Benutzer:Fritz Bierbaum/Spielwiese

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Für das zu integrierende Interpolationspolynom vom Grad werden die Stützstellen

äquidistant mit dem konstanten Abstand so gewählt, dass sie symmetrisch zur Intervallmitte des Integrationsintervalls liegen. Somit gilt .

Durch Integration von erhält man eine Näherung für das gesucht Integral.

Es gilt , wobei der Fehler der Näherung (Verfahrensfehler) ist.

Mit (und somit ) erhält man Intervalle der Länge und somit und . Diese Formeln werden abgeschlossene Newton-Cotes-Formeln genannt.

Mit (und somit ) erhält man offene Quadratur-Formeln:

  • Wählt man (und somit ) , so dass , erhält man Intervalle der Länge und somit und . Diese Formeln werden offene Newton-Cotes-Formeln genannt.
  • Wählt man , so dass , erhält man Intervalle der Länge und somit und . Diese Formeln werden Maclaurin-Formeln genannt.

Allgemeine Formeln

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Quadraturformeln

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Für das Interpolationspolynom der Funktion gilt folgende Formel nach Lagrange

wobei für die Lagrange-Polynome gilt

Durch Integration von erhält man die Quadraturformel

mit den Gewichten

Da die Stützstellen symmetrisch sind, sind auch die Gewichte symmetrisch, das heißt .

Ordnung, Genauigkeitsgrad

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Durch obige Quadraturformeln werden per Konstruktion Polynome mindestens bis zum Grad n exakt integriert. Somit haben die Formeln mindestens die Ordnung (oder den Genauigkeitsgrad) n.

Speziell gilt für , dass und somit

Falls , was bei negativen Gewichten der Fall ist, besteht die Gefahr, dass sich die Rundungsfehler aufschaukeln oder Auslöschung eintritt. Daher sind aus numerischen Gründen Quadraturformeln mit positiven Gewichten zu bevorzugen. Da für großes n das Interpolationspolynom unbrauchbar ist, sind ebenso Quadraturformeln mit großem n nicht empfehlenswert. Will man bessere Näherungen erreichen, so empfiehlt sich die Verwendung von zusammengesetzten Quadraturformeln.

Verfahrensfehler

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Für das Interpolationspolynom einer (n+1)-mal stetig differenzierbaren Funktion gilt die Fehlerformel

wobei ein nur in Ausnahmefällen bestimmbarer Wert aus dem kleinste Intervall ist, das alle Stützstellen und die Auswertestelle enthält. Durch Integration der rechten Seite erhält man den Verfahrensfehler

Wegen der speziellen Wahl der Stützstellen bei allen oben genannten Quadraturformeln erhält man für den Fehler die gleichen Formeln

• Falls n ungerade ist und (n+1)-mal stetig differenzierbar ist, gilt

mit

• Falls n gerade ist und (n+2)-mal stetig differenzierbar ist, gilt

mit

In beiden Formeln ist der Zwischenwert nur in Ausnahmefällen bekannt. Wäre er generell bekannt, könnte man und somit auch das Integral exakt ausrechnen, im Widerspruch zu der Tatsache, dass man die meisten Integrale nicht exakt berechnen kann.

Aus obiger Formel folgt, dass die Ordnung des Quadraturverfahrens für gerades n sogar n+1 ist. Somit sind Quadraturformeln mit geradem Grad denen mit ungeradem Grad vorzuziehen.

Konkrete Formeln

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Abgeschlossene Newton-Cotes-Formeln

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Die Stützstellen gelten für das Integrationsintervall [0,1]: . Für ein allgemeines Intervall [a,b] sind die Stützstellen .

Grad Name Stützstellen Gewichte Fehlerschranke
1 Trapezregel / Sekantentrapezregel
2 Simpsonregel / Keplersche Fassregel
3 3/8 - Regel / Pulcherrima
4 Milne-Regel / Boole-Regel
5 6-Punkt-Regel
6 Weddle-Regel
7

Für n = 8 gilt für i = 2,4,6 und . Für n = 10 gilt

Beispiel:

Näherung mit Simpson-Regel (n = 2). Es gilt und

Verfahrensfehler: Mit erhält man mit

Fehlerabschätzung:

Exakter Fehler:

Offene Newton-Cotes-Formeln

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Die Stützstellen gelten für das Integrationsintervall [0,1]: . Für ein allgemeines Intervall [a,b] sind die Stützstellen .

Grad Name Stützstellen Gewichte Fehlerschranke
0 Rechteckregel
1
2
3
4
5
6

Für n = 5 gilt . Für n = 6 gilt

Von diesen Formeln ist nur die Rechteckregel empfehlenswert. Die Formel für n = 1 hat bei höherem Aufwand die gleiche Ordnung wie die Rechteckregel, die höheren Formeln haben negative Gewichte.

Beispiel:.

Näherung mit der Formel für n = 2. Es gilt und

Verfahrensfehler: it erhält man mit

Fehlerabschätzung:

Exakter Fehler:

Die Stützstellen gelten für das Integrationsintervall [0,1]: . Für ein allgemeines Intervall [a,b] sind die Stützstellen .

Grad Name Stützstellen Gewichte Fehlerschranke
0 Mittelpunktsregel / Rechteckregel
1
2
3
4

Für n = 6 gilt . Für n = 8 gilt

Beispiel:.

Näherung mit der Formel für n = 2. Es gilt und

Verfahrensfehler: Mit erhält man mit

Fehlerabschätzung:

Exakter Fehler:

Summierte Newton-Cotes-Formeln

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Ab Grad 8 treten bei vielen Newton-Cotes-Formeln negative Gewichte auf, was die Gefahr der Auslöschung mit sich bringt. Außerdem kann man i.A. keine Konvergenz erwarten, da die Polynominterpolation schlecht konditioniert ist. Bei größeren Integrationsbereichen unterteilt man diese daher in einzelne Teilintervalle und wendet auf jedes einzelne Teilintervall eine Formel niedriger Ordnung an.

  • Hans R. Schwarz, Norbert Köckler: Numerische Mathematik. 6. Auflage. Teubner, Stuttgart 2006, ISBN 3-519-42960-8, S. 311-316.
  • Roland W. Freund, Ronald H. W. Hoppe: Stoer/Bulirsch: Numerische Mathematik 1. 10. Auflage. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-45389-5, S. 164-169.
  • Michael R. Schäferkotter, Prem K. Kythe: Handbook of Computational Methods for Integration. Chapman & Hall, Boca Raton 2005, ISBN 1-58488-428-2, S. 54-62, 503-505.
  • Günter Bärwolf: Numerik für Ingenieure, Physiker und Informatiker. ISBN 978-3-8274-1689-6, Spektrum, München 2007, S. 128.
  • Eugene Isaacson, Herbert Bishop Keller: Analyse numerischer Verfahren. ISBN ?, Harri Deutsch, Zürich und Frankfurt a. Main 1973.
  • Gisela Engeln-Müllges, Klaus Niederdrenk, Reinhard Wodicka: Numerik-Algorithmen : Verfahren, Beispiele, Anwendungen. ISBN 978-3-642-13472-2, Springer, Berlin und Heidelberg 2011.