Benutzer:AS2017/Niederfischbach (Rhein-Lahn-Kreis)

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Niederfischbach war ein bis 1853 auf dem Gebiet des heutigen Rhein-Lahn-Kreises (Verbandsgemeinde Katzenelnbogen) existierendes Dorf. Im Jahre 1853 wanderten alle Einwohner bis auf fünf Familien in die USA aus.[1]

Das Dorf lag zur damaligen Zeit (MItte des 19. Jahrhunderts) im Herzogtum Nassau, im Amt Nastätten, nördlich von Ober- und Mittelfischbach, 1 Kilometer südwestlich von Katzenelnbogen. Westlich der drei Fischbachs und Katzenelnbogens lag die Grenze zum Amt Nassau. Westlich liegt bzw. lag Klingelbach, östlich Berndroth.

Das Dorf war kleiner als Ober- aber größer als Mittelfischbach. 1843 lebten in Niederfischbach 95 Menschen, a 20 Familien, die in 14 Häusern lebten.

Die Größe der Gemarkung betrug 515 Morgen.

Innerhalb der Bannzäune war das Dorf im Mittelalter, bessergesagt bis 1479 katzenelnbogisch und dann bis zu den Napoleonischen Kriegen hessisch. Die Gemarkung war bis 1774/1775 vierherrisch.

Nach der Auflösung des Vierherrischen kam die Gemarkung an Hessen-Kassel oder an das Dreiherrische. Somit kam es entweder 1803 bzw. 1806 an das Herzogtum Nassau oder erst 1816.

Ersterwähnung und Besiedlung

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Es ist nicht bekannt wann, Niederfischbach das erste Mal erwähnt wurde, oder wann das Gebiet besiedelt wurde. Es ist hilfreich sich anzuschauen wann die benachtbarten Orte urkundlich erwähnt wurde: Ober- und Mittelfischbach, die etwas südlich lagen, 1195 bzw. 1348 ersterwähnt. Das etwas nörd- bzw. nordwestlich gelegene Katzenelnbogen wurde 1095 erstmals erwähnt, wobei es hier wahrscheinlich ist das es schon vorher Siedlungen gab. Klingelbach wurde 1184 erwähnt. Berndroth wurde 1220 erstmals genannt.

Es ist wahrscheinlich, dass der Ort zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert und besiedelt wurde.

Der Teil Niederfischbachs der hessisch war, wurde 1527 evangelisch, als Landgraf Philipp II., der Großmütige, von Hessen in seinem Herrschaftsgebiet „Visitatoren” einsetzte, protestantische Theologen herholte und eine protestantische Kirchenverfassung verfasste. Daraufhin wurde das Land und also auch der Teil Niederfischbachs, der hessisch war, protestantisch. Das Vierherrische bzw. der vierherrische Teil Niederfischbachs wurde 1538 evangelisch, nachdem sich die vier Landesherren (der Landgraf von Hessen und die Grafen von Nassau-Dillenburg, Nassau-Idstein und der von Nassau-Wiesbaden) darauf geeinigt hatten, in ihren gemeinsam regierten Gebieten das evangelische Bekenntnis einzuführen.

Dreißigjähriger Krieg

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Von den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges war auch Niederfischbach betroffen.

1774/1775 wurde das Vierherrische aufgelöst und die Gemarkung kam wahrscheinlich zu Hessen-Kassel.

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege

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Am Vorabend der Europa jahrzehntelang bestimmenden Koalitionskriegen gehörte Niederfischbach zu Hessen-Kassel.

Im Herzogtum Nassau

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1806 kam der gesamte Ort Niederfischbach zum Herzogtum Nassau.

Auswanderung und Ende

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Im Frühjahr 1852 begannen erste Planungen der Dorfbewohner zur Auswanderung in die Vereinigten Staaten.

Am 15. Mai 1853 zogen über 70 Personen aus Niederfischbach gen Rhein und bestiegen ein Schiff, das sie nach Bremen brachte, von wo sie mit einem Schiff in die neue Welt aufbrachen.

Von den fünf Familien (insgesamt 22 Personen) die in ihrer Heimat blieben, zog eine nach Berndroth auf den sogenannten Hasenberger Hof, eine nach Katzenelnbogen, zwei nach Reckenroth und zwei andere Familien zogen wiederum nach Mittelfischbach.

Die Auswanderung im Kontext der damaligen Zeit und der Verhältnisse im Herzogtum Nassau

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In der Zeit zwischen 1845 und den frühen 1860-er wanderten hunderttausende Deutsche aus wirtschaftlichen, sozialen und politischen Gründen vor allem in die USA aus. Im Zuge der gescheiterten Revolution 1848 wanderten viele Deutschen aus politischen Gründen aus, zudem gab es in den 1840-er und 1850-er durch die fortschreitende Industrialisierung Wirtschafts- und zum Teil Hungerkrisen, die sowohl zu Aufständen (siehe Weberaufstände), wie auch zu Auswanderungswellen führten.

Im Falle des Herzogtum Nassau und des Amtes Nastätten, in dem der Ort Niederfischbach lag, muss gesagt werden, dass bis auf das 1817 zur Stadt erhobene Nastätten und vielleicht das im Mittelalter zur Stadt erhobenen Katzenelnbogen, alle Dörfer im Amt Nastätten landwirtschaftlich-agrarisch geprägt waren und in ihnen zum Teil große Armut vorherrschte. So wohl auch in Niederfischbach, dessen Bewohner wohl vor allem aus wirtschaftlich-sozialen Gründen nach Amerika emigrierten.

Gründe für die Auswanderung

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Die Menschen Niederfischbachs um 1850 waren zwar arm, konnten sich aber wohl ernähren, trotz Missernten im Jahr 1846. Auch sind sie nicht aus religiösen oder politischen Gründen ausgewandert. Die Gründe sind also anderer Natur: Schon im ausgehenden 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert begannen die Bauern sich durch die sogenannte Viehleihe sich zu verschulden. Viehleihe bedeutete, dass ein Bauer gegen Geld sich Vieh lieh, wenn er sich kein eigenes leisten konnte. Zudem kauften sich Anfang des 19. Jahrhunderts viele Bauern sich von der Leibeigenschaft frei; auch dafür verschuldeten sich die Bauern. Diese und andere Schulden waren so erdrückend, dass viele Bauern Hypotheken aufnehmen mussten und das Dorf Niederfischbach im Speziellen sehr verschuldet war. Daher ist es verständlich, dass viele ein neues Leben in Amerika anfangen wollten.

1843 lebten in Niederfischbach 90 Evangelische und 5 Katholische. Es gab nie eine Kirche oder Kapelle, sodass die Evangelischen nach Klingelbach gingen. Der letzte von den (evangelischen) Niederfischbachern besuchte Gottesdienst fand am Sonntag, dem 8. Mai 1853 in Klingelbach statt.

Die Gebäude des 1853 aufgegebenen Dorfes wurden noch im selben Jahrzehnt abgerissen. Heute sind nur noch der alte Dorfbrunnen und die „Dorflinde“, die wohl beide zusammen den Dorfplatz ausmachten, zu sehen. Ansonsten ist nichts mehr vorhanden.

Weiterleben in der neuen Welt

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Die Auswanderer erreichten 1853 oder 1854 die neue Welt.

Sie ließen sich in der Stadt Milwaukee, Wisconsin und generell im US- Bundesstaat Wisconsin nieder.

Der Ort wird in der 1843 erschienen „Beschreibung des Herzogthums Nassau“ von Dekan Christian David Vogel erwähnt.

  • „Beschreibung des Herzogthums Nassau“ von Christian David Vogel, Dekan in Kirberg, Wiesbaden, 1843. Neu, in Auszügen herausgegeben vom Heimatpflegeverein Blaues Ländchen unter dem Titel: „Blaue Blätter Nr. 3 Unsere Heimat anno 1840 Dekan Vogel beschreibt den Einrich“ Nastätten, 1989

Einelnachweise/Quellen

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https://www.ich-geh-wandern.de/fischbachtal-einrich

  1. Fischbachtal (Einrich) | GPS Wanderatlas. Abgerufen am 7. August 2017.