Mit Sicherheit gut ankommen

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Die Al-hadj Djumaa im Münsteraner Hafen (2017)

Mit Sicherheit gut ankommen ist ein sozial-kulturelles Schiffsprojekt zu Flucht und Migration des dänischen Künstlers Jens Galschiøt in Zusammenarbeit mit der Stiftung OUTLAW.

Ziel

Ziel des Projektes war es, Menschen dazu zu motivieren, sich mit dem Thema Flucht und Migration auseinanderzusetzen. Dazu diente zum einen der sinnlich-künstlerischen Eindruck, der durch das Schiff und die Figuren entstand, zum anderen begleitende Veranstaltungen und Aktionen, in die stets die regionalen Initiativen und Organisationen der angesteuerten Städte einbezogen waren.[1]

Geschichte

Die MS Anton in Nyhavn (2011)

Das Schiff MS Anton wurde bereits seit 2010 für verschiedene Kunsthappenings genutzt, mit denen Jens Galschiøt und die dänische Organisation Art In Defense of Humanism (AIDOH) auf die Situation von Flüchtlingen in Europa und in der Welt aufmerksam machen wollten.[2] Die über 70 Bronze-Skulpturen Galschiøts waren erstmals im Hafen der kleinen dänischen Stadt Randers zu sehen.[3] Das Boot mit den Figuren fuhr verschiedene dänische Häfen an, sowohl in Jytland als auch in Fünen und Seeland. Im Dezember 2011 lag das Flüchtlingsboot (dänisch: Flygtningeskibet) in Nyhavn in Kopenhagen.[4]

Das deutsche Projekt unter dem Titel „Mit Sicherheit gut ankommen“ im Jahr 2017 wurde in Zusammenarbeit mit der Stiftung Outlaw und weiteren Organisationen wie Pro Asyl, terre des hommes, der Glücksspirale, dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, verschiedenen paritätischen Wohlfahrtsverbänden, kirchlichen Einrichtungen und der Bundespolizei realisiert.[5] Den theoretischen Hintergrund bildete die im Februar 2016 von 50 Fachleuten aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern verfasste „Norderneyer Erklärung“, die Positionen zum Thema Flucht und Migration formulierte.[6]

Die Skulpturen

Die Skulpturen von Jens Galschiøt zeigen Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Ethnien. Sie bestehen aus Büsten in Bronze, welche zu stehenden Figuren montiert sind, die von afrikanisch anmutenden Gewändern umhüllt werden.[7] Durch die schwarz patinierte Bronze und die Gewänder entsteht aus größerer Ferne der erste Eindruck eines afrikanischen Flüchtlingsschiffes. Bei näherer Betrachtung kommt die Zuordnung der dargestellten Personen zu verschiedenen Ethnien und Kontinenten in den Blick und verweist darauf, dass das Thema der Flucht nicht territorial begrenzt ist.[3]

Die Schiffe und ihre Reise

Zunächst war das Projekt zu Beginn der documenta 14 in Kassel zu sehen.[8] Aufgrund einer Auseinandersetzung bezüglich der Genehmigung, musste dieser Teil der Aktion vorzeitig abgebrochen werden.[9]

Die folgende, 65 Tage dauernde, Schiffsroute durch Deutschland betrug insgesamt 3600 km, wobei fast 60 Schleusen zu passieren waren. Sie ging durch den Datteln-Hamm-Kanal, den Rhein-Herne-Kanal, den Mittellandkanal, Leine und Aller, die Elbe und den Elbe-Havel-Kanal.[10] Aufgrund der nicht hinreichenden Schiffbarkeit der Saale und eines niedrigen Wasserstandes war der Schiffsweg nach Halle und nach Dresden nicht möglich und das Boot musste mit einem Schwerlaster transportiert werden.[11]

Im ersten Teil der Reise fuhr die schon in Dänemark eingesetzte MS Anton, ein hochseetaugliches Schiff der dänischen Vereinigung Levende Hav. Das zweite Schiff war die Al-hadj Djumaa, ein ehemaliges Flüchtlingsschiff, welches im Sommer 2013 von Nordafrika nach Lampedusa aufbrach. Es hatte damals 282 Menschen an Bord, 217 aus Eritrea und 65 aus Äthiopien. Es ist nur für die Binnenschifffahrt geeignet und wurde von der italienischen Küstenwache vor der Küste Lampedusas beschlagnahmt. Es gehört einem in Amsterdam angesiedelten gemeinnützigen Verein, der „Reederei Lampedusa“.[1]

Die MS Anton startete Mitte Juli in Assens in Dänemark über die Nordsee zu ihrer ersten Station in Bremen[12] und fuhr von dort aus nach Norderney, Borkum und Emden, dann durch den Dortmund-Ems-Kanal nach Weener und Papenburg.[13] Dort wurden die Figuren auf die Al-hadj Djumaa überführt, die von Papenburg weiterfuhr nach Lingen[14], Münster[15], Gelsenkirchen[16], Duisburg[17], Oberhausen[18], Hamm[19][20] , Osnabrück[21], Celle[22], Hannover[23], Wolfsburg[24], Magdeburg[25]. Halle[26], Dresden[27], Potsdam[28], Neuruppin[29] und Berlin.

Soweit es toleriert wurde, fuhr das Schiff unter der inoffiziellen Refugee-Flagge in Orange und Schwarz[30], die seit der Olympiade 2016 durch das Refugee Olympic Team symbolisch als Flagge der Refugee-Nation verwendet wird.[31][32]

Aktionen an einzelnen Stationen, Einbindungen

Stets gehörte es zur Aktion, dass Besucher das Schiff betreten durften und somit einen sinnlichen Eindruck von der Enge an Bord bekommen konnten. In einer Jurte an Land wurde eine Wanderausstellung zum Thema Migration sowie Informationen zur Situation von Flüchtlingen während der Flucht und in Flüchtlingslagern geboten.[1]

An den meisten Orten wurde das Projekt durch Veranstaltungen regionaler Organisationen begleitet. So war es in Bremen eingebunden in ein Programm des Familiennetzwerks Bremen, an dem sich Bremer Organisationen der Flüchtlingshilfe und internationale Hilfsorganisatoren beteiligten. Es wurden Filme, Vorträge, Podiumsdiskussionen und ein umfangreiches Kulturprogramm angeboten.[33]

In Münster fand das Schiffsprojekt innerhalb des Zeitraums der Skulpturenausstellung 2017 Skulptur.Projekte statt. Das Boot lag vom 22. bis 25. August im Münsteraner Hafen in Sichtweite der Skulptur On Water der türkischen Künstlerin Ayşe Erkmen.[34]

In Osnabrück fand die Ankunft des Schiffes parallel zum Dampflokfest 2017 statt und verband das traditionelle Fest der Eisenbahnfreunde mit dem Flüchtlingsprojekt, unterstützt von zahlreichen informativen Veranstaltungen.[35]

In Hannover veranstaltete das Kulturzentrum Faust ein umfassendes Kulturprogramm, welches geflüchtete Kinder und Erwachsene aus Hannover einband und zugleich über das Boot und dessen Hintergründe informierte.[36]

Einzelnachweise

  1. a b c Homepage des Projektes. Abgerufen am 10. September 2017
  2. Website AIDOH (Dänisch, Englisch). Abgerufen am 10. September 2017
  3. a b Skulpturen von Galschiøts. Abgerufen am 10. September 2017
  4. Mediahuset Køpenhavn. Abgerufen am 10. September 2017
  5. Website msgan (Mit Sicherheit gut ankommen) Abgerufen am 10. September 2017
  6. Norderneyer Erklärung. Abgerufen am 10. September 2017
  7. Herstellung der Skulpturen. Abgerufen am 25. September 2017
  8. Trailer zur Documenta mit Jens Galschiøt bei Youtube. Abgerufen am 25. September 2017
  9. HNA vom 14. Juni 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  10. Website Outlaw-Stiftung. Abgerufen am 2. September 2017
  11. Dresdner Neue Nachrichten vom 19. September 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  12. Weserreport vom 26. Juli 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  13. El News vom 17. August 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  14. Neue Osnabrücker Zeitung vom 14. August 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  15. Westfälische Nachrichten vom 5. Juli 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  16. Veranstaltungskalender der Stadt Gelsenkirchen. Abgerufen am 2. September 2017
  17. WAZ vom 29. August 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  18. WAZ vom 29. August 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  19. WDR Regional. Abgerufen am 1. September 2017
  20. Hammer Forum. Abgerufen am 4. September 2017
  21. Neue Osnabrücker Zeitung vom 31. August 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  22. Cellesche Zeitung vom 1. September 2017. Abgerufen am 2. September 2017
  23. Neue Presse vom 11. September 2017. Abgerufen am 24. September 2017
  24. Wolfsburger Blatt vom 18. September 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  25. Stephan Schulz Mitteldeutscher Rundfunk. Abgerufen am 24. September 2017
  26. Mitteldeutsche Zeitung vom 15. September 2017. Abgerufen am 24. September 2017
  27. Thomas Baumann-Hartwig: Absage für Neumarkt: Flüchtlingsboot soll im Hafen anlegen. Dresdener Neue Nachrichten vom 22. August 2017. Abgerufen am 6. September 2017
  28. Fokus Regional vom 21. September 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  29. Der Paritätische Brandenburg. Abgerufen am 25. September 2017
  30. Website der Refugee Nation. Abgerufen am 25. September 2017
  31. Refugee Flag bei Youtube. Abgerufen am 25. September 2017
  32. Film zu Einzelheites des Flüchtlingsschiff in Dresden bei Youtube. Abgerufen am 25. September 2017
  33. Mit Sicherheit gut ankommen beim Familiennetzwerk Bremen. Abgerufen am 25. September 2017
  34. Maria Buchwitz, Barbara Geilich und Katy Teubener: Mit Sicherheit gut ankommen - Über ein außergewöhnliches Projekt zum Thema Flucht vom 28. August 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  35. Dietmar Kröger: Mit Sicherheit gut ankommen. Flüchtlingsprojekt legt in Osnabrück an. Neue Osnabrücker Zeitung vom 31. August 2017. Abgerufen am 25. September 2017
  36. Kulturzentrum Faust Hannover vom September 2017. Abgerufen am 25. September 2017