Benutzer:FordPrefect42/Duke Ellingtons Sacred Concerts

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Die Sacred Concerts waren drei Jazz-Programme, die Duke Ellington zwischen 1965 und 1973 schrieb, auf Schallplatte aufnahm, und mehrfach, auch auf Tourneen, öffentlich aufführte.

In den letzten rund zehn Jahren seines Lebens waren Duke Ellington seine „Sacred Concerts“ bei Weitem das Wichtigste. Mit diesen drei Konzertprogrammen ging er auf Tournee durch die USA und Europa, und nahm sie auf Schallplatte auf. Obwohl Ellington zeitlebens kein Kirchgänger war, betrachtete er sich als gläubigen Christen und gab an, mehrmals die Bibel gelesen zu haben. Religiöse Werke spielten in seiner Karriere dennoch lange Zeit kaum eine Rolle, und es mussten äußere Umstände zusammentreffen, um ihm einen Anlass dazu zu geben: Zum Einen der Tod einiger guter Freunde und langjähriger Weggefährten, die ihm Anlass gaben, sich auch musikalisch mit Glaubensfragen auseinanderzusetzen, zum Anderen schlicht und ergreifend Aufträge von außen.

Ellington legte Wert darauf, keine „Jazzmesse“ (wie sie in den 1960er Jahren in Mode kamen) abgeliefert zu haben. Auch für eine solche Messe hatte er einen Auftrag, den er aber nicht mehr ausführen konnte. Er nannte die Programme einfach „Konzerte“, lockere Abfolgen von Stücken, die der geistliche Inhalt als roter Faden durchzieht, ohne dabei einen strengen formalen Aufbau zu verfolgen. Es handelt sich auch nicht um Gospelkonzerte; denn trotz einiger Anklänge an Gospelmusik sind die Konzerte stilistisch im Wesentlichen klassischer Big-Band-Jazz.

Concert of Sacred Music (1965)

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Sein erstes Concert of Sacred Music, noch eine Mischung aus älteren und neu komponierten Stücken, schrieb er 1965 zur Weihe der Grace Cathedral von San Francisco. Den Song Come Sunday entnahm Ellington seiner Suite Black, Brown and Beige (1943), New World A-Coming (1943), und die Songs David Danced Before the Lord, Will You Be There? und Ain't But the One entstammen der Show My People, die 1963 zur Jahrhundertfeier der Sklavenbefreiung entstand.[1]

Bemerkenswert war auch der Einfall, den Steptänzer Bunny Briggs in „David Danced Before the Lord“ (einer Up-Tempo-Version des bereits 1948 entstandenen Klassikers „Come Sunday“) als „Rhythmus-Maschine“ einzusetzen. In der Høybye/Pedersen-Fassung schlagen die Arrangeure hierfür alternativ ein Percussion-Solo vor.

  1. "In the Beginning God" - 19:36
  2. "Will You Be There?" - 1:23
  3. "Ninety Nine Percent" - 2:23
  4. "Ain't But the One" - 3:31
  5. "New World a'Coming" - 9:56
  6. "In the Beginning, God II" - 4:31
  7. "Heritage" - 3:42
  8. "The Lord's Prayer" - 3:16
  9. "Come Sunday" - 5:30
  10. "David Danced Before the Lord With All His Might" - 9:00
  11. "The Lord's Prayer II" - 4:56

Second Sacred Concert (1968)

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Das vollständig neu komponierte Second Sacred Concert, das Ellington mehrfach als sein wichtigstes und schönstes Werk bezeichnete, wurde 1968 in New York uraufgeführt.

Für Inspiration sorgte wie so oft in Ellingtons Karriere die Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstlern, etwa der wunderbaren schwedischen Sopranistin Alice Babs, die die Solostücke „Heaven“, „The Majesty of God“ und die Vocalise „T.G.T.T.“ („To Good to Title“) aus der Taufe hob.

Im Zentrum des zweiten Konzerts steht die „Freedom-Suite“, eine rund 13-minütige Variation über das Wort „Freedom“ (Freiheit), einem klassischen Thema von Gospels und Spirituals. Im Entstehungsjahr 1968 – dem Jahr, in dem der Freiheitskampf der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung seinen Höhepunkt erreichte, und in dem Martin Luther King ermordet wurde – hätte ein solches Stück auch leicht zu einem politischen Statement geraten können. Doch Ellington zog es vor, seine Gedanken zur Freiheit in einem geistlichen Konzert zu platzieren und so deutlich zu machen, worin für ihn die Basis von Freiheit besteht.

  1. "Praise God" - 3:09
  2. "Supreme Being" - 11:45
  3. "Heaven" - 4:55
  4. "Something ’Bout Believing" - 8:12
  5. "Almighty God" - 6:32
  6. "The Shepherd (Who Watches over the Flock)" - 7:10
  7. "It's Freedom" - 13:00
  8. "Meditation" - 3:10
  9. "The Biggest and Busiest Intersection" - 3:57
  10. "T.G.T.T. (Too Good to Title)" - 2:25
  11. "Don't Get Down On Your Knees To Pray Until You Have Forgiven Everyone" - 5:13 nicht auf der CD-Veröffentlichung enthalten
  12. "Father Forgive" - 2:49 nicht auf der CD-Veröffentlichung enthalten
  13. "Praise God And Dance" - 10:49

Third Sacred Concert (1973)

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Das dritte Konzert, von den Vereinten Nationen gesponsert, brachte Ellington ein halbes Jahr vor seinem Tod in der Londoner Westminster Abbey zur Aufführung.

  1. Introduction By Sir Colin Crowe - 1:28
  2. Duke Ellington's Introduction - 1:26
  3. "The Lord's Prayer: My Love" - 7:49
  4. "Is God A Three-Letter Word For Love? (Part I)" - 4:27
  5. "Is God A Three-Letter Word For Love? (Part II)" - 3:46
  6. "The Brotherhood" - 5:46
  7. "Hallelujah" - 3:32
  8. "Every Man Prays In His Own Language" - 11:10
  9. "Ain't Nobody Nowhere Nothin' Without God" - 4:20
  10. "The Majesty Of God" - 7:27

Die Høybye-Pedersen-Fassung

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Im Jahr 1993 wurde der dänische Chorleiter John Høybye gebeten, die Sacred Concerts für einen Chorworkshop aufzubereiten. Da ihm kein originales Notenmaterial zur Verfügung standen, entschloss er sich, gemeinsam mit dem Bandleader Peder Pedersen ein komplettes Neu-Arrangement zu schaffen. Dabei ergaben sich einige Unterschiede zu den Originalkonzerten. Das betrifft zum Einen den Stellenwert des Chores. Im Original sind die Chorsätze in weiten Teilen ausgesprochen einfach gehalten, und oft nur einstimmig oder als Sprechchor ausgeführt. Dies hatte seinen Grund zum Einen darin, dass im Tourneebetrieb die Stücke mit ständig wechselnden lokalen Chören aufgeführt werden mussten, zum Anderen fehlte Ellington auch einfach die Erfahrung als Chor-Arrangeur. Demgegenüber erhält der Chor in der Høybye/Pedersen-Version eine tragende Rolle und wird zum gleichberechtigten Partner neben der Band. Das einleitende „Praise God“, das im Original instrumental ist und erst in der Reprise mit Text unterlegt wird, wird in diesem Arrangement beide Male gesungen, so dass die Aufforderung des 150. Psalms, Gott mit Instrumenten und Gesang zu loben, das Konzert sinnvoll als Klammer umfasst.

Auch nahmen sich die Arrangeure dieselbe Freiheit wie schon Duke Ellington selbst in seinen Tourneen, einzelne Stücke zwischen den Konzertprogrammen auszutauschen. So beruht die Høybye/Pedersen-Version in ihrer Gesamtanlage größtenteils auf dem zweiten Konzert, nimmt aber auch zwei Nummern aus dem ersten sowie eine Nummer aus dem dritten Konzert auf. Auf diese Weise verbanden die Arrangeure geschickt die besten und wirkungsvollsten Stücke zu einem neuen Zyklus, der nunmehr einfach das „Sacred Concert“ heißt.[2]

Weitere Bearbeitungen

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Bob Collins nahm 1974 eigene Bearbeitungen einer Auswahl der Sacred Concerts auf.[3]

1996 spielten Cecilia Öhrwall und der Jacobs Motettkör eine eigene Auswahl der Sacred Concerts ein.[4]

Der britische Jazz-Pianist Stan Tracey spielte mit seinem Orchester 1999 eine Auswahl der Sacred Concerts ein.[5]

Laurent Mignard brachte 2015 eine eigene Auswahl der Sacred Concerts heraus.[6]

Jörn Marcussen-Wulff spielte 2015 mit dem Jungen Vokalensemble Hannover eine eigene Auswahl der Sacred Concerts ein.[7][8]

2017 nahmen die finnische Koloratursopranistin Anu Komsi und der Jazzmusiker Marzi Nyman eine Auswahl der Sacred Concerts in einer Fassung für Solo-Stimme und Kirchenorgel auf.[9]

Einzelnachweise

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  1. Hans Ruland: Duke Ellington. Oreos, Gauting-Buchendorf 1983, ISBN 3-923657-03-X, S. 160.
  2. Duke Ellington’s Sacred Concert. The Høybye/Pedersen version. Choral Score (= WCM 1600243). Gehrmans Musikförlag, Stockholm 2014, ISMN 979-0-070-00460-2 (Suche im WorldCat).
  3. Bob Collins (11) – Selections From Duke Ellington's Sacred Concerts #1 & #2. Allen Associates, GA/1078 und GA/1079, 1974, discogs.com
  4. Cecilia Öhrwall, Jacobs Motettkör – Duke Ellington: Sacred Concerts. RFM Records RFMD6033, 1996 discogs.com
  5. Stan Tracey Orchestra – The Durham Connection: A Selection From Duke Ellington's Sacred Concerts. 33 Records, 33JAZZ049, 1999, discogs.com
  6. Laurent Mignard: Duke Ellington. Sacred Concert. JusteUneTrace 7231492, 2015 jpc.de
  7. Claudia Burghard, Joachim Rust, Junges Vokalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold, Bigband Fette Hupe*, Jörn Marcussen-Wulff – Duke Ellington Sacred Concerts. Rondeau Production – ROP6112, 2016 discogs.com
  8. Duke Ellington: Sacred Concerts. Claudia Burghard, Joachim Rust, Junges Vokalensemble Hannover, Fette Hupe, Jörn Marcussen-Wulff. Rondeau 2815926, 2015 jpc.de
  9. Duke Ellington: Sacred Concert. Anu Komsi, Marzi Nyman, Alba 9899811, 2017 jpc.de

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