sich sowohl auf typischen Gefässen der Leithaprodersdorf-Gruppe als auch der Unterwölblinger-Gruppe finden legen nahe dass diese Kulturgruppen entweder in wirtschaftlicher Beziehung zueinander standen, oder aber einer gemeinsamen Vorläuferkultur entstammen.[6]

Fischfang und Jagd sind belegt durch Funde eines durchbohrten Fischwirbels und Eberzahnes. Als Haustiere können Hunde, Hausschwein, Hausrind und Hauspferd angenommen werden.[7]

Belegt durch Funde von Siedlungsresten in Gallbrunn und Pellendorf gelten als typische Bauten Häuser in Pfostenbauweise.[8]

Bestattungsriten

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"Bipolare", sexualdifferenzierte Bestattungen in Flachgräbern, wie auch in Hügelgräbern (z.B.Jois), in Hockerstellung, Männer linksgehockt mit dem Kopf nach Norden, Frauen rechtsgehockt mit dem Kopf nach Süden, sind üblich.[6] Tierknochen und Tonscherben lassen auf entsprechende Bestattungsrituale rückschliessen. Als typische Grabbeigaben fanden sich tönerne Tassen, Schalen und Schüsseln.[5] Perlmuttplättchen und Glasperlen zählen zu den Funden in Frauengräbern.[9]

Bedeutende Fundstellen in Niederösterreich

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Einzelnachweise

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  1. a b c Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-00128-7, S.20 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „epöf“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S. 49.
  3. Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-00128-7, S.19
  4. Ernst Probst: Die Leithaprodersdorf-Gruppe / Eine Kulturstufe der Bronzezeit von etwa 2300/2200 bis 2000 v.Chr., GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 3-656-08137-1, S.27
  5. a b Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-00128-7, S.22.
  6. a b Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S.56
  7. Ernst Probst: Österreich in der Frühbronzezeit. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-00128-7, S.19ff.
  8. Johannes-Wolfgang Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich. 1994, S. 51.
  9. Kerstin Lutteropp, Untersuchungen zu weiblichen und männlichen Bestattungen der Frühen Bronzezeit; Inaugural-Dissertation, Bonn 2009, http://hss.ulb.uni-bonn.de/2009/1885/1885-1.pdf, S.20


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