Benutzer:GerhardSchuhmacher/Region/Religion

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Ein Nachteil moderner, sich mit Historie befassender Autoren und Erzähler ist, dass sie bei der Entzifferung von Mythen aufgrund des heutigen Wissens um Weltkulturen gerne weitläufig assoziieren, sodass selbst orientalische Fruchtbarkeitsgöttinnen sich mit alamannischen Kulten in Verbindung bringen lassen und dies ohne weiteres eine Erklärung der neun Kinder der Notburga von Bühl gebären kann. Problem ist, dass von den 'Modernen' mittelalterliche Überlieferungen dabei ausgeklammert werden, da altes Latein oder Deutsch kaum mehr verständlich ist – der Autor dieses Beitrags zählt sich durchaus dazu –, doch liegt allen Ernstes der Ausweg darin, auf die Historiker des 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts zu bauen, die zum einen die alten Texte noch lesen konnten und zum andern eine konsequente Auffassung von Wissenschaftlichkeit besaßen, sodass sie von sich von freier Spekulation nicht in Versuchung bringen ließen.

Als zuverlässig wirkt Julius Wilhelm, der den Forschungsstand so beschreibt: „Nach der Überlieferung soll die (als schottische Königstochter bezeichnete) hl. Notburga 796 (in Edinburgh) geboren und 840 in Bühl gestorben sein. Nachdem ihr Gatte, der Herzog Alboin gegen seine politischen Gegner in der Schlacht gefallen, soll sie gesegneten Leibes an den Oberrhein geflüchtet sein und 820 in einer Geburt neun Kinder zur Welt gebracht haben, wovon das eine tot, die andern aber am Leben erhalten geblieben seien.“ Im Gegensatz zu Julius Wilhelm liegen uns heute auch detaillierte Forschungen zur alten Geschichte Schottlands vor.


Eine frühe Quelle, deren Angaben nachweisbar sind, lautet in einer Überlieferung von 1957 (Chronik des Landkreises Waldshut): „Schutzpatronin des Klettgau ist die hl. Notburga. Notburga, eine Königstochter, sei in Edinburgh (Schottland) geboren und 818 mit Herzog Alpoin vermählt worden. Als ihr Gatte von Feinden getötet wurde, kam sie auf ihrer Flucht schließlich nach Bühl und soll hier eine Kapelle gebaut und den Mitmenschen viel Gutes getan haben. An ihr wundertätiges Wirken erinnert die Notburgakapelle zwischen Bühl und Eichberg. Im Jahre 840 starb sie und wurde in ihrer schlichten Kapelle, an der Stelle, wo sich heute die Kirche erhebt, beigesetzt.“ Die Angaben lassen sich vom Legendenhaften abheben, denn die Forschung kennt in Schottland einen König Alpin II., der von 839 bis 841 regierte und 841 starb. Er kann somit nicht Notburgas Gatte gewesen sein, doch ist überliefert, dass sein Vater Achaeus hieß, sein Großvater Aed Fin und dieser sei Sohn von Alpin I. gewesen. Die Frist von 818 (Notburgas Hochzeit mit einem „Herzog Alpoin“) und der Regierungszeit von Alpin II., der bereits König genannt wurde, beträgt zwar nur 21 Jahre, doch können wir uns nicht anmaßen, wegen dieser kurz erscheinenden Zeitspanne die Genealogie für ungültig zu erklären. Möglich wäre es und damit besitzt die Quelle ein hohes Mass an Wahrhaftigkeit – an chronologischer Präzision.

File:Britain_802.jpg Notburgas Herkunftsort Edinburgh weist auf das dortige Königreich Northumbria hin, sie könnte eine Tochter des Königs Eanred gewesen sein oder bereits von dessen Vater Eardwulf, deren Regierungszeiten nur einander überschneidend bekannt sind. Als Nachkomme Eanreds ist allerdings nur ein Sohn bekannt; Eardwulf gilt als Heiliger. Das (angelsächsische) Königreich befand sich in Mittelschottland, das Territorium der Alpin vom Stamm der Pikten und Skoten im Norden.

Es war im 9. Jahrhundert und Notburga lebte in Bühl in der Zeit erster Nachfolger Karls des Großen, die Zeit der Karolinger, die im europäischen Rahmen bereits wieder gut dokumentiert ist. Nach dem Untergang des Römerreiches 350 Jahre zuvor – hier ‚verschwand‘ auch die Geschichtsschreibung –, wurden um 750 wieder Urkunden gefertigt und in den Klöstern von den Mönchen die antike Literatur abgeschrieben. Leider ging in einem großen Teil des westlichen Europas um xy durch die Ungarneinfälle wieder alles verloren, denn diese selbst für das rauhe Mittelalter „barbarischen Horden“ ließen kaum jemanden am Leben und keinen Stein auf dem andern. Eine Überlieferung erzählt:

Das mittelalterliche Europa musste sich erst langsam und mühsam aufraffen und fand in einem Heerführer den Retter: Karl Martell, „der Hammer“, der die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld 920 ziemlich restlos vernichtete.