Qrendi

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Qrendi oder Il-Qrendi ist ein kleines Dorf im Südwesten der Insel Malta mit 2525 Einwohnern (Stand: November 2005). Es befindet sich in der Nähe von Mqabba und Żurrieq. Auf seinem Gemeindegebiet befinden sich die bekannten jungsteinzeitlichen Tempel von Mnajdra und Ħaġar Qim. Es gibt im Jahreskreis zwei wurderbare Dorffeste: Das Fest der Gottesmutter von Lourdes wird entweder am letzten Sonntag im Juni oder am ersten Sonntag im Juli gefeiert, während man am 15. August Mariae Himmelfahrt - in Malta "Santa Marija" genannt - zelebriert.

Geschichte

Qrendi taucht geschichtlich zuerst 1417 in den Verpflichtungslisten der Miliz auf, in denen 26 Haushalte - also Bauerhäuser - verzeichnet waren; in der Hälfte der Fälle waren die Familiennamen die gleichen, die man heute noch in Qrendi finden kann. Doch Qrendi war schon viel früher besiedelt. Die Tempelanlagen von Manajdra und Ħaġar Qim entstanden 3800 v. Chr., womit sie - wie andere Überreste aus der Tempelzeit - zu den ersten freistehenden Bauwerken der Menschheitsgeschchte zählen. Überreste von Gräbern und Katakomben auf den Feldern, sowie andere vorgeschichtliche Funde weisen auf den lange zurückliegenden Beginn der Besiedlung hin.

Die Bevölkerung der Tempelzeit starb aus und ca. 2500 v. Chr. kamen neue Siedler aus Sizilien. Im Laufe der Zeit wurde Malta Teil des phönizischen, des punischen, des römischen und schließlich des byzantinischen Reiches. 870 eroberten arabische Muslime aus Tunesien die Inseln und vererbten den Maltesern ihre Sprache. 1091 besiegte der normannische Graf Roger - schon Herr von Sizilien - die Moslems und Malta wurde wieder christlich als Teil des Königreiches beider Sizilien. 1530 wurde Malta den Rittern des Hospitaliterordens verliehen, die somit - von den Türken aus Rhodos vertrieben - zu Rittern des Malteserordens wurden. Von Malta aus als Bastion operierten die Ritter gegen den Vormarsch der Türken im Mittelmeerraum und die Große Besetzung von 1565, in der die Invasion der übermächtigen Türken verhindert wurde, änderte den Lauf der Geschichte Europas. Die Kapelle der hl. Anna in Qrendi wurde zum Dank für diesen Sieg gebaut.

Die Ritter blieben bis 1798 auf den Inseln, als sie von Napleons Truppen verjagt wurden, die widerum von den Briten besiegt wurden. Malta wurde dann eine britische Militär- und Marinebasis, bis 1964 Malta als Republik selbständig wurde.

Die andere "Große Besetzung" musste Malta im Zweiten Weltkrieg über sich ergehen lassen, als die Achsenmächte die Inseln bis zur Kapitulation zerbomben wollten. Tortz der wiederholten furchtbaren Luftangriffe gelang es den Alliierten (unter großen Verlusten von Schiffen und Menschenleben), den tapferen Widerstand zu unterstützen. Schließlich wendete sich das Kriegsglück und Hitler entschied sich, den Plan zur Invasion von Malta nicht mehr auszuführen. Qrendi und seine Umgebung beherbergte eine Anzahl britischer Garnisonen, die sich auf Aktionen gegen Rommels Streitkräfte in Nordafrika vorbereiteten. Qrendi bekam auch einen Flugplatz für die geplante aliierte Invasion Siziliens - dieses Gelände wurde wieder in Bauernland zurückverwandelt, aber man kann nördlich des Dorfes immer noch einige Gebäude und den Landestreifen ausmachen. Während dieser schwierigen Zeit fielen viele Bomben auf Qrendi, die viele Häuser beschädigten und viele Menschenleben kosteten. Gerade viele ältere Leute schafften es nicht mehr, in die unterirdischen Schutzräume zu kommen, die von den Einwohnern, die Meister im Steinmetzhandwerk waren, geschaffen wurden. Unter den zerstörten Gebäuden findet sich auch die Pfarrkirche St. Matthäus, die nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.

Das Dorf hat sich in den letzten Jahren durch eine Umgehungsstraße und neue Siedlungsgebiete ziemlich verändert. Der Busbahnhof und ein freier Platz vor der Pfarrkirche wurden durch Entfernung der Fundamente eines alten Landhauses geschaffen. Trotzdem ist noch viel vom alten Dorfkern übrig geblieben und seine Besichtigung zahlt sich aus.

Eine von Qrendis Sehenswürdigkeiten ist die Maqluba, eine karstige Vertiefung, die während eines großen Sturms 1343 eingebrochen ist. Man sagt, das die kleine Kapelle an ihrem Eingang damals schon stand, was sie zu einem der ältesten überlebenden christlichen Gebäude in Malta macht. Es gibt sieben Kirchen und Kapellen in der Pfarrei - meist auf älteren Ruinen errichtet, die Zeugnis über die religiöse Ergebenheit ablegen, die heute noch ein Charakteristikum des Dorflebens ist. Als 1436 die ersten Pfarreien errichtet wurden, war Qrendi Teil von Żurrieq, aber als es wuchs, wurde es 1618 eine eigene Pfarrei; die ornamentreiche, barocke Pfarrkirche - von Lorenzo Gafà, den Architekten der Kathedrale von Mdina, entworfen - wurde 1720 fertiggestellt.

Die schmalen, gewundenen Straßen, die Häuser mit Innenhöfen, die kleinen Felder und die bäuerlichen Räume sind typisch für ein Malta, das schnell verschwindet, aber Qrendi hat noch andere Verbindungen in die Vergangenheit: in der Tower Street gibt es einen achteckigen Turm mit einem Unterposten oder einer Untergarnison der Ritter zum Schutz der Gegend vor Plünderern. Später bauten die Ritter eine Reihe von Beobachtungstürmen - Qrendi hat zwei, davon einen in Wied iż-Żurrieq, der nun als Polizeiposten dient und die heute noch seine originale Kanone auf dem Dach hat. Der andere, Torri Ħamrija, steht an der Küste des archäologischen Parks von Ħaġar Qim. Als die Briten 1800 eintrafen, wurde Qrendi einem Magistrat (Luogotenente) unterstellt, und diese Personen wurden für ihr Auskommen mit einem von Wällen eingegrenzten Garten ausgestattet. Dieser Garten wurde auf Veranlassung von von Sir Alexander Ball, dem Zivilverwalter, angelegt und ist heute als Il-Ġnien Tal-Kmandant bekannt. Er wird gut gepflegt und ist wirklich einen Besuch wert.

Mit der Zeit ist Qrendi langsam bis zu einer vierstelligen Bevölkerungszahl gewachsen; heute liegt sie etwas über 2500. Dies war immer ein beliebter Ort und die Malteserritter hatten ihre Sommerresidenzen in Qrendi; vier davon gibt es im Ortszentrum, Guarena Palace und Gutenberg Palace liegen außerhalb. Trotzdem ist das Dorf sehr maltesisch geblieben, und so soll es auch bleiben. Es gibt in der Ortsmitte keine Touristencafés sondern nur gute Restaurants etc. in Wied iż-Żurrieq, einem schönen Fischerdorf am Meer, von dem aus die Boote zur Blauen Grotte fahren, einer großen Attraktion, und in Ħaġar Qim, in der Nähe des Tores zum archäologischen Park. Dennoch können sich Besucher auf einen gastfreundlichen Empfang in einem der beiden Band Clubs, dem Clubs der Nationalisten oder der Labour Party oder im Bocciaclub freuen. Da Qrendi weit entfernt vom nächsten Supermarkt ist, gibt es viele Geschäfte, einschließlich einer alten, holzbefeuerten Bäckerei. Viele Straßenhändler rufen ihre Waren aus und Früchte- und Fischkarren besuchen die Plätze in der Frühe. Qrendi hat seine eigene Volksschule und auch eine Sonderschule.

Bis vor kurzer Zeit lebten die Einwohner von der Landwirtschaft, von Steinbrüchen und vom Fischen. Sie mussten früh aufstehen, konnten aber mittags zum Essen nach Hause gehen. Um die Mittagszeit schließen alle Läden im Sommer zur Siesta und öffnen wieder um 4 Uhr. Wer um diese Zeit spazierengeht, kann Einwohner bei der Unterhaltung auf Bänken oder Türschwellen sitzen sehen; meist sprechen sie maltesisch, aber ein freundlicher Gruß für die Passanten kommt ihnen immer über die Lippen. In den ersten Julitagen und Mitte August organisieren die Band Clubs "festas", wochenlange religiöse Feste mit Musikaufführungen, Prozessionen, Straßenfesten und viel Feuerwerk. Es gibt auch viele kleinere "fieras" und Festivitäten. Die Feuerwerkskörper werden am Ort in zwei Feuerwerksfabriken von Freiwilligen gefertigt, die das ganze Jahr über arbeiten, damit das Feuerwerk spektakuär präsentiert werden kann.

Durch den "Council Act" von 1993 wurde Qrendi zum Distrikt mit eigenem Gemeinderat; 5 Mitglieder werden alle drei Jahre gewählt und einer davon wird Bürgermeister. Die Unterhaltung der Straßen des Ortes, die Straßenreinigung und die Parkkontrollen zählen zu ihren Aufgaben. Größere Aufgaben müssen mit der Regierung und anderen Institutionen abgesprochen werden. Ihr Büro ist neben dem Hauptplatz.

Paläste und Türme

Unter den interessantesten Bauten gibt es zwei aus der Zeit der Ritter. Einer davon ist der achteckige Turm, der vermutlich von einer Familie privat gebaut wurde, um sich gegen einen Angriff von Piraten zu schützen.

Das andere Bauwerk am Rand des Dorfes ist als Guarena Palace bekannt. Es war offensichtlich ein privates Landhaus von Ritter Pietro Roero di Guarena, das 1740 erstellt wurde. Irgendwie wurde es Eigentum einer edlen maltesischen Familie und ist heute immer noch als Privathaus in Gebrauch. Es wurde im typischen Stil des 18. Jahrhunderts gebaut, als Verteidigung nicht mehr der wichtigste Aspekt war, und gleichzeitig ist die Fassade nicht übermäßig verziert.

An der Küste, nahe den vorgeschichtlichen Überresten von Ħaġar Qim und Mnajdra, finden wir zwei interessante Bauwerke. Eines ist ein Turm, der Mitte des 17. Jahrhunderts während der Herrschaft des Großmeisters De Redin entstand. Er war Teil einer Reihe von geplanten Wachtürmen in der Gegend, von denen bei der Entdeckung anrückender Feinde Warnungen ausgesandt werden sollten. In der Nähe befindet sich auch ein sehr einfaches Monument mit einer Namensinschrift. Es ist als Congreve Monument bekannt und erinnert an den britischen Gouverneur, der Befehl gab, ihn nach seinem Tode im Meer zwischen Malta und der Insel Filfla zu bestatten.

Ein weiterer Turm in der Gegend dient heute als Polizeistation in Wied iż-Żurrieq. Dieser Turm wurde von Großmeister Lascaris gebaut und heißt Ta' Sciutu. Wenn man in diesen Turm eintritt, merkt man sofort, dass er nie zur wirklichen Verteidigung der Gegend diente. Tatsächlich waren nur vier Leute als Wachen eingeteilt und ihre Hauptbeschäftigung war die Beobachtung verdächtiger Schiffsbewegungen. Einer von ihnen hatte ein Pferd, um im Bedarfsfall schnell die Behörden zu informieren.

Gemeinderat von Qrendi