Asta Südhaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Asta Südhaus (* im 19. Jahrhundert; † nach 1978) war eine deutsche Rezitatorin und Synchronsprecherin.

Asta Südhaus rezitiert deutsche Gedichte an der Deutschen Schule Helsinki (8. Mai 1941)

Südhaus wurde wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts geboren. Sie wuchs laut ihren Memoiren als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie in Stettin in Pommern auf; der Vater arbeitete in einer Bank. Sie besuchte zunächst die höhere Mädchenschule der Maria Friedländer in der Augustastraße 54 in Stettin,[1] danach die Schule eines Kommerzienrates, der sich „Onkel Martin“ nennen ließ,[2] und gehörte nach ihren Selbstauskünften der Wandervogel-Bewegung an.[3]

Angeblich wurde sie von ihrer Mutter verheiratet, als in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg eine Arbeiterfamilie in ihrem Elternhaus untergebracht werden sollte. Wenig später verkaufte die Familie Südhaus die Immobilie.[4] Südhaus’ erste Ehe wurde bald geschieden. Südhaus, die zunächst mit dem Gedanken gespielt hatte, Kunst zu studieren, nahm nach ihrer Scheidung beim Oberspielleiter des Stettiner Stadttheaters Schauspielunterricht und debütierte auf der Stettiner Bühne, als eine Kollegin ausgefallen war.[5] Daraus entwickelte sich aber keine Bühnenkarriere. Der nächste Lehrer Südhaus’ war ein ehemaliger jugendlicher Held des Stettiner Theaters.[6] Er hoffte, seiner Schülerin in Landsberg an der Warthe oder Karlsruhe unterzubringen, doch beide Vorsprechtermine blieben erfolglos. Daraufhin ging Südhaus zur Rezitation über.

Asta Südhaus machte den Umzug mit, nachdem ihr Vater nach Berlin versetzt worden war.[7] Dort sprach sie bei Harald Braun vor, dem Leiter der evangelischen Morgenfeiern im Rundfunk. Er war angetan von ihrer Stimme, ebenso Würzburger, in dessen Stiller Stunde sie zum Einsatz kam. Angeblich endete ihre Rundfunklaufbahn, als Leo Kestenberg ihr nahelegte, in die SPD einzutreten, was Asta Südhaus ablehnte. Leon Hirsch gab ihr dann eine Chance in seinem Cabaret, wo sie mit einem Auftritt zum § 218 und Liebesgedichten debütierte. Der Auftritt wurde im 12 Uhr Blatt positiv besprochen.[8] Als Goetz Otto Stoffregen ihr einen Eintritt in die NSDAP nahelegte, folgte sie dieser Aufforderung.[9]

Südhaus war im Dritten Reich eine gefragte Künstlerin, die viele Tourneen absolvierte. Olavi Paavolainen schilderte einen ihrer Auftritte: „Asta Südhaus, die als die beste Rezitatorin im Dritten Reich gilt und vom „Nordischen Gedanken“ begeistert ist, wurde ihrem Ruf durchaus gerecht. Mit prächtiger, fast männlich tönender Bruststimme [...] trug sie uns ihr gewaltiges „nordisches“ Programm vor – mit steifem Körper, den Kopf stolz nach hinten geworfen, den Blick ihrer großen graublauen Augen nach oben gerichtet“. Er bescheinigte ihr „germanisches Temperament“ und „stilreine Rezitationstechnik“,[10] war aber mit der Auswahl der rezitierten Werke unzufrieden. Ab 1938 war sie an mehreren Großveranstaltungen beteiligt, so trat sie als Deutschland im Lustgarten in einem Versepos zum Thema Deutschland auf, das, laut ihren Memoiren, ein „junger Arbeitsdienstführer“ geschrieben hatte und das sie großartig fand.[11] Es folgte ein Auftritt in einer Heimatdichtung von Kurt Freywaldt für die Leuna-Werke und einer bei der 700-Jahr-Feier in Neuruppin. Außerdem war Südhaus 1938 bei den Festspielen in Bayreuth engagiert. Auch während des Krieges hatte sie zahlreiche Engagements, davon auch viele im Ausland. Unter der Leitung von Carl Schuricht war sie an einer Veranstaltung zum 100. Geburtstag Edvard Griegs beteiligt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Südhaus noch, unter dem Vorwand, einem Engagement in Dannenberg an der Elbe folgen zu müssen, mit einigem Gepäck und ihrem gesamten Geld Berlin verlassen.[12] Über die Anzahl ihrer Ehemänner gibt ihr Erinnerungsbuch keine klare Auskunft, doch war sie schon seit der Vorkriegszeit mit Hanno Konopath verheiratet, der einige Zeit nach seiner Ehefrau Berlin auch noch verlassen konnte und in Dannenberg wieder mit ihr zusammentraf. Nach Stationen in Bremen, Hamburg und Ilten betrieb Südhaus, nun wiederum in Hamburg, ihre Entnazifizierung. 1947 konnte sie wieder auftreten.[13] Konopath wurde in Hamburg Mitarbeiter bei Ernst Friedländer in der Europa-Union; laut seiner Ehefrau ging die Europafahne, die in den 1950er Jahren kreiert wurde, auf seinen Entwurf zurück.[14] Südhaus arbeitete weiter als Rezitatorin. Als aufregendsten Auftritt ihres Lebens bezeichnete sie ihre Mitwirkung bei der Uraufführung von Humphrey Searles Melodram The Riverrun in Düsseldorf, dessen Text von James Joyce stammte, unter dem Dirigat von Hermann Scherchen.

In der Nachkriegszeit wirkte sie auch als Synchronsprecherin, 1950 für Lily Kann als Minna Cesare in Auf falscher Spur und 1955 als Amelia für Evelyn Kerry in Ladykillers.[15]

Hanno Konopath starb nach 22-jähriger Ehe mit Asta Südhaus. Diese arbeitete nach dem Tod des Ehemanns noch einige Jahre weiter. Nach einer Jugoslawien-Tournee nahm sie ihren Abschied von der Bühne. 1978 wurden ihre Memoiren veröffentlicht, zu dieser Zeit lebte sie in Baden-Baden.[16]

  • Asta Südhaus: Rezitation – meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0
Commons: Asta Südhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Höhere Mädchenschule von Maria Friedländer, Stettin, Augustastraße Nr. 54, Stettin 1900 (Digitalisat)
  2. Vermutlich handelte es sich bei diesem Mann, der mit den Kindern im Sommer Urlaubsfahrten nach Misdroy unternommen haben soll, um Martin Quistorp.
  3. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 14 f., S. 19
  4. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 22 f.
  5. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 25
  6. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 26 f.
  7. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 30 f.
  8. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 36 f.
  9. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 46 f.
  10. Olavi Paavolainen: Zu Gast im Dritten Reich 1936. Rhapsodie. ACABUS Verlag, 2016, ISBN 978-3-862-82424-3, S. 95 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  11. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 59
  12. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 141
  13. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 154 f.
  14. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, S. 170
  15. Asta Südhaus. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  16. Asta Südhaus, Rezitation - meine Liebe. Erinnerungen an eine große Kunst, Baden-Baden 1978, ISBN 3-87989-025-0, Vorsatzblatt