Rainer Michael Boehmer

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Rainer Michael Boehmer (* 1930 in Königsberg) ist ein deutscher Vorderasiatischer Archäologe, der über Jahrzehnte mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) verbunden war, und für mehrere Regionen und Kulturen wichtige Forschungsergebnisse erzielte.

Karriere und Leistungen

Rainer Michael Boehmer studierte ab 1952 an der Freien Universität Berlin (FUB). Wichtigster Lehrer war im Hauptfach der Begründer der universitären Vorderasiatischen Archäologie in Deutschland, Anton Moortgat. Daneben gehörten Johannes Friedrich in der Assyriologie, Ernst Heinrich in der altorientalischen Bauforschung und Hans Henning von der Osten in Grabungspraxis wichtige Lehrer. 1961 schloss er sein Studium mit der Promotion bei Moortgat ab. Thema der Dissertation war Die Glyptik zur Akkad-Zeit. die Arbeit erschien 1964 und gilt bis heute als Standardwerk. Für den Zeitraum 1962/63 erhielt er wie Dieter Arnold, Friedrich Wilhelm Hamdorf, Gerhard Neumann, Winfried Orthmann, Barbara Schlörb, Ingrid Wallert das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, mit dem er Teile des Mittelmeerraums und Vorderasiens bereisen konnte. Nach der Stipendiatenzeit wurde Boehmer örtlicher Grabungsleiter in Tacht-e Suleiman im Iran. Dort erkrankte er 1963 an Poliomyelitis. Die Krankheit band ihn ein Jahr völlig und auch danach brauchte er drei Jahre, bis er auch aufgrund seiner eisernen Disziplin wieder genesen war.

1965 wurde Boehmer Wissenschaftlicher Referent des damaligen Präsidenten des DAI, Kurt Bittel. Seitdem war er endgültig für den Rest seiner wissenschaftlichen Karriere mit dem DAI verbunden. Wissenschaftlich beschäftigte er sich in dieser Zeit mit Ḫattuša bei der von Bittel geleiteten Ausgrabung in der Türkei. 1968 wurde Boehmer korrespondierendes Mitglied des DAI. 1969 wechselte er als Zweiter Direktor an die Abteilung Bagdad des DAI, wo Jürgen Schmidt zu dieser Zeit Leiter war. Zwei Jahre später habilitierte er sich an der FUB mit der Arbeit Kleinfunde aus Boğazköy. Auch diese zwei Jahre später publizierte Arbeit gilt bis heute als Vorbildlich und Standard setzend. Boehmer geht weit über eine einfache Fundbearbeitung und einen Katalog hinaus, er ordnet die Fundgruppen nach räumlichen und chronologischen Aspekten und bearbeitete die Fundgruppen dabei wie in einem Handbuch. 1970/71 nahm er an den Ausgrabungen in Uruk-Warka teil, verlegte seine Feldforschungen im Irak danach aber vorrangig in den Norden des Landes. Hier untersuchte er, mit einem Schwerpunkt auf Musasir, die historische Topografie des Neuassyrischen Reiches und zwischen 1971 und 1973 auch parthische Felsreliefs. Bis 1978 nahm er weiterhin an den Ausgrabungen in Boğazköy teil, 1978/79 war er noch einmal zu Feldstudien im Nordirak.

Seit 1974 war Boehmer ordentliches Mitglied das DAI. 1979 wurde er nach Schmidts Wechsel als Gründungsdirektor an die Außenstelle Sana'a als Wissenschaftlicher Direktor und Leiter dessen Nachfolger in Bagdad. 1980 leitete er die Ausgrabungen in Tell Imlihiye und Tell Zubeidi, beide im Bereich des Hamrin-Stausees, was insbesondere Erkenntnisse über die bis dato noch wenig erforschte Kassitenzeit brachte. Ebenfalls seit 1980 leitete er das DAI-Langzeigrabungsprojekt in Uruk-Warka. Auch hier setzte Boehmer neue Maßstäbe in der Forschung. Vor allem in den Jahren 1983 bis 1989 konnten durch Surveys wichtige neue Erkenntnisse zur Stadttopografie gewonnen werden, zudem wurden durch gezielte Grabungen Lücken in der Materialabfolge geschlossen. Seit 1993 war er Erster Direktor der Abteilung Bagdad. Neben den Grabungen legte er auch einen besonderen Wert auf die Publikation der gewonnenen Erkenntnis und die Vorlage des Materials. Allein bis 1994 erschienen unter seiner Herausgeberschaft neben den Baghdader Mitteilungen auch 18 Bände der Baghdader Forschungen heraus gegeben. Auch die Unter-Reihe Endberichte der Reihe Ausgrabungen in Uruk-Warka (AUWE), in der die Ergebnisse der Ausgrabungen in Uruk publiziert werden und die von seinen Vorgängern nicht immer mit der nötigen Zielgerichtetheit voran getrieben wurden, wurden unter Boehmer stark intensiviert und bis 1996/97 26 Bände veröffentlicht. Daneben hatte er noch die Energie, 1987 gemeinsam mit Hans Gustav Güterbock eine Monografie zur gefundenen Glyptik in Ḫattuša vorzulegen.

Pragmatismus

Boehmer leistete bei der Erforschung dreier Kulturkreise nennenswerte Beiträge: bei den Hethitern, den Völkern Mesopotamiens sowie für die Frühzeit Altägyptens.