eisenerZ*ART

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eisenerZ*ART 2012: Montanistische Performance GANGART von lawine torrèn am Eisenerzer Erzberg

eisenerZ*ART ist ein Kunst- und Kulturprojekt in der österreichischen Stadt Eisenerz in der Steiermark. Das Projekt besteht seit 2010 und soll im Rahmen des aktuellen Stadtentwicklungsprogramms der Stadt Eisenerz und deren Profilierung als Fremdenverkehrsgemeinde durch verschiedene Aktionen, Ausstellungen und Veranstaltungen zur Förderung von Kunst und Kultur in der „Renaissance-“ und „Montan-Stadt“ beitragen. Die Kulturinitiative wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet und hat es mit besonderen Programmformaten zu überregionaler Bekanntheit gebracht.

Das Kunst- und Kulturprojekt

Hintergrund und Geschichte

Blick auf die Stadt Eisenerz mit dem Erzberg im Hintergrund

Eisenerz liegt inmitten der aufragenden Felsen der Eisenerzer Alpen im Südwesten und des Hochschwab im Nordosten. Die umliegenden mächtigen Felsformationen dominieren das Stadtbild. Dazu kommen die rötlich gefärbten Stufen des Erzbergs, dem größten Eisenerz-Tagebau von Mitteleuropa. Der Erzabbau am Erzberg hat eine lange, mindestens bis ins 11. Jahrhundert zurückreichende Tradition und die florierende Montanindustrie bildete die Grundlage des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region Eisenwurzen und der östlichen Obersteiermark vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Der Bergbau am Erzberg prägte den aufstrebenden Ort Eisenerz als „Bergmannsstadt“ und der Zuzug von Arbeitskräften und deren Familien verhalf ihm 1948 zu den Stadtrechten.

Durch technische Neuerungen im Abbaubereich selbst, aber auch durch die weltweite Krise in der Eisen- und Stahlindustrie in den 1980er Jahren schrumpfte die Bevölkerung im Verlauf eines halben Jahrhunderts auf weniger als ein Drittel: Gegenwärtig (2017) leben in Eisenerz rund 4.200 Menschen, in den 1950er Jahren waren es noch fast 15.000. Seit Jahrzehnten kämpft die „einst stolze steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung“.[1][2]

Die aus Eisenerz stammende Kunstberaterin und Kulturmanagerin Gerhild Illmaier (alias GIL), die in Graz die Agentur GIL art.infect e.U. betreibt,[3] schlug Mitte der 2000er Jahre die Einbeziehung von Kunst und Kultur in die Stadtentwicklung ihres Geburtsortes vor. Im Jahr 2006 gab der Bürgermeister von Eisenerz bei ihr ein künstlerisches Konzept für die Stadt in Auftrag, das Illmaier unter teilweiser Mitarbeit von Rainer Rosegger entwickelte und 2008 vorlegte. Das Konzept zeigte Grundlagen der Möglichkeiten zur Entwicklung von Kunst- und Kulturprojekten in und um Eisenerz auf. Eine daraufhin gegründete Kulturinitiative engagiert sich seither für das daraus entstandene Kunst- und Kulturprojekt eisenerZ*ART, das 2010 offiziell gestartet wurde.[4]

Betreiber

Das von Illmaier entwickelte Konzept für eisenerZ*ART wird von dem gleichnamigen Verein in Kooperation mit der Stadtgemeinde Eisenerz umgesetzt. Gerhild Illmaier ist verantwortlich für die künstlerische Leitung und das Produktionsmanagement.[4][5]

Zielsetzung und Angebote

Metallskulptur Satellit – Beitrag von Gerhard Raab zur Ausstellung EISENERZ... AUF DRAHT! 2014

Innerhalb des auf 15 Jahre angelegten Stadtentwicklungsprogramms „re-design Eisenerz“ soll nach Angaben der Stadt „die Kultur eine wesentliche Rolle zur Steigerung der Lebensqualität [übernehmen]“ und damit „die Möglichkeit [schaffen], der alten Bergstadt Eisenerz ein neues, zukunftsorientiertes Image zu verleihen“. Umgesetzt wird dies vor allem durch die Programmreihe eisenerZ*ART.[5][6]

Im Rahmen von eisenerZ*ART wird jährlich unter wechselnden Programmschwerpunkten die Bergmannsstadt künstlerisch bespielt. Zu den verschiedenen künstlerischen und kulturellen Angeboten gehören unter anderem Kunstausstellungen, Installationen, Performances und andere Kunstaktionen, Kunstwettbewerbe, Theater- und Amateurfilmproduktionen sowie Künstler- und Buchpräsentationen.[5][7]

Die teilnehmenden Künstler kommen sowohl aus der Region als auch von auswärts, zu ihnen gehören unter anderem:[8]

Beteiligt wurden zudem aus dem Ort stammende Künstler wie der Schriftsteller Stephan Eibel Erzberg oder der Maler des Neo-Pop-Symbolismus Harald von Munichthal sowie das in Eisenerz ansässige Metal-Plattenlabel Napalm Records und die Schulband Best Of Real Good Music des Eisenerzer Gymnasiums.[8]

Aufsehen erregte unter anderem die bei der eisenerZ*ART 2012 aufgeführte Performance GANGART von lawine torrèn am Eisenerzer Erzberg, bei der Tänzer neben „riesenhaften Bergbaumaschinen“ auftraten. Die „montanistische Performance zum Jubiläum 1300 Jahre Erzabbau am steirischen Erzberg“ wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.[9]

Rostfest

Als wiederkehrender Bestandteil von eisenerZ*ART wurde von 2012 bis vorerst 2016 jährlich das dreitägige Festival Rostfest (Eigenschreibweise ROSTFEST) durchgeführt. Das „Festival für regionale Impulse“ bespielte leerstehende Räume in Eisenerz und thematisierte regionale Entwicklungsmöglichkeiten. Ein breites Angebot mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Performances und weiteren Programmangeboten bespielte die gesamte Stadt und befasste sich unter Beteiligung der ansässigen Bevölkerung mit der Region und ihren Herausforderungen. Die Festivals lockten jährlich bis zu 5.000 Besucher an; etwa 800 vorwiegend junge Menschen bezogen während der Festivals als „Urban Camping“ leerstehende Arbeiterwohnungen in der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Münichtal am Eisenerzer Stadtrand. Der Eintritt zu den bisherigen Festivals war frei, die Besucher konnten aber „Rostanteile“ erwerben und so die Veranstaltung finanziell unterstützen.[2][10]

Träger und Organisator des Festivals ist der Verein Rostfrei – Verein für regionale Impulse. Im Jahr 2017 veranstaltete der Trägerverein kein Festival und erklärte, dass die Unterbrechung notwendig sei, um „die Organisationsstruktur und die programmatische Ausrichtung an den Wachstumsprozess der letzten Jahre anpassen“ zu können.[10]

Auszeichnungen und Nominierungen

  • 2013: Green Panther in Silber, für das 2012 von eisenerZ*ART durchgeführte Performance-Projekt GANGART des Künstlernetzwerks lawine torrèn
  • 2013: Maecenas als Anerkennungspreis in der Kategorie Großunternehmen, verliehen an die VA Erzberg für deren Kunstengagement beim Projekt GANGART
  • 2013: Austrian Event Award – Nominierung des Projekts GANGART in der Kategorie Corporate Public Events
  • 2013: Zuerkennung einer „Prämie für vorbildliche Kulturarbeit“ vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BUKK)

Veröffentlichungen

  • Gerhild Illmaier, Rainer Rosegger: Z*ART. Kulturentwicklungskonzept EisenerZ*ART. eisenerZ*ART, Graz 2008.
  • Barbara Jernej, Günther Holler-Schuster u. a. (Verf.): EISENERZ… AUF DRAHT! Eine ortsbezogene Ausstellung in 12 Positionen. 21.08.–30.11.2014. Hrsg.: Gerhild Illmaier. eisenerZ*ART, Graz 2014, ISBN 978-3-200-03898-1 (Ausstellungskatalog).

Einzelnachweise

  1. Norbert Philipp: Von Erz und Rost: Choreografie des Wandels. In: diepresse.com. 18. August 2012, abgerufen am 8. September 2017.
  2. a b Rostfest: Leerstand feiern in Eisenerz. In: derstandard.at. 21. August 2015, abgerufen am 8. September 2017.
  3. Siehe Website der Agentur: GIL art.infection. In: art.infection.at. Gerhild Illmaier, abgerufen am 8. September 2017 (mit Audio-Hintergrundmusik).
  4. a b Diskussion mit Gerhild Illmaier. Zeitgespräche 2013, Themenreihe „Kooperation statt Konkurrenz“. In: zeitgespraeche.at. Initiative für Zeitkultur, c/o LAG Oststeirisches Kernland, 17. Mai 2013, abgerufen am 8. September 2017.
  5. a b c Siehe Website des Kunst- und Kulturprojekts: eisenerZ*ART. In: eisenerz-art.at. Abgerufen am 8. September 2017.
  6. Kulturamt der Stadtgemeinde Eisenerz: eisenerZ*ART. In: eisenerz.at. Stadtgemeinde Eisenerz, abgerufen am 8. September 2017.
  7. Katarina Jelicic, Maria Schaunitzer: EisenerZ*ART: Künstlerische Spuren in Eisenerz. In: kleinezeitung.at. 26. August 2016, abgerufen am 8. September 2017.
  8. a b Vgl. Angaben auf der Website von eisenerZ*ART: KünstlerInnen. In: eisenerz-art.at. Abgerufen am 8. September 2017 (Stand: 2017).
  9. lawine torrèn: lawine torrèn: GANGART. In: torren.at. 2012, abgerufen am 30. September 2017 (mit Fotogalerie und Video-Dokumentation).
  10. a b Siehe Website des Festivals: Rostfest. In: rostfest.at. Abgerufen am 8. September 2017.