Charles Neidich

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Datei:Charles Neidich.jpg

Soloklarinettist und Professor
Dirigent und Komponist

Genre: klassische und zeitgenössische Musik

Instrumente:
Klarinetten in B, A und C, Bassettklarinetten in A, moderne und historische Instrumente

Internet: Offizielle Website

Charles Neidich (* 1953 in New York City) ist ein amerikanischer Klarinettist und Dirigent mit russischen und griechischen Wurzeln.

Ausbildung

Charles Neidich begann mit 5 Jahren Klavier und mit 7 Jahren Klarinette zu spielen. Seine ersten Lehrer waren seine Mutter und sein Vater. Nachdem die Klarinette sein Lieblingsinstrument geworden war, ließ er sich weiter von dem damals bekannten Klarinettenlehrer Leon Russionoff unterrichten. Er besuchte nach der High School zunächst keine Musikhochschule, sondern entschied sich für ein akademisches Studium der Anthropologie an der Yale University, das er mit dem Bachelor of Arts abschloss. 1975 ging er als erster Empfänger eines Fulbright-Stipendiums für drei Jahre an das Moskauer Staatskonservatorium, wo er von Boris Dikov im Fach Klarinette und von Kirill Vinogradov im Fach Klavier unterrichtet wurde.[1][2]

Preise

1974 gab Charles Neidich in New York sein Debüt als Klarinettist. 1979 gewann er die Silbermedaille in einem Internationalen Musikwettbewerb, 1982 den zweiten Preis im Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München sowie 1984 einen von drei Hauptpreisen beim Internationalen Accanthes-Wettbewerb in Paris. 1985 gewann er den ersten großen Klarinettenwettbewerb in den USA, den Walter W. Naumburg-Wettbewerb, der seine Karriere als Soloklarinettist erheblich beförderte.[3][2]

Weitere Karriere

Von 1985 bis 1989 war Neidich Professor für Klarinette an der Eastman School of Music in New York City und ist in dieser Funktion derzeit an der Juilliard School of Music und einigen anderen Musikhochschulen tätig. Er gehört zu den wenigen Klarinettisten, die ihren Beruf allein als Soloklarinettist und Dozent ausüben, also nicht zugleich in ein Orchester eingebunden sind. Er ist seit vielen Jahren allerdings Mitglied des New York Woodwind Quintettes und des Kammerensembles Orpheus und wirkt auch in weiteren Ensembles mit.[1][3]

Der Künstler ist mit einer größeren Zahl bekannter Orchester in den USA, Europa und Asien aufgetreten, darunter das Royal Philharmonic Orchestra London, das Concertgebouw Orchester Amsterdam und das Leipziger Gewandhausorchester. Er gastierte bei zahlreichen renommierten Festivals wie dem Marlboro und Sarasota Festival, den BBC Proms, beim Kuhmo Chamber Music Festival sowie bei Festivals in Frankreich, Italien, Japan und China. Beim Moritzburg Festival ist er mehrere Male aufgetreten.[3]

Charles Neidich verfügt über ein Repertoire von über 200 Solowerken, darunter von ihm in Auftrag gegebene oder inspirierte Stücke sowie eigene Transkriptionen von Vokal- und Instrumentalwerken. Als bekannter Vertreter der Musik des 20. Jahrhunderts hat er Werke von Milton Babbit, Elliott Carter, Edison Denisov, William Schumann, Ralph Shapey, Joan Tower und anderen führenden zeitgenössischen Komponisten uraufgeführt. Mit einer wachsenden Diskographie ist Herr Neidich auf den Labels Chandos, Sony Classical, Sony Vivarte, Deutsche Grammophon, Musicmasters, Pantheon und Bridge zu hören. Sein aufgenommenes Repertoire reicht von bekannten Werken von Mozart, Beethoven, Weber und Brahms über weniger bekannte Kompositionen von Danzi, Reicha, Rossini und Hummel bis hin zu Musik von Elliott Carter, György Kurtág und anderen zeitgenössischen Meistern.[4]

Neben seiner Tätigkeit als Klarinettist ist Neidich seit etwa 2010 auch als Dirigent tätig. Er leitete das Cobb Symphony Orchestra und das Georgia Symphony Orchestra bei Aufführungen der Franck Symphony in d-Moll und von Mozarts Klarinettenkonzert (auch als Soloklarinettist). Neidich ist weiterhin Dirigent des Queens College Chamber Orchestra in Queens, New York City, mit dem er die Werke von Haydn, Mozart und Beethoven in historisch fundierten Interpretationen aufgeführt hat.[4] Neidich ist ein sehr aktiver Pädagoge und Mitglied der Fakultäten der Juilliard School, des Queens College der City University in New York, der Manhattan School und des Mannes College of Music. Er war Gastwissenschaftler an der Sibelius Academy in Finnland, der Yale School of Music und der Michigan State University. Er ist weltweit gefragt für Meisterklassen und für innovative Vorlesungskonzerte, die er sich ausgedacht hat, wie zum Beispiel "Alt ist neu: Wie man alte Musik auf historischen Instrumenten spielt, wie man neue Musik auf modernen Instrumenten spielt" und "Handwerk und Drama: Zum Verständnis dessen, wie Brahms komponierte."[5]

Mit seiner Frau Ayako Oshima hat er ein Buch über die Grundlagen der Klarinettentechnik für den japanischen Verlag TOA Ongaku Inc. veröffentlicht. Im Frühjahr 2018 wurde Charles Neidich von der Juilliard School mit dem William Schuman Award für herausragende Leistungen und Stipendien ausgezeichnet.[5]

Einspielungen

Es gibt zahlreiche CD-Einspielungen mit Charles Neidich. Die wichtigsten sind auf seiner Website dargestellt.[6] Des Weiteren ist der Künstler mit Bild- und/oder Tonaufnahmen auf YouTube und anderen Streamingdiensten vertreten.

Instrumente

Charles Neidich besitzt folgende Instrumente:[7]

Moderne Instrumente

Skizze der Stadler-Klarinette 1794[8]
Klarinette nach Iwan Müller (Buchsbaum)
Teil einer modernen Klarinette aus Grenadill (frz. System)
Teil einer modernen Klarinette aus Mopane (frz. System)
Nachbauten historischer Instrumente aus Buchsbaum

Schwenk & Seggelke:

  • Modell 1000, Klarinetten in B, A und C, hergestellt aus Buchsbaum, Mopane und Grenadill
  • Bassettklarinette in A mit frz. Griffsystem aus Buchsbaum, basierend auf dem Design der sog. Inventionsklarinette von Anton Stadler mit Liebesfuß und abgewinkelter Birne, wie sie die Skizze auf einem in Riga gefundenen Programmzettel von 1794 zeigt. Auf diesem von Theodor Lotz gebauten Instrument bestritt Stadler auch die Uraufführung des Mozartkonzerts am 16. Oktober 1791 in Prag.

Buffet bzw. Buffet Crampon:

Historische Instrumente, Originale

  • Finke: Klarinette in C, ca. 1810
  • Piatet: Klarinette in B mit 13 Klappen, ca. 1835, in der Bauweise der Iwan Müller-Klarinette

Historische Instrumente, Nachbauten

Schwenk & Seggelke:

  • Theodor Lotz: Bassettklarinette in A aus Buchsbaum, die o. g. Stadler-Klarinette[8]
  • J. Frölich, Dettelbach: Klarinette in B mit 5 Klappen, Ende 18. Jh.
  • Georg Ottensteiner (1815–1879), München: Klarinette in B aus frz. Buchsbaum, Ende 19. Jh. (Richard Mühlfeld-Klarinette)

Joel C. Robinson: Klarinette in C (Kopie der Finke-Klarinette)

Rudolf Tutz, Innsbruck:

  • Karl Augustin Grenser: Bassettklarinette in A, gestreckte Bauweise, ca. 1780
  • Video: Charles Neidich spielt den 1. Satz der Sonate für Klarinette und Klavier von Aaron Copland auf einer B-Klarinette Modell 1000 aus Mopane von Schwenk & Seggelke.

Einzelnachweise

  1. a b Charles Neidich, Performing Artist in Residence
  2. a b Archiv Klassix-Kempten, Charles Neidich, Klarinette
  3. a b c Manhattan School of Music, Faculty, Mr. Charles Neidich
  4. a b Website
  5. a b New York Classical Players, 26./27. September 2015, Charles Neidich
  6. Media
  7. Interview mit Charles Neidisch, Mirakel klassische Musik
  8. a b Foto eines Nachbaus der Stadler-Bassettklarinette