Benutzer:Interpretation~dewiki

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Eine Interpretation (lateinisch interpretatio, zu interpretari "ausdeuten", "auslegen", "deuten", "dolmetschen", "erklären") ist nach allgemeinem Verständnis der zielgerichtete Prozess und das Ergebnis des Verstehens einer sinnhaltigen Quelle.[1]

Interpretative Ansätze

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Es können verschiedene Ansätze der Interpretation unterschieden werden:

  • Die Hermeneutik (aus dem Griechischen: hermeneuein = auslegen), die als Wissenschaft vom Verstehen bezeichnet wird, befasst sich mit dem Auslegen von Texten. Dabei wird sich der Bedeutung von Symbolen und den Vorkenntnissen der Menschen bedient.
  • Die menschliche Wahrnehmung ist die Interpretation der Sinneseindrücke des Körpers durch das Gehirn. In diesen Prozess fließen Erfahrungen, Emotionen, Erwartungen und Einstellungen des Menschen ein.
  • Die Interpretation in der Kunst ist die Auslegung und Deutung eines Kunstwerkes im Hinblick auf die Absicht seines Künstlers und die Wirkung auf den Konsumenten.
  • Die Interpretation von Forschungsergebnissen in der Empirie ist notwendig, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen und diese beweisen zu können.
  • Die biblische Exegese ist die Interpretation von Texten aus der Bibel.
  • Die Interpretation in der Rechtswissenschaft ist die Auslegung einer Rechtsnorm unter Berücksichtigung von Sinn und Zweck der Rechtsnorm.
  • In der Medizin werden Untersuchungsergebnisse (Röntgenbilder, Blutwerte, EKG-Kurven etc.) interpretiert, um ein Krankheitsbild zu identifizieren, das alle Symptome erklärt. Dies kann eine dem Krankheitsverlauf angemessene Behandlung ermöglichen.
  • Eine Interpretation von Radarbildern ist im Luftverkehr notwendig, um Flugentscheidungen abhängig von der Wetterlage treffen zu können.
  • Bei der Interpretation von Satellitenbildern werden Satellitenfotografien vom weltweiten Wettersatellitensystem interpretiert, um einerseits Informationen über die Beschaffenheit von der Erde und anderen Planeten zu erlangen und andererseits, um Wettervorhersagen treffen zu können.
  • Die Traumdeutung (Oneirologie) ist die Interpretation von Träumen in Bezug auf ihre Symbolik.
  • Die Interpretation von Gesetzestexten, also die Rechtsauslegung stellt einen weiteren Interpretationsansatz dar.

Interpretation in der Kunsttheorie

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Die Interpretation von Kunst umfasst die Deutung oder Auslegung von Bildern, Literatur, Musik, Tanz und Filmen. In diesem Sinne stellt die Interpretation einen aktiven, geistigen Prozess des Rezipienten dar, der zu einem (neuen) Verständnis des Kunstwerkes führt. Die Umsetzung eines Kunststückes kann aber auch als Deutung oder Auslegung bezeichnet werden. Hierbei ist der Akt der Verwirklichung des Künstlers als Interpretation zu definieren.[2] Daraus folgt, dass eine Kunstinterpretation in zwei Dimensionen erfolgt. Auf der einen Seite wird der Künstler und auf der anderen Seite der Kunstbetrachter zum Interpreten.

Interpretation in der bildenden Kunst

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In der bildenden Kunst wird häufig zwischen der Bildwissenschaft im Allgemeinen und der Ikonografie und Ikonologie unterschieden.

Laut Klaus Sachs-Hombach gibt es keine disziplinübergreifende allgemeine Bildwissenschaft. Vielmehr wird die Bildproblematik in verschiedenen Einzeldisziplinen separat behandelt, zum Beispiel in der Kunstgeschichte, der Ästhetik, der Philosophie, der Medientheorie oder der Informatik . [3]

Die Ikonologie ist eine wissenschaftliche Herangehensweise der Kunstgeschichte um Bilder zu analysieren und zu interpretieren. [4]

Verschiedene Kunsthistoriker haben Modelle entwickelt, die eine schrittweise Interpretation von Kunstwerken ermöglichen. Ein bekannter Kunsthistoriker in diesem Zusammenhang ist Erwin Panofsky (1892-1968). Er definiert Ikonographie wie folgt: „Die Ikonographie ist der Zweig der Kunstgeschichte, der sich dem Sujet (Bildgegenstand) oder der Bedeutung von Kunstwerken im Gegensatz zu ihrer Form beschäftigt.“ [5]

Panofsky hat ein Stufenmodell entwickelt, das sich aus der vor-ikonographischen Beschreibung, der ikonographischen Analyse und der ikonologischen Interpretation zusammensetzt. Das heißt, man nähert sich über die bloße Beschreibung von Linien und Farbe und der Auseinandersetzung mit deren Bedeutung, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme des Literaturstudiums, dessen Interpretation an, wobei Panofsky darauf hinweist, dass diese subjektiv geprägt ist. [6]

Interpretation von Literatur

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Eine Literaturinterpretation ist der Vorgang, Intentionen des Autors und Wirkungen des jeweiligen Textes zu erkennen. Es entsteht eine Kette von Handlungen:

Wirklichkeitswahrnehmung des Autors- Schreiben des Textes- Lesen des Textes von einem Rezipienten- (neue) Wirklichkeit des Lesers[7]. Die alltägliche Literaturinterpretation ist nicht systematisch oder an eine spezifische Vorgehensweise geknüpft. Im Gegensatz dazu werden Texte in der Literaturwissenschaft methodisch reflektiert, um nachvollziehbare und intersubjektiv überprüfbare, wissenschaftliche Ergebnisse zu generieren. In der Literaturwissenschaft wird bei der Textinterpretation auf den Entstehungskontext, auf die inhaltliche Aussagekraft und auf die verwendete Sprache geachtet. Es muss jedoch bemerkt werden, dass Texte auch unter Bedingungen entstehen können oder eine spezifische Wirkung haben sollen, die dem Leser vollständig verborgen bleiben, das heißt auch mittels einer angewendeten Methodik nicht sichtbar werden[8].

Es lassen sich wesentliche Kategorien der Literaturinterpretation differenzieren:

Interpretation von Musik

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Unter der Musikinterpretation wird die Umsetzung eines bereits existierenden Musikstückes bzw. einer Komposition durch Musiker, das heißt Instrumentalisten oder Sänger, verstanden. Dabei ist zunächst die Analyse des Notentextes entscheidend, da dieser wegweisend für die Ausführung der Interpretation des Musikstückes ist[9]. Eine besondere Rolle bei der Notentextanalyse spielen das Tempo und der Rhythmus der Komposition. Für die Interpretation an sich sind weiterhin aber auch die Klangfarbe der Instrumente[10] und die Artikulation des Sängers entscheidend. Es kommt vor, dass die Interpreten, zu denen auch der Komponist gehören kann, das Stück in unterschiedlichen Zeitabständen anders interpretieren.

Eine weitere Interpretation von Musik geschieht seitens des Publikums. Bei der Wiedergabe des Musikstücks deutet der Zuhörer die Wiedergabe des Musikstückes und versucht die Wirkungen und Absichten des Musikers zu identifizieren.

Interpretation vom Tanz

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Die Interpretation in Form eines Tanzes bezeichnet die Darbietung von Gefühlen zu einem Musikstück durch einen Künstler. Die Inszenierungen von Tanzstücken können je nach Choreographen und Tänzer unterschiedlich ausfallen und zu vielfältigen Interpretationen führen. Das Ballettstück Schwanensee wurde in der Vergangenheit z.B. häufig neu inszeniert. Es ist zu betonen, dass die Interpretation in Form eines Tanzes in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Interpretation von Musik steht.

Bei einer Aufführung von einem Tanzstück wird zudem auch das Publikum zum Interpreten, da dieses die Bewegungen des Künstlers bzw. der Künstler auslegt.

Interpretation von Filmen

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Die Interpretation von Filmen bedeutet, dass ein bereits existierender Film wieder aufgenommen und damit auch neu inszeniert wird. Der Regisseur ist maßgeblich an der Aufmachung der Neuverfilmung beteiligt. Jedoch beeinflussen unter anderem auch die Schauspieler, die Kameraleute, wie die Interpretation umgesetzt wird. Der Graf von Monte Christo ist ein bekanntes Beispiel für eine Geschichte, die zahlreich neuverfilmt und damit auch neu interpretiert wurde.

Beim Filmschauen wird erneut auch das Publikum zum Interpreten, das z.B. Handlungen und Geschehnisse deutet und die Aussage des Films zu erkennen versucht.

Einzelnachweise

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  1. Brock Haus. Enzyklopädie in 30 Bänden. Band 13, 21., völlig neu bearbeitete Auflage. F.A. Brockhaus, Leipzig und Mannheim 2006, S. 425f. ISBN 3765341436.
  2. Thomas Zabka: Pragmatik der Literaturinterpretation: Theoretische Grundlagen – kritische Analysen. Niemeyer, München 2005, S. 10, S. 12ff. ISBN 978-3484220669.
  3. Klaus Sachs-Hombach: Bildbegriff und Bildwissenschaft. In: D. Gerhardus/ S. Rompza (Hrsg.): kunst - gestaltung - design, Heft 8. Verlag St. Johann, Saarbrücken 2002, S. 14. (PDF-Datei).
  4. Helge Gerndt/ Michaela Haibl (Hrsg.): Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bilderwissenschaft. Waxmann Verlag, Münster 2005, S. 21. ISBN 978-3830915539.
  5. Erwin Panofsky: Ikonographie und Ikonologie. Bildinterpretation nach dem Dreistufenmodell. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2006, S. 33. ISBN 978-3832177065.
  6. Vgl. Erwin Panofsky: Ikonographie und Ikonologie. Bildinterpretation nach dem Dreistufenmodell. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2006, S. 37-57. ISBN 978-3832177065.
  7. Jürgen Schutte: Einführung in die Literaturinterpretation. Metzler, Stuttgart 2005, S. 4. ISBN 978-3476152176.
  8. Jürgen Schutte: Einführung in die Literaturinterpretation. Metzler, Stuttgart 2005, S. 18f. ISBN 978-3476152176.
  9. Gerhard Mantel: Interpretation: Vom Text zum Klang. Schott, Mainz 2007, S. 25ff. ISBN 978-3795787318.
  10. Gerhard Mantel: Interpretation: Vom Text zum Klang. Schott, Mainz 2007, S. 85-102. ISBN 978-3795787318.

Literaturhinweise

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  • Brock Haus. Enzyklopädie in 30 Bänden. Band 13, 21., völlig neu bearbeitete Auflage. F.A. Brockhaus, Leipzig und Mannheim 2006, ISBN 3765341436.
  • Lutz Danneberg/ Friedrich Vollhardt (Hrsg.): Vom Umgang mit Literatur und Literaturgeschichte: Positionen und Perspektiven nach der „Theoriedebatte“. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 978-3476007889.
  • Helge Gerndt/ Michaela Haibl (Hrsg.): Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bilderwissenschaft. Waxmann Verlag, Münster 2005, ISBN 978-3830915539.
  • Gerhard Mantel: Interpretation: Vom Text zum Klang. Schott, Mainz 2007, ISBN 978-3795787318.
  • Erwin Panofsky: Ikonographie und Ikonologie. Bildinterpretation nach dem Dreistufenmodell. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3832177065.
  • Klaus Sachs-Hombach: Bildbegriff und Bildwissenschaft. In: D. Gerhardus/ S. Rompza (Hrsg.): kunst - gestaltung - design, Heft 8. Verlag St. Johann, Saarbrücken 2002, (PDF-Datei).
  • Udo Schnelle: Einführung in die neutestamentliche Exegese. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3825212537.
  • Jürgen Schutte: Einführung in die Literaturinterpretation. Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 978-3476152176.
  • Thomas Zabka: Pragmatik der Literaturinterpretation: Theoretische Grundlagen – kritische Analysen. Niemeyer, München 2005, ISBN 978-3484220669.