Rahatschou

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                                  == Rogatschow (Eng. Rogachev; Russ. Рогачёв) ==
                                   Die Geschichte des Landkreises Rogachev
                                                       Vor 1142

Archäologische Funde aus der Gegend belegen, dass bereits vor etwa 14.000 Jahre hier Menschen lebten. Es wurden zahlreiche Werkzeuge und Waffenteile aus Feuerstein sowie Knochenreste von Mammuten gefunden. Wahrscheinlich handelte es sich um nomadisierende Jäger, die hier noch nicht sesshaft waren. Erste Siedlungen sind für die Mittlere Steinzeit nachweisbar. Während der Bronzezeit war dieses Gebiet schon relativ dicht besiedelt. Besonders aus dieser Zeit finden sich hier viele Grabstätten.

Das Rogachever Gebiet wurde durch zwei slawische Stämme besiedelt. Die Radomitschi wurden vermutlich von den Germanen aus ihren Siedlungsgebieten im Westen, möglicherweise aus dem Odergebiet, verdrängt und ließen sich hier nieder.

Etwa zu Beginn der Zeitrechnung, also vor ungefähr 2000 Jahre existierte bereits im Gebiet von Rogachev eine Burganlage. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1142 und bezieht sich auf Fürst Igor.

Die Herkunft des Namen der Stadt ist nicht geklärt. Es gibt dazu mehrere Theorien. Einige Wissenschaftler nehmen an, es stamme aus dem Lettischen und bedeute so viel wie "Heiligtum, Altar". Andere gehen von der Annahme aus, dass der Stadtname eine Ableitung des in der altslawischen Sprache recht häufigen Vornamens Rogatsch ist.

Es gibt aber auch noch eine andere Theorie, die für mich persönlich den meisten Sinn ergibt. Dies wäre die Ableitung aus der geographischen Lage der Stadt. Sehen wir uns einmal die Karte an. Die Stadt steht am Zusammenfluß des Dnjepr und des Drutj. Beide bilden in ihrem Zusammenfluß eine Spitze oder ein Horn. Und Horn wird im Russischen übersetzt mit "Roga".

                                                        1142-1772

Im 13. Jahrhundert gehört Rogachev zum littauischen Fürstentum. Zu dieser Zeit kam es zu Kriegen zwischen dem littauischen und dem expandierenden Moskauer Fürstentum, in dem es auch um das Gebiet um Rogachev ging. Gleichzeitig drängten auber auch Krimtataren und Kasachen in diese Region.

Im 15. Jahrhundert kam es zu einer recht dynamischen Entwicklung des Gebietes, diese Zeit wird als das Goldene Jahrhundert für Rogachev bezeichnet. Die zu dieser Zeit regierenden Pinsker Fürsten gaben das Gebiet an Siegismund I. (der Ältere) (1467 - 1548) ab, der die Stadt an seine Frau Bona Sforza (1493 - 1557) als Hochzeitsgeschenk schenkte. Sie war eine Fürstin von Milano, unter anderem bekannt durch ein Gemälde von Lucas Cranach. Bona ließ sich in Rogachev auf dem sogenannten Schloßberg im Zentrum des alten Stadtkerns ein Schloß erbauen.

1562 wird die Stadt von Krimtartaren geplündert und niedergebrannt, 1654 halten sich in diesem Gebiet die Truppen des Hetman Solotorjenko auf (Abb. 9).

1569 - 1772 ist Rogachev unter Herrschaft der polnischen Retsch Paspolita, wichtige Daten sind hier der Lubliner Vereinigungsvertrag 1569 und der Berostschewsker Kirchenvereinigungsvertrag von 1596.

Im 17. und 18. Jahrhundert verlor Rogachev durch die anhaltenden kriegerischen Auseinanderstzungen zwischen den sich immernoch bekämpfenden Littauern und Moskauern an Bedeutung, die Entwicklung stagnierte.

Im Jahr 1772, nach der Teilung des Retsch Pospolita, lag Rogachev im Herrschaftsbereich des aus littauischen und polnischen erstandenen neuen Fürstentums, die Stadt wurde zum Verwaltungszentrum eines Kreises, der etwa die fünffache Größe des heutigen Landkreises besaß.

                                                          1772-1940

Am 22. März 1777 wird Rogachev durch Erlaß der Zarin Katharina II. (1729 - 1796) Zentrum des Mogilewsker Landkreises.

1781 erhielt die Stadt ihr Wappen, ein schwarzes Horn auf einem goldenen Schild, die goldene Farbe steht für den in diesem Gebiet in großen Mengen produzierten Honig. Zu dieser Zeit wurde beschlossen, auf dem Schloßberg an Stelle des Schlosses der Fürstin Bona eine neue Burg zu errichten. Die Pläne waren bereits fertigt und die im Wege stehenden Gebäude waren schon abgerissen worden, als die Pläne zum Neubau hier am Ort wieder aufgegeben und die Anlage in Bobruisk errichtet wurde.

Die günstige geographische Lage der Stadt war ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung und den Aufschwung besonders der Forstwirtschaft und des Handwerks. Rogatschow war ein wichtiger Punkt auf dem Handelsweg entlang des Dnepr zwischen Mogilev und Kiev.

Der wirtschaftliche Aufschwung und die kulturelle Entwicklung der Stadt wurde durch den Einfall der Franzosen unter Napoleon Bonaparte unterbrochen.

Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1861 beschleunigte sich aber dann die Entwicklung kapitalistischer Tendenzen in Weißrussland. Rogachev begann wieder zu wachsen.

Ende des 19. Jahrhunderts war es den Juden nicht erlaubt, sich überall anzusiedeln. Rogachev gehörte zu den Orten, an denen es gestattet wurde. Die Folge davon war, daß etwa 60 % der Einwohner jüdischen Glaubens war. Einige von ihnen hatten es zu großem Wohlstand gebracht. Wassili Jolschin, ein adliger Jude mit recht großem Reichtum, ließ 1905-1909 in der Stadt einige große Gebäude errichten, die er dann der Stadt übereignete. Zwei von diesen Gebäuden gibt es noch heute, die Schule Nr. 2 und der Palast der Pioniere. Das ebenfalls von ihm finanzierte und gebaute Kinotheater für 600 Plätze, für damalige Verhältnisse sehr groß, steht heute nicht mehr. Dieses Gebäude war ein kulturelles Zentrum, unter anderem trat auch Schaljapin hier auf.

Durch den Bau der Eisenbahnlinie Mogilev - Shlobin zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieses Wachstum erneut beschleunigt. Neue Bauten entstanden, so das erste Theater "Modern", eine gebührenpflichtige Realschule und ein Lehrerseminar. 1913 gab es in Rogatschov mehr als 50 Betriebe mit 185 Arbeitern.

Während des Bürgerkrieges nach der Oktoberrevolution kam es in Rogachev zu Kämpfen, die Stadt war zeitweise durch die polnische Armee besetzt. In dieser Zeit druckte Rogachev eigene Briefmarken und eigenes Geld.

Im ersten 5-Jahrplan entstand in der Stadt eine Milchkonservenkombinat, eine Brotfabrik sowie ein Traktorenmaschinenwerk. Das bereits bestehende Sägewerk und die Kartonfabrik wurden rekonstruiert.

Mit dem Industriewachstum wuchs auch die Zahl der Bevölkerung. Rogatschov wurde zum Industriezentrum:


7 Kombinate, 1 Fabrik, 13 Produktionswerkstätten, 4 Mittelschulen, eine Grundschule und eine Hauptschule, 8 Klubs, 2 Bibliotheken und ein Filmtheater.

Im Rahmen des Ausbaus der Stadt wurden im Zentrum zahlreiche teilweise noch heute bestehende Grünanlagen angelegt, die das Stadtbild prägten.

--84.130.70.139 21:54, 23. Okt. 2006 (CEST)V.Drobyschevskij