Benutzer:Kosta Leocanto/Erich Rönnau

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Erich Heinrich Lorenz Friedrich Rönnau (* 6. Dezember 1902 in Kiel; † 7. Juni 1989 in Gettorf) war ein deutscher Pastor und Propst. Er war im sogenannten Kirchenkampf ein aktives Mitglied der Bekennenden Kirche in Schleswig-Holstein.

Erich Heinrich Lorenz Friedrich Rönnau wurde am 06. Dezember 1902 als Sohn eines Regierungsoberinspektors in Kiel geboren. Nach Erlangung des Abiturs 1921 absolvierte er sein theologisches Studium unter anderem in Berlin und Kiel. Am 21. April 1926 bestand er vor dem landeskirchlichen Prüfungsausschuss die erste theologische Prüfung. Am 18. Oktober 1928 bestand Rönnau auch die zweite theologische Prüfung und wurde schließlich am 25. Oktober desselben Jahres in Hademarschen für das Pfarramt ordiniert. Zunächst war er als Provinzialvikar in Kronprinzenkoog tätig. Sein erstes Pfarramt trat er am 29. November 1931 in Gettorf an. Mit seiner Frau Maria, geborene Rach, die er am 12. März 1929 heiratete, hatte Rönnau vier Kinder. 1943 wurde er von der Wehrmacht in Neumünster zum Kriegsdienst als Sanitätsgefreiter eingezogen und 1943 in Russland sowie 1944 1945 in Lettland im Pflegedienst und Operationssaal eingesetzt. Von 1945 bis August 1947 war Rönnau in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Nach einigen Monaten wurde er als arbeitsunfähig eingestuft und in ein Lazarett überführt. Nach seiner Heimkehr im Herbst 1947 wurde er am 19. Dezember 1947 zum Propst von Hütten ernannt. Zudem nahm er seine Pastorenstelle in Gettorf wieder auf.  Beide Stellen hatte er bis zu seiner Dienstentlassung im Jahr 1952 inne. 1974 versuchte er eine Wiederbeilegung der Rechte des geistlichen Standes zu erreichen. Diesem Gesuch wurde aber mit Verweis auf sein hohes Alter nicht entsprochen. Rönnau starb am 7. Juni 1989 im Alter von 86 Jahren.[1]

Mitgliedschaften in der NSDAP oder ihren Gliederungen, Organisationen und angeschlossenen Verbänden lassen sich für Erich Rönnau nicht ermitteln. Weder in der Personal- noch Entnazifizierungsakte finden sich Hinweise auf solche. Einschränkend ist festzuhalten, dass Theologen NS-Mitgliedschaften mit Ausnahme von Parteimitgliedschaften im speziellen „Entnazifizierungsbogen für Geistliche“ nicht angeben mussten. Hingegen ließe sich eine rechtskonservative Mitgliedschaft belegen: Rönnau trat während seiner Studienzeit der christlich-konservativen Studentenvereinigung Wingolf (Kiel) bei.

Im Zweiten Weltkrieg hat er sich weder freiwillig für die Front gemeldet noch war er als Militärpfarrer tätig.[2] Allerdings hat er 1938 den vom Landeskirchenamt angeordneten Treueeid auf Adolf Hitler geschworen.

Schriften, welche einen NS-Konsens oder NS-Dissens bei Erich Rönnau belegen könnten, gibt es kaum. Im Gemeindeblatt für die Kirchengemeinde Gettorf aus dem Jahr 1936 lassen sich aber antijudaistische Tendenzen erkennen.

„Wozu das Glaubensbekenntnis? Das Glaubensbekenntnis gleicht der Parole der Soldaten, an der man Freund und Feind auseinanderkennt. Daran erkannte man die ersten Christen, daß sie sich zu Christus bekannten. Apostelgesch. 2, 36: So wisse nun das ganze Haus Israel, das Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht hat. Durch dies Wort schieden sich die Christen von den Juden, denn das wollten die Juden ja gerade nicht anerkennen, daß der Gekreuzigte Gottes Sohn sei, daß er der Heiland sei.“[3]

Erich Rönnau war ein engagiertes Mitglied in der Bekennenden Kirche (BK). Er hatte drei BK-Ämter inne. So war er Prüfer im Rahmen der theologischen BK-Examina und Ausbildungsbeauftragter des Landesbruderrats, ferner BK-Vertrauensmann für die Propstei Hütten.[4]

Rönnau ist dem radikalen Flügel der BK zuzuordnen, die die Zusammenarbeit mit dem Reichministerium für kirchliche Angelegenheiten sowie den Deutschen Christen (DC) ablehnte.

In seinem Entnazifizierungsfragebogen gab Rönnau nach Kriegsende an, drei Mal vom NS-Staat sanktioniert worden zu sein. Abgefragt wurde, ob der Pastor in der freien Ausführung seines Berufs behindert oder seine Bewegungsfreiheit wegen aktiven oder passiven Widerstands gegen die Nationalsozialisten oder ihre Weltanschauung eingeschränkt worden sei.[5] Rönnau notierte, am sogenannten „Heldengedenktag“ 1935 unter Hausarrest gestellt worden zu sein, um die Abhaltung eines Gottesdienstes zu unterbinden. Auf diese Weise sollte die Verlesung einer BK-Abkündigung gegen das Neuheidentum verhindert werden.[6] Außerdem habe der Kreisleiter der NSDAP im Februar 1939 Bibelstunden verhindert. Darüber hinaus habe die Gestapo im März 1939 die Herausgabe des Gemeindeblattes verboten. Als Begründung habe die Gestapo einen Bericht über untersagte Bibelstunden genannt.

·      Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 1651-1655

·      LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 605

·      LKANK, Nachlass Rönnau, Erich

·      LKANK, Nachlass Pinn, Theodor A., Nr. 461

·      LKANK, Nachlass Wester, Reinhard, Nr. 32, 90, 91

·      Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7454

·      Kirchenkreisarchiv Rendsburg-Eckernförde, Kirchengemeinde Gettorf, Nr. 119

Stift, Jonas: Erich Rönnau: "Das Glaubensbekenntnis gleicht der Parole der Soldaten, an der man Freund und Feind auseinanderkennt". In: Helge-Fabien Hertz (Hrsg.): Multiplikatoren in der NS-Zeit. Schleswig-Holsteinische Pastorenbiografien. Kiel 2023, S. 114–119, URL: https://macau.uni-kiel.de/receive/macau_mods_00003799.

Klauspeter Reumann: Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein von 1933 bis 1945. In: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Bd. 6/1: Kirche zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung. Neumünster 1998, S. 111–451.

https://pastorenverzeichnis.de/person/erich-heinrich-lorenz-friedrich-ronnau/

Einzelnachweise

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  1. Rönnau, Erich Heinrich Lorenz Friedrich. Abgerufen am 18. Juli 2023 (deutsch).
  2. Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460, Nr. 7454.
  3. Kirchenkreisarchiv Rendsburg-Eckernförde, Kirchengemeinde Gettorf, Nr. 119.
  4. Landeskirchliches Archiv der Nordkirche 16.20.0 Nr. 1654
  5. Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460, Nr. 7454.
  6. Helge-Fabien, Hertz: Evangelische Kirchen im Nationalsozialismus. de Gruyter, 2022, S. 1378 ff.