Benutzer:Dr. Fist/Boeing 720

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Boeing 720
Boeing 720 der Olympic Airways im Landeanflug, 1972
Typ Vierstrahliges Schmalrumpfflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten

Hersteller Boeing Airplane Company
Erstflug 23. November 1959
Indienststellung 5. Juli 1960
Produktionszeit

1958 bis 1967
(zivil / militärisch)

Stückzahl 154[1][2]

Die Boeing 720 ist ein vierstrahliger Tiefdecker mit Schmalrumpf des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing. Sie ist eine für Kurz- und Mittelstrecken entwickeltes Flugzeug, das auf der Boeing 707 basiert. Die Boeing 720 wurde ab 1958 gebaut. Da wenige Jahre nach ihrer Markteinführung die Boeing 727 eingeführt wurde, die das gleiche Marktsegment bediente, aber wirtschaftlicher zu betreiben war, endete die Produktion des Typs 720 im Jahr 1967. Die Boeing 720 war damit das erste strahlgetriebene Flugzeugmodell von Boeing, dessen Produktion eingestellt wurde sowie das einzige Modell des Herstellers, dessen Typenbezeichnung nicht dem 7x7-Namensgebungsschema entspricht. Insgesamt wurden 154 Maschinen dieses Typs gebaut. Die letzten Passagiermaschinen dieses Typs gingen Ende der 1980er-Jahre außer Dienst[3], die weltweit letzte betriebene Boeing 720, ein Testflugzeug von Pratt & Whitney Canada, tat am 29. September 2010 ihren letzten Dienst, ehe sie ausgesondert und in dieser Funktion durch eine Boeing 747SP ersetzt wurde.[4]

Entwicklung der Boeing 720

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Mit dem kommerziellen Erfolg der verschiedenen Langstreckenvarianten der Boeing 707 entschloss sich Boeing, auch eine spezielle Kurz- bis Mittelstreckenvariante der 707 zu entwickeln, und bot diese den Fluggesellschaften ab 1957 als Boeing 707-020, später Boeing 720 genannt, zum Kauf an. Der Erstflug wurde am 23. November 1959 durchgeführt.

Wegen grundlegender Änderungen an den Tragflächen und der Zelle kann man die Boeing 707-020 als eigenständiges Modell betrachten, weshalb sie als Boeing 720 eine eigene Typenbezeichnung erhielt. Der Tragflügel der 707-020 erhielt auf der gesamten Länge der Vorderkante Krügerklappen, eine stärkere Pfeilung zwischen dem Rumpf und den inneren Triebwerken, die Profildicke an der Flügelwurzel wurde verstärkt und die gesamte Maschine wurde leichter konstruiert, was unter anderem kleiner dimensionierte Fahrwerkreifen zur Folge hatte. All diese Änderungen verbesserten das Langsamflugverhalten entscheidend, so dass sich die für Start und Landung benötigte Strecke der 707-020 verringerte, weshalb sie auch von Flughäfen mit kurzen Start- und Landebahnen aus eingesetzt werden konnte. Die für die 707-020 konstruierten Flügel wurden später auch bei den B-Versionen der 707-100er-Serie eingesetzt.

Boeing 720 der NASA. Dieses Flugzeug wurde beim „Controlled Impact Demonstration“-Versuch zerstört.

Mit dem kommerziellen Erfolg der verschiedenen Langstreckenvarianten der Boeing 707 entschloss


Die Boeing 727 bediente bereits kurze Zeit nach der Markteinführung der 720 das gleiche Marktsegment, war jedoch wirtschaftlicher zu betreiben, so dass insgesamt nur 154 Maschinen der 720 gebaut wurden (65 der Grundversion 720, 89 der 720B), von denen 2008 keine mehr im Einsatz waren.

Eine Maschine dieses Typs wurde 1984 beim Experiment „Controlled Impact Demonstration“ ferngesteuert zum Absturz gebracht, um verschiedene Vorgänge bei Flugzeugkatastrophen unter definierten Bedingungen studieren zu können. Die Boeing 720 wurde damit zum größten je ferngesteuerten Flugzeug.

707-020B (720B)

Wie auch bei anderen Versionen der Boeing 707 wurde eine Variante mit modernen Triebwerken als Boeing 707-020B eingeführt. Sie verfügte über Pratt-&-Whitney-JT3D-1-Turbofans mit einem Schub von jeweils 75,6 kN. Das Abfluggewicht wurde außerdem auf 106.200 kg erhöht. Der Erstflug einer 720B erfolgte am 6. Oktober 1960, weniger als ein Jahr nach dem Erstflug der Basis-720. Die erste von insgesamt 89 gebauten 720B wurde am 3. Februar 1961 an American Airlines übergeben, die letzte Maschine dieses Typs erhielt Western Airlines am 20. September 1967. Viele der ursprünglichen 720 wurden darüber hinaus auf den 720B-Stand gebracht.

1984 nutzte die NASA in einem Gemeinschaftsprojekt mit der FAA die Variante Boeing 720 für die Controlled Impact Demonstration, einen kontrollierten, ferngesteuerten Absturz der Maschine.

Von der Boeing 720 wurden 154

Vom Erstflug 1959 bis zum Betriebsende 2012 kam es mit Boeing 720 zu 22 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 9 davon kamen 265 Menschen ums Leben.[5] In den Totalschäden sind 11 Verluste von geparkten Maschinen inbegriffen, nicht jedoch der Crash-Test ("Controlled Impact Demonstration") auf der Edwards Air Force Base am 1. Dezember 1984.

Beispiele für Zwischenfälle mit Totalverlusten:

  • Am 15. Juli 1964 verunglückte eine weitere 720-030B der Lufthansa auf einem Trainingsflug. Die Besatzung der Maschine mit dem Kennzeichen D-ABOP versuchte, nach einer ersten gelungenen Fassrolle eine weitere zu fliegen. Bei diesem unerlaubten Kunstflug­manöver brach das Flugzeug zwischen den Ortschaften Forst und Petersdorf im Landkreis Ansbach wegen struktureller Überlastung auseinander. Alle drei Insassen kamen ums Leben (siehe auch Absturz einer Boeing 720 der Lufthansa 1964).[7]
  • Am 20. Mai 1965 sank eine Boeing 720-040B der Pakistan International Airlines (AP-AMH) im Anflug auf den Flughafen Kairo zu früh und flog 20 Kilometer südlich der Landebahn in die Wüste. Sechs Passagiere überlebten den Unfall, aber insgesamt 121 Menschen an Bord wurden getötet, davon 108 Passagiere sowie die gesamte Besatzung von 13 Personen. Unfallursache war ein Controlled flight into terrain.[8]
  • Am 9. Januar 1968 kam es mit einer Boeing 720 der Ethiopian Airlines (ET-AAG), die von Middle East Airlines geleast war, auf dem Flughafen Beirut zu einer harten Landung auf dem Bugfahrwerk. Es herrschte starker Regen und Windböen mit bis zu 45 Knoten. Das Bugfahrwerk brach zusammen; es entstand ein Feuer, welches letztlich die Maschine zerstörte. Alle 49 Insassen blieben unversehrt.[9]
  • Am 1. Januar 1976 explodierte im vorderen Gepäckraum einer Boeing 720 der Middle East Airlines (MEA) (OD-AFT) auf dem Flug von Beirut nach Dubai eine Bombe. Das Flugzeug stürzte 37 Kilometer nordwestlich von Qaisumah (Saudi-Arabien) in die Wüste, wobei alle 81 Insassen ums Leben kamen.[10]

Technische Daten

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Kenngröße 707-020
Länge 41,50 m
41,68 m (B)
Spannweite 39,88 m
Flügelfläche 234,2 m²
Höhe 12,62 m
12,55 m (B)
Rumpfdurchmesser 3,76 m
max. Reichweite 5.800 km
6.687 km (B)
Reisegeschwindigkeit Mach 0,83
885 km/h
max. Startmasse 104.000 kg
106.200 kg (B)
max. Sitzplätze 165
typische Sitzanzahl 106
Triebwerke (je 4×) P&W JT3C-6 Turbojets à 60,1 kN
oder
P&W JT3D-1 Turbofans à 75,6 kN (B-Version)
Besatzung (Cockpit) 3 oder 4
Erstflug 23. November 1959
6. Oktober 1960 (B)

Einzelnachweise

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  1. 707 Model Summary. boeing.com, abgerufen am 28. April 2013 (englisch).
  2. Peter M Bowers: Boeing Aircraft since 1916. Putnam Aeronautical Books, London 1989, ISBN 0-85177-804-6, S. 447.
  3. https://rzjets.net/aircraft/?page=3&typeid=44
  4. https://www.avweb.com/avwebflash/news/Last_Boeing_720_Retired_203387-1.html
  5. Liste von Unfällen mit Boeing 720, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 13. November 2018.
  6. Unfallbericht B-720 D-ABOK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 13. November 2018.
  7. Unfallbericht B-720 D-ABOP, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 13. November 2018.
  8. Unfallbericht B-720 AP-AMH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. August 2017.
  9. Unfallbericht B-720 ET-AAG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 13. November 2018.
  10. Unfallbericht B-720 OD-AFT, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. November 2018.

#0720 Kategorie:Mittelstreckenflugzeug Kategorie:Vierstrahliges Flugzeug Kategorie:Erstflug 1959