Benutzer:Gruppe Abstraktion

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Die Abstraktion (lat. abstrahere= trennen) beschreibt eine wichtige Fähigkeit des menschlichen Denkens, dem Trennen von wichtigen und unwichtigen Wahrnehmungen.1 Dabei wird zwischen der positiven Abstraktion, die das Wesentliche hervorhebt und der negativen Abstraktion, die Unwesentliches ausklammert, unterschieden.2 Dies setzt allerdings auch voraus, dass es etwas Wesentliches gibt, was hervorgehoben werden kann.3

Die Methode der Abstraktion dient als zentrales Mittel zum Erstellen und Verstehen von Modellen.4 Denn durch die Abstraktion wird versucht detaillierte Informationen auszublenden, um komplexe Zusammenhänge einfacher und verständlicher darzustellen. Es werden also Teilaspekte aus einem konkreten Ganzen herausgelöst.5 Das Resultat stellt dann eine reduzierte Darstellung eines Naturvorbildes, also eine Vereinfachung von bestimmten Dingen und bestimmtem Inhalt, dar.6

Man unterscheidet zudem zwischen den unterschiedlichen Abstraktionsarten für Modelle: Klassifizierung, Komposition, Generalisierung, Benutzung.7 Durch Abstraktion wird also eine Allgemeinheit hergestellt, deren Herkunft in den Dingen ihren Ursprung findet. Abstraktion stellt somit also ein Resultat des Denkens dar, das zwar einen gewissen Bezug zu den Ausgangsdingen hat, aber nichts Dingliches mehr.8 Man unterscheidet bei der Methode der Abstraktion daher immer zwischen dem Allgemeinen, also dem was abstrahiert wird, den Einzeldingen und Gegebenheiten, das wovon abstrahiert wird und dem menschlichen Verstand, das was abstrahiert.9

In der Kunst, der Mathematik, den Naturwissenschaften, der Philosophie, der Psychologie und den Sprachwissenschaften ist die Abstraktion methodisch verankert und hilft unterschiedliche Problemstellungen zu lösen.

Abstraktion in der...

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In der Bildenden Kunst bezeichnet Abstraktion die Loslösung von der gegenständlichen Darstellung10 sowie stilistische Reduzierung der dargestellten Dinge auf wesentliche oder bestimmte Aspekte. Bei der Loslösung werden mit künstlerischen Absichten und Mitteln Formen geschaffen, die im Vergleich zur realen Welt der Erscheinungen keine Analogie zur Natur zulassen.11 In dem Fall der stilistischen Reduzierung spricht man davon, dass vom Allgemeinen auf das Wesentliche abstrahiert wird. Was als wesentlich gilt, bestimmt einerseits die Kreativität des Künstlers, andererseits die Wahrnehmung des Betrachters. Die Abbildungen 1 – 5 zeigen wie eine Form über mehrere Schritte bis auf seine geometrische Grundform abstrahiert wird

Die Gegenstände der Mathematik sind abstrakt: Zahlen, Rechenoperationen, Formeln, Funktionen, Punkte, Geraden, Vektoren, Wahrscheinlichkeiten, Muster, Strukturen etc..12 Die Konzentration auf das Abstrakte, auf Beziehungen, auf "Dinge", die nicht unmittelbar sinnlich erfassbar sind, gehört zum Weltbild der Mathematik.13 Mathematik bietet für bestimmte, häufig auftretende Abstrakta symbolische materielle Darstellungsformen an, die das Abstrakte sichtbar, handhabbar und konkret werden lassen.14 Sie stellt damit eine Beziehung zwischen abstraktem und konkretem her.15 Durch die Mathematik bilden wir hochabstrakte Gegebenheiten auf Materielles ab und durch Manipulation des Materiellen gewinnen wir Aussagen über die abstrakten Gegebenheiten. In vielen Situationen ist es möglich, durch komplexere mathematische Modelle mehr zu erfassen, also auch Aspekte, von denen zunächst bei einfacheren Modellen abstrahiert wurde.

Naturwissenschaft und Informationstechnologie

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Unter Abstraktion in der Naturwissenschaft und Informationstechnologie versteht man die Beschränkung auf die im Sinne einer Anwendung wesentlichen Eigenschaften von Objekten. Bei der Abstraktion werden nur die Eigenschaften eines Objektes betrachtet, die es aus konzeptioneller Sicht von anderen Objekten unterscheidet.16 Dabei wird von der internen Objektstruktur und der Implementierung der Methoden abstrahiert.

Dabei ermöglicht Abstraktion:

  • das Sichtbarmachen großer Zusammenhänge unter Weglassung der Details
  • die Darstellung eines Details unter Weglassung/ starker Vergröberung des Rests
  • die Herstellung eines systematischen Zusammenhangs zwischen Übersichten und Detailsichten.17

Im philosophischen Sinne bezeichnet die Abstraktion den Denkvorgang bei der Bildung von Begriffen und Gesetzen18, indem das Begriffliche gegenüber dem Nichtbegrifflichen (oder Konkreten) abstrakt dargestellt wird.19 Auch bezeichnet es das Ergebnis eines denkerischen Abstraktionsprozesses und das auf diese Weise gewonnene Allgemeine.20 Dabei werden stufenweise individuelle, besondere, bestimmte Merkmale herausgesondert um am Ende das Gleichbleibende, Wesentliche und Allgemeine verschiedener Gegenstände zu erkennen. Das Resultat dieses Prozesses ist der Begriff.21

Die Abstraktionstheorie geht bis auf Aristoteles zurück, der die Abstraktion als Aphairesis („Wegnahme“) und als Epagoge („Heranführen“) als Methode bestimmte, d.h. als Übergang vom Speziellen zum Allgemeinen.22 Hegel wiederum drehte das Begriffspaar um, da für ihn das Abstrakte das Konkrete darstellte, weil in und durch den Begriff das denkerische vermittelt wird.23

Unter der Abstraktion in der Psychologie versteht man das Erkennen wesentlicher Gemeinsamkeiten bei einer bestimmten Gruppe von Objekten oder Elementen.24 Dabei wird zwischen generalisierender Abstraktion, isolierender und idealisierender Abstraktion unterschieden. Die generalisierende Abstraktion unterscheidet wesentlich erscheinende Merkmale von Dingen, Klassen und Relationen und hebt diese hervor, während unwesentliche Merkmale unterdrückt werden. Die isolierende Abstraktion verleiht abstrahierten Eigenschaften und Relationen Selbstständigkeit, die idealisierende Abstraktion konstruiert ideale Modelle.25 Das Gedächtnis wendet dabei als Organisationsprinzip der Begriffe dabei die Abstrakt-Konkret-Schachtelung mit einer Anordnung in Abstrakt-Konkret-Hierarchien an. Diese Schemata ermöglicht Menschen (aber auch Tieren) Zuordnungen zu tätigen (z.B. wird ein Tier als Käfer anhand konkreter Merkmale identifiziert, auch wenn dem Menschen die konkrete Spezies unbekannt ist).26 Der Gestaltung des Gedächtnisses durch Abstraktheit ist für den Menschen von großer Bedeutsamkeit. Es entstehen Äquivalenzklassen (alle Dinge, die in ein bestimmtes abstraktes Schema fallen können äquivalent behandelt werden) und Symbolabstraktheit (z.B. bei dem Oberbegriff „Werkzeug“, der viele verschiedene Dinge abstrakt beschriebt), die durch Sprache erzeugt wird, bei dem bestimmte Wörter durch akustische oder optische Erscheinungen im Gedächtnis an bestimmte Schemata gebunden (z.B. Hund, Käfer, Teller, Stuhl) werden.27

Sprachwissenschaft

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Die Abstraktion in der Sprachwissenschaft ist ein gedankliches Verfahren, in welchem von den unwesentlich zu erachtenden Merkmalen abgesehen und das Augenmerk auf als wesentlich zu betrachtende Merkmale gelenkt wird. Dabei variiert das Wesentliche nach dem jeweiligen Erkenntnisinteresse.28 Im Ergebnis hat dieser Prozess die Entstehung des Allgemeinbegriffs/Gattungsbegriffs.29

Erkenntnisgewinn durch Abstraktion

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Wissenschaftliche Fragestellungen sind aufgrund ihrer Komplexität ohne Modell- bzw. Abstraktionsbildung weder durch Lehrende vermittelbar, noch durch Lernende erlernbar.30 Der Einsatz von Abstraktionen ist folglich in den verschiedenen Disziplinen und Teildisziplinen der Wissenschaft eine Methode zur Erkenntnisgewinnung sowie zur Weitergabe der gewonnenen Erkenntnisse. Dies ist möglich, da, wie bereits in der Einleitung erwähnt, die Abstraktion komplexe und schwer verstehbare Gebilde auf einer einfachen Art darstellen kann.31 Die Abstraktion ermöglicht somit den vereinfachten Zugang zu Sachverhalten und Problemlösungen und erfüllt dabei eine denkökonomische Funktion, ebenso ermöglicht sie die Veranschaulichung von Strukturen, theoretischen Konstrukten und Prozessen und besitzt somit eine Anschauungsfunktion, darüber hinaus ermöglicht sie die Problemfindung und -eingrenzung und erfüllt somit eine heuristische Funktion.32 Dabei geht es nicht vordergründig um den Erkenntnisgewinn durch Vernachlässigung oder Vereinfachung von etwaigen Parametern und deren Wechselwirkungen, sondern vielmehr um die Schaffung von Ordnung zwischen Sinneseindrücken, wodurch eine Orientierung gegeben wird. Insbesondere in den Naturwissenschaften ist der Erfolg der Abstraktion darin zu sehen, dass von einer philosophischen Fragestellung nach dem WAS und dem WESEN einer Wirklichkeit abgesehen werden kann. Es wird lediglich das WIE eines Kontext betrachtet, hierdurch wird die vollständige Subsumption der Phänomene ermöglicht.33 Die Abstraktion ist dabei letztendlich schon ein Resultat eines Erkenntnisvorganges, da konsequenterweise schon das Bestimmen von Teilaspekten eines Ganzen, somit der Abstraktion, die Kenntnis über das komplexe Gesamtkonstrukt verlangt.34

Einzelnachweise

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