Benutzer:El Kael/Mordfall Carmen Kampa

Mordfall Carmen Kampa

Der Mord an Carmen Kampa im Jahre 1971 in Bremen, die sich anschließenden Ermittlungen sowie ein bemerkenswertes Fehlurteil gegen einen unschuldig Verdächtigten beschäftigten in den 1970er Jahren die bundesdeutsche Öffentlichkeit. 40 Jahre lang blieb dieser Fall unaufgeklärt, konnte jedoch, als sogenannter Cold Case, im August 2011 aufgelöst werden.

Die zur Tatzeit 17jährige Carmen Kampa wurde am 01.05.1971 spätabends auf dem Heimweg aus einer Diskothek in Bremen-Oslebshausen in der Nähe des Bahnhofs überfallen, vergewaltigt, erdrosselt und erstochen. Die sich anschließenden Ermittlungen führten zu weit über 1000 Spuren und einer Vielzahl sich widersprechender Zeugenaussagen, so dass der Fall anfangs nicht aufgeklärt werden konnte.

1973 wurde gegen den Tatverdächtigten Otto B. Haftbefehl erlassen, der - obwohl er erwiesenermaßen nicht am Tatort gewesen war - und aufgrund falscher Zeugenaussagen und einer äußerst dürftigen Indizienkette - später verurteilt worden ist, den Mord an Camen Kampa beghangen zu haben. Verteidigt wurde er später von Heinrich Hannover, der in 1976 in einem neuen Verfahren unter Applaus im Gerichtssaal freibekam. Es hatten sich gravierende Mängel bei der polizeilichen Ermittlungsarbeit gezeigt, unter anderem wurden sich widersprechende Zeugenaussagen ignoriert und für glaubhaft befunden und es wurde beispielsweise auch eine Spurenakte vorenthalten, mit deren Hilfe später die Unschuld des Otto B. bewiesen werden konnte.

Im April 2011 stellte die Staatsanwaltschaft einige Bedingungen des Tatabends mithilfe von Polizeianwärterinnen nach und eine DNA-Probe, die sich glücklicherweise noch im Bestand des Bundeskriminalamtes befunden hatte, konnte im August 2011 endlich den wahren Täter - ein Wachmann - überführen, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon seit ein paar Jahren verstorben war.^[1]

Dieser Fall ist Gegenstand des Fernsehfilms „Mord am Bahndamm“, in dem allerdings die Versäumnisse der Ermittlungsbehörden, die zu dem ursprünglichen Fehlurteil geführt hatten, nicht thematisiert werden. In der 42. Folge von "Aktenzeichen XY... ungelöst" im Dezember 1971 hatte Eduard Zimmermann über den Mordfall Carmen Kampa berichtet und die Zuschauer um Mithilfe gebeten.

1. ↑ Pressemitteilung der Polizei Bremen vom 19.08.2011: Mordfall Carmen Kampa nach über 40 Jahren aufgeklärt

• Der Zeuge fuhr im Zug vorbei - Stern, Heft Nr. 46, Seiten 70, 71, Artikel vom 07.11.1974
• Justizirrtum!: Deutschland im Spiegel spektakulärer Fehlurteile, Seiten 173–205, Jörg Kunkel, Thomas Schuhbauer, 2004, ISBN 978-3593375427, Campus Verlag.
• Die Republik vor Gericht 1954-1975. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts. Heinrich Hannover, Seiten 431 - 463, Aufbau Verlag, Berlin 1998, ISBN 3351024800.
• Reden vor Gericht. Plädoyers in Text und Ton. Heinrich Hannover, PapyRossa Verlag: Köln 2010, ISBN 978-3-89438-438-8; Rezension

• Kein Anhalt für sexuelle Tatbereitschaft - Der Spiegel, Artikel vom 03.01.1977
• "Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe" - Interview mit Heinrich Hannover in der taz vom 14.08.2010
• Wer hat Carmen Kampa ermordet? - Onlineartikel des Weser-Kurier vom 28.04.2011
• Mordfall Carmen Kampa nach 40 Jahren aufgeklärt - Radio Bremen vom 19.08.2011 (mit zwei Video-Beiträgen)
• Nach 40 Jahren: Mordfall Carmen Kampa aufgeklärt - www.kreiszeitung.de vom 20.08.2011

Kategorie:Mordfall Kategorie:Geschichte Bremens Kategorie:Kriminalfall 1971 Kategorie:Justizirrtum