Benutzer:HReuter/Wolfgang Haney

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Wolfgang Johann Haney (* 1924 in Berlin[1]) ist ein deutscher Ingenieur, Numismatiker, Sammler zeitgeschichtlicher Belege und Buchautor. Er lebt und arbeitet in Berlin.[2][3][4]

Leben und Wirken

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Wolfgang Haney wurde 1924 als Kind eines katholischen Vaters und einer jüdischen Mutter geboren. 1933 schlossen die Nationalsozialisten die Musikschule des Vaters, eines Pianisten. Nachdem die Familie bereits ausgebombt war, entkam Haneys Mutter der Deportation nur durch eine Flucht in die Wälder außerhalb Berlins, wo sie sich versteckt hielt und den Krieg überlebte; alle anderen Mitglieder ihrer großen Familie fielen dem Holocaust zum Opfer.[1]

Harney selbst wurde 1935 von den Nationalsozialisten nach den „Nürnberger Gesetzen“ als „Mischling 1. Grades“ eingestuft und musste die Schule vorzeitig verlassen.[5] Jedoch konnte er nach einer Maurerlehre und einer Hochbegabten-Sonderreifeprüfung studieren und wurde 1944 Diplom-Ingenieur und Sprengmeister. Nach dem Krieg wurde er Leiter des Tiefbauamts Berlin-Charlottenburg, erwarb später eine Großtischlerei und betrieb ein Sprengunternehmen[2][3], war Stadtrat beim Berliner Magistrat und Dienstststellenleiter bei der damaligen BEWAG.[1]

Bereits als Kind hatte er mit dem Sammeln von Münzen begonnen, eine Leidenschaft, die ihn über die Nachkriegszeit bis heute begleitet, so etwa seit 1987 als Vorsitzender der Berliner Münzfreunde e.V.[2][3]

Seit 1948 veröffentlichte er mehrere Bücher über Berlin und über Belege zum Schicksal der Juden im Dritten Reich. Ausgelöst durch einen zufällig erhaltenen KZ-Geldschein aus Oranienburg, begann er Ende der 1980er Jahre nach dem Ende seines Berufslebens, Artefakte des NS-Terrors zusammenzutragen: Briefe und Ausweise aus Konzentrationslagern, jüdische Lebensmittelkarten, Streichholzschachteln mit judenfeindlichen Reimen, Judensterne sowie Tausende antisemitischer Postkarten aus verschiedenen Ländern – eine der umfassendsten Privatsammlungen von Material aus der NS-Zeit, ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert.[1] Objekte der Sammlung wurden von Historikern genutzt, von Museen angefragt und in einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, allein in Deutschland fast 70mal zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit dem von Haney dokumentierten „Prämiengeld“ konnte unter anderem in der vom Essener Sozialrichter Jan-Robert von Renesse vorangetriebenen Debatte um die sogenannte Ghettorente der Rentenanspruch von Holocaust-Überlebenden nachgewiesen werden.[4]

Schriften als Autor oder Herausgeber

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  • Wolfgang Haney: Berlin gestern, heute, morgen. Das Neue Berlin, Berlin 1950 (164 S.).
  • Isabel Enzenbach: Alltagskultur des Antisemitismus im Kleinformat: Vignetten der Sammlung Wolfgang Haney ab 1880. Hrsg.: Wolfgang Haney. Metropol, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-063-9.
  • Wolfgang Haney (Hrsg.): Kennzeichen »Jude«. Antisemitismus, Entrechtung, Verfolgung, Vernichtung. Battenberg Gietl, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-558-9.
  • Hans-Ludwig Grabowski: »Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck...«. Für politische Zwecke und antisemitische Propaganda genutzte Geldscheine in der Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reichs. Hrsg.: Wolfgang Haney. Battenberg Gietl, Regenstauf 2015, ISBN 978-3-86646-122-2.

Mitwirkung an sonstigen Schriften[1]

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  • Helmut Gold, Georg Heuberger: Abgestempelt – Judenfeindliche Postkarten. Umschau Buchverlag, Frankfurt/Main 1999, ISBN 978-3-8295-7010-7.
  • Manfred Mayer (Hrsg.): Der Weg nach Auschwitz: ... und wir hörten auf, Mensch zu sein. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 978-3-506-72886-9.
  • Hans-Ludwig Grabowski: Das Geld des Terrors: Geld und Geldersatz in deutschen Konzentrationslagern und Ghettos 1933 bis 1945. Battenberg Gietl, Regenstauf 2008, ISBN 978-3-86646-040-9.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Auszeichnung Für Herausragende Leistungen. Obermayer Foundation, 26. Januar 2015, abgerufen am 26. Januar 2015.
  2. a b c Rainer Albert: Personalia: Wolfgang Haney. In: Numismatisches Nachrichtenblatt. Band 66, Nr. 7, Juli 2017, S. 280.
  3. a b c Rainer Albert: Wolfgang Haney - 30 Jahre Vorsitzender der Berliner Münzfreunde. Deutsche Numismatische Gesellschaft, abgerufen am 17. Juli 2017.
  4. a b Christoph David Piorkowski: Wolfgang Haney und seine Devotionalien des NS-Terrors. tip Berlin, 13. November 2013, abgerufen am 17. Juli 2017.
  5. Hans-Ludwig Grabowski: »Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck...«. Für politische Zwecke und antisemitische Propaganda genutzte Geldscheine in der Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reichs. Hrsg=Wolfgang Haney. Battenberg Gietl, Regenstauf 2015, ISBN 978-3-86646-122-2.
  6. Wikipedia:WikiProjekt Bundesverdienstkreuz 2006


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