Benutzer:Jukost-0/Altes Rathaus Kassel

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Rathaus am Altmarkt

Das Alte Rathaus war ein ehemaliges Verwaltungsgebäude und Wahrzeichen der nordhessischen Großstadt Kassel. Das Gebäude, dass an der Nordseite des Altmarktes im Zentrum der Kasseler Altstadt stand, wurde 1408 erbaut und 1837 abgebrochen.

Altstadt, Neustadt und Freiheit

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Bis 1378 bestand Kassel aus drei verwaltungstechnisch unabhängigen Städten: Der Altstadt mit dem Altmarkt als Zentrum, der 1289 errichteten Neustadt (heute Unterneustadt) auf der anderen Seite der Fulda mit Holzmarkt und Magdalenenkirche als Zentrum, und der Freiheit, die 1330 als Stadterweiterung um die Martinskirche entstanden war. Da die Städte unabhängig verwaltet wurden, hatte auch jeder Stadtteil ein eigenes Rathaus. Das Altstädter Rathaus war 1180 erbaut worden.

Politische Hintergründe des Baus

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Dem Bau des Alten Kasseler Rathauses gingen Jahrzehnte anhaltende Zwistigkeiten zwischen den hessischen Landgrafen und der städtischen Bürgerschaft voraus. Gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts zog Otto von Braunschweig, der zwischenzeitlich Erbe der Landgrafschaft Hessen war und sein verlorenes Erbe gewaltsam durchzusetzen suchte, gemeinsam mit dem Sternerbund gegen Kassel. Dem Landgrafen Hermann dem Gelehrten gelang es zwar mit Hilfe der Kasseler Stände, den Sternerkrieg 1373 für sich zu entscheiden, doch die Kasseler Bürger versuchten die Gunst der Stunde zu nutzen, um sich gegenüber dem politisch schwer angeschlagenen Landgrafen mehr Rechte zu sichern.[1] Nachdem sie ihre Ziele fünf Jahre später noch nicht erreicht hatten, besetzte die Kasseler Bürgerschaft das Landgrafenschloss, Hermann floh aus dem Land.

Mit Hilfe Balthasar von Thüringens konnte Hermann zurück nach Kassel gelangen und musste nun eine Reihe an Zugeständnissen machen. So wurden unter anderem die Burgmänner, in der Bevölkerung verhasste adlige Verwalter des Landgrafen, entlassen und durch städtische Verwaltungsbeamte ersetzt. Noch im selben Jahr setzte Hermann zum Gegenschlag an: Er legte die drei Städte Kassel, Neustadt und Freiheit zu einer Stadt zusammen, wodurch seine Sonderrechte gegenüber dem Bürgermeister, dem Stadtrat und dem Gericht, die vorher nur für die Altstadt galten, auf alle Stadtteile überging.

Bevor der Konflikt erneut aufkochen konnte, mussten sich der Landgraf und die Bürgerschaft 1385 verbünden um eine Belagerung der Stadt durch Otto von Braunschweig und Balthasar von Thüringen abzuwehren, und zwei Jahre später, um die Stadt erneut gegen eine 20.000 Mann starke Armee derselben Angreifer, sowie des Erzbischofes von Mainz zu verteidigen. Nachdem das angreifende Heer 1388 zum dritten Mal abgewehrt worden war kam es zum erneuten Aufeinandertreffen zwischen Landgraf und Bürgerschaft.[2]

Einige der wohlhabendsten und einflussreichsten Patrizier der Stadt hatten auf den Sieg der Thüringer gehofft und sich über Boten mit dem feindlichen Heer in Verbindung gesetzt. In einem Schauprozess wurden 28 Bürger des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Die drei der Verurteilten, die nicht bereits aus dem Land geflohen waren, wurden am 14. Juli 1391 hingerichtet.[3] Um den Rest der Bürgerschaft, die trotz der Machtkampfes im Ernstfall zu ihm gehalten hatten, zu besänftigen, ließ der Landgraf einen Großteil des Vermögens der Verurteilten unter der restlichen Bürgerschaft verteilen. Die alten Stadtrechte wurden wiederhergestellt, ein unabhängiges Gerichtswesen eingeführt und neu Stadtbefestigungen gebaut. Der Konflikt entspannte sich dennoch nur oberflächlich und sollte erst durch umfassende Privilegien, neue Zunftbriefe und andere Freiheiten nach Hermanns Tod 1413 unter dessen Sohn Ludwig dem Friedfertigen zu einem Ende kommen.[3]

Geschichte des Rathauses

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Die Zusammenlegung der drei Stadtteile wurde nicht rückgängig gemacht, da die Sonderrechte die dadurch ausgeweitet worden waren später abgeschafft wurden. 1408 begann der Bau des Rathauses für die gesamte Stadt.

  • Jörg Adrian Huber: Stadtgeschichte Kassel, Imhof, Petersberg, 2012

Einzelnachweise

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  1. Jörg Adrian Huber: Stadtgeschichte Kassel. Imhof, Petersberg 2012, S. 45.
  2. Jörg Adrian Huber: Stadtgeschichte Kassel. Imhof, Petersberg 2012, S. 47.
  3. a b Jörg Adrian Huber: Stadtgeschichte Kassel. Imhof, Petersberg 2012, S. 48.