Domizio Calderini

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Domizio Calderiniauch Calderinus (auch latinisiert in verschiedenen zusammenstellungen mit den Vornamen Domitius und Dominicus und den Nachnamen De Caldarinis, Calderiis und andere Schreibweisen; * 1446[1] in Torri del Benaco; † zwischen Januar und Mai[2] 1478 in Rom) war ein italienischer Humanist. Der streitbare Herausgeber gehörte zu den bedeutendsten Kommentatoren antiker Autoren des Renaissance-Humanismus.

Leben, Leistungen und Wirkung

Gedenkstein mit einer Inschrift in Calderinis Geburtsort Torri del Benaco

Calderini erhielt bei Antonio Brognoligo Grammatikunterricht in Verona, wohl 1464 ging er nach Venedig, um bei Benedetto Brugnoli zu lernen. Zwei Jahre später ging er nach Rom, und wurde beim Kardinal und bedeutenden Gräzisten Bessarion Sekretär. Daneben lehrte er am Studio Romano. 1470 wurde er dort Professor für Rhetorik und Griechisch, in seinen Vorlesungen behandelte er wahrscheinlich vorrangig die Autoren, mit denen er sich jeweils gerade beschäftigte. Damit war er einer der ersten Forscher, die Forschung und Lehre direkt miteinander verbunden hatten, seine Kommentare der Werke sind umgearbeitete Vorlesungen. 1471 wurde er zudem apostolischer Sekretär. 1472 begleitete er Bessarion bei dessen Reise nach Frankreich, auf der dieser verstarb. Anschließend kehrte er nach Rom zurück. 1473 reiste er nach Florenz, wo er den noch jungen Angelo Poliziano kennen lernte, mit dem er später häufig im Streit lag. Poliziano entwickelte seine Methode durch die Auseinandersetzung mit Calderini. 1476 reiste er nach Avignon und starb zwei Jahre später in Rom an der Pest.

Seine größte Bedeutung erlangte Calderini als Kommantator der Autoren der sogenannten „Silbernen Latinität“. Trotz später kritisierter Mängel im Detail handelt es sich meist um die erste kritische Auseinandersetzung mit den Werken der einschlägigen Autoren und hatte damit eine große Wirkung auf spätere Forscher. Calderini haderte dabei oft mit den schlechten frühen Drucken dieser Werke, weshalb er immer wieder den Wert der alten Handschriften betonte. Selbst versuchte er fragliche Stellen dadurch auszugleichen, indem er auf seine Kenntnisse der griechischen Sprache und Autoren zurück griff. Sein Appendix ex tertio libro observationum aus dem Jahr 1475 gilt als der Prototyp von Kommentaren zu bestimmten Stellen von antiken Werken, Poliziano sollte diese mit seinen Miscellanea zum Höhepunkt führen. Trotz mancher Fehler waren die Ergebnisse seiner Arbeit in Anbetracht der ihm zu seinen Lebzeiten zur Verfügung stehenden Mittel beachtenswert und vorbildlich.

Frontispiz des Juvenal-Kommentars Calderinis aus dem Jahr 1475 mit Buchmalereien von Lauro Padovano und Bartolomeo Sanvito

1473 veröffentlichte Calderini noch handschriftlich seinen Kommentar zu den Epigrammen Martials, ein Jahr später erschien der Kommentar im Druck. Er stand in direkter Konkurrenz zum etwa gleichzeitig veröffentlichten Kommentar von Niccolò Perotti. Sowohl dieser als auch Giorgio Merula und Poliziano kritisierten Calderinis Kommentar scharf. Polizianos Kritik führte wohl zum Ende des guten Verhältnisses der Beiden. Mit Perotti begann Calderini danach eine regelrechte Fehde. Er kritisierte verschiedene der Lesarten der Naturalis historia des älteren Plinius in den Kommentaren Perottis. Zudem gab er ihm in seinen Schriften den Namen Broteas, den hässlichen Sohn des Gottes Vulcanus, der ob seiner eigenen Hässlichkeit den Tod im Feuer sucht. 1474 veröffentliche Calderini seinen Kommentar zu Ovids Ibis und schloss den Kommentar zu Juvenal ab, der im Jahr darauf gedruckt erschien. Dem Juvenal-Kommentar gab er einen weiteren polemischen Angriff auf Perotti, Defensio adversus Brotheum bei. Daraufhin wurde der Kommentar stark von Perotti und auch von Angelo Cneo Sabino angegangen.

1475 veröffentlichte Calderini mehrere kürzere Kommentare in einem Sammelband (zu Silvae des Statius, dem Sappho-Brief Ovids, sowie einigen Stellen bei Properz). Zudem gab er dem Band einen Appendix aus seinem dritten Buch der Observationes bei. Die Observationes sollten in ihrem ersten Band mehrere Stellen aus der Naturgeschichte des Plinius erhalten, ein zweiter Band fragwürdige Lesungen in der Dichtung, im dritten Band in der Prosa. Allerdings schaffte er es nur, 15 Kapitel davon zu publizieren, die sowohl Dichter als auch Prosaschriftsteller behandelten. Bis zu seinem Tod konnte er das Vorhaben nicht abschließen. Weitere Kommentare verfasste er unter anderem zu Gedichten aus dem Appendix Vergiliana, zu den Atticus-Briefen Ciceros, De officiis von Sueton, Silius Italicus, Ovids Fasten. Nicht alle der Kommentare waren bei Calderinis frühen Tod fertig gestellt, einige sind auch verloren gegangen. Zudem ist heute nicht mehr immer ganz klar, welche seiner vielen Ankündigungen von Kommentaren er wirklich umgesetzt hatte.

Bei einem Teil der Declamationes maiores des Pseudo-Quintilian betätigte er sich als Herausgeber des Textes und hatte angekündigt, den ganzen Text publizieren zu wollen. Neben den lateinischen Werken widmete er sich auch den griechischen Autoren. So überarbeitete er die Übersetzung der Kosmographia des Claudius Ptolemäus durch Iacopo Angeli und begann eine Übersetzung des Werkes des Pausanias ins Lateinische, vor deren Beendigung er verstarb.

Trotz der Angriffe durch einige andere Humanisten blieben viele der Kommentare Calderinis Einflussreich und noch längere Zeit über seinen Tod hinaus in Benutzung. Etwa der Kommentar zu Statius' Silvae wurde noch häufiger aufgelegt und auch der zum Appendix Vergiliana wurde gemeinsam mit anderen Kommentaren noch mehrfach in den Opera Virgiliana gedruckt.

Schriften

  • Commentarii in Iuvenalem., Verlag Heinrich von Köln, Brescia 1475.

Literatur

Commons: Domizio Calderini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. nach anderen, unzuverlässigeren Angaben auch in den Jahren 1443 bis 1445
  2. auch fälschlich 1477 sowie Juni 1478