Benutzer:Fretdf/Altes Gaswerk (Karlsruhe)

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Das Gaswerk war ein Gaswerk in der Karlsruher Weststadt, das die Stadt von 1846 bis 1917 mit Gas versorgte.

Lage und Gebäude

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Das Gaswerk befand sich in der Karlsruher Weststadt auf dem Gelände der heutigen Nottinghamanlage. Im Norden grenzte das Werk an die Kaiserallee.

Kulturdenkmal [1]

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es erste Versuche mit Leuchtgas in Karlsruhe. 1838 wurde erstmals die Einführung einer Gasbeleuchtung diskutiert, allerdings wurde die Stadt, mit etwa 23.000 Einwohnern, bis in die 1840er-Jahre weiterhin mit Öllampen beleuchtet. Im Jahr 1844 wurden schließlich Verhandlungen mit der englischen Gesellschaft Barlow & Manby zur Errich­tung eines Gaswerks in Karlsruhe aufgenommen, die 1845 in einen Vertrags­ab­­schluss mündeten.

Das Gaswerk wurde 1846 errichtet und zunächst privat von der englischen Gesellschaft betrieben. Am 30. November 1846 wurden bereits die ersten Gaslaternen zwischen Mühlburger Tor, Marktplatz und Schlossplatz in Betrieb genommen. Damit war Karlsruhe die zehnte deutsche Stadt mit Gasbe­­leuch­tung, in einer Zeit, in der sonst nur große Haupt- und Handels­städte Gasbeleuchtung vorweisen konnten und dies als Zeichen des Luxus und der Reprä­sen­ta­tion galt.

Aus dem Jahr 1847, dem ersten Jahr nach Inbetriebnahme, ist ein Gasabon­­nen­ten­­buch überliefert. In diesem sind 158 Abnehmer namentlich aufgeführt, sowie meist jeweils die Zahl der mit Gas betriebenen Lichter. Damit war die Zahl der Gasabonnenten im Vergleich zur Einwoh­ner­­zahl von knapp 24.000 noch recht gering. Größter Abnehmer war das Polytech­­ni­­sche Institut, Vorläufer des Karlsruher Instituts für Technologie. Daneben waren überwiegend Unternehmen, vor allem Bierbrauer, Wirte, Kaufleute und Handwer­ker, gelistet. Auch einige Privat­woh­­nun­­gen, etwa die von Karl Weltzien, wurden beliefert. Nicht aufgeführt war die Stadt als Betreiber der Laternen an öffentlichen Wegen.

Im selben Jahr 1847 meldete das Gaswerk allerdings bereits Konkurs an. Als Gründe dafür gelten ein Theaterbrand vom 28. Februar 1847 mit 65 Todesop­­fern, der durch einen falschen Umgang mit der Gasbe­­leuch­tung verursacht wurde, sowie die Auswirkungen der Missernten sowie der Wirtschafts­­kri­se 1846/47.

Vorschlag des damaligen Oberbür­ger­meis­ters August Klose: Gaswerk durch Stadt kaufen und betreiben zu lassen, keine Zustimmung im Stadtrat

1847: J. N. Spreng pachtete Werk. Spreng, der 1822 nach Karlsruhe kam, war treibende Kraft für Gasbe­­leuch­tung nach Karlsruhe, u.a. Vorsit­­zen­­der des Gewer­­be­­ver­­eins und Stadtrat. Anfang der 1840er Jahre führte ihn eine Reise nach Belgien und England, wo er auch Gaswerke besich­tigte.

1848: 612 Laternen, die fast 50 % der Karls­ru­her Gaspro­­duk­tion verbrauch­ten.

1851: Gründung der "Badischen Gesell­­schaft für Gasbe­­leuch­tung, Spreng und Sonntag", durch unter­­neh­­me­ri­­sche Partner­­schaft Sprengs mit Friedrich August Sonntag, u.a. Betei­­li­­gung an Rüppurrer chemischen Fabrik, die ab 1836 auch mit der Herstel­­lung und Anwendung von Leuchtgas experi­­men­tierte. Dadurch Karlsruhe Zentrum bei Entwick­­lung der Gasin­­dus­trie des 19. Jahrhun­­derts, Spreng & Sonntag betrieben als Eigentümer oder in Pacht bis zu 19 Gaswerke

1852: neben städti­schen Straßen­be­leuch­tung nur 261 private Abnehmer, weiterhin größeres Misstrauen

1853: Theater­­neu­­bau vollendet und mit Gasbe­­leuch­tung ausge­­stat­tet, Schloss mit Gasan­­schluss erhielt, dadurch Aufschwung

1853: Kauf des Gaswerk für ihre Gesell­­schaft, zuvor hatte die Stadt wie schon 1847 den Kauf des Gaswerks abgelehnt

1869: Vertrags­lauf­­zeit von 25 Jahren zwischen Stadt und Gaswerks­­be­trei­­ber lief aus, Klagen über zu hohe Gaspreise, Stadt kauft Gaswerk, Versorgung der Bevöl­ke­rung mit preis­wer­ter Energie wesent­­li­cher Bestan­d­­teil kommunaler Daseins­vor­­­sorge

1869: Übernahme der Gasver­sor­gung durch Stadt, städti­scher Betrieb mit Perspek­tive, konnte im Rahmen der kommunalen Daseins­vor­­­sorge die preiswerte und komfor­ta­­ble Versorgung mit Gas gewähr­leis­ten

1870: Stadt senkte Gaspreis von 30 auf 17,5 Pfennig pro Kubikmeter

1871 nach Gründung des Deutschen Reiches: Wirtschafts­­boom der Gründer­zeit, Gasver­­­brauch innerhalb von fünf Jahren mehr als verdop­­pelt

1886: in Oststadt zweites Gaswerk errichtet (Gaswerk Ost bzw. Gasversorgungswerk II genannt) auf dem Gelände des heutigen Otto-Dullenkopf-Platz, südwestlich des Messplatzes

seit Anfang der 1980er Jahre: Sandkorn-Theater 1977: Umzug der Stadtwerke in Daxlander Straße

zwischen 1985 und 1988: Stadtteilpark nach Plänen des Karlsruher Landschaftsarchitekten Karl Bauer

1987: Springbrunnenensemble mit vier Brunnen

1993: zusätzlich Trinkwasserbrunnen

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Heutige Nutzung

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Im ehemaligen Ofenhaus / Turbinenhaus / Werkhalle des Gaswerks befinden sich das Sandkorn-Theater, das Figurentheater marotte und das Jakobus-Theater.

Einzelnachweise

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  1. Datenbank der Kulturdenkmale. Werkhalle des Gaswerks, heute Sandkorntheater. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 29. September 2015.
  2. Stadtchronik Karlsruhe. Gaswerk. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 29. September 2015.
  3. Ernst Otto Bräunche: Blick in die Geschichte Nr. 90. Das erste Gas-Abonnen­ten­­buch aus dem Jahr 1847. Stadt Karlsruhe, 18. März 2011, abgerufen am 29. September 2015.
  4. Manfred Koch: Blick in die Geschichte Nr. 90. Karlsruhe - Gasstadt der Frühzeit. Stadt Karlsruhe, 18. März 2011, abgerufen am 29. September 2015.
  • Karlsruhe als Gasstadt der Frühzeit. Johannes Körting. (1969)

Koordinaten: 49° 0′ 35,5″ N, 8° 23′ 2,7″ O

Kategorie:Parkanlage in Karlsruhe