Benutzer:Gustavus~dewiki/Spielwiese

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Unter Vernachlässigung von Aktivitätskoeffizienten lässt sich der pH-Wert der wässrigen Lösung einer Säure oder Base berechnen, wenn die Konzentration an Oxoniumionen berechnet werden kann. Die exakte Berechnung ist meist aufwändig und oft auch gar nicht mehr möglich. Dennoch gibt es für verschiedene Fälle brauchbare Näherungslösungen, die im folgenden dargestellt werden. Die angegebenen für die Abgrenzung der verschiedenen Säurestärken sind Richtwerte. Je nach Quelle wird diese Einteilung unterschiedlich vorgenommen.

Starke Säuren und Basen

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Eine starke Säure HA kann in wässriger Lösung als vollständig dissoziiert angenommen werden. Die Ladungsbilanz für eine solche Lösung lautet:

Wenn die Säure nicht allzu stark verdünnt ist (Ausgangskonzentration ) gilt:

und damit in sehr guter Näherung:

Analog erhält man für eine starke Base (z. B. die Alkalimetallhydroxide wie NaOH oder KOH) die Konzentration an Hydroxidionen , aus der mittels folgender Beziehung berechnet werden kann:

: Ionenprodukt des Wassers

Bei sehr kleinen Ausgangskonzentrationen der Säure können die aus der Autoprotolyse des Wassers stammenden Hydroxidionen nicht mehr gegenüber der Konzentration des Säurerestanions vernachlässigt werden. In diesen Fällen erhält man mit aus der Ladungsbilanz:

und damit:

Für eine starke Base ergibt sich entsprechend:


Bsp. 1: pH-Wert einer 0,1 M Salzsäure


Bsp. 2: pH-Wert einer Kalilauge

Mittelstarke Säuren und Basen

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Bei einer mittelstarken Säure HA besteht in Lösung ein Gleichgewicht zwischen der dissoziierten und der undissoziierten Form der Säure. Aus dem MWG erhält man den Gleichtgewichtsausdruck für die Säurekonstante :

Wiederum kann bei nicht allzu kleiner Ausgangskonzentration angenommen werden, dass gilt. Die Konzentration der Säure im Gleichgewicht ist

und damit

Analog erhält man für eine mittelstarke Base:


Bsp. 3: pH-Wert einer 0,1 M Dichloressigsäure

Schwache Säuren und Basen

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Für eine schwache Säure HA kann neben der Näherung zusätzlich die Konzentration der Säure im Gleichgewicht näherungsweise der Ausgangskonzentration gleichgesetzt werden. Über den Ausdruck für die Säurekonstante erhält man so:

Für eine schwache Base ergibt sich:


Bsp. 4: pH-Wert einer 0,1 M Ammoniumchlorid-Lösung

Bsp. 5: pH-Wert einer 1 M Natriumchlorit-Lösung

Exakte Berechnung einprotoniger Systeme

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Sind die gemachten Näherungen nicht gerechtfertig, muss die Berechnung über eine systematische Gleichgewichtsbehandlung erfolgen. Für eine einprotonige Säure erhält man danach als Lösung der Gleichung dritten Grades :

Diese Gleichung gilt ebenso für eine einwertige Base, wobei dann die Säurekonstante der korrespondierenden Säure ist. Aktivitätskoeffizienten sind auch in dieser Berechung nicht berücksichtigt.

Zweiprotonige Systeme

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Saure Form

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Für die Berechnung des pH-Wertes der Lösung einer zweiprotonigen Säure kann diese näherungweise wie eine einprotonige Säure mit behandelt werden. Die Berechnung erfolgt mittels der oben angegebenen Gleichung für mittelstarke Säuren. Diese Vorgehensweise liefert auch für nahe beieinander liegende Säurekonstanten brauchbare Näherungswerte. Noch für den Fall ergibt sich lediglich ein Fehler von [1], was angesichts der Genauigkeit gängiger pH-Meter für praktische Zwecke ausreichend ist (in den meisten Fällen wird es durch die vernachlässigten Aktivitätskoeffizienten oder andere Ungenauigkeiten wie z. B. die Abhängigkeit der verwendeten Konstanten von Temperatur, Ionenstärke u. a. zu größeren Abweichungen kommen; generell ist es für die Praxis zu empfehlen, die Berechnung als Richtwert zu nehmen und dann nachzumessen). Analog kann eine zweiwertige Base in erster Näherung wie eine einwertige Base behandelt werden


Bsp. 6: pH-Wert einer 0,1 M Oxalsäure

Unter Berücksichtigung der zweiten Dissoziationsstufe errechnet man .

Intermediatform

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Bringt man die Intermediatform einer zweiprotonigen Säure (z. B. in Form ihres Natriumsalzes NaHA) in Lösung, so kann diese als Säure oder als Base reagieren. Es handelt sich um ein Säure-Base-Amphoter. In vielen Fällen stellt in solchen Lösungen dennoch die Intermediatform die hauptsächliche Spezies dar. Ihre Gleichgewichtskonzentration kann dann näherungsweise der Formalkonzentration gleichgesetzt werden, während die Konzentrationen der Formen und vernachlässigt werden können. In diesem Fall erhält man:

Weiterhin kann mitunter gegenüber sowie gegenüber vernächlässigt werden. Obige Formel vereinfacht sich dann zu:

Da gemäß dieser Formel der pH-Wert einer Lösung der Intermediatform unabhängig von immer der gleiche wäre (selbst im Grenzfall ) stellt sie jedoch nur eine sehr grobe Näherung dar.


Bsp. 7: pH-Wert einer 0,01 M Glycin-Lösung .

Anmerkung: Im Fall von Glycin ist die Intermediatform ungeladen, während die vollständig protonierte Form einfach positiv, die vollständig deprotonierte Form einfach negativ geladen ist. Dies ändert jedoch nichts an der Berechnung.



Bei diesem pH-Wert ist

, und . Die verwendete Näherung kann hier als gerechtfertig angesehen werden. Die Näherung versagt, wenn die Säurekonstanten nahe beieinander liegen und klein ist.

Basische Form

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Die Form einer zweiprotonigen Säure stellt eine zweiwertige Base dar und kann, wie oben bereits beschrieben, in erster Näherung wie eine einwertige Base behandelt werden .


Bsp. 8: pH-Wert einer 0,1 M Natriumsulfit-Lösung

Exakte Berechnung zweiprotoniger Systeme

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Für eine zweiprotonige Säure erhält man über eine systematische Gleichgewichtsbehandlung als Lösung einer Gleichung vierten Grades :

Einzelnachweise

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  1. Daniel C. Harris, Lehrbuch der quantitativen Analyse, Vieweg (1997)