Benutzer:Henriette Fiebig/Hasenfuß

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Mit dem Wort Hasenfuß wird in sprichwörtlicher Redeweise ein Mensch bezeichnet der feige, ängstlich oder furchtsam ist. Das Wort spielt auf die Schnelligkeit des Hasen an, mit der dieser aus oder vor einer Gefahr flieht.[1]

Der Ausdruck „Hasenfuß“ und das zugehörige Adjektiv „hasenfüßig“ können auch den Unterton haben eine Verhaltensweise als albern oder närrisch zu disqualifizieren; in Goethes Komödie „Die Mitschuldigen“ wird über einen Mann gesagt (1. Aufzug, 1. Auftritt): „Er ist ein dummer Kerl, der doch zu gar nichts taugt,/Als daß er sich besäuft und etwas Tabak raucht./Die ganze Nacht geschwärmt, den halben Tag im Bette!“ und der Sprecher resümiert: „Der König Hasenfuß!“. Daneben existiert auch der Ausdruck „Er ist ein Hans Hasenfuss“.[2]

Der Redensart gehören mehrere verwandte Ausdrücke wie „das Hasenpanier“ ergreifen, „ein Hasenherz“ haben oder ein „Angsthase sein“ an. Hier liegt ebenfalls eine Anspielung auf die Fluchtbereitschaft oder Feigheit eines Menschen vor.


Entstehung der Redensart

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Im Mittelalter bezeichnete das mittelhochdeutsche Wort hasen vûz einen schnellen Läufer und betonte noch nicht die Furchtsamkeit des Hasen. In dieser positiven Bedeutung ist es bis in die heutige Zeit in dem englischen Ausdruck „hare-foot“, der einen guten Sportler bezeichnet, bewahrt.[3]

Die Verwendung des Wortes Hasenfuß als Bezeichnung für einen ängstlichen oder feigen Menschen ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. Sie findet sich beispielsweise in dem Theaterstück „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller, wo es heißt (1. Akt, Zweite Scene): „Hat ers Kourage nicht, so ist er ein Hasenfuß“ („Hat er keine Courage, so ist er ein Hasenfuß“).

„Das Hasenpanier ergreifen“

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Diese Redensart bedeutet flüchten oder davonlaufen. Der Begriff Panier, der auf das mittelhochdeutsche Wort „banier“ (von lat. pannus und französisch bannière = Heeresfahne) zurückgeht, wird stellvertretend für den Schwanz des Hasen verwandt, da der Hase auf der Flucht seinen Schwanz in die Höhe reckt und so bildlich gesprochen sein Banner oder seine Fahne auf der Flucht zeigt.

Die Redensart ist seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bezeugt: So liest man in der Fabelsammlung des Burkard Waldis – dem „Esopus“ von 1564 – „der hasen paner aufstecken“ und über Ausreißer heißt es im Jahr 1564 „Sie werfen das Hasenpanier auf“. Paul Fürst schreibt in seinem Bilderbogen speculum bestialitatis aus dem Jahr 1650/60: „Der haß der ist ein forchtsam thier,/Gar bald wirfft er auff sein panier“ („Der Hase ist ein furchtsames Tier/Schon bald zeigt er sein Panier“).

Das ergreifen in dem Sprichwort dürfte wohl aus der Wendung „die Flucht ergreifen“ übernommen worden sein; bezeugt ist die Redensart in dieser Form seit Martin Luther.[3]

  • „Eines Hasenfusses Mutter braucht keine Thränen“. Dieses Sprichwort ist auch im englischen Sprachraum bezeugt mit: „The mother of a timid son never weeps“. Im Französischen heißt es: „Mieux vaut être poltron et vivre plus longtemps. (Fi do l'honneur! vîve la vie!)“.
  • „Hasenfüsse und Hosenscheisser haben keine Geschichte“ und spanisch: „De cobardos no hay nada escrito“.
  • „Wer Hasenfüsse hat, erlauft keinen Lorber“.
  • „Er trägt einen Hasenfuss bei sich“ bezeichnet einen Menschen, der durch lächerliche Manieren oder Dummheiten auffällt.
  • „Er hat einen Hasenfuß in der Tasche“ (bedeutet „ein Aufschneider oder Angeber sein“) könnte laut Wander von Jägern abgeleitet sein, die einen abgeschnittenen Hasenfuß aus ihrer Jagdtasche hevorlugen lassen, um einen Jagderfolg vorzutäuschen.[2]
  1. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, 1. Auflage, 6. Nachdruck, Stuttgart, München, Düsseldorf, Leipzig 1997, Lemma Hasenfuß, Seite 329
  2. a b Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, Band 1-5, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1867, 1870, 1873, 1876, 1880, Lemma Hasenfuss
  3. a b Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg im Breisgau 1991, Lemma Hase
  • Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, 1. Auflage, 6. Nachdruck, Stuttgart, München, Düsseldorf, Leipzig 1997
  • Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg im Breisgau 1991
  • Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, Band 1-5, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1867, 1870, 1873, 1876, 1880