Ameisenbekämpfung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Köderdose mit Ameisengift

Die Bekämpfung von Ameisen (Formicidae) wird unter bestimmten Voraussetzungen als zulässig bewertet bei massenhaftem Auftreten im direkten Umfeld des Menschen.

Mögliche Schäden durch Ameisen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im menschlichen Wohn- und Arbeitsumfeld können folgende Schäden durch Ameisen auftreten:[1][2]

Zu den als problematisch eingestuften Arten zählen, insbesondere bei zahlreichem Auftreten, die Gemeine Rasenameise, die Schwarze Wegameise oder die Pharaoameise.[1]

Ameisen werden besonders von proteinreichen Nahrungsmitteln angezogen

Zur Bekämpfung von Ameisen werden verschiedene Strategien verfolgt,[3] die auch kombiniert angewendet werden können.[4]

Dabei ist zu beachten, dass nicht jede Methode bei jeder Art von Ameisen wirkt. So ist die etwa zwei Millimeter große Pharaoameise, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus den tropischen Gebieten eingeschleppt wurde, nicht an üblichen Ameisenködern interessiert, da diese Art frische, eiweißreiche Nahrung bevorzugt.[2]

Es gibt unterschiedliche Hausmittel zur Bekämpfung und Abwehr von Ameisen.[5][6]

  • Ertränken: Mehr oder weniger nahrhafte Flüssigkeiten (Bier, Likör, Zuckerwasser etc.) werden in innen steilwandigen glatten Behältern (Schüsseln) angeboten und ggf. mit zusätzlichen Lockstoffen (z. B. Honig oder Zucker) versehen, in denen die Ameisen ertrinken. Diese Methode wirkt relativ unspezifisch.[3][5]
  • Errichtung von Barrieren: Ein Abdichten der betroffenen Einrichtung z. B. durch Dämmstoffe und Verfugung verhindert ein Eindringen der Insekten.[3]
  • Klebefallen: Ameisen bleiben auf der Oberfläche von Klebefallen haften. Diese Methode dient in erster Linie dem Schädlingsmonitoring. Eine Bekämpfung mit Klebefallen, wie Leimringen oder Gelbtafeln ist aufwändig und unspezifisch.[9]
  • Umsiedlung: Bei der Umsiedlung eines Ameisenvolks wird ein mit Nestbaumaterial befülltes Gefäß auf oder neben das Nest gestellt oder darüber gestülpt. Hierfür eignet sich beispielsweise ein großer Blumentopf (aus Ton), der mit feuchtem Stroh, Holzwolle oder Holzspänen gefüllt wurde. Ist das Volk, nach einigen Tagen bis einer Woche, in das Gefäß umgesiedelt, wird dieses an einem entfernten Ort wieder ausgesetzt.[1][5]

Chemische Bekämpfung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Vergiftung: Insektizide werden als Granulat, Gel, Zusatz von Gießwasser, Spray oder in speziellen Köderdosen in der Nähe der Ameisenstraße oder des Nestes appliziert. Da die Arbeiterinnen eines Ameisenstaates den Wirkstoff der Köder auch als Futter ins Nest verschleppen, wo das Gift die Königin erreicht, wird die ganze Kolonie betroffen. Im öffentlichen Bereich, wie auf Spielplätzen oder im Außenbereich von Kindertagesstätten werden unter anderem Giftstoffe wie Fipronil, Permethrin und Cyhalothrin eingesetzt.[10]

Der Einsatz von Pestiziden ist – insbesondere im privaten Bereich – umstritten, da neben der erwünschten Wirkung eine Reihe von ökologischen Nachteilen festgestellt wurde. Zu den größten, mit Bioziden assoziierten Umweltproblemen zählen die Verschmutzung des Grundwassers, die Belastung der Böden und die Auswirkungen auf Organismen, die nicht beseitigt werden sollten.[11]

Vorbeugende Maßnahmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ameisennest im Gestell eines Schwimmbeckens

Die folgenden Maßnahmen werden präventiv gegen die Ansiedlung oder Ausbreitung von Ameisen im Wohnumfeld angewendet:[3][6]

  • offen zugängliche Nahrungsmittel (bes. zuckerhaltige) und Essensreste dicht verschließen und zügig verräumen
  • Haushaltsmüll mit Essensresten täglich entsorgen
  • Arbeitsflächen regelmäßig mit heißem Wasser abwischen
  • Tierfutterreste zügig entfernen
  • Abdichten von Fugen und Ritzen am Boden, sowie Fenstern und Türen mit Silikon, Gips oder Acryl
  • Fenster und Türen, wo nötig, zusätzlich mit klebendem Dichtungsband versiegeln.
  • Ameisenarten wie z. B. die Schwarze Wegameisen bauen ihre Nest oft unter Gehweg- oder Terrassenplatten, insbesondere, wenn diese auf Sand verlegt wurden. Wo Ameisen viel Sand als Baumaterial abtragen, können die Platten instabil werden, daher wird vorbeugend Kies oder Split als Untergrundmaterial verwendet.[1][6]

Geschützte Arten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nahaufnahme einer Roten Waldameise Formica rufa, deren Bekämpfung untersagt ist

Die Bekämpfung von Ameisenarten, die unter Naturschutz stehen, ist nicht erlaubt. Zu den Arten, die in Deutschland geschützt sind und deren Nester nicht zerstört werden dürfen, zählen insbesondere Waldameisen, wie:[12]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Ameisen als Schädlinge im Haus vom 19. November 2019 Industrieverband Agrar, aufgerufen am 29. Januar 2023
  2. a b Hausmittel gegen Ameisen im Haus - das hilft wirklich! In: gartenlexikon.de. Abgerufen am 29. Januar 2023.
  3. a b c d e Ameisenbekämpfung - biologische Mittel für Haus und Rasen. gartenlexikon.de, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  4. Julia Lenders: So kämpft die Stadt gegen die Ameisen-Plage. Abendzeitung, 7. Mai 2013, abgerufen am 13. Dezember 2017.
  5. a b c d e Thomas Hess: Hausmittel gegen Ameisen: Was funktioniert wirklich? vom 21. Juli 2022 Mein schöner Garten, aufgerufen am 29. Januar 2023
  6. a b c d Ameisen in Haus und Garten: So vertreibt man die Tiere vom 6. Mai 2022 Norddeutscher Rundfunk, aufgerufen am 29. Januar 2023
  7. Christoph Drösser: Stimmt's: Softkill mit Soda. In: Die Zeit. 9. September 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. März 2019]).
  8. Ameisen bekämpfen mit Hausmitteln – und ohne Chemie vom 4. August 2022 Öko-Test, aufgerufen am 29. Januar 2023
  9. Christoph Hoyer: Leimringe schaden Nützlingen ... vom 1. Juli 2008 gartenfreunde.de, aufgerufen am 29. Januar 2023
  10. Fachzeitschrift für Schädlingsbekämpfung. Ameisenbekämpfung in Kindergärten und auf Spielplätzen. Wirkstoffe und Verfahren 1. Ausgabe 2014 DpS – Fachzeitschrift für professionelle Schädlingsbekämpfung, aufgerufen am 29. Januar 2023
  11. Pestizide – eine Einführung. Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte 1. Auflage 09/2021 Naturschutzbund Deutschland, aufgerufen am 29. Januar 2023
  12. Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung - BArtSchV) Bundesministerium der Justiz, aufgerufen am 29. Januar 2023