Benutzer:Drahreg01/Gute Zeichen, Schlechte Zeichen

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Der Streit um die sog. genealogischen Zeichen lähmt seit Jahren die Wikipedia-Community und hat zu zahlreichen persönlichen Enttäuschungen und Verletzungen geführt, zum Verlust an Lebenszeit und an der Freude am Hobby „Wikipedia“. Keiner weiß, wieviele produktive Autoren allein durch diesen Streit verloren gegangen sind.

Im Nachklapp zur Dresdner WikiCon-2015-Diskussion „Einleitung biografischer Artikel / genealogische Zeichen – Aussprache, Diskussion, Wege aus dem Konflikt“ (Etherpad) ein paar Notizen aus der Erinnerung – bitte gerne ergänzen.

Die von Achim Raschka sehr offen moderierte Veranstaltung begann mit einer Runde, in der versucht wurde, zunächst alle bisherigen Meinungen im Streit (gleichwertig) zu benennen. Nennen wir diese Meinungen zunächst Positionen. Relativ schnell wurde klar, dass keine einzige Position in diesem Diskussionsfeld als unumstritten gelten kann. Teilnehmer, die ihren Beitrag mit „Es ist doch völlig klar…“ oder „Es besteht doch kein Zweifel…“ begannen, mussten erfahren, dass gar nichts klar ist und jede Menge berechtigte Zweifel bestehen. Beispiele für umstrittene Fragen:

  • Wo haben die Zeichen eigentlich ihren Ursprung? Wie sind sie zu benennen?
  • Haben sie eine religiöse Konnotation oder nicht? Wenn ja, welche?
  • Ist ihre Verwendung bei bestimmen Personenartikeln diskriminierend? Oder ist viel mehr die Nicht-Verwendung bei nur einem Teil der Artikel diskriminierend?
  • Ist eine Einheitlichkeit in der Einleitung biografischer Artikel überhaupt möglich, notwendig, wünschenswert, hinderlich, schädlich oder gar unmöglich?
  • Ist die Beachtung der Wünsche von Personen, über die es Wikipedia-Artikel gibt oder über deren verstorbene Angehörige es Artikel gibt, menschlich geboten oder sind diese Wünsche aus grundsätzlichen enzyklopädischen Erwägungen zu ignorieren?

Erhellend war, dass einige Protagonisten erstmalig in der Face-to-face-Kommunikation im (scheinbaren?) Gegner einen Diskussionspartner, ja einen Verbündeten erkannten, der – zwar mit anderen Argumenten und auf einem anderen Weg – aber doch das gleiche Ziel verfolgt.

Als die Debatte sich im Versuch der Klärung einzelner dieser Fragen zu erhitzen drohte, brachte Micha die Diskussion (unter Verweis auf das Harvard-Konzept) auf die Metaebene, indem er anregte, nicht Positionen, sondern Interessen zu verhandeln. Die Verhandlung von Positionen könne nämlich bestenfalls zu einem mehr oder weniger gerechten (oder faulen) Kompromiss führen. Die Verhandlung von Interessen dagegen könne über einen echten Konsens zu einer Win-win-Situation führen, wenn nämlich alle Seiten ihre Interessen gewahrt sehen.

Mögliche Interessen in dem Konflikt können zum Beispiel sein:

  • Verhinderung von Diskriminierung
  • Enzyklopädische Neutralität (NPOV)
  • innerwikipedianischer Frieden
  • innergesellschaftlicher Frieden

Es könne aber auch Interessen geben, die überhaupt nicht verhandlungsfähig sind. Beispielsweise würde die weit überwiegende Mehrheit der Wikipedianer mit einem Antisemiten (oder einem Islamisten) nicht über dessen Interessen verhandeln wollen.

Drahreg01 wies (auf einer anderen Meta-Ebene) auf das Werte- und Entwicklungsquadrat hin (in dem in diesem Zusammenhang „Wert“ oder „Tugend“ durch „Interesse“ zu ersetzen ist; siehe auch Benutzer:Drahreg01/Wertequadrat). Eine Gefahr ist zum Beispiel, das jeweilige Diskussionsgegenüber mit einer Untugend zu identifizieren und so anzusprechen (obwohl dieser natürlich eine Tugend anstrebt).

Das Panel endete mit allgemeiner Freude und Erleichterung über den konstruktiven Umgang miteinander. Es wurde aber die Befürchtung geäußert, dass bei einer Übertragung in die On-Wiki-Debatte sehr rasch die trennenden und verletzenden Kommentare wieder die Oberhand gewinnen würden. Szenarien wurden entworfen, wie die konstruktive Debatte am besten in die Comunity zu tragen sei.

Die Veranstaltung wurde als Einstieg in eine hilfreiche Debatte verstanden – eine Lösung des Streits ist aber noch nicht ansatzweise nähergerückt. Über die nächsten Schritte bestehen noch keine klaren Vorstellungen. Diese Seite kann ein erster kleiner Schritt sein. Kommentare sind willkommen – vielleicht erst einmal nur zu unserer Diskussion in Dresden.

Ich fand die Trennung von Positionen und Interessen sehr wichtig. Wenn man das nicht tut, läuft man sehr schnell in fatale Fehlinterpretationen. Man sollte nicht mit seinen Wertevorstellungen die Position anderer beurteilen, ohne deren hinter ihrer Position stehenden Interessen zu kennen. Wenn ich zum Beispiel (aus meinem persönlichen Wertesystem heraus) das Interesse an einer diskriminierungsfreien Wikipedia mit der Position verknüpfe, dass in einem Artikel zu einem im KZ ermordeten Juden * und † unangemessen seien, darf ich nicht aus der Position meines Gegenübers, dass in ausnahmslos allen Personenartikeln diese Zeichen zu verwenden seien, schließen, dass er für Diskriminierung sei (und überhaupt ein schlechter Mensch). Eventuell wünscht auch er, Diskriminierung zu verhindern, hält aber die Möglichkeit, dass Artikel über Juden anders aussähen, als solche über Nicht-Juden für diskriminierend. Vielleicht stuft er aber auch andere Interessen, die ebenso legitim sind, höher ein.

Wie weiter? Vielleicht sammeln wir erst noch Kommentare und Erinnerungen an die vergangene Diskussion, bevor wir – möglicherweise auf einer anderen Seite – Wege überlegen, wie die Debatte konstruktiv in die Wikipedia getragen werden kann. Auf die Formulierung von möglichen Kompromissen oder Konsensen sollten wir vielleicht noch einige Zeit lang verzichten. --Drahreg01 (Diskussion) Hilf mit! 23:28, 2. Okt. 2015 (CEST)