Kalamis (Bildhauer und Toreut)

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Kalamis (altgriechisch Κάλαμις) war ein griechischer Erzgießer, Bildhauer und Toreut, der wohl zwischen 400 und 360 v. Chr. tätig war. Obwohl selbst ein herausragender Künstler, stand er schon in der Antike im Schatten seines noch bekannteren Namensvetters, mit dem er in der Überlieferung und Forschung häufig verwechselt wird, stand, der zudem wahrscheinlich sein Großvater war. Kalamis war in Athen und Sikyon, möglicherweise auch anstelle seines Großvaters in Delphi und Olympia tätig.

Kalamis wurde wahrscheinlich in Athen geboren und ausgebildet.[1] Sein Wirken lässt sich vor allem aus Nachrichten über andere Künstler des 4. Jahrhunderts v. Chr. rekonstruieren. Damit kann man auch die Wirkzeiten von Kalamis erschließen. So muss er etwa zwei Generationen nach dem älteren Kalamis gewirkt haben, aber zumindest der Höhepunkt seiner Schaffenszeit vor dem seines Schülers Praxias gelegen haben, der um 370 v. Chr. mit der Schaffung der Gibelfiguren für den Apollontempel von Delphi beauftragt wurde.[2] Für eine von Kalamis geschaffene Quadriga soll Praxiteles den Wagenlenker geschaffen haben, damit nicht der Anschein erweckt würde, Kalamis, der als Meisterschöpfer von Pferden galt, könne keine Menschen fertigen. Auch Skopas, ein weiterer der großen fünf klassischen Bildhauer, soll nach Kalamis' Tod die von diesem begonnene Dreiergruppe der Semnai in Athen vollendet haben.[3] Kalamis schuf noch die Mittelfigur, die beiden Außenfiguren dann Skopas.

Auch sein Wirken als Ziseleur ist im Zusammenhang mit anderen Kunsthandwerkern belegt. So wird er beziehungsweise sein Großvater gemeinsam mit Kallimachos genannt.[4] In der Naturalis historia des älteren Plinius wird er neben anderen bedeutenden Toreuten wie Antipatros und nach Akragas, Mentor, Mys und Boethos geführt.[5] Auch wenn diese Liste nicht streng chronologisch ist, lässt sie Rückschlüsse zu, da dank Neufunden in Marokko die Werke des Antipatros in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden. Seine Treibarbeiten waren noch in römischer Zeit berühmt und beliebt. Caesar Germanicus soll seinem Erzieher Cassius Salanus zwei Becher aus der Hand des Kalamis geschenkt haben, weshalb er sich von Zenodoros Kopien davon fertigen ließ.

In der Überlieferung werden Kalamis fälschlich mehrere Werke zugeschrieben, die sicher sein Großvater geschaffen hat, darunter der Hermes Kriophoros, Ammon, Aphrodite Sosandra, Apollon Alexikakos, das Denkmal für Hieron I. sowie Apollon und den Koloss von Apollonia. Dahingehend stammen vier dem älteren Kalamis zugeschriebene Werke möglicherweise aus der Werkstatt des Jüngeren: Dionysos in Tanagra, Nike Aptera in Olympia, Hermione in Delphi und Iphitos. Neben der schon erwähnten Mittelfigur der Semnien und einer Quadriga in Athen kann man Kalamis wohl weiterhin die Statue des Asklepios von Sikyon zuweisen, die zum Teil dem älteren Kalamis zugeschrieben wird, was jedoch aufgrund der Abhängigkeit der Gold-Elfenbein-Fertigungstechnik vom Werk des Thrasymedes nicht so früh angesetzt werden kann. Während das Werk des älteren Kalamis nicht selten mit dem Attribut der Härte belegt wurde, sind Bezeichnungen der Anmut und der Feinheit wohl auf das Werk des jüngeren Kalamis zu beziehen. Dionysios von Halikarnassos[6] stellt Kalamis in eine Reihe mit Kallimachos und Lysias und damit entgegen der Trias Polyklet, Phidias und Isokrates, wobei einmal mehr nicht klar ist, welcher Kalamis gemeint ist. Da er besonders für seine kleinen Werke gelobt wurde, müsste es sich eher um den jüngeren Kalamis mit seinen Treibarbeiten gemeint sein.

Literatur

Anmerkungen

  1. so verwendete er nach Clemens von Alexandria (Protrektikos 47) für die Mittelfigur der Dreiergruppe der Semnai anders als Skopas den für Athen üblichen parischen Marmor, was für eine attische Sozialisation spricht
  2. Pausanias 10,19,4
  3. Plinius der Ältere: Naturalis historia (Naturgeschichte), 34,71
  4. Properz 3,9,10
  5. Plinius der Ältere: Naturalis historia (Naturgeschichte), 33,156
  6. Dionysios von Harlikarnassos: Isokrates 3,6s