Benutzer:JEW/Grotte du Bichon

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Grotte du Bichon

Die Grotte du Bichon (auch Pélard-Höhle genannt), ist eine Karsthöhle, in einer Kalksteinregion oberhalb des Doubs, auf 846 Metern Höhe, nördlich von La Chaux-de-Fonds, im Kanton Neuenburg, im Schweizer Jura, nahe der Grenze zu Frankreich. Die Höhle ist für jungpaläolithische Menschen- und Braunbärenknochen bekannt. Der Fund wurde als seltener Fall der Identifizierung eines prähistorischen Jagdunfalls gedeutet.

Die Höhlenabmessungen sind normal. Der etwa 2,0 m breite und 1,0 m hohe Zugang führt zu einem etwa 10,0 m langen und 12,0 m breiten Raum mit Höhen zwischen 2,0 und 4,0 m. Hinter dem ersten, öffnet die Höhle zu einem unteren, etwa 3,0 × 2,9 m großen, 3,0 m hohen zweiten Raum. Etwa 5,5 m unterhalb des Höhleneingangs, liegt der dritte und letzte Höhlenraum.

Die Höhle wurde 1948 von Höhlenforschern aus Chaux-de-Foniers erkundet. Sie fanden abgesehen von einem Langknochen, den sie als den eines Wiederkäuers definierten, nichts Besonderes.

Archäologisch untersucht wurde die Höhle 1956 von François Gallay und Raymond Gigon (°1929–1981). Dabei wurden Menschen- und Bärenknochen gefunden, die an den Paläontologe Villy Aellen (1926–2000) geschickt wurden. Der Menschenschädel wurde vom Anthropologen Marc-Rodolphe Sauter (1914–1983) untersucht, der ihn als Cro-Magnon-Schädel identifizierte und auf etwa 38.000 v. Chr. datierte.

Aufgrund der Funde erfolgte von 1956 bis 1959 eine erste Ausgrabung, der etwa 15 m vom Höhleneingang entfernten Zone, in der sich die menschlichen Knochen fanden. R. Gigon fand auf derselben stratigraphischen Ebene den menschlichen Schädel und den ersten Halswirbel eines Bären und ein bearbeiteter Feuerstein, dem acht weitere folgten. Die Ausgrabung erbrachte, das fast vollständige Skelett des Bären mit Ausnahme einiger Langknochen sowie Überreste eines Homo sapiens, neun Feuersteinspitzen und hunderte von Holzkohlefragmenten. M.-R. Sauter ordnet die Skelettfunde sehr grob zwischen dem Gravettien und dem Mesolithikum (zwischen 40.000 und 8.000 v. Chr.) ein. Frédéric-Edouard Koby untersuchte die Bärenknochen und kam zu dem Schluss, dass es sich um eine Braunbärin handelt. Da zwischen 1958 und 1959 im großen Raum der Höhle nur Kohlekonzentrationen zu Tage gefördert wurden, wurden die Ausgrabungen eingestellt.

1970 begannen Michel Egloff (1941–2021) und M.-R. Sauter mit einer Studie um Informationen über die Umgebung der Höhle zu sammeln in der der Bär und der Bichon-Mensch lebten. Die Forschung basierte auf den Stickstoffanteilen in den Knochen. Als Vergleichselement dienten die Skelette von Veyrier GE.

1988 lieferte M. Egloff im Rahmen eines Datierungsprogramms für Neuenburger Lagerstätten, zwei Proben von Weidenholzkohle, aus der unmittelbaren Nähe der Skelette. Die daraus resultierende Datierung liegt im Alleröd-Interstadial (11.400 bis 10.730 v. Chr.)

1989 untersuchte der Zooarchäologe Philippe Morel (1940–2010) die osteologischen Sammlungen der Bichongrotte erneut. Er entdeckte in einem der Wirbel des Bären kleine Feuersteinstücke und stellte die Hypothese eines des Jagdunfalls auf. Er leitete zwischen 1991 und 1995 eine neue Ausgrabung. Diese ermöglichte es, die fehlenden Knochen des Bichon-Mannes und des Bären zu finden, deren Skelette inzwischen zu 90 % vollständig sind. Er fand auch Feuersteingegenstände und die Überreste eines Hundes und eines Jungbären.

Schädel
Bärenschädel

Bei den Knochen handelt es sich um die verschlungenen Skelette einer fünf bis sechs Jahre alten Bärin und eines 20 bis 23 Jahre alten etwa 1,64 m großen Mannes, der zur „Westeuropäischen Jäger-Sammler“-Linie (WHG) gehört. Er war Träger der Y-DNA-Haplogruppe I2a und der mt-DNA-Haplogruppe U5b1h. Die Datierung weist darauf hin, dass ihr Tod vor etwa 13.000 Jahren, am Ende des Pleistozäns, stattfand.

Der Bichon-Mann

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Es ist das älteste, vollständige in der Schweiz gefundene Skelett. Der Mann wog etwa 60 kg und ernährte sich besonders von Fleisch. Eine DNA-Analyse zeigte, dass er braune Augen, schwarzes Haar und dunkle Haut hatte. Biologisch-anthropologische Skelettanalysen zeigen einen Rechtshänder, dessen Schädel ein breites, niedriges Gesicht, rechteckige Augenhöhlen und eine große Nasenöffnung, typisch für die Cro-Magnon-Population. Die Spuren der Muskulatur an den Langknochen erbrachten, dass der Mann in einer Bergumgebung lebte und aus den nordwestlichen Regionen stammte. Die Knochen des Bichon-Mannes sind nicht die ältesten menschlichen Überreste auf Schweizer Territorium (älter sind der 1964 gefundene Oberkiefer aus der Höhle von Cotencher und der 1955 gefundene Schneidezahn aus den Höhlen von Saint-Brais, bei denen es sich um Neandertaler-Überreste handelt).

Der Bichon-Bär

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Der Braunbär (Ursus arctos arctos) hatte eine Schulterhöhe von 95 cm. Im dritten Halswirbel wurden Feuersteinsplitter ohne Anzeichen einer Heilung gefunden. Das bei ersten Ausgrabungen nahezu vollständig gefundene Skelett des Bären ermöglichte die weltweite paläontologische Analyse der Braunbärenart.

Das Feuersteinmaterial besteht aus 32 Teilen von 28 Objekten. Der Klinge aus der Yonne und 27 Projektil köpfen (16 Klingen mit Rücken und 11 Spitzen mit gebogenem Rücken. Klingen und Spitzen scheinen fast alle aus demselben Material (cremeweiß mit hellgrauen durchscheinenden Einschlüssen) zu bestehen, oder sogar aus derselben Knolle ausgelöst worden zu sein. Der Feuerstein stammt aus Pleigne, etwa 70 km nordöstlich der Höhle. Der Feuerstein wurde im nördlichen Jurabogen bzw. im Drei-Seen-Gebiet verwendet. Es handelt sich um ein hochwertiges, feinkörniges Material, das im Mittel- und Jungpaläolithikum genutzt wurde. Fragmente wurden insbesondere auf der Freilandstation Monruz sowie Hauterive NE gefunden. Eine Ausnahme ist eine Klinge, deren Rohmaterial aus der Yonne stammt. Dies ist eine Entfernung, die damals – entweder durch Tausch oder Wanderung überbrückbar war. Das Material wurde weder in jungpaläolithischen oder Azilienstätten der Region noch auf der Achse, die Bichon mit Yonne verbindet angetroffen. Im Mesolithikum wurde es auch nicht beobachtet und taucht erst um 3.900 v. Chr. in der Westschweiz auf. Angesichts der Entfernung zwischen der Abbaustätte und dem Fundort ist das Objekt ausgefallen.

In der Nähe liegt die Grotte de Sainte-Colombe

  • P. Morel: Une chasse à l'ours brun il y a 12'000 ans: nouvelle découverte à la grotte du B. (La Chaux-de-Fonds), In: ArS 16, 1993, S. 110-117
  • François-Xavier Chauvière: La grotte du Bichon: un site préhistorique des montagnes neuchâteloises, In: Office et musée cantonal d'archéologie de Neuchâtel (2008)

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