Achilles und Ajax beim Spiel

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Amphora des Exekias; Museo Gregoriano Etrusco, Vatikanische Museen[1]

Achilles und Ajax beim Spiel ist ein Motiv der antiken griechischen Vasenmalerei und der Glyptik, das Achilles und Ajax dem Großen bei einem Brettspiel zeigt. Obwohl literarisch nicht überliefert, sind aus der Zeit zwischen 550 und 480 v. Chr. mehr als 180 Vasen mit diesem Motiv bekannt.

Motiv

Exakias-Amphora: Spielszene

Das gezeigte Motiv ist einerseits so kanonisiert, dass es im Allgemeinen auf den ersten Blick erkennbar ist. Auf der anderen Seite können, sowohl aufgrund des Maluntergrundes, aber auch aus rein handwerklichen Gründen, Details des Bildes stark variieren. Als Urbild gilt eine Bauchamphora des Typus A, die der Töpfer und Vasenmaler Exekias, einer der herausragenden Meister und Innovatoren des Stils, um des Jahr 550 v. Chr. geschaffen hat. Es gilt in der modernen Forschung zugleich als eines seiner Hauptwerke und ist eine der meist rezipierten und meist abgebildeten griechischen Vasen überhaupt.[2] Exekias hat diese Vase nicht nur signiert, sondern auch mit Beischriften die Spieler als Achilles und Ajax kenntlich gemacht.

Beide sitzen während einer Pause des Trojanischen Krieges zusammen und würfeln. Durch Beischriften erfährt man, welchen Zahlen die Krieger würfelten: Achilles eine vier, Ajax eine drei. Der Bildaufbau erscheint sehr symmetrisch, lässt aber dennoch Spielraum für Differenzierungen. So trägt Achilles auf der linken Seite seinen Helm, während Ajax ohne Kopfbedeckung spielt. Beide sind überaus fein gewandet, ordentlich frisiert und mit guten Waffen ausgestattet. Das zeigt sie als dem Ideal entsprechende Adelige Kämpfer. Die Details sind überaus fein gearbeitet, nach Exekias haben sich Vasenmaler nur noch selten eine derartige Mühe gemacht. Während die Schilde am Rand angelehnt sind und somit den Anschein vermitteln, das Geschehen findet in einem Zelt statt, tragen beiden ihre Lanzen in der Hand. Beide sitzen auf einem Hocker, zwischen ihnen steht ein Tisch, auf dem sich das Spielbrett befindet. Beide sind nach vorn über das Brett gebeugt, Achilles scheint so aufgeregt mit dem Spiel mit zu fiebern, dass ihm der Helm etwas ins Gesicht gerutscht ist. Trotz dieser Bewegung im Detail strahlt das Bild eine große Ruhe aus und wirkt schon fast statisch.

Exekias Zeitgenossen und Nachfolger behielten das Grundsujet bei, variierten das Motiv aber immer wieder im Detail. So wird sehr häufig Athene zur Bildkomposition hinzu gefügt, die meist zwischen den Helden, hinter dem Tisch mit dem Brettspiel steht. Manchmal wurden auch die Protagonisten verkehrt. Auf anderen Bildern wird das Geschehen ins Freie verlegt, was durch einen Baum in der Bildmitte symbolisiert wird. Es kann auch der Eindruck einer kürzeren Kampfpause vermittelt werden, indem beiden Kämpfern die Schilde umgehängt wurden.

Interpretation

Da die Szene literarisch nicht überliefert ist und es zwar nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich ist, dass Exekias sich dieses Motiv ausgedacht hat, geht man in der Forschung allgemein davon aus, dass es sich um eine Episode des Trojanischen Krieges handelt, deren zugehörige literarische Ausarbeitung heute verloren ist. Trotz der großen Könnerschaft des Exekias erscheint es als unwahrscheinlich, dass er mit seiner Vase einen solchen Einfluss gehabt haben könnte, der sich immerhin auch auf die Glyptik]] erstreckte.

Die gewürfelten Zahlen, die Exekias seinen Helden in den Mund legt, werden als Schicksalsbefragung interpretiert, bei der die Krieger ihr Los in der kommenden Schlacht in Erfahrung bringen wollen. Eine andere Interpretation sieht im Bild eine Allegorie. Die beiden Helden sind so vertieft in ihr Spiel, dass sie die heran nahenden Feinde nicht bemerken. Hier wird ein aktueller Zeitbezug gesehen und auf die Wachen der Stadt Athens angespielt, die so pflichtvergessen waren, dass sie die Männer des Peisistratos nicht kommen sahen und diesem somit eine Rückkehr nach Athen ermöglichten.

Obwohl verschiedene Brettspiele aus der griechischen Antike bekannt sind, ist aus den Bildern nicht ersichtlich, welches Spiel gespielt wird. In Anbetracht der Zahlen in der Beischrift von Exekias und der Haltung der Hände in vielen der Bilder kann man davon ausgehen, dass Würfel zum Bestandteil des Spiels sind.

Bildträger und Stil

Exekias fertigte mit einer großen Bauchamphore vom Typ A ein repräsentatives Stück an. Auch folgend findet sich das Motiv insbesondere auf Amphoren, vor allem aber auch Halsamphoren. Doch auch andere Formen finden Verwendung, so Hydrien, wo das Bild meist auf der Schulter gezeigt wird und dort auch zum untergeordneten Beiwerk neben anderen Bildern werden kann[7], oder Schalen. Obwohl die hohe, schlanke Form der Lekythen zunächst nicht als besonders sinnvoll für das Bild erscheint, finden sich vor allem spätere Bilder auf Lekythen, neben Amphoren sind Lekythen die meist genutzte Form, deren Bilder jedoch selten eine nennenswerte Qualität erreichen. Oinochoen, Olpen Kyathoi, Skyphoi und Teller werden seltener mit dem Motiv verziert.

Der allergrößte Teil der Vasen zeigen schwarzfigurige Bilder, im Fall der Exekias-Amphora im experimentellen korallenroten Substil. Auf rotfigurigen Vasen finden sich die Bilder selten, hier konnte sich das Motiv abgesehen von der Anfangszeit des Stils nicht dauerhaft etablieren. Weißgrundige Vasen mit den Helden beim Spiel sind sehr selten.

Literatur

Anmerkungen

  1. Inventarnummer 16757
  2. zu Details und der Rezeption siehe den Eintrag zur Vase im Beazley Archive
  3. Inventarnummer 56.171.29; Eintrag im Online-Katalog MET (englisch)
  4. Inventarnummer F1870; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  5. Inventarnummer 71.AE.441; Getty-Museum (englisch)
  6. Inventarnummer 1417; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  7. beispielsweise auf der Hydria Inventarnummer 311 der Leagros-Gruppe in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums in Würzburg; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  8. Inventarnummer MC6; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  9. Inventarnummer 224; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  10. Inventarnummer 1790 (= J 1334)
  11. Inventarnummer 3267; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  12. Inventarnummer L 34, MNB 911; Eintrag im Beazley Archive (englisch)
  13. Inventarnummer 65.11.12; Eintrag im Beazley Archive (englisch), Eintrag im Online-Katalog MET (englisch)