Benutzer:Jakob Bauer/stock11

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stock11 ist ein loser Zusammenschluss von aktuell elf Komponist_Innen, Interpreten und einem Tonmeister, die sich nicht über eine gemeinsame Ästhetik oder Schule definieren, sondern eher als künstlerische Interessengemeinschaft verstanden werden wollen. Alle Mitglieder sind im weitesten Sinne im Bereich der Neuen Musik tätig.

Zu den Gründungsmitgliedern von Stock11 gehören:


Über die Jahre erweiterte sich die Gruppe auf eine Anzahl von aktuell elf Mitgliedern.[1]


Erste Erweiterung 2006/07

  • Daniel Gloger (Countertenor)
  • Maximlian Marcoll (Komponist)
  • Jessica Rona (Cellistin, Ausstieg 2011)


Zweite Erweiterung 2009/10

  • Mark Lorenz Kysela (Saxofonist)
  • Christoph Ogiermann (Komponist)
  • Uwe Rasch (Komponist)
  • Jennifer Walshe (Komponistin)


Seit 2012

  • Sebastian Schottke (Tonmeister)


Nahezu alle Mitglieder von stock11 beschränken ihre künstlerische Tätigkeit nicht auf ein Arbeitsfeld und sind überdies häufig in Improvisation und Performance tätig.

Gründungsgedanke

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Die Idee zur Gründung eines Netzwerkes von Musikern entstand während der Darmstädter Ferienkurse 2000 zwischen den Komponisten Schüttler, Seidl und Maierhof sowie dem Pianisten Berweck. Das von ihnen so empfundene Einzelkämpfertum in der Neuen Musik-Szene, die Isoliertheit ihrer Mitglieder und die Schwierigkeiten, regelmäßigen Kontakt mit Gleichgesinnten zu halten, gaben den Anstoß dazu, sich zusammenzuschließen. Von Anfang an stellte man sich jedoch gegen die Idee, eine kompositorische Schule, wie zum Beispiel die zweite Wiener Schule, mit einem dazugehörigen Manifest zu gründen. Vielmehr verfolgte der Zusammenschluss die Idee, dass jeder sowohl seinen eigenen, individuellen Arbeiten nachgehen könne, als auch, dass durch gemeinsame Auftritte oder Projekte die Möglichkeit bestehe, ähnliche ästhetische Positionen zu bündeln. Mit dem Launch der Website www.stock11.de 2002 konkretisierte sich das Konzept schließlich zu einem tatsächlichen Projekt.

Selbstverständnis

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Die Selbstbeschreibung von stock11 ist auf ein kurzes Statement reduziert, das auf der Homepage der Gruppe eingesehen werden kann:

„stock11 ist ein Zusammenschluss von Komponierenden, Interpretierenden und ImprovisationsmusikerInnen aktueller Musik, der es sich zum Ziel gemacht hat, die verschiedenen KünstlerInnen und Künste zu vernetzen und gegen die Vereinzelung vorzugehen. Gemeinsame Basis der Mitglieder ist die Lust am Verstehen der Kunst des anderen und absolute künstlerische Offenheit.“

Selbstbeschreibung auf www.stock11.de[2]

Gemeinsame Projekte

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Unter dem Label stock11 sind bisher drei CDs erschienen. Auf der ersten CD sind nur die Gründungsmitglieder vertreten. Bisher wurde nach jeder Erweiterung der Gruppe eine neue CD produziert.[3]

Nina Polaschegg schreibt in der Neuen Zeitschrift Für Musik über die zweite CD:

„Keine Schulenbildung, keine Einheitsästhetik bestimmt ihre Dialoge. Und dennoch lassen sich zumindest lose ästhetische Fäden ziehen, die ihre Arbeit durchweben. Für die Mitglieder von «stock11.de» ist das Denken über Musik nach erfolgreicher Materialexploration nicht am Ende. Musikalische Strukturgebung, Fragen nach musikalischer Gestaltung müssen folgen, um heute noch zeitgenössisch komponieren zu können.“

Nina Polaschegg, Musikjournalistin[4]

Gemeinsame Auftritte der Gruppe sind eher selten. Die Mitglieder leben verteilt in ganz Deutschland (Jennifer Walshe in England), was die Konzeption gemeinsamer Projekte und Auftritte mit allen erschwert. Trotzdem herrscht ein reger künstlerischer Austausch zwischen den Mitgliedern, der sich dann jedoch meist auf kleinere Kollaborationen in der Gruppe beschränkt. Beispiele hierfür sind das Laptop-Duo Taste (Kysela und Schüttler) oder das Laptop-Duo Dis.Playce (Seidl und Marcoll). Zudem zeigen sich die Interpreten in stock11 häufig auch für die Realisierung der (Ur-)Aufführungen der Komponist_Innen verantwortlich. Die Arbeit zwischen Komponist_Innen und Interpreten sowie der damit verbundene gruppeninterne Diskurs sind maßgeblich für die Existenz von stock11:

„Darüber hinaus wird die Interaktion zwischen Komponisten und Interpreten nicht auf die bloße Abfolge Produktion-Übergabe-Umsetzung reduziert. Die Stücke, die auf dieser CD versammelt sind, entstanden in enger Zusammenarbeit mit ihren Interpreten - dem Pianisten Sebastian Berweck, dem Countertenor Daniel Gloger und der Bratschistin Jessica Rona. An die Stelle jeweils isolierter Prozesse setzt stock11.de die Idee eines kontinuierlichen Dialogs - eines Austauschs, der über die Arbeit an einzelnen Projekten hinausreicht, der kompositorische wie interpretatorische Zugänge beweglich hält und die Erfahrungshorizonte wechselseitig erweitert.“

Michael Rebhahn, Musikjournalist[5]

In seiner Gesamtheit trat stock11 bisher dreimal auf: Bei der Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik 2008[6], beim Ultraschall Festival in Berlin im Januar 2011[7] und beim Acht Brücken Festival in Köln 2013.[8] Zudem gab es einen stock11 Abend beim PGNM-Festival in Bremen 2012[9], bei dem fast alle Mitglieder vertreten waren. Von weiteren gemeinsamen Projekten kann ausgegangen werden.

Stimmen zu stock11

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Die Mitglieder von stock11 treten praktisch nie als Gruppe mit einer gemeinsamen Stimme in die Öffentlichkeit. Es gibt kein Manifest oder allgemeine, programmatische Veröffentlichungen. Dennoch ist die Beschäftigung mit der Idee der Gruppe und mit ihren Mitgliedern in den letzten Jahren szeneintern deutlich gewachsen.

Wolfgang Schreiber beschreibt in der Süddeutschen Zeitung vom März 2011 "die Soundnetzwerker der Gruppe Stock11 als Phänomen und Symptom":

„Junge Musiker und Komponisten der SMS- und Internet-Generation sind damit beschäftigt, sich der Vernetzung auch strategisch zu stellen und konsequent mit ihr zu experimentieren. Sie fahnden kaum mehr, wie die Avantgardisten früher, nach den neuen Klangmaterialien und Klangstrukturen, sie haben ein anderes künstlerisches Existenzgefühl für sich entdeckt. Dafür bietet das seit 2002 agierende Musikerkollektiv stock11, bestehend aus Komponisten und Interpreten, das spannendste, intellektuell exzentrische Muster.“[10]

Carolin Naujocks, Redakteurin bei Deutschlandradio Kultur, sieht in Stock11 ein Initiativbündnis zum gemeinsamen Aufbruch, heraus aus den festgefahrenen Strukturen der Kulturindustrie.

„Vielleicht ist stock11.de [sic!] in erster Linie Ausdruck eines Akts von Selbstbestimmung: der Versuch, Kommunikationswege für ganz unterschiedliche Musiker zu schaffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, die sich aber in ihrer bisherigen Isoliertheit und gegen den Normendruck innerhalb der kulturellen Ummantelung unserer Gesellschaft nicht ausreichend wahrgenommen fühlten und sich deshalb - quasi ex negativo - vor allem in der Übereinstimmung darin zusammengefunden haben, was sie nicht wollen“[11]

Der Musikwissenschaftler und Mitherausgeber der Zeitschrift Seiltanz. Beiträge zur Musik der Gegenwart Stefan Drees verbindet die Gruppe mit dem Begriff der Diesseitigkeit und äußert sich in einer Polemik negativ über einen angeblich vorherrschenden ästhetischen Überbau, der die musikalischen Ergebnisse prädominiere:

„Allerdings leuchtet mir immer noch nicht ein, was an dieser Haltung brisant sein soll. Denn hinter all den eloquent ausgestreuten Botschaften steckt doch letzten Endes nur eine Art Scheuklappen-Dogmatismus, der nicht wahrhaben möchte, dass Kunsterfahrungen eben zum überwiegenden Teil nicht auf zurechtgelegten Worten, sondern auf ästhetischer Wahrnehmung beruhen. Daran kann auch das Theoretisieren der Diesseitigen nichts ändern“

Die Mitglieder von stock11 lehnen eine Generalisierung dieses Begriffs in Bezug auf die Gruppe jedoch ab.

  • Stefan Drees: Diesseitigkeit im Abseits. Eine Kolumne In: Seiltanz. Beiträge zur Musik der Gegenwart. Ausgabe 6 (2013).
  • Carolin Naujocks: Abschied vom Elfenbeinturm. Die Initiative Stock11 In: positionen 93 (2012). Online einsehbar unter: http://www.stock11.de/medien/text.html

Einzelnachweise

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  1. Mitglieder auf www.stock11.de (aufgerufen am 13.01.2014)
  2. stock11 Selbstbeschreibung auf www.stock11.de(abgerufen am 13.01.2014
  3. Shop der Gruppe (aufgerufen am 13.01.2014)
  4. Nina Polaschegg: Rezension stock11.de(abgerufen am 13.01.2014)
  5. Michael Rebhahn über stock11 (abgerufen am 13.01.2014)
  6. Rückblick auf die FGNM von Carolin Lüddersen (aufgerufen am 13.01.2014)
  7. Programm des Ultraschall Festival 2011 (aufgerufen am 13.01.2014)
  8. Vorbericht des WDR über das stock11-Konzert (aufgerufen am 13.01.2014)
  9. Programm des 17. PGNM Festivals in Bremen 2012 (aufgerufen am 13.01.2014)
  10. Wolfgang Schreiber: Lockere Vögel mit ernster Miene (aufgerufen am 13.01.2014)
  11. Carolin Naujocks: Abschied vom Elfenbeinturm. Die Initiative stock11 (aufgerufen am 13.01.2014).