Benutzer:GerhardSchuhmacher/Artikel

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Das Osterfest – bekanntlich geht es um den Tod von Jesus am Kreuz und seine Wiederauferstehung – erinnert, wenn man das Ganze ‚weltlich‘ fasst, an zwei Phänomene: Neben den auf heidnisches Brauchtum zurückzuführenden Ritualen um Hasen und die Suche nach Schokoladeneiern auf eine Idee, die in der Antike das religiöse Denken revolutionierte: Ein Gott opfert seinen Sohn, um den Menschen eine Chance zu geben – dieser stirbt gleichsam stellvertretend für alle Menschen und deren Bosheiten und Grausamkeiten („Sünden“): Dadurch können sie Vergebung erlangen und ebenfalls gleichsam wieder ‚auferstehen‘, ein neues Leben beginnen. Bis dahin hatte man allenfalls Menschen dem Gott geopfert. Dieses Prinzip, das auf etwas Neuem basierte, das dieser eigenartige Gottessohn „Liebe“ nannte, war die geistige Basis (der „Heilige Geist“, der in den alten Texten eigentlich „Atem“ oder „Windhauch“ genannt wurde), der aus der Christenbotschaft eine – genauer: ‚die‘ Weltreligion machte. Ostern erinnert an dieses Grundprinzip viel mehr als Weihnachten und dann gibt es in der Kreuzigungsgeschichte noch diesen aufsichtsführenden römischen Zenturio, der nach Jesus Tod aus den ganzen Umständen dieses Geschehens das Fazit zog: ‚Er war tatsächlich Gottes Sohn‘.

Die Frage ist allerdings, warum sich diese durchaus beeindruckende Idee weltweit – zeitweise auch gegen staatlich organisierten Widerstand – verbreiten konnte, denn in der Antike waren die Kommunikationswege nicht medial. Aber auch diese ‚Wege‘ besaßen System und schon im 19. Jahrhundert thematisierte dies der Historiker Leopold Ranke: „Man kann sagen, dass das römische Reich die Idee des Christentums, weltlich gefaßt, im höchsten Grade gefördert hat. Es mußte zuerst ein großer Völkerkomplex entstanden sein, der eine gewisse Einheit hatte, in welchem die Idee der Weltreligion sich Bahn brechen konnte“ ... und „ohne den römischen Staat wäre die christliche Religion schwerlich auf der Erde eingeführt worden.“

Wenn man auf dieser Grundlage noch die Kommunikationswege bedenkt, dann war dies das von Arabien über Nordafrika, Spanien, bis Schottland und entlang des Rheins über den Balkan gezogene Netzwerk der Römerstraßen – entlang dieser hochorganisierten Handels-, Truppen- und Reisewege verbreiteten sich auch die Ideen. Und da eine Hauptstraße vom Alpenvorland über Zurzach und Bechtersbohl nach Germanien führte, kam die religiöse Idee auch schon recht früh an den Hochrhein. Da es die Deutsch-Schweizer-Grenze damals nicht gab, kann sie hier auch nicht berücksichtigt werden. Und zu diesen frühen Zeiten darf ein Historiker Überlieferungen nicht in Fakten und Mythen trennen, sondern muss alles auf seinen informellen Gehalt prüfen: Überliefert ist die Legende einer römischen Legion, die in Ägypten stationiert war und bis ins Offizierskorps aus (koptischen) Christen bestand. Vor einer wichtigen Schlacht weigerte sich die Einheit, dem Kaiser zu opfern und soll – zuerst um jeden 10. Mann dezimiert – nach einer Verlegung in den Norden (im Unterwallis bei St. Maurice) dann endgültig niedergemacht worden sein. Soldaten dieser „thebäischen Legion“ (anfangs beim ägyptischen Theben stationiert) flohen (entlang den Straßen) und so kam auch eine Offiziersfrau nach Zurzach, dem damaligen römischen Tenedo. Es war die bis heute dort verehrte hl. Verena. Sie überlebte und wirkte ihrem Glauben gemäß. Mehrere Legionäre sollen im Klettgau gefasst und getötet worden sein. In der Nähe von Tempelruinen bei Hallau stieß ein Bauer im Jahre 1490 auf Gräber Bewaffneter und schon ein Jahr später wurde dort die Mauritius- oder Moritzkirche errichtet, auch heute weithin sichtbar.

Das Martyrium selbst spielte sich um 300 nach Christus ab, Verena soll um 280 in Theben geboren worden sein. Die wichtigste Überlieferung stammt vom Bischof von Lyon, Eucherius (um 450). Die römische Geschichtsschreibung nennt die Legion nicht. Auch in Solothurn und Zürich gibt es Hinweise auf Märtyrer. Von den Vorgänger war die einheimische Bevölkerung offenbar beeindruckt, die Schweizer Forschung meint: „So entstanden die ersten Keimzellen des frühen Christentums in unserem Land.“ Bereits in dieser Zeit stand allerdings die Hochrheinregion schon unter starkem Druck der Alamannen, zur Zeit um 400 ist eine christliche Kirche im Kastell bei Zurzach („Kirchlibuck“) nachgewiesen. Aus der Lebensbeschreibung des irischen Missionars ist bekannt, dass es später zu keiner Ausrottung des christlichen Bekenntnisses durch die Germanen kam und in den ehemaligen römischen Orten die christlichen Gemeinde weiterbestanden. Um 500 nach Christus wurden die Alamannen jedoch von den Franken in zwei Schlachten geschlagen, die Sieger siedelten in den alten Römerorten, die Alamannen lieber außerhalb, doch hatten die Franken bereits den christlichen Glauben angenommen und so bilanziert Ranke, dass nach dem Untergang des Imperiums „erst dadurch, daß die Germanen das Christentum annahmen, die Weltreligion die Religion aller Nationen wurde.“ Zu seiner Zeit war der Islam noch eine isolierte Randerscheinung, doch Ranke ging auch davon aus, dass im Westen die Germanen und im Osten die Araber „die von den Römern überlieferten Anschauungen kultivierten und fortpflanzten.“ D.h., er ging von einer gemeinsamen Wurzel beider Religionen aus.

Zur Entwicklung der christlichen Gemeinden in der Region gibt es von etwa 400 bis 700 kaum Anhaltspunkte; die entscheidenden Ereignisse spielten sich nun im Norden Galliens und Britanniens ab – hier gewann das keltisch beeinflusste Christentum die Oberhand über die Ansprüche der römischen Kirche und es kam zu einer Welle missionarischer Bewegungen in den Süden: Die irisch-schottische Mission. Da diese zuerst den mitteleuropäischen Norden durchlief und dort bereits im 6. Jahrhundert als Kennzeichen und auch strategisch-logistisches Moment Klostergründungen vornahm, geriet die damals immer noch recht unzugängliche Schwarzwald-Bodenseelandschaft wieder in den Hintergrund. Überliefert ist erst 724 die Gründung des Klosters Rheinau – interessanterweise auf dem Boden einer einstig keltischen, nicht einer römischen Stadt. Nun formierten sich die germanischen Stammesgesellschaften zu Staaten, nach den noch urwüchsigen Merowingern organisierten die Karolinger Mitteleuropa und die Klöster wurden zu Schnittstellen ihrer Machtstrukturen: Die Ausbreitung des Christentums wurde zum Werk des Adels, dies schlägt sich in den nun auch urkundlich fassbaren „Schenkungen“ von Höfen, Orten mit Rechten und Abgaben an die Klöster nieder.

Pirmin und Columban

Bekannt in der Region ist der Gaugraf Gotsbert, der 876 Teile fast aller Ortschaften dem Kloster Rheinau schenkte, die damit ihre davon abgeleitete sogenannte urkundliche Ersterwähnung feiern können. Selbstverständlich nicht aus Großzügigkeit oder tiefer Gläubigkeit; es ging um Einfluss und Bündnispolitik.

Dennoch können hier Unterscheidungen vorgenommen werden, denn die Bevölkerung – oft in ihrer Not – ging es um ein tieferes Hoffen und Glauben und hier gerät nach Verena eine zweite große Frauengestalt ins Licht der Geschichte. Zwar sind auch heute immer noch diejenigen am Werk, die Legenden möglichst ins Irreale vertreiben wollen, doch wird in der Moderne eben zunehmend der Informationswert von Mythen geschätzt und die Forschung kommt auch der hl. Notburga von Bühl zur Hilfe.

Die erstaunlich genauen Angaben alter Dokumente – Notburga sei eine 796 in Edinburgh geborene schottische Königstochter, vermählt mit einem Herzog Alboin, der bald darauf ums Leben kam. In ihrer Notlage floh Notburga mit einer Getreuen durch Britannien und der Rheinlinie entlang über Aachen und Bad Säckingen 820 nach Bühl im Klettgau. Dort sei sie 840 gestorben –, fasste der Historiker Julius Wilhelm, der auch altdeutsche und lateinische Urkunden und Berichte lesen konnte, 18xy in einem (heute im Internet einsehbaren) Beitrag zusammen. Der Abgleich mit aktueller Forschung besagt, dass im 8. Jahrhundert im südlichen Schottland ein angelsächsisches Königreich existierte, im Norden zwei Herzogtümer der ursprünglichen Stämme der Pikten und Skoten. Nachweisbar sind zwei Pikten-Herzöge Albin I. und II., der Zweite regierte bis 818.