Benutzer:Hollyinthehills/Dechsel (Archäologie)

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In der Archäologie spricht man auch vom Schuhleistenkeil, dem Querbeil oder von dem asymmetrischen Flachbeil. Die Dechselklingen des Neolithikums haben eine gewölbte Dorsalseite (Oberseite) und eine meistens flach gezogene Ventralseite (Unterseite). Der Querschnitt ähnelt demnach einer Bogenform bzw. D-Form. Man unterscheidet hohe Dechselklingen, mit einer stärkeren Aufwölbung der Dorsalfläche als Schuhleistenkeil und weniger aufgewölbte, breitere als Flachbeil. [1] Eine eindeutige Klassifizierung ist nur bedingt möglich, da durch den Gebrauch eine Formveränderung stattfinden kann. Die größte Höhe liegt meist nicht in der Mitte, sowie die Klinge durch Nachschärfungen danach unsymmetrisch zur Längsachse, entgegen der bestmöglichsten Position, liegt. [2]. Als bevorzugte Rohstoffmaterialien wurden Metamorphite, Vulkanite und Sedimentite benutzt. Die Struktur der Vulkanite und Sedimentite ermöglicht ein uneingeschränktes Zuschlagen. Metamorphite haben ein gesteinstypisches Bruchverhalten. Fundstücke aus Metapodien, deren Form auf Dechselklingen hinweist, wurden ebenfalls gefunden. [3] Bandkeramische Dechsel bestehen meist aus Amphibolit, welches eine vorsichtige Datierung zulässt. Die Datierung von Dechseln geschieht durch den Fundkontext, zum Beispiel mittels beiliegender Keramik. Amphibolit kommt in Deutschland im sächsischen Erzgebirge, Fichtelgebirge und im Schwarzwald vor.

Die Funde, vor allem Halbfabrikate, aus Hienheim „am Weinberg“ geben Aufschluss über die Herstellung von Dechseln und Beilen. Die Artefakte ließen Schleifen, Picken, Durchbohrungen, Sägen und die am meisten angewandte Schlagtechnik als Bearbeitungsmethoden erkennen. Die Längsachse der Klingen verläuft parallel zur Gesteinsstruktur. [4]

Mit Hilfe der gefundenen Dechselklingen aus verschiedenen Fundplätzen, unter anderem Worms-Rheindürkheim, konnte man, anhand der Polierspuren und Dunkelfärbung, Erkenntnisse über die Schäftung gewinnen. Die unterschiedlichen Formen von Dechselklingen, sind bestimmend für die Schäftung. Leicht trapezförmige, hohe und flache rechteckige Klingen wurden direkt nach Fertigstellung bis zur breitesten und höchsten Stelle geschäftet. Diese liegt im Idealfall bei der Hälfte der Länge. Durch Nachschärfung veränderte sich dieses Verhältnis und die Klinge konnte bis zu 50% der Länge verlieren. Der Schaft bestand vermutlich aus Holz, weil man keine Schäftungen aus Knochen oder Geweih bisher hat. Die vorgesehene Benutzung bestimmte die Form der Schäftung.

Verwendungszweck

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Dechsel wurden ausschließlich zur Holzgewinnung und Verarbeitung gebraucht. Das Gewicht, die Schäftungstiefe, die Länge des ungeschäfteten Teils der Klinge sind ausschlaggebend für die Verwendung als Querbeil im Bezug auf Einschlagskraft, -tiefe und -winkel. Breit-flache Dechseklingen existieren in unterschiedlichen Größen. Besonders breite Exemplare eigneten sich wohl für das Fällen von Bäumen. Wahrscheinlich sind schmal-hohe Klingen bedingt durch ihre Stabilität und Masse für grobe Arbeiten gebraucht worden. Diese Klingen in filigraner Ausführung wurden mutmaßlich zum herstellen tiefer Löcher oder Nute im Holz verwendet. Die ungeschäftete Klinge kann man als Meißel oder Keil zum Spalten von Holz benutzen. Die Dechselklinge als Hobel ist ebenfalls denkbar. Die Funktion lässt sich durch das Verändern des Verhältnisses zwischen Klinge und Schäftung, hinzufügen eines Griffes oder abschleifen der Schneide verändern. Die Zweitverarbeitung einer Dechselklinge ist ebenso möglich. Tatsächlich wurden schon leicht beschädigte Dechselklingen weggeworfen, da man sie auch für feine Arbeiten benutzte.


Einzelnachweise

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  1. W.Buttler: Der Donauländische und der westlische Kulturkreis der jüngeren Steinzeit. In: Handbuch der Urgeschichte Deutschlands 2, Berlin und Leipzig 1938
  2. Dohrn-Ihmig M. . Das bandkeramische Gräberfeld von Aldenhoven-Niedermerz, Kreis Düren. In: Archäologie in den Rheinischen Lößbörden, Köln 1983 S.47-190
  3. J. Weiner: Zur Technologie bandkeramischer Dechselklingen aus Felsgestein und Knochen - Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte. Archaeologia Austriaca 80, 1996, S. 115-156
  4. Bakels C.C. (1987): On the Adzes of the Northwestern Linearbandkeramik. In: Analecta Praehistorica Leidensia 20, Leiden. 53-86 S. 55


  • W.Buttler: Der Donauländische und der westlische Kulturkreis der jüngeren Steinzeit. In: Handbuch der Urgeschichte Deutschlands 2, Berlin und Leipzig, 1938
  • Dohrn-Ihmig M.: Das bandkeramische Gräberfeld von Aldenhoven-Niedermerz, Kreis Düren. In: Archäologie in den Rheinischen Lößbörden, Köln, 1983
  • J. Weiner: Zur Technologie bandkeramischer Dechselklingen aus Felsgestein und Knochen - Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte. Archaeologia Austriaca 80, 1996
  • Bakels C.C.: On the Adzes of the Northwestern Linearbandkeramik. In: Analecta Praehistorica Leidensia 20, Leiden,1987

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