Benutzer:Gustav von Aschenbach/Das lyrische Werk von Friedrich Nietzsche

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Mit Nietzsches Namen ist auch seine Lyrik verbunden. Seine ersten literarischen Versuche sind Gedichte, sein letztes Werk ein Gedichtzyklus. Er schrieb zahlreiche Verse und erwog gelegentlich, einen eigenständigen Gedichtband herauszugeben. Diesen Plan setzte er allerdings nicht um und veröffentlichte am Ende seines bewussten Lebens lediglich die Dionysos-Dithyramben.

Lyrik findet sich in allen Perioden seines Lebens und markiert den Beginn und das Ende seiner Werkgeschichte. Nietzsche gilt als Meister des Stils, - sein Stil machte Epoche. Er erscheint als Lehrmeister der Deutschen, Hofmannsthal, in seiner berüchtigten Schrifttumsrede, sprach von ihm als dem „geistigen Gewissen der Nation“. Seine Prosa selbst ist brillant, virtuos-spielerisch, an zahlreichen Stellen gleitet sie ins Lyrische ab, ist lyrisch fundiert.

Die große Bedeutung seines Werkes wird allerdings nicht von der Lyrik bestimmt. Das dichterische Werk spielt eine komplementäre Nebenrolle.[1]

Viele seiner Verse, die heute seinen Ruhm als Lyriker begründen, gab er nicht zum Druck frei, so dass sie erst später und häufig mit gewissen Änderungen veröffentlicht wurden.[2] Von den Idyllen aus Messina abgesehen, hat Nietzsche lediglich aus architektonischen Gründen Gedichte veröffentlicht, um innerhalb seiner Prosawerke das Artistisch-Leichte zu betonen oder eine Spannung zu mindern.[3]

Die Dithyramben markieren den Übergang in die dunkle Sphäre der Krankheit, des „Wahnsinns“. Während er noch am Manuskript arbeitete, verschickte er bereits seine Wahnsinnszettel. Vor diesem biographischen Hintergrund erhellt, dass er sie nicht mehr in den Tagen seines wachen Lebens verfasste, sondern sie sammelte und einige Veränderungen vornahm. Man sollte dieses letzte Werk somit nicht als lyrische Verklärung betrachten[4] und die Nähe zum Ecce homo sehen, ein Werk, das mit seinem oft überreizten Tonfall und der hochfahrenden Betrachtung der eigenen Person bereits von pathologischen Aspekten gekennzeichnet ist.

Einzelnachweise

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  1. Giorgio Colli, in: Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Kritische Studienausgabe, Bd. 6, Hrsg.: Giorgio Colli und Mazzino Montinari, dtv, S. 455
  2. Rüdiger Ziemann: Die Gedichte. In: Henning Ottmann (Hrsg.): Nietzsche-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Metzler, Stuttgart u. a. 2000, S. 150.
  3. Giorgio Colli, in: Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Kritische Studienausgabe, Bd. 6, Hrsg.: Giorgio Colli und Mazzino Montinari, dtv, S. 455
  4. Giorgio Colli, in: Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Kritische Studienausgabe, Bd. 6, Hrsg.: Giorgio Colli und Mazzino Montinari, dtv, S. 456