Benutzer:Gisbert K/Fritz Wurlitzer

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Fritz Wurlitzer


Fritz Wurlitzer (1888 – 1984) war ein bedeutender deutscher Klarinettenbaumeister, ansässig in Erlbach (heute eine Ortsteil von Markneukirchen) im Vogtland in Sachsen.

Fritz Wurlitzer entstammte einer seit Generationen im Musikinstrumentenbau tätigen Familie.[1] Sein Vater Paul Oskar Wurlitzer (1968-1940) fertigte in seiner Werkstatt in Erlbach Klarinetten und andere Holzblasinstrumente. Parallel dazu eröffnete Fritz Wurlitzer nach Lehr- und Wanderjahren 1929, ebenfalls in Erlbach, eine eigene Werkstatt zur Herstellung verschiedener Holzblasinstrumente. Ab 1935 nach Bezug neuer Räumlichkeiten konzentrierte er sich erfolgreich mit bis zu zehn Mitarbeitern auf den Bau von Klarinetten. Ein 1956 erschienener Katalog weist ein umfangreiches Programm von Klarinetten unterschiedlicher Systeme auf.

Ab Anfang der 1970er Jahre ging die Anzahl seiner Gesellen allmählich zurück, bis sich 1976 der letzte Mitarbeiter selbständig machte. Aber auch dann arbeitet er bis zum Alter von 90 Jahren noch gelegentlich in seiner Werkstatt.[2]

Als bedeutendste Entwicklung von Fritz Wurlitzer gilt die Verbesserung der deutschen Bassklarinette, die sich vor allen durch eine genaue Intonation und einen sonoren Klang auszeichnete und die in vielen bekannten Orchestern gespielt wurde. In den 1970er Jahren entwickelte er zudem eine Kontrabassklarinette, von der allerdings nur ein Prototyp gebaut wurde, der sich heute in einem Museum befindet.

Als weitere besondere Leistung wird die langjährige Herstellung der Schmidt-Kolbe-Klarinette angesehen, nachdem sich der Mannheimer Klarinettist und Erfinder dieses Instruments Ernst Schmidt (ca. 1871–1954) Mitte der 1930er Jahre mit seinem Klarinettenbauer Louis Kolbe, Altenburg, überworfen hatte. Schmidt und Wurlitzer überarbeiteten das Instrument noch einmal, bevor Wurlitzer 1937 mit der Herstellung dieses Klarinettentyps begann, die mit Beendigung seiner Berufstätigkeit leider ebenfalls zu Ende ging, obwohl diese Variante des deutschen Systems in mehrfacher Hinsicht der Oehler-Klarinette überlegen war und von namhaften Solisten gespielt wurde. Heute kann man sie nur noch gebraucht erwerben.

International bekannt wurde Fritz Wurlitzer durch die Entwicklung der Reform-Böhm-Klarinette. Dabei griff er zurück auf Arbeiten von Schmidt, der als Klarinettist bereits 1895 zum Böhm-System übergewechselt war. Dieser hatte an der Böhmklarinette nach naturwissenschaftlich-mathematischen Grundsätzen Veränderungen vorgenommen, die zu einem revidierten Instrument führten, das sich rein äußerlich durch Rollen zwischen den beiden oberen Klappen für den rechten kleinen Finger auszeichnete, vor allem aber eine veränderte Bohrung mit einem anderen Klangcharakter aufwies und das er „Reform-Böhm-Klarinette“ nannte. Dieses Instrument kam allerdings erst auf den Markt, nachdem Fritz Wurlitzer in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre die Arbeiten von Schmidt fortsetzteund eine Böhmklarinette unter Beibehaltung des Griffsystems so veränderte, dass ihr Klang weitgehend dem der historischen und damit auch dem der Oehler-Klarinette entsprach. 1949 konnte er einem Klarinettisten des Concertgebow-Orchesters in Amsterdam die erste so gefertigte Klarinette aushändigen, für die er den Namen Reform-Böhm-Klarinette beibehielt.[3]

Abschließend sei noch erwähnt, dass sein Sohn Herbert Wurlitzer ( 1921-1989) im Jahre 1959 mit seiner Familie in die Bundesrepublik floh, wo er sogleich eine Manufaktur zum Bau von Klarinetten des Oehler-Systems und des Reform-Böhm-Systems errichtete, mit der er im Laufe der Jahre durch die Qualität seine Instrumente großes Ansehen und in Deutschland die Marktführerschaft gewann und mit seinen Reform-Böhm-Klarinetten auch in anderen Ländern bekannt wurde. Seine Firma steht heute unter der Leitung seines Sohnes Frank-Ulrich und seines Schwiegersohnes Bernd Wurlitzer.

Einzelnachweise

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  1. Enrico Weller, Die Wurlitzers, 175 Jahre Holzinstrumentenbau in der vogtländischen Familie, dreiteiliger Artikel in der Zeitschrift „Rohrblatt, Magazin für Oboe, Klarinette, Fagott und Saxophon“ 1995, S. 15-20, 50-55 und 107-114
  2. Quelle für diesen und den folgenden Abschnitt: Enico Weller, Die Wurlitzers, 175 Jahre Holzinstrumentenbau in der vogtländischen Familie, Teil 3: Der Erlbacher Familienzweig in Rohrblatt 1995, S. 107–114
  3. Colin Lawson, The Cambridge Companion to the Clarinet, S. 29f, Cambridge University Press, 14. Dezember 1995.


Kategorie:Blasinstrumentenhersteller Kategorie:Klarinette Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Vogtlandkreis) Kategorie:Gegründet 1929 Kategorie:Organisation (Markneukirchen)