Benutzer:Ödenturm/Grube Karl

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Grube Karl
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Andere Namen Grube König Karl
Abbautechnik Untertagebau
Förderung/Jahr 917.475 (1940) t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Gutehoffnungshütte
Beschäftigte 1021 (1940)
Betriebsbeginn 1857
Betriebsende 3. Januar 1963
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Eisenerz
Geographische Lage
Koordinaten 48° 36′ 46,8″ N, 9° 48′ 21,3″ OKoordinaten: 48° 36′ 46,8″ N, 9° 48′ 21,3″ O
Grube Karl (Baden-Württemberg)
Grube Karl (Baden-Württemberg)
Lage Grube Karl
Standort Geislingen an der Steige
Land Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland

Die Grube Karl war ein Eisenerzbergwerk in Geislingen an der Steige, in dem, mit Unterbrechungen, zwischen 1857 und 1963 unter dem Michelsberg Eisenerz abgebaut und bis 1964 Haldenmaterial versendet wurde.

Die Grube Karl befand sich zum größten Teil unter dem Michelsberg, nordwestlich von Geislingen an der Steige und nördlich von Bad Überkingen gelegen. Einzelne Strecken und Stollen führten auch bis nach Kuchen und in das Autal, südwestlich von Bad Überkingen gelegen. Die Werksanlagen über Tage befanden sich auf dem heutigen Gebiet der Neuwiesen, einem Industrie- und Gewerbegebiet zwischen Geislingen an der Steige und Bad Überkingen.

Betrieb in den Jahren zwischen 1857 und 1885

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Beim Bau der Filstalbahn wurde ein Erzflöz entdeckt, weshalb rund um Geislingen an der Steige mit größeren Eisenerzvorkommen gerechnet wurde. So ließ der Mineraloge und Geologe Carl Ludwig Deffner im Jahr 1857 gezielt auf das Flöz prospektieren. In den Jahren zwischen 1857 und 1859 ließ der württembergische Staat dann bei Kuchen den damaligen Stollen „König Karl“ auffahren, der zunächst nur als Versuchsstollen diente. Später wurde dieser als Kuchenstollen bezeichnet. 1861 wurden neue Grubenfelder erschlossen, sodass in den Jahren 1861 und 1862 mit 25 Mann 3503 t Eisenerz gefördert werden konnten. Aufgrund von langen Transportwegen und billigere Erze auf dem Markt wurde der Betrieb 1885 eingestellt.[1]

Betrieb in den Jahren zwischen 1920 und 1924

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Im Jahr 1920 fand eine Neuprospektion durch das Hüttenwerk Wasseralfingen statt. Ein Jahr später wurde in Geislingen an der Steige dann der „Karlstollen“ aufgefahren, dessen Mundloch in der Nähe des westlichen Geislinger Ortsausgangs befindet. Er wurde bis auf eine Länge von 314 m vorgetrieben. Kuchenstollen und Karlstollen waren durch Strecken verbunden. Zu diesem Zeitpunkt besaßen die Schwäbischen Hüttenwerke die Schürfrechte, die 1921 gemeinsam vom württembergischen Staat und der Gutehoffnungshütte Oberhausen gegründet wurden. Bereits 1924 kam es wegen der Inflation und Wirtschaftskrise erneut zur Stilllegung der Grube.

Betrieb in den Jahren zwischen 1934 und 1964

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Die größte Bedeutung gewann der Eisenerzbergbau in Geislingen an der Steige, nachdem die Gutehoffnungshütte Oberhausen das Schürfrechte an den Geislinger Grubenfeldern 1934 endgültig erwarb. Das Interesse an der Grube bestand wieder, da die Gutehoffnungshütte über ein Verhüttungsverfahren verfügte, mit dem auch sogenanntes saures Erz, wie das Geislinger Erz mit einem Kieselsäuregehalt von rund 20%, durch Zugabe von anderen kalkreichen Erzen verhüttet werden konnte. So erfolgte 1935 die Wiederaufwältigung des Karlstollens und die Förderung begann erneut. Im Jahr 1937 wurde südwestlich von Geislingen an der Steige, auf dem Gebiet des heutigen Industrie- und Gewerbegebiets Neuwiesen, der „Staufenstolln“ aufgefahren. An dessen Mundloch befanden sich fortan auch die Grubenanlagen über Tage, die über einen Gleisanschluss an die Bahnstrecke Geislingen - Wiesensteig verfügten. Die Deutsche Bundesbahn transportierte das Erz zur Verhüttung in das Ruhrgebiet. 1940 erlebte die Grube Karl ihren Höchststand der Förderung von 917.000 t Eisenerz jährlich und lieferte damit 2,5% des deutschen Erzes. Abgebaut wurde das Erz im sogenannten Strebbruchabbau. Gearbeitet wurde im Bergwerk rund um die Uhr und in drei Schichten: Die Frühschicht dauerte von 6 bis 14 Uhr, die Spätschicht von 14 bis 22 Uhr und die Nachtschicht von 22 bis 6 Uhr. Dies ermöglichte, dass innerhalb von 24 Stunden auf der gesamten Strebbreite (120 m) genau 1,20 m des Erzflözes abgebaut werden konnten. Die Grube besaß eine elektrisch betriebene Grubenbahn. 1951 wurden weitere Strecken in das Autal aufgefahren und dort ein neuer Schacht geteuft, da unter dem Autal ebenfalls Eisenerz lagerte. Seit 1955 war die Grube eine selbstständige Tochtergesellschaft der Oberhausener Gutehoffnungshütte unter der Bezeichnung „Grube Karl Staufenstollen GmbH“. Abgebaut wurde im Autal jedoch nie, da die Grube 1963 aufgrund der billigeren Eisenerzimporte aus dem Ausland schließen musste. Der weite Transportweg zur Verhüttung in das Ruhrgebiet und die Überalterung der Grubenmannschaft waren weitere Gründe für die Schließung. Die letzte Schicht fand am 4. Januar 1963 statt. Das Haldenmaterial wurde noch bis in das Jahr 1964 versandt. Endgültig aufgelöst wurde der Betrieb am 30. September 1964 und die Werksanlagen kurze Zeit später vollständig abgebrochen. Heute sind die Schächte und Stollen alle verfüllt oder verschlossen.

Einzelnachweise

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  1. Mineralienatlas - Fossilienatlas. Abgerufen am 10. Februar 2023.