Benutzer:KlioPoetica/Geschichte Hamburgs

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Frühmittelalter – Hamburg als Missionszentrum

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Im 8. Jahrhundert entstand die namensgebende Hammaburg als sächsischer Adelssitz. Der Name „Hammaburg“ wurde das erste Mal 834 schriftlich erwähnt. Er leitet sich vom altsächsischen Wort "ham" her, das in der neueren Forschung als feuchte Niederung oder Bucht übersetzt wird.[1] Die Burg lag auf einem Geesporn in der Alsterniederung, nahe der Alsterfurt, und war sowohl über die Flüsse Alster und Elbe als auch an alte Handelswege wie den Ochsenweg verkehrsgünstig angebunden.

Die archäologischen Untersuchungen seit den 50er Jahren, besonders aber 2005-06, wiesen die Hammaburg auf dem Hamburger Domplatz nach. Es ist von einer 3-phasigen Anlage auszugehen. Die erste Hammaburg entstand im 8. Jahrhundert und maß 48x58 m, eine zweite Ausbauphase entstand ca. 817-22 und hatte einen Durchmesser von 65 m. Um 900 wurde die Burg in ihrer letzten und größten Ausbauphase, die als Hammaburg III bezeichnet wird, errichtet. Diese Burg maß ca 85x95 m und hier konnten eine Holzverschalung des Walls und Innenbebauung nachgewiesen werden.[2]

834 sandte Ludwig der Fromme den Missionar Ansgar nach Hamburg. Dies geht aus einer Urkunde vom 15. Mai 834 hervor, die allerdings nicht im Original überliefert und möglicherweise inhaltlich verfälscht ist.[3] Dem Benediktinermönch Ansgar von Bremen wurde bereits 831/2 von Papst Gregor IV. das Pallium als Missionsbischof verliehen, Erzbischof war er nach neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich nicht.[4] Er ließ als Basis für die Mission eine Marienkirche errichten, wahrscheinlich ein schlichter Holzbau und doch der Vorgänger der großen Hamburger Kathedrale (Dom). Ansgars Kirche ist jedoch nicht archäologisch belegt und stand möglicherweise am Standort der heutigen St. Petri Kirche[5], nicht innerhalb der Hammaburg. Dazu kamen noch Schule, Kloster und Bibliothek zur Sammlung handschriftlicher Bücher. Zur Deckung der Ausgaben wurden die Einkünfte der Abtei Turholt in Flandern zur Verfügung gestellt, die jedoch nach der Reichsteilung von Verdun 843 an den westfränkischen König Karl den Kahlen abgetreten werden musste.[6] Diese Reichsteilung, die ein Zeichen für die schwindende Macht der Karolinger war, hatte zur Folge, dass dänische Wikinger 845 die deutschen Siedlungen an der Elbmündung zerstörten und auch vor Hamburg nicht haltmachten, die religiösen Bauten in Flammen aufgehen ließen sowie die Hammaburg selbst dem Erdboden gleichmachten. Die Schriftquellen schildern den Überfall sehr dramatisch, archäologisch lässt sich das komplette Niederbrennen der Burg nicht verifizieren.[7]

Ansgar floh über Ramelsloh (ca. 30 km südlich der Hammaburg gelegen) nach Bremen. Nach dem Tode des Bischofs Leuderichs von Bremen wurde er dessen Nachfolger. Auf einer Synode wurde 848 beschlossen, Bremen das vorher an Verden abgetretene Nordelbien mit dem Erzsitz in Hamburg zurückzugeben. Das Erzbistum Hamburg-Bremen entstand. Dadurch wurde aber Bremen aus dem Metropolitanverband Köln herausgelöst. Das führte 850 zum Protest des neugewählten Erzbischofs Gunthar von Köln, der aber die praktische Regelung unter Aufrechterhaltung seiner Ansprüche duldete. Das führte zunächst zu einem Stillstand. Als aber Gunthar wegen seiner Ehescheidung Lothars II. exkommuniziert wurde, stellte Papst Nikolaus I. am 31. Mai 864 die Gründungsbulle für das Erzbistum Hamburg-Bremen aus. An den König schrieb er jedoch, dass der Bremer Bischof und dessen Nachfolger in Bremen Macht und Ehre eines Erzbischofs über die Dänen und Schweden haben sollten.

Bereits 915 wurde die Siedlung beim ersten dokumentierten Überfall der slawischen Abodriten in Schutt und Asche gelegt. In den folgenden Jahren stellte Erzbischof Adaldag das Erzbistum wieder her, ließ eine neue Burg errichten, die von Handwerkern und kleinen Händlern bewohnte Siedlung ausbauen, verlieh Hamburg das Marktrecht und legte somit den Grundstein für den späteren Status Hamburgs als Handelsstadt. Ihm waren diverse Bistümer unterstellt: Schleswig, Ripen, Aarhus und Oldenburg. Ab 964 verbrachte Papst Benedikt V. in Hamburg seinen Lebensabend in der Verbannung, nachdem er aus Rom vertrieben worden war. Nach seinem Tod 966 wurden seine Gebeine im Mariendom begraben, bis sie 999 nach Rom überführt wurden. Ebenfalls 966 übertrug der römisch-deutsche Kaiser und sächsische Herzog Otto I. seinem Stellvertreter und Sachsenfürst Hermann Billung die weltliche Herrschaft. Trotzdem konnte Adaldag unabhängig wirken, auch weil er an der Kaiserkrönung Otto I. teilnahm (962). Nach der Niederlage Ottos II. in Kalabrien und der damit einhergehenden militärischen Schwächung erfolgten ein allgemeiner Aufstand der Wenden und Angriffe der Dänen. Der Abodritenfürst Mistui machte Hamburg im Jahre 983 dem Erdboden gleich. Der Wiederaufbau der Altstadt dauerte bis in die Anfänge des 11. Jahrhunderts.

  1. Rainer-Maria Weiss: Hammaburg - Wie alles begann. Hrsg.: Rainer-Maria Weiss. Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg Nr. 108. Wachholtz, Hamburg 2016, ISBN 978-3-931429-28-7, S. 18.
  2. Karsten Kablitz: Die Ergebnisse der Ausgrabungen 2005–2006. In: Rainer-Maria Weiss, Anne Klammt (Hrsg.): Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs. Hamburg 2014, S. 67-85.
  3. Kölzer, Theo: Die gefälschte "Gründungsurkunde" Kaiser Ludwigs des Frommen für Hamburg. In: Rainer-Maria Weiss, Anne Klammt (Hrsg.): Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg. Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs., Nr. 107. Wachholtz, Hamburg 2014, ISBN 978-3-529-05270-5, S. 257–261.
  4. Kölzer, Theo: Die gefälschte "Gründungsurkunde" Kaiser Ludwigs des Frommen für Hamburg. In: Rainer-Maria Weiss, Anne Klammt (Hrsg.): Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg. Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs., Nr. 107. Wachholtz, Hamburg 2014, ISBN 978-3-529-05270-5, S. 257–261.
  5. Rainer-Maria Weiss: Hammaburg - Wie alles begann. Hrsg.: Rainer-Maria Weiss. Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg Nr. 108. Wachholtz, Hamburg 2016, ISBN 978-3-931429-28-7, S. 52.
  6. Kölzer, Theo: Die gefälschte "Gründungsurkunde" Kaiser Ludwigs des Frommen für Hamburg. In: Rainer- Maria Weiss, Anne Klammt (Hrsg.): Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg. Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs., Nr. 107. Wachholtz, Hamburg 2014, ISBN 978-3-529-05270-5, S. 257–261.
  7. Rainer-Maria Weiss: Hammaburg - Wie alles begann. Hrsg.: Rainer-Maria Weiss. Veröffentlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg Nr. 108. Wachholtz, Hamburg 2016, ISBN 978-3-931429-28-7, S. 69.