Paolo Maria Paciaudi

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Porträt Piciaudis (um 1770)

Paolo Maria Paciaudi (* 23. November 1710 in Turin; † 2. Februar 1785 in Parma) war ein italienischer katholischer Theologe, Klassischer Archäologe und Antiquar (insbesondere Numismatiker und Epigraphiker). Paciaudi gilt als einer der zentralen Antiquare der europäischen Aufklärung.

Leben, Leistungen und Wirkung

Paciaudi war der Sohn eines Hofarztes. Er besuchte zunähst die Jesuitenschule, danach an der Universität Turin. Nachdem er ein Novizenjahr im Theatinerorden in Venedig abgeleistet hatte, trat er 1729 als ordentliches Mitglied in den Orden ein. Es folgte ein Studium der Philosophie, Physik und Mathematik an der Universität Bologna, danach Theologie am Studium Urbis in Rom. Danach war Paciaudi einige Zeit Diakon im Bistum Turin und lehrte an der Universität Genua Philosophie. Es folgten etwa zehn Jahre als Wanderprediger, unter anderem auf Malta. In dieser Zeit hatte er bei seinen europaweiten Reisen Kontakt mit vielen bedeutenden Personen seiner Zeit und Zugang zu vielen Denkmalen, laufenden Ausgrabungen und Sammlungen. Seine Zeit als Wanderprediger musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, woraufhin er ab dem 23. Juni 1745 beim Erzbischof von Neapel, Kardinal Giuseppe Spinelli, Buchrevisor des Sanctum Officium wurde. In dieser Position hatte er die Genehmigung auch verbotene Bücher sowohl der Profan- als auch der Kirchengeschichte zu lesen. 1750 ging Paciaudi nach Rom, wo er Historiker des Malteserordens wurde und 1753 Generalprokurator des Theatinerordens wurde.

1761 wurde Paciaudi Bibliothekar bei Philipp, dem Herzog von Parma, gefördert wurde er vom Minister Léon Guillaume du Tillot. Er erhielt den Auftrag, eine öffentliche Bibliothek (Reale Biblioteca di Parma, auch Biblioteca Palatina) aufzubauen, was er ab 1762 nicht zuletzt mit Hilfe seiner vielen europäischen Verbindungen in großem Stil anging und in größerer Zahl Bücher ankaufte. Er bereiste dazu verschiedene Städte und Länder in Italien und Frankreich, um sich über Dinge wie die Katalogisierung und die Aufstellung von Büchern in Bibliotheken zu informieren. Daneben beteiligte er sich an der von du Tillot voran getriebenen Reformierung der öffentlichen Verwaltung und auch der Universität, wo er daran beteiligt war, den Einfluss der Jesuiten zurück zu drängen. 1763 erhielt er auch die Aufsicht über die archäologischen Ausgrabungen in Veleia, wo zudem eine lokale Antikensammlung eingerichtet wurde. Nach seiner Heirat mit der Erzherzogin Maria Amalia von Österreich entließ der Nachfolger Philipps, dessen Sohn Ferdinand, unter dem Einfluss seiner Frau du Tillot 1771. Auch Paciaudi wurde Opfer der folgenden Ereignisse, während derer Ferdinand aufgrund des Drucks seiner Frau viele der Reformen wieder rückgängig machte. Sein Assistent, der Benediktiner und Bibliothekar Andrea Mazza (1724–1793) zeigte ihn wegen Misswirtschaft und Unterschlagung an, woraufhin Paciaudi für fünf Monate im Konvent zur heiligen Christina zu Parma unter Hausarrest gestellt wurde. Schon 1772 wurde er rehabilitiert, die erbetene Entlassung aus dem herzöglichen Dienst erfolgte jedoch erst 1774. Er erhielt eine jährliche Rente und ließ sich in Turin nieder. Von dort wurde er jedoch 1778 wieder von Ferdinand nach Parma zurück geholt, wo er 1785 starb. Nachfolger als Bibliothekar wurde Ireneo Affò.

Seit seiner Zeit als Wanderprediger stand Paciaudi im Kontakt mit vielen europäischen Gelehrten und hatte darüber hinaus viele briefliche Kontakte. Seine Kontakte setzte er unter anderem auch zur Unterstützung anderer Forscher und Künstler ein, etwa bei der Vermittlung von Kontakten, Informationen zu Sammlungen aber auch zu Ankäufen für das Museum Etruscum im süditalienischen Raum für Antonio Francesco Gori. Paciaudi war sowohl im Bereich der profanen, als auch in der christlichen Archäologie belesen, wobei sein Amt als Buchrevisor in Neapel überaus hilfreich war. Zudem war er ein profunder Kenner der antiken Autoren. Bei seinen archäologischen Forschungen vertrat er den Standpunkt, dass die eigene Autopsie von großer Bedeutung ist. Mehrere eigene Bücher zeugen von der großen Gelehrsamkeit. Er publizierte auf den Gebieten der Theologie, Numismatik, Epigraphik und Archäologie. Von besonderer Bedeutung sind seine beiden Bände der Monumenta Peloponnesia commentariis explicita, in denen er griechische Kunstwerke aus venezianischen Sammlungen beschrieb. Neu waren auch die mit Anne-Claude-Philippe, Comte de Caylus brieflich ausgetauschten Deutungen der antiken griechischen Grabreliefs unter archäologischen, statt wie bis dahin üblich mythologischen Gesichtspunkten. Damit wurde eine typologische und ikonografische Deutung möglich. Paciaudis Bedeutung für die Altertumswissenschaften seiner Zeit zeigt sich nicht zuletzt in der großen Zahl von Mitgliedschaften in gelehrten Gesellschaften und Akademien in Italien und Europa, darunter der Académie des inscriptions et belles-lettres in Paris, der Accademia Toscana di Scienze e Lettere „La Colombaria“ in Florenz, der Societas Latina Ienensis in Jena und der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften in Mannheim.

Schriften (Auswahl)

  • De sacris christianorum balneis. 1750.
  • De cultu S. Joannis Baptistæ antiquitates Christianæ. 1754.
  • De athletarum κυβιστήσει in palæstra Græcorum commentarius. 1756.
  • Monumenta Peloponnesiaca. 1761.
  • Memoirs of the Grand Masters of the Order of St John of Jerusalem. 1780.
  • Lettres au comte de Caylus. 1802.

Literatur

Commons: Paolo Maria Paciaudi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien