Erbe Elektromedizin

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C. Erbe GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1851
Sitz Tübingen, Deutschland
Leitung
  • Christian O. Erbe
  • Reiner Thede
Mitarbeiterzahl 963[1]
Umsatz 258,60 Mio. EUR[1]
Branche Medizintechnik
Website www.erbe-med.com
Stand: 31. Dezember 2018

Erbe Elektromedizin GmbH mit Stammsitz in Tübingen entwickelt, produziert und vertreibt chirurgische Produkte für Kliniken und Facharztpraxen. Das Produktprogramm umfasst Systeme (Geräte und Instrumente) für die Hochfrequenz-Chirurgie, Gefäßversiegelung, Argonplasma-Koagulation, Wasserstrahl-Chirurgie und Kryo(Kälte)-Chirurgie. Am Stammsitz in Tübingen sind alle zentralen Abteilungen vertreten. Erbe verfügt in Deutschland über ein Netz aus Vertriebs- und Servicemitarbeitern. International ist Erbe in Belgien, China, Frankreich, Großbritannien, in den Niederlanden, in Indien, Italien, Österreich, Polen, Russland, in der Schweiz und in den USA mit Tochtergesellschaften vertreten. Repräsentanzen im Libanon, in Singapur und Serbien betreuen länderübergreifende Regionen. Der Fachhandel deckt weitere 140 Länder ab.

Geräte der Firma ERBE Elektromedizin GmbH: Erbogalvan Comfort (oben) und Erbosonat Comfort (unten)

Geschichte

Erbe Elektromedizin GmbH wurde 1851 [2] von Christian Heinrich Erbe in Tübingen gegründet. Der Gründer und seine Nachfahren entwickelten in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Medizinern der Universität Tübingen Instrumente und Zubehör für die Medizintechnik sowie optische Geräte.

Erbe zählt zu den Mitbegründern der Elektrochirurgie und brachte 1923 das erste Hochfrequenz-Chirurgiegerät, das ausschließlich für die Chirurgie verwendet wurde, auf den Markt. 1985 kam das erste automatisch geregelte HF-Chirurgiegerät heraus. Ein automatisch geregeltes Hochfrequenz-Schneideverfahren, welches von Erbe entwickelt wurde, erlaubt Ärzten optimale Schnitte und einen kontrollierten Verlauf der Blutstillung bei minimaler Gewebezerstörung.

2015 wird das Unternehmen in der fünften Generation von Familienmitgliedern geleitet und hat weltweit rund 900 Mitarbeiter, zwölf Tochterunternehmen und zwei Repräsentanzen auf fast allen Kontinenten.

Die bisherigen Inhaber waren:

  • Christian Heinrich Erbe (1851–1882)
  • Christian Gottfried Erbe (1882–1907)
  • Pauline Erbe (1907–1923)
  • Christian Otto Erbe (1923–1962)
  • Helmut Erbe (1962–2003)
  • Christian Otto Erbe, Reiner Thede (alleiniger Geschäftsführer seit 2003)

Anwendung der Produkte

Primär kommen die Systeme in der Viszeral- bzw. Allgemeinchirurgie, Gynäkologie, Urologie sowie Gastroenterologie (Endoskopie) und Pneumologie in Form von kompletten Workstations zum Einsatz. Basismodul ist ein Elektrochirurgiegerät, das in Software, Hardware und speziellem Instrumentarium auf die jeweilige Disziplin abgestimmt ist. Weitere Subsysteme wie Rauchgasabsaugung,[3] Endoskopie-Spülpumpe[4] oder Nervtestgerät[5] ergänzen die Workstation optional.

  • Hochfrequenz-Elektrochirurgie:[6] mit hochfrequentem Wechselstrom kann der Chirurg schneiden, koagulieren (blutstillen), devitalisieren (z. B. Tumorgewebe zerstören) und gefäßversiegeln. HF-Chirurgie kommt bei fast jedem chirurgischen Eingriff zum Einsatz, ein HF-Schnitt erfolgt ohne Druck und koaguliert (blutstillen) gleichzeitig die Schnittstellen
  • Gefäßversiegelung durch Thermofusion:[7] eine spezielle Anwendungsform der HF-Chirurgie, um Gefäße und Gewebestrukturen ohne Naht oder Ligatur sicher zu verschließen Beispiel: die Gefäße und Strukturen der Gebärmutter werden vor dem Trennen sicher versiegelt.
  • Argonplasma-Koagulation (APC):[8] eine spezielle Anwendungsform der HF-Chirurgie, bei der HF-Strom kontaktlos über ionisiertes Argongas (Plasma) übertragen wird. Beispiel: ein einer Magen- oder Darmspiegelung können Blutungen sofort gestillt, kleinere Gewebeveränderungen devitalisiert werden.
  • Kryo-Chirurgie:[9] wird verwendet, um Gewebe durch Kälte zu devitalisieren (z. B. Tumorgewebe zu zerstören) oder durch Anfrieren zu extrahieren. Beispiel: bei einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) können Tumore oder Gewebeproben (beispielsweise für eine Biopsie) nach dem Anfrieren extrahiert werden.
  • Wasserstrahl- bzw. Hydrochirurgie:[10] selektives Verfahren, das mit einem Wasserstrahl Gewebe durchtrennt und Gefäße und Nervenstrukturen schont. Beispiel: bei der Leberchirurgie werden Blutgefäße freigespült und können gezielt nach ihrer Größe versorgt werden, bei deutlich reduziertem Blutverlust verglichen mit anderen Verfahren.

Instrumente und Zubehör

Erbe bietet zu den Geräten auch das passende Zubehör wie Applikatoren oder Instrumente an. So gehören die Wasserstrahlapplikatoren ebenso zur Produktpalette wie mono- und bipolare Elektroden, mit welchen im Rahmen der HF-Chirurgie Schnitte gesetzt werden können. Speziell für laparoskopische Eingriffe hat Erbe die BiClamp lap entwickelt.

Anwendungen

Produkte der Erbe Elektromedizin GmbH kommen in folgenden Anwendungsbereichen zum Einsatz:

Literatur

  • Liane von Droste: Zeitbilder – die Erbe-Chronik. Medizintechnik aus Tübingen 1851 – 2015. Edition Steinlach, Glienicke, 2015, ISBN 978-3-9815658-1-2.
  • Liane von Droste: Images in Time – the Erbe Chronicle. Medical Technology from Tübingen 1851 – 2015. Ed. Steinlach, Glienicke, 2015, ISBN 978-3-9815658-2-9.

Film

  • Chirurgie mit Feuer und Eis – Die Firma Erbe und die Elektromedizin. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 29:38 Min., Buch und Regie: Lothar Zimmermann, Produktion: SWR, Reihe: made in Südwest, Erstsendung: 5. August 2015 bei SWR, Inhaltsangabe von ARD, online-Video.

Einzelnachweise

  1. a b Konzernabschluss zum 31. Dezember 2018 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Historie. In: erbe-med.com
  3. IES 2: Rauchgasabsaugsystem, 100-120 V, aufgerufen am 11. Januar 2016.
  4. EIP 2 Spülpumpe. In: erbe-med.com, aufgerufen am 11. Januar 2016.
  5. NT 2 VIO Nervstimulator. In: erbe-med.com, aufgerufen am 11. Januar 2016.
  6. Hochfrequenz-Elektrochirurgie
  7. Thermofusion
  8. APC 2 (für VIO) Argon-Plasma Koagulationsgerät. In: erbe-med.com, aufgerufen am 11. Januar 2016.
  9. Kryo-Chirurgie
  10. Hydrochirurgie