Stolpe (Holstein)

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Wappen Deutschlandkarte
Stolpe (Holstein)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Stolpe hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 8′ N, 10° 13′ OKoordinaten: 54° 8′ N, 10° 13′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Plön
Amt: Bokhorst-Wankendorf
Höhe: 28 m ü. NHN
Fläche: 23,21 km2
Einwohner: 1289 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 56 Einwohner je km2
Postleitzahl: 24601
Vorwahl: 04326
Kfz-Kennzeichen: PLÖ
Gemeindeschlüssel: 01 0 57 080
Adresse der Amtsverwaltung: Kampstraße 1
24601 Wankendorf
Website: www.stolpe.de
Bürgermeister: Holger Bajorat (CDU)
Lage der Gemeinde Stolpe im Kreis Plön
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Karte

Stolpe ist eine Gemeinde im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. Die Güter Depenau, Nettelau, Bundhorst und Horst liegen im Gemeindegebiet,[2] das in seiner heutigen Form seit 1974 besteht.

Geografie und Verkehr

Stolpe liegt etwa 16 km östlich von Neumünster, 22 km südlich von Kiel und 20 km westlich von Plön. Stolpe liegt am Stolper See, der teilweise im Eigentum der Gemeinde ist und von der Alten Schwentine durchflossen wird. Der Ort liegt an der Bundesautobahn 21 von Kiel nach Bad Segeberg. Per Bus ist Stolpe mit der Linie 410 der VKP zwischen Kiel und Bad Segeberg erreichbar. Von 1911 bis 1961 war Stolpe Bahnstation der Kleinbahn Kiel–Segeberg, deren Gleise bereits 1962 entfernt wurden.

Geschichte

Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet um Stolpe seit der Mittelsteinzeit besiedelt ist.

Der Name leitet sich möglicherweise vom altslawischen Wort stlŭpŭ für Säule oder Ständer ab, also vom Fischständer im Fluss, einer Vorrichtung zum Fischfang.[3] Andere Quellen leiten das Wort „von Palisaden geschützter Ort“ ab.

Der Ort befand sich im Bereich des Limes Saxoniae, des Grenzstreifens der Sachsen zum Schutz vor den Abodriten im östlichen Schleswig-Holstein, der um 810 errichtet worden war. Die erste urkundliche Erwähnung Stolpes fand statt am 6. Februar 1316. Stolpe war bis zum Jahre 1815 Eigentum des Gutes Depenau.

Es ist belegt, dass in den Hexenverfolgungen 1678 bis 1687 sechs Menschen aus Depenau wegen Hexerei und Zauberei angeklagt und nach Hexenprozessen hingerichtet wurden.

1835 wurden durch Zufall unter einem Felsbrocken bei Stolpe zwei kleine goldene Schalen mit Deckeln gefunden.[4] Die eine enthielt einen goldenen Armreif. Der Fund wird heute im Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig aufbewahrt.

Es gibt vier Adelige Güter im Gemeindebereich: Gut Depenau, Gut Nettelau, Gut Horst und Gut Bundhorst.

Gut Depenau

Am südöstlichen Rand des Depenauer Hochmoores befindet sich ein aufgeschütteter Hügel, den man als Standort einer früheren Turmhügelburg vermutet. Die Ländereien gehörten später zum Gut Perdoel (heute Ortsteil von Belau) und bildeten durch Erbteilung ab 1551 ein eigenes Gut Depenau, das sich bis 1620 im Besitz der Familie von Sehestedt befand. Durch Heirat ging es an die von Brockdorff auf Gut Rixdorf über. 1680 wurde hier Anna Constantia von Brockdorff geboren, die ab 1705 zur Mätresse Augusts des Starken avancierte und ab 1706 den Titel Gräfin von Cosel führte. Nach dem Tod ihres Bruders erbte sie das Gut 1744. Ihre Schwiegertochter Friederike Christiane Gräfin Cosel, geb. von Holtzendorff, verkaufte Gut Depenau 1783 an den französischen Marschall Graf Nikolaus von Luckner. Adam Ferdinand von Luckner veräußerte das Gut 1838 an den Kieler Kaufmann Georg Eduard Boehme. 1890 erwarb es Gustav von Löbbecke und 1904 der Geheime Kommerzienrat Rudolf Hammerschmidt aus Essen, der seit 1899 die Villa Hammerschmidt in Bonn bewohnte. Das von ihm umgebaute alte Herrenhaus wurde 1979 abgerissen. Als Wohnsitz dient seither ein mehrere Jahrhunderte altes Fachwerkhaus auf dem Gutshof. Die Hammerschmidts verkauften das Gut 2006 an Caspar Monforts von Hobe.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Depenau eingegliedert.[5] Die Gemeinde Depenau bestand aus dem Gutsbezirk der Güter Depenau, Horst, Nettelau und Bundhorst.

Politik

Gemeindevertretung

Innenhof des Urzeithofs in Stolpe

Von den 11 Sitzen in der Gemeindevertretung haben seit der Kommunalwahl 2018 die CDU 5, die Wählergemeinschaft WGS 2 und Bündnis 90/Die Grünen 4 Sitze.

Wappen

Blasonierung: „Durch einen silbernen Balken von Blau und Rot schräglinks geteilt. Oben zwei goldene frühgeschichtliche Schalen in Seitenansicht untereinander, die obere etwas größer als die untere; unten das silberne holsteinische Nesselblatt.“[6]

Die beiden Schalen zeigen die oben erwähnten Funde von 1835. Der Schrägbalken stellt die Teilung des Ortes durch die Autobahn 21 dar. Die Farben symbolisieren die Zugehörigkeit zu Schleswig-Holstein und das Nesselblatt die Lage im Landesteil Holstein.

Wirtschaft

Die Gemeinde war bis in die 1970er Jahre landwirtschaftlich geprägt. Auch heute noch werden ein Hof im Ortsbereich sowie mehrere Höfe im Außenbereich bewirtschaftet. Durch ihre zentrale Lage im Städtedreieck Kiel, Neumünster und Plön hat sich die Einwohnerzahl auf ca. 1300 erhöht. Die meisten Stolper Bürger pendeln zu ihren Arbeitsstellen in der Region. In den 1990er Jahren errichtete Stolpe ein Gewerbegebiet an der Autobahn 21. Hier befindet sich die Straßenmeisterei Stolpe. Zudem findet man in Stolpe mehrere Handwerksbetriebe und diverse Dienstleister.

Kultur

Ein touristischer Anziehungspunkt ist der Urzeithof mit dem Museum und dem Café.

Persönlichkeiten

Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, geb. von Brockdorff-Depenau (1705)
  • Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, geb. von Brockdorff (* 17. Oktober 1680 auf Gut Depenau, heute Ortsteil von Stolpe (Holstein); † 31. März 1765 in Stolpen) war neben Aurora von Königsmarck die bekannteste Mätresse Augusts des Starken.
  • Matthias Stührwoldt (* 23. Januar 1968), Bauer und niederdeutscher Autor, lebt in Stolpe
Commons: Stolpe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 9: Schönberg - Tielenhemme. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2007, ISBN 978-3-926055-91-0, S. 227 (dnb.de [abgerufen am 6. August 2020]).
  3. Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, hier S. 138.
  4. Eine davon hat einen Durchmesser von elf, die andere von zwölf Zentimeter. Sie sind fünf bis sechs Zentimeter hoch.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 184 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  6. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein