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Sequenzer (Musik)

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Ein moderner Hardware-Step-Sequenzer

Ein Sequenzer [zeˈkvɛntsər] ist ein elektronisches Gerät oder eine Software zur Aufnahme, Wiedergabe und Bearbeitung von Daten zur Erzeugung von Musik.

Kern eines Sequenzers ist die Speicherung und Übermittlung einer Partitur an einen Tonerzeuger. Die Partitur liegt in einem maschinenlesbaren Format vor und gibt dabei Tonhöhe, Tondauer und ggf. weitere Aspekte der wiederzugebenden Noten einer oder mehrerer Stimmen in ihrer zeitlichen Reihenfolge an ein Gerät weiter, das entsprechende Töne erzeugt. Beide Funktionen können in einem Gerät vereint sein. In der Regel ermöglicht ein Sequenzer, über geeignete Verfahren Noten einzugeben, z. B. über das Einspielen auf einem Masterkeyboard oder das Eingeben von Noten am Computer. Im Gegensatz dazu wird bei der Tonwiedergabe ein konkretes, physikalisches Tonbild elektronisch reproduziert.

Durch die Aufzeichnung der Noten und ihrer Parameter statt der Aufzeichnung der vollständigen Schwingungsformen ergeben sich eine Reihe von Vorteilen:

  • die Datenmenge der gespeicherten Musik ist vergleichsweise klein;
  • Transposition und Tempoänderungen lassen sich einfach durchführen;
  • es können mit den gleichen Daten unterschiedliche Instrumente angesteuert werden.

Durch die Reduktion auf Noten können bestimmte Aspekte nicht oder nur sehr eingeschränkt wiedergegeben werden:

  • der Klang individueller Instrumente;
  • der individuelle Ausdruck eines Musikers.

Mit dem Sequenzer können auch andere Informationen als Töne gesteuert werden. Z. B. lassen sich Controllerdaten sequenzieren um z. B. Filterhüllkurven oder andere mittels Midi-Control-Nummern steuerbare Events zu steuern.

Eigenbau-Sequenzer von Marcel Schmidt, Ingenieur an der Musikhochschule Köln, 1980

Der Begriff Sequenzer wurde in den 1960er-Jahren im Zuge der Entwicklung der elektronischen Musik geprägt. Er bezeichnet ein elektronisches, zunächst analog aufgebautes, heute meist digitales Gerät oder eine entsprechende Software. Einen ersten elektromechanischen Sequenzer entwickelte Raymond Scott 1953.[1] Als historische Vorläufer können einige mechanische Musikinstrumente betrachtet werden, welche Noten eines Musikstücks mechanisch speicherten (z. B. auf einer Stiftwalze, ähnlich der Phonographenwalze) und dann an entsprechende Tonerzeuger weitergaben.

Seit Anfang der 1980er Jahre sind Sequenzer meist als MIDI-Sequenzer bekannt. Mit einem MIDI-Sequenzer werden keine eigentlichen Töne aufgenommen oder abgespielt, sondern nur die Steuerdaten (MIDI-Daten), mit welchen verschiedenste Klangerzeuger (Synthesizer) angesteuert werden können. Die in einem MIDI-Sequenzer gespeicherten Daten enthalten Informationen über die Tonhöhen von einzelnen Tönen, über deren Anschlagstärke und Dauer. Ferner kann die Klangerzeugung angewiesen werden, mit welchen Instrumenten die Töne gespielt werden, was insb. bei mehrspurigen Arrangements sehr nützlich ist. Die Eingabe von Noten kann über ein Masterkeyboard in Echtzeit erfolgen oder über einen Editor eingegeben werden, z. B. auf einem Computer durch Einzeichnen mit einer Computermaus.

Die Geschichte der Sequenzer beginnt mit analogen Step-Sequenzern zur Steuerung der Klangerzeugung von Synthesizern mit einstellbaren Spannungen. Der Name rührt daher, dass jedes Klangereignis Schritt für Schritt (step by step) mit seinen Eigenschaften wie Tonhöhe, Dauer usw. programmiert wird. Anfangs waren dabei nur zwischen 8 und 64 Töne möglich. Diese Art von Sequenzern erzeugt vorwiegend repetitive Tonhöhen- und Klangmuster ("loops"), die während des Abspielens verändert werden können. Sie sind ein typisches Stilmittel der elektronischen Musik der Berliner Schule (Tangerine Dream, Klaus Schulze) in der Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre. Während der Wiederentdeckung der analogen Synthesizer wurde der Ruf nach Step-Sequenzern wieder lauter, da zu dieser Zeit keine solchen Geräte mehr am Markt verfügbar waren. Mittlerweile werden Step-Sequenzer wieder von einigen, überwiegend kleinen Firmen produziert. Dabei handelt es sich zum einen um analoge Geräte (ohne Speichermöglichkeit), vorwiegend jedoch um digitale Varianten mit Speicher und MIDI-Ausgängen.

Die Weiterentwicklung von Step-Sequenzern sind Pattern-Sequenzer. Diese können mehrere Step-Muster in Songstrukturen hintereinander ohne Unterbrechung abspielen.

Anfang der 1980er Jahre kamen populäre Step-Sequenzer von Roland (TB-303, SH-101, MC-202) und Casio (VL-1, Casiotone MT-70, Sampletone SK-1) auf den Markt, die schnell den Weg in die Musikcharts fanden.

Der nächste Entwicklungsschritt war die Digitalisierung der Spieldaten, was deren Abspeicherung zunächst auf Tonbandkassetten und später auf Disketten erlaubte. Dann folgte die Echtzeitaufzeichnung durch direktes Einspielen mit Hilfe einer Tastatur. Schließlich wurde 1983 MIDI als universelle Sprache für elektronische Musikinstrumente eingeführt. Die heutigen Sequenzer sind überwiegend Geräte zur Aufzeichnung, Bearbeitung und Wiedergabe von MIDI-Daten.

Diese Art von Sequenzern werden auch zur Unterscheidung zu den Step-Sequenzern als Real-Time-Sequenzer bezeichnet. Bei ihnen gibt es keine zwingende Aufteilung der überwiegend über Midi empfangenen Ton-Daten nach Pattern oder Schritten. Dadurch kann man diese Sequenzer ähnlich wie ein Mehrspurtonband als Aufnahmegerät benutzen. Am Ende der Aufnahmen aller Spuren und deren eventueller Bearbeitung zur Fehlerkorrektur oder Arrangement werden dann alle Spuren abgespielt und die darin enthaltenen Ton-Daten an die Klangerzeuger via Midi ausgegeben. Die Ausgänge der Klangerzeuger werden dann entweder auf Band oder direkt im Computer aufgenommen. Heutzutage entfallen dabei häufig alle physikalischen Klangerzeuger, da Software-Klangerzeuger (VST) die Klänge im Computer erzeugen können.

Sequenzer im Bandmaschinenmodus

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Mit Sequenzern im Bandmaschinenmodus können Steuerdaten auf einer zeitlichen Achse beliebig angeordnet und bearbeitet werden. Sie sind heute die klassischen Arbeitsmittel bei Studioproduktionen, Step- und Patternsequenzer findet man eher im Live-Bereich.

MIDI-/Audio-Sequenzer

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Seit etwa Mitte der 1990er Jahre werden Software-Lösungen angeboten, die neben reinem MIDI-Sequencing auch Harddisk Recording ermöglichen und als MIDI-/Audio-Sequenzer bezeichnet werden. Der Funktionsumfang wurde weiter erweitert, so dass ein moderner MIDI-/Audio-Sequenzer praktisch ein komplettes virtuelles Musikstudio darstellt, mit integriertem Mixer, Schnittstellen zur Einbindung von Effekten und virtuellen Instrumenten (softwarebasierte Klangerzeuger).

Tracker-Sequenzer

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Renoise, ein graphischer, trackerartiger Musiksequenzer:
oben rechts: Sample-Liste
oben Mitte: Kanal-Kurven
oben links: allgemeine Musikstückeigenschaften (BPM etc.)
Mitte links: Masterliste
Mitte rechts': Pattern-Editor, Befehlsliste für die Kanäle (entlang der Zeile) und den Zeitverlauf (entlang der Spalten), der weiße Balkencursor markiert den aktuellen Zeitpunkt
unten: Soundeffekt Wahl und Parametrisierung

Neben im klassischen Musikumfeld entwickelten Software-Sequenzern gibt es auch die sogenannten Tracker, die Mitte der 1980er Jahre im Umfeld des Amigas entwickelt wurden.[2] In diesem Computer-Umfeld wurden mit ihnen Musikstücke für Computerspiele erstellt, z. B. Pinball Dreams oder Unreal[3]. In den 1990ern wurden Tracker mit den dazugehörigen Dateiformaten von der Demoszene wahrgenommen und weiterentwickelt. Das Trackerkonzept mit kompakten Dateigrößen bei guter Qualität seiner Musikstücke war attraktiv für die Erstellung von Computerdemos, welche damals noch auf Disketten passen mussten. In den 2000er Jahren wurden Tracker u. a. in der Elektro-Szene verwendet[4] wie auch für Musik und Sound auf mobilen Geräten mit begrenzter Hardwareausstattung, wie z. B. dem Game Boy Advance.[5]

In einem Tracker wird, im Gegensatz zu anderen Sequenzern oder der Notenschrift, der Zeitverlauf von oben nach unten angezeigt (statt von links nach rechts). Die Noten werden dabei in eine Tabelle eingetragen, wobei eine Spalte das gleichmäßige Metrum vorgibt. Ein weiterer Unterschied zu anderer Musiksequenzersoftware ist der hier übliche Export in editierbaren Trackerformaten anstatt in nicht editierbaren WAV- oder MP3-Dateien. Die technisch offene Zugänglichkeit der Ursprungsmaterialien und der Sequenzprogrammierung in den Trackerformaten entspricht konzeptionell ungefähr dem Open-Source-Konzept in der Informatik für Programmcode.[6]

Ursprüngliches Dateiformat der Tracker war Mod. Später wurden Formate mit erweiterten Eigenschaften (z. B. mehr Kanäle, Kompression etc.) definiert z. B. XM, IT, S3M und viele weitere. Modernste Variante ist das XML-basierte und unter der GPL stehende XRNS-Format, eingeführt mit dem Renoise Tracker.

Inzwischen verschwimmen die Unterschiede zwischen Trackern und anderer Musiksequenzersoftware immer mehr; beispielsweise präsentierte 2007 das britische Computer Music Magazine Tracker der dritten Generation, wie z. B. Renoise oder Jeskola Buzz, als professionelle und günstige Alternative zu anderer Musikstudiosoftware.[7]

Eine technische Übersicht über aktuelle und historische Tracker-Musiksequenzer ist auf der Liste von Trackern zu finden.

Eine weitere Variante der Sequenzer sind die sogenannten Composer oder Arranger. Diese Programme verbinden die Fähigkeiten der klassischen MIDI-Sequenzer mit einer style-orientierten Arbeitsweise. Eine Abfolge von Harmonien wird mit verschiedenen Musikstilen, den Styles, verknüpft. Die Software komponiert daraus ein Musikstück. Die Harmoniesequenzen werden üblicherweise mit Akkordsymbolen in die Software eingegeben. Die meisten Programme enthalten eine Anzahl von Styles verschiedener Musikrichtungen. Es können aber auch eigene Styles erstellt werden, die dann in beliebig vielen Stücken benutzt werden können.

Verbreitete Programme dieses Genres sind:

Hardwareseitig gibt es auch die Gattung der Grooveboxen wie z. B.:

  • Elektron Monomachine, Machinedrum
  • Korg Electribe, Korg Karma
  • Radikal Technologies Spectralis
  • Roland MC-303, 505, 606, 808, 909
  • Yamaha RM1X

Grooveboxen erheben oft den Anspruch, eine „All-In-One“-Produktionsmaschine zu sein. Diese Formulierung wirkt allerdings leicht übertrieben, da man seine Kreativität durch die Beschränkung auf ein solches Gerät meistens nicht voll ausleben kann.

Liste von Hardware-Sequenzern

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  • Akai MPC
  • Doepfer A-155 Sequencer, A-154 Sequencer Controller, A-156 Quantizer, Dark Time
  • Genoqs Octopus, Nemo
  • JazzMutant Lemur[8]
  • manikin Schrittmacher (s. Bild oben)
  • Sequentix P3
  • Sequentix Cirklon
  • Quasimidi Style-Drive
  • MIDIbox SEQ
  • Yamaha Tenori-On
  • Arturia Beatstep, Beatstep Pro, Keystep
  • Korg SQ-10, SQ-1, Electribe
  • MFB SEQ 01, SEQ 02, SEQ 03, STEP64
  • Elektron Octatrack

Liste von Software-Sequenzern

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  • Thomas Görne: Tontechnik. Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, München u. a. 2006, ISBN 3-446-40198-9.
  • Hubert Henle: Das Tonstudio Handbuch. Praktische Einführung in die professionelle Aufnahmetechnik. 5., komplett überarbeitete Auflage. Carstensen, München 2001, ISBN 3-910098-19-3.
Commons: Sequenzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Timeline - Abschnitt Sequencer. Raymond Scott, abgerufen am 22. September 2020 (amerikanisches Englisch).
  2. Claudio Matsuoka: Tracker History Graphing Project. helllabs.org, 4. November 2007, abgerufen am 29. Januar 2011 (englisch): „Tracker History Graph
  3. Information über IT-Dateien und Unreal-Spiele (Memento vom 4. März 2008 im Internet Archive) – Alexander Brandon, epicgames.com (1999, englisch)
  4. Sean Davidson: Trance Mushrooms to infect Pune. In: The Times of India. 3. Januar 2003, abgerufen am 16. Mai 2010 (englisch).
  5. Andy Jones: From a Distance: The Virtual Collaboration that Helped Score The Sims 2 DS/GBA. In: Gamasutra. 10. Januar 2006, abgerufen am 16. Mai 2010 (englisch).
  6. Andrew Leonard: Mod love. In: Salon.com. Salon Media Group, 29. April 1999, abgerufen am 17. Mai 2010 (englisch): „[Tracker musicians]... see an affinity between the "seeing the music" aspect of tracking and the code accessibility of open-source software. [...]free music, free software, free advice. I think it's [the tracking scene] a close cousin of the Linux scene. The parallels are striking.
  7. Top Trackers. In: Computer Music Magazine. Nr. 113. Future Publishing Ltd, 12. Juni 2007 (englisch, musicradar.com [abgerufen am 25. Oktober 2022]): Tracker! The amazing free music software giving the big boys a run for their money.
  8. Pascal Joguet: Jazz Mutant. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2017; abgerufen am 24. Juli 2017.