Benutzer:Julianne/Arbeit

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Persönlichkeitstypen Triadische Modelle unter besonderer Berücksichtigung der Typologie nach Dietmar Friedmann und des Enneagramms.

Aus der Beobachtung gewonnene oder definierte Modelle Triadische Persönlichkeitstypologien (Enneagramm, Freud, Friedmann ILP, Grossarth-Maticek, Carl Huter, Transaktionsanalyse, Karl König, u.a.) stimmen in der Beschreibung der Persönlichkeiten so weit überein, dass davon ausgegangen werden kann, dass es deutlich unterscheidbare Persönlichkeitstypen gibt. Triadische Modelle finden sich auch in den meisten Hochreligionen und Mythologien (Dreifaltigkeit). Während definierte Einteilungen wie MBTI oder GPOP (vergleichbar der Einteilung der Erde in Länge- und Breitegrade) nur Aussagen ermöglichen, die im Rahmen dessen liegen, was zuvor in die Definition eingegangen ist, erschließen realitätsbezogene Modelle (wie unterschiedliche Landkarten vom gleichen Gebiet) eine unbegrenzte Fülle von Informationen. Diese aus der Beobachtung gewonnenen Persönlichkeitstypologien bewähren sich seit Jahrzehnten sowohl in der alltäglichen Praxis der Menschenkenntnis als auch in Psychotherapie und Coaching. Ihre wissenschaftliche Erforschung ist noch in den Anfängen und eine wichtigste Zukunftsaufgabe. Neben den triadischen realitätsbezogenen Typologien gibt es brauchbare Typbeschreibungen, bei denen der triadische Charakter nur indirekt erkennbar ist, z. B. die Konstitutionstypen in der Homöopathie (dort in der Miasmen-Lehre, bei der zutreffende Beobachtungen aus heutiger Sicht falsch interpretiert wurden), die psychoanalytischen Charaktertypen (Freud beschreibt drei Typen) oder das ICD-System der WHO. Auch sie verdanken ihre Plausibilität und Praxistauglichkeit der Erfahrung, dass sich (kranke oder gesunde) Persönlichkeitstypen hinreichend genau unterscheiden lassen.

Wie wird die Entstehung der Persönlichkeitstypen erklärt? a) Das pragmatische Erklärungsmodell (z. B. Enneagramm) geht von der Beobachtung und Unterscheidung der Persönlichkeitstypen in der praktischen Lebenserfahrung aus. Die Frage, warum es Persönlichkeitstypen gibt, wird dort weder gestellt, noch beantwortet.

b) Das defizitorientierte Erklärungsmodell (z. B. Psychoanalyse, Transaktionsanalyse und Friedmann) erklärt die Entstehung der Persönlichkeitstypen mit Mangelerfahrungen in der Kindheit, etwa zu wenig Liebe, zu wenig Wahrgenommen-Werden oder zu wenig Handlungserlaubnisse. Das Kind entwickelt Gegenkräfte diesen Einschränkungen gegenüber und bildet so den Persönlichkeitstyp aus.

c) Das kompetenzorientierte Erklärungsmodell (z. B. Typologie nach Friedmann) führt die Entstehung der Persönlichkeitstypen zurück auf die Spezialisierung auf grundlegende Lebenskompetenzen, z. B. die Erkenntnis-, Handlungs- und Beziehungskompetenz.

d) Das ontologische Erklärungsmodell (Friedmann) geht davon aus, dass die Lebenswirklichkeit aus drei eigengesetzlichen Lebensbereichen besteht (Handeln, Beziehung, Erkennen) und sich die Psyche daraufhin entsprechend organisiert hat.

Alle vier Erklärungsmodelle haben ihre Berechtigung, das pragmatische insofern, dass der Gebrauchswert des Modells ausreichend groß ist auch ohne Erklärungen, warum es Persönlichkeitstypen gibt, das defizitorientierte, dass in der psychotherapeutischen Arbeit aktuelle Probleme regelmäßig auf persönlichkeitstypische Mangelerfahrungen in der Kindheit verweisen, das kompetenzorientierte, dass sich die Natur sich bei allen Lebensformen auf grundlegende Lebens-Kompetenzen spezialisiert, und der Mensch dabei keine Ausnahme macht, und das ontologische Erklärungsmodell, dass in der Entwicklung des Lebens die Psyche sich so effektiv wie möglich auf die Erfordernisse der äußeren Wirklichkeit eingestellt hat.


Drei mal drei Persönlichkeitstypen

Bei den triadischen Modellen wird zwischen drei Grundtypen und jeweils drei Untertypen unterschieden. Das wird besonders deutlich bei der Typologie nach Friedmann und beim Enneagramm. Im Enneagramm heißen die Grundtypen Herztyp, Kopftyp und Bauchtyp, bei Friedmann Beziehungstyp, Sachtyp und Handlungstyp.

In der Typologie nach Friedmann haben die drei Grundtypen und die neun Untertypen etwa den gleichen Stellenwert. Dort werden die Persönlichkeitstypen als Spezialisierungen auf die wichtigsten (Lebens-)Kompetenzprozesse verstanden. Die Typologie nach Friedmann dient als Grundlage für Psychotherapieentwicklung, für die Ausbildung in ILP und die Praxis des Coachings und der Psychotherapie.

Das Enneagramm, das hauptsächlich der praktischen Menschenkenntnis dient, und zunehmend auch für Selbsterfahrung in populärpsychologischen, sozialen und kirchlichen Seminaren eingesetzt wird, hat sich auf die neun Untertypen spezialisiert. Dazu liefert es ausführliche, anschauliche und detaillierte Beschreibungen der einzelnen Persönlichkeitstypen. Die Grundtypen werden vergleichsweise wenig thematisiert.


Die drei Grundtypen und die neun Untertypen im Vergleich (Friedmann-Enneagramm) Die Typologie nach Friedmann wurde völlig unabhängig vom Enneagramm entwickelt. Nachdem er sein Modell in den Grundlagen entwickelt und veröffentlicht hatte, wurde er auf das Enneagramm aufmerksam gemacht, lernte die farbigen und lebendigen Beschreibungen der neun Enneagramm-Typen kennen und schätzen, und sah in ihnen eine Bestätigung und Bereicherung für seine eigene Arbeit. Er hat deshalb sein Modell kompatibel zum Enneagramm gestaltet, auch wenn es in seiner Kompetenz- und Prozessorientierung eigene Wege geht. Die Abkürzungen HT (Handlungstyp), BT (Beziehungstyp) und ST (Sachtyp) entstammen der Typologie nach Friedmann, die Zahlen Eins bis Neun dem Enneagramm, die Namen wie ‚ethischer Unterstützer (Perfektionismus) in Anlehnung an das Enneagramm aus beiden Modellen.




Die Beschreibung der Persönlichkeitstypen im Enneagramm ist phänomenologisch, d. h. es werden beobachtbare Eigenschaften und Verhaltensweisen beschrieben. Bei Friedmann werden die Persönlichkeitstypen als Spezialisten für bestimmte Kompetenz-Prozesse verstanden, Prozesse, die man erkennen und coachen kann. Auch wird bei Friedmann der Zusammenhang zwischen der triadischen äußeren Lebenswirklichkeit und der triadischen inneren Struktur der Persönlichkeit berücksichtigt.

Während das Enneagramm eher esoterische Züge hat, das Basismodell nach Gurdjieff wird von den Autoren relativ kritiklos übernommen, vertritt die Typologie nach Friedmann den Anspruch, ein wissenschaftliches Modell zu sein, bei dem jede Aussage in der Praxis kritisch überprüft werden kann und das ständig weiter entwickelt wird.

Die Faszination des Enneagramms geht aus von der anschaulichen und lebensnahen Beschreibung der neun Persönlichkeitstypen durch eine Vielzahl von Autoren, die mit dem Enneagramm arbeiten und Beispiele aus ihrer Praxis der Menschenkenntnis vorstellen. Die Qualität der Persönlichkeitstypologie nach Friedmann liegt in der Darstellung der Gesetzmäßigkeiten und Prozesse, die es ermöglichen, in Psychotherapie und Coaching genau und erfolgreich zu arbeiten.

Das pragmatische Erkennen (Enneagramm), das seine Beobachtungen aus der Praxis gewinnt und sie an Praxiserfahrungen überprüft, sichert eine ausreichende Verlässlichkeit der Ergebnisse. Doch sie bleiben immer etwas ungenau, da Beobachtungen und Erfahrungen unterschiedlich interpretiert werden können. Wenn die Erkenntnis der Gesetzmäßigkeiten und Prozesse dazu kommt (Friedmann), wird auch der Blick geschärft für Wahrnehmung und Erfahrungen in der Praxis. Das wird deutlich beim Vergleich der Prozessmodelle.

Die Prozessmodelle erklären die Entstehung und Lösung von Problemen, die Qualität von Lösungen und die Schritte zur Persönlichkeitsentwicklung. Während die phänomenologischen Beschreibungen der Persönlichkeitstypen beim Enneagramm und Friedmann weitestgehend übereinstimmen, liegt die Übereistimmung bei den Prozessen nur bei 56%.

9 Vermittler

	              8 Boss			                    1 Perfektionist	        		



         7 Epikureer		             	  Bauchtyp	       	   2 Helfer    	


              	     	        Kopftyp     Herztyp                                  
                6 Loyaler                                                                             3 Statusmensch                           
                                  
                                                                           

5 Denker 4 Künstler

Das Prozessmodell des Enneagramms (Gurdjieff /Riso/Palmer) – Desintegration (bei Integration umgekehrte Pfeilrichtungen)


9 Kameradschaftlicher Macher

8 fairer Kämpfer 1 ethischer Unterstützer

                                                                      Handlungstypen			
   	                     	                       			                               
                               		        				     

7 optimistischer Pragmatiker 2 begeisterungsfähiger Helfer


              	     	                         Sachtypen               Beziehungstypen				     
            6 loyaler Skeptiker                                                                             3 liebenswürdiger Gewinner                           
                                  
                                                                           
                              5 gutmütiger Beobachter	           4 anspruchsvoller Romantiker


Das Prozessmodell nach Friedmann - Kompetenzprozesse

Die Prozesse 9-3, 3-6, 6-9, 5-8 und 8-2 stimmen überein im Sinne von Integration (Enneagramm) oder Kompetenz (Friedmann). Sie stimmen nicht überein bei 7-1, 2-4, 5-7 und 1-4. Das Prozessmodell nach Friedmann, das aus drei Dreiecke besteht, macht auch eine zusätzliche ‚Verwandtschaft‘ der im jeweiligen Dreieck liegenden Persönlichkeitstypen deutlich, zwischen dem HT1, dem BT4 und dem ST7, zwischen BT2, ST5 und HT8 und zwischen BT3, ST6 und HT9. Die verwandten Typen verstehen sich gut, präsentieren sich ähnlich (anspruchsvoll, ungekünstelt oder entgegenkommend), denn man realisiert verwandte Kompetenzprozesse. Die Kompetenzprozesse nach Friedmann eignen sich besonders für lösungs- und ressourcenorientiertes Arbeiten in Psychotherapie und Coaching. Es ist bei den drei Grundtypen vor allem der Schritt in die Schlüsselfähigkeiten. Das bedeutet, dass der Beziehungstyp ins Erkennen, der Sachtyp ins Handeln und der Handlungstyp ins Fühlen geht. Auch bei den Untertypen lassen sich spezielle Kompetenz-Prozesse erkennen und fördern. Sie zeigen die Wege aus den Abhängigkeitsfallen (BT3, ST5, HT1), den Sorgenfallen (BT2, ST7, HT9) und Selbstzweifel-Fallen (BT4, ST6, HT8) im Autonomie-Training nach Friedmann.


Kritik an den Persönlichkeitstypen

Die wissenschaftliche Psychologie begegnet den Modellen der Persönlichkeits- und Charaktertypen eher kritisch bis ablehnend. Sie werden gerne als vorwissenschaftliche Modelle bezeichnet. Das wird begünstigt durch Modellen, die mehr oder weniger einseitig vom Persönlichkeitstyp ihrer Schöpfer und dessen Präferenzen geprägt sind und die zu wenig auf Kompatibilität achten.

Da diese Modelle in der Regel in der Praxis für die Praxis entwickelt wurden, müsste eine wissenschaftliche Erforschung ein entsprechend praxisnahes Instrumentarium entwickeln. Ansätze dafür finden sich bei Grossarth-Maticek. Die distanzierte Haltung der wissenschaftlichen Psychologie wird der Praxisrelevanz, besonders der triadischen Modelle der Persönlichkeitstypen, nicht gerecht.


Literatur: Don Riso, Richard: Die neun Typen der Persönlichkeit und das Enneagramm. Knaur, München 1989, ISBN 3-426-04213-4. Friedmann, Dietmar; Fritz, Klaus: Denken, Fühlen, Handeln – Mit psychographischer Menschenkenntnis besser arbeiten und leben, 5. Auflage, Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2012, ISBN 978-3-931085-84-1 Friedmann, Dietmar: Die drei Persönlichkeitstypen und ihre Lebensstrategien, Wissenschaftliche und praktische Menschenkenntnis, 3. Auflage, WBG (Wisssenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23465-3 Friedmann, Dietmar: ILP – Integrierte lösungsorientierte Psychologie, Psychotherapie und Coaching, 2. Auflage, WBG, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534242-54-2 Gallen, Maria-Anne; Neidhardt, Hans: Das Enneagramm unserer Beziehungen, 12. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2010, ISBN 978-3-499-19616-4 Huter, Carl: Leben und Werk ; Selbstzeugnisse und Dokumente, 2. Auflage, Carl-Huter-Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-03741-123-0 König, Karl: Kleine psychoanalytische Charakterkunde, 8. Auflage, Sammlung Vandenhoeck, Göttingen 2005, ISBN 3-525-01417-1

König, Karl: Charakter, Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörung, 1. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 978-3608943696

Palmer, Helen: Das Enneagramm. Sich selbst und andere verstehen lernen. Knaur Verlag, München 2012, ISBN 978-3-426-87576-6 Rohr, Richard, Ebert, Andreas: Das Enneagramm. Die 9 Gesichter der Seele. 46. Auflage, Claudius Verlag, München 2010; ISBN 978-3-532-62395-4 Stewart, Ian; Joines, Vann: Die Transaktionsananlyse, 10. Auflage, Herder Verlag, Freiburg 2000, ISBN 978-3-451-05523-2