Tianxia

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tianxia
Die Idee konzentrisch absteigender Kulturzonen
Die Idee konzentrisch absteigender Kulturzonen
Zentrum, absteigende Kulturzonen
天下 – Unter dem Himmel
Hochchinesisch • Putonghua
Mandarin
Umschrift Hanyu Pinyin: tiānxià
Weitere Umschriften
Wade/Giles: t’ien hsia

Aussprache in IPA: [tʰiɛn ɕia]
Zhuyinㄊㄧㄢ ㄒㄧㄚˋ
BEFEO/Couvreur: t’ien hia
Lessing/Othmer, Franke:
tiän/t’ien und hsia/hia
Morrison: tëen hea
Hakka Romanisierung: ien24 ha55
Min, Hokkien, Pe̍h-ōe-jī (POJ):
thian-hā
Wu Romanisierung: tie ya
Jyutping
Kantonesisch(Yue): tin1haa6

…auf Japanisch
Kanji天下

Kana: てんか, てんげ,
てんが oder あめのした

Romaji: Tenka, Tenge,
Tenga oder Ame-no-shita

…auf Koreanisch
Hanja天下

Hangeul천하
Revidierte
Romanisierung:
Cheonha

...auf Vietnamesisch:
Vietnamesisch: thiên hạ

Tiānxià (chinesisch 天下 – „Unter dem Himmel“) ist eine Wortfolge aus der chinesischen Alltagssprache. Der Begriff verweist insbesondere auf eine geschichtlich gewachsene Vorstellung. Er hängt mit unterschiedlichen Themenbereichen zusammen. So bezeichnet er jeweils idealerweise

  • geographisch die gesamte, bewohnte (Um-) Welt;
  • religiös im ostasiatischen Raum den Bezug der irdischen Welt auf eine Gottheit im Himmel;
  • politisch das beherrschte Weltreich, das chinesische Kaiserreich, auch als Wirtschaftsraum (Ein alter Raum- oder Ländername);
  • kosmologisch das als Welt ‚auf Erden‘ in seiner Form quadratisch gedachte Gegenstück eines ‚gestirnten Himmels‘ (Dessen Himmelskörper sind harmonisch geordnet in kreisenden Bewegungen um den Polarstern am Nachthimmel zu beobachten);
  • ideengeschichtlich in der konfuzianischen Überlieferung die allumfassende, geistig zu einende Ökumene, die zivilisierte, friedliche Kulturwelt einer universellen Wertegemeinschaft;
  • gesellschaftlich im alltäglichen Sprachgebrauch „alle Welt“;
  • im übertragenen Sinne: Sach-, Themengebiete, wie ‚Das Reich der Zeichen‘, das ‚Reich der Mineralien, der Tier- und Pflanzenwelt‘.

Das Begriffskonzept – Vom Wort zum Modell

Tianxia, so sagt ein chinesisches Wörterbuch [1] sei die untere Seite des Himmels, also das, was „auf der Welt“ ist.

Wortfolge, Wortbedeutung, Wortherkunft

Die Wortfolge Tianxia, als ‚Unter dem Himmel‘

  • wirkt gleich in ihrer Aussage unvoreingenommen wie die gewöhnliche, allfällige Feststellung einer Beobachtung oder einer Einschätzung, erinnert also an eine Tatsachenmitteilung. Die Einordnung als eine Forderung oder ein Anspruch drängt sich noch nicht direkt auf.
  • ist unbestimmt. Es wird bei alledem erst einmal offen gelassen, von wo oder von wem die Aussage mit welchem Inhalt herkommt.
  • besteht aus klassischen Schriftzeichen, die in ihrer Struktur im China der 1950er Jahre nicht weiter vereinfacht werden mussten, im Alltag leicht zu schreiben und gut im Gedächtnis zu behalten sind.
  • enthält mit dem Schriftzeichen 天 einen Hinweis auf die menschenähnlich (rén 人, Mensch) gedachte Himmelsgottheit.
  • gibt sich in ihrer Beschränkung auf das Hauptwort tiān einerseits als ein Spezialfall gegenüber der älteren Wortverbindung tiāndì 天地 zu erkennen. Diese ist die lesbare Reihung der beiden gegensätzlichen (antonymen) Hauptwörter Himmel und Erde, die als Dualität zusammen genommen das Universum oder die Welt bezeichnen können.[2] Die Wortfolge wirkt andererseits mit der Ersetzung des zweiten Hauptwortes () und der gedanklichen Ablenkung vom ersten Hauptwort (tiān) durch das

     –    Positionswort (xià: unten, Unteres), oder das
     –    Richtungswort (xià: nach unten, eins weiter),
das die yin-yangartige Dualität asymmetrisch aufhebt, wie ein allgemeiner Verweis, eine Bezugnahme auf etwas, das verschleiert oder zumindest unbestimmt bleibt. Hierbei legt die
     –    Positionsbestimmung in Ruhe einen sinnfreien Raum unterhalb des Himmels nahe, während eine
     –    Richtungsbestimmung mit Bewegung an die Übertragung oder Einwirkung von etwas immateriellem oder materiellem aus dem Himmel denken lässt.

Weitere Deutungen

Es gibt spannende Weltentstehungsmythen in China. Wesentliche Voraussetzung für ein zumindest kosmologisches Tianxia ist die strukturgebende Anwesenheit der Komplementärkräfte Yīn und Yáng, die erfolgte Abspaltung, die Verdichtung der Erdenwelt aus dem vorherigen Chaos oder einer eiförmigen Urmasse im All. In einer solchen Daseinsperiode gilt es nach diesen Vorstellungen, die neu entstandene äthergleiche Himmels- und feststofflichere Erdenwelt voneinander getrennt zu halten. Dabei den Himmel zu stützen und die Erde im Sinne der genannten Positions- oder Richtungsbestimmung unten zu halten, folgt der Logik diverser Schöpfungsmythen, deren Götter und Helden, wie z. B. Pan Gu oder Nü Gua stets einen Weg gefunden hatten, dieses statische Erfordernis aufrecht zu erhalten.[3]

So gesehen ist Tianxia ein vorgeschichtliches Erfolgserlebnis das das Menschengeschlecht nach der Überwindung von Vulkanausbrüchen, Sintfluten und anderen Kataklysmen stets erneut für sich entdecken[4] und verinnerlichen konnte.

Der Himmel als angestammter Platz der Gottheit, bzw. als die Gottheit shàngdì selbst, in diesem Kontext als Gegensatz zu xià 下 einmal durch shàngtiān 上天 umschrieben, wird in den Texten

  • als Urheber, Ursache einer Herrschaftslegitimation, eines Befehls, einer Gnadenerweisung, von Fluch und Segen, und vor allem Leben spendenden Regens angesehen.
  • aktiv von denjenigen ‚unter dem Himmel‘ um ein Tun oder Unterlassen in magischen Beschwörungen, Gebeten, höfischen Riten usw. ersucht.

Als ein Beispiel sei hier die Anrufung eines Wehklagenden zitiert. In der Ferne seinen Dienst verrichtend ruft er aus:

Ming ming shang tian, zhao lin xia tu, 明明上天, 照临[臨]下土. Shijing, II Buch VI Ode III.
Pur hellleuchtender Hoher Himmel, gegenwärtig nah’ im Widerschein unten auf Erden.

Der Himmel als physikalische, naturwissenschaftlich, optisch erkennbare Erscheinung ist hier nur

  • Objekt einer flüchtigen Beobachtung, denn das Hauptaugenmerk der Betrachtung wird ja im Sinne einer ‚Umleitung‘ abgelenkt.

Die Wortfolge trägt als Forderung oder Befehl also durchaus normativ, konstitutiv wirkende Züge, während sie als Feststellung rein deklarativen Charakter hat. Es ließe sich die geschilderte Aufhebung der Dualität und Schwerpunktverlagerung weg vom Himmel mit einer Ausgrenzung, Herabstufung oder Deklassierung in Verbindung bringen. Die Vertreibung aus dem unzugänglich gewordenen Paradies am Rand der Ökumene oder dem Olymp, um es in die Worte unserer Vorstellungswelt zu kleiden, ist zu spüren. Keineswegs deplatziert sei hier auf die Trostformel für den Himmel auf Erden verwiesen:

„Oben gibt es das Paradies und unten sind Suzhou und HangzhouShàng yǒu tiāntáng xià yǒu Sū Hāng.

Oder eine weitere Sentenz:

„Der Himmel ist hoch und der Kaiser fern.“,

in der ein Wörterbuch[5] einerseits einen metaphorischen Sprachgebrauch für

entlegene Landstriche sieht, die von der Macht der Regierung, der Staatsgewalt, nicht erreicht werden,

andererseits einen dafür,

dass es niemanden gibt, der vor Ort zuständig ist, eine Verwaltung auszuüben.

Wortschablone

Um ein Sakrileg zu vermeiden, umwölkt die Verschweigung und Umgehung der Sitze der beiden mächtigen Himmels- und Erdgottheiten diese Wortschablone Tianxia. Historisch war sie auch der Bezugspunkt der seligen Erinnerung an den göttlichen Himmel, die andere Welt der Ahnen, ja gar die von Konfuzius gemiedene Geisterwelt. Somit ein Ort der Begegnung des teils auch Spekulativen mit dem als real Empfundenen. Hilfreich für ihre Profanierung lassen sich nun aus der ursprünglichen Pathosformel die weiterhin formelhaft-abstrakten Variablennamen tiān und xià

  • durch örtlich wie zeitlich festgelegte, direkte oder
  • über eine Form der Aufzeichnung indirekte, vermittelte Wahrnehmung lebendiger Betrachtender nach Art, Inhalt und Umfang mit individuellen, konkreten Werten füllen und so – anders als der Nicht-Ort, die Utopie – ins erfahrbare Dasein rufen.[6]

Prinzip, Code, ‚Realisierbare‘ Idee

Unter dem Himmel – ein gewohnter Anblick. Mehr noch als das mit dem scheinbar präzisen Zahlzeichen für 10.000 versehene wànfāng 万[萬]方, was mit ‚überall‘ wiedergegeben werden mag, erinnert Tianxia als grundlegendes Naturgesetz, Regel oder Prinzip – modisch gesprochen als Tianxia-Code, – ein wenig an das unergründliche und doch stets gegenwärtige Dao. (Mit Richtungssinn ohne zwingendes Ziel mag dieses als ‚der Weg‘, ohne einen Richtungssinn als ‚das Schöpfungs- oder Wirkprinzip‘ übersetzt werden.) Um dieser nutzbringenden Wirksamkeit des dào teilhaftig werden zu können, bedarf das greifbar Vorhandene, wie oben mit der ‚Ersetzung‘ und ‚Ablenkung‘ gezeigt, eines teilweisen Rückzugs in die Leere oder Offenheit, wie es das Daodejing des Laozi an einem Bild dem Sinn nach zu verdeutlichen versucht:

Nicht durch Speichen blockiert, lässt sich der Spielraum der Radnabe zur Drehbewegung verwenden.
Nicht massiv, lässt sich der Hohlraum des Gefäßes füllen.
Nicht zugemauert, lässt sich der Wohnraum des Hauses betreten, beleuchten und lüften.

Die ausfüllungsbedürftige Idee Tianxia kann ebenfalls von jedem, der sich dafür öffnet, wahrgenommen, passiv ‚realisiert‘ oder künstlich geschaffen, gestaltet, also aktiv ‚realisiert‘ werden. Berühmte Beispiele für letzteres wären die Shanshui-Landschaftsmalerei, Landschaftspanoramen, insbesondere das detailreiche Rollbild von der Südreise des Kaisers Kangxi, entstanden unter Leitung des Wang Hui mit Yang Jin (1644–1726), Gu Fang (~1700) und anderen, das sich auf einer Länge von weit über 170 Metern erhalten hat, oder die modellhafte Vergegenständlichung des politischen Tianxia als Kaiserreich.

Bildteil Südreise Kaiser Kangxi

Manch‘ ein Herrscher empfindet Tianxia! als einen Sammlungsappell. Der Erste Kaiser lässt, wie Sima Qian im Shiji berichtet, Nachbildungen der Paläste aus den besiegten Feudalstaaten nahe der Qin-Hauptstadt erbauen. Bekannt sind in seiner Grabanlage die Qin-Terrakotta-Armee mit individuellen Gesichtszügen aus allen Regionen und die vermutete, in den Aufzeichnungen des Historikers erwähnte, Ausgestaltung der Grabkammer: Nachbildungen von Palästen, Türmen und öffentlichen Gebäuden, den Kanälen, Flüssen wie auch des Meeres mit Quecksilber in Bewegung als reliefartige Darstellung der Erdoberfläche unterhalb der Sternbilder des von Menschenhand geschaffenen künstlichen Horizonts im kupfernen Kammergewölbe. Kaiser Wudi der nachfolgenden Han-Dynastie tut es ihm gleich und legt einen Jagdpark mit künstlichen Gebirgen, Gewässern, Tieren und Pflanzen aus seinem Tianxia an. Der kunstsinnige Kaiser Huizong der nördlichen Song-Dynastie erliegt dem Reiz, seine Gartenanlage mit allerlei interessanten Steinen aus dem gesamten Tianxia zu schmücken. Viel später künden die im Palastbezirk aufgestellten „europäischen Bauwerke“ von einem ‚Exotismus‘, dem der Qianlong-Kaiser als einem Teil weitverzweigter Interessen Raum gibt.[7] In Chongqing versetzt heutzutage die Zusammenstellung eines Privatmanns von Bauwerken diverser Architekturstile in Staunen. Doch die Miniaturisierung geht noch weiter. Drei Elemente fügt der Meister der Pénjǐng 盆景-Kunst harmonisch zu einer „Landschaft in der Schale“ im Sinne eines dreidimensionalen Gemäldes, eines stummen Gedichts oder einer lebenden Skulptur zusammen: Den Miniaturbaum als belebte, einen besonderen Fels- oder mehrere Kieselsteine als unbelebte Natur und drittens die Pflanzschale als sein Menschenwerk. Diese uns dann aus Japan als Bonsai bekannte Kunstübung half befreundeten japanischen Gelehrten, ihr Andenken an das Tianxia über ein eigenes „Miniaturchina“ wachzuhalten, da es ihnen während der Phase der innerjapanischen Isolierung bei Todesstrafe verwehrt war, nach China zu reisen. Es bedarf keiner besonderen Versicherung, dass vereinzelt auch die chinesischen Kaiser, seit der Han- oder zumindest seit der Zeit Kaiserin Wu Zetians diesem Zeitvertreib miniaturisierter Vergegenwärtigung ihres Tianxia nachgingen.

Identitätsstiftender Bezug auf eine Menschheit

Alles unter dem Himmel?

Der Begriff Tianxia hat sich weiter entwickelt. Zum Baukasten seiner Erweiterungen: An seiner Vorderseite um einen Platzhalter ergänzt, lässt sich die in ihm wohnende Anweisung erweitern: Pǔ tiān zhi xià 溥 [oder bei Mengzi: 普]天之下. Als schriftsprachliches Zitat s.u. aus dem Buch der Lieder findet es im ostasiatischen cn-Wikipedia-Beitrag Verwendung und heißt wörtlich ‚Unter dem gesamten Himmel‘.
Für den Alltagsgebrauch ohne pu reicht die hier verwendete Übersetzung als ‚[Was] unter dem Himmel [ist]‘ aus. Tianxia wird nämlich oft übersetzt als ‚Alles unter dem Himmel‘, womit dieser Vorstellung bereits ein gewisser Hochmut unterstellt wurde.

Alle unter dem Himmel

Am Anfang war das Wort und hat sich im Laufe einer Jahrtausende währenden Geschichte in Ostasien identitätsstiftende, teils emotional befrachtete Wesenszüge angeeignet, die in ihrer magischen, kultischen, moralischen, – wenn es erlaubt sei – religiösen, historiographischen, militärischen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ausprägung einen starken Bezug zum Menschen, ja zur jeweils bekannten Menschheit insgesamt aufweisen. An seiner Rückseite erweitert, war tianxia de ren 天下的人 in alter Zeit, wie Lin Yutang, der Verfasser von Mein Land und mein Volk, vermerkt, auch eine Bezeichnung für China, weshalb es nicht verwundert, wenn Tianxia hin und wieder mit ‚Alle unter dem Himmel‘ übersetzt wird. So im Plural gesehen, bilden die Bewohner unter dem Himmel die Menschen rén 人, die Bevölkerung, das Volk mín 民, oder im Schriftzeichen sichtbar als dàzhòng 大众, meist qúnzhòng 群众, die Massen. Angesichts hoffentlich nur noch in Computerspielen oder Filmen am Horizont in Gefechtsaufstellung auftauchender gegnerischer Drohkulissen oder anderer Naturgewalten entfaltet Tianxia erneut einen Appellcharakter.

Kein Tianxia ohne politische Organisiertheit

Als Bewältigungskonzept fordert es in Krisenzeiten, wie bei Barbareneinfällen oder Überschwemmungen, dazu auf, Problemlösungen für das Volk bereithalten zu lassen. Gerade was Planung, Durchführung und Kontrolle von Wasserbaumaßnahmen, wie Brunnen, überregionalen Kanälen, Deichbau (Stichwort Hydraulische Gesellschaft) und militärischen Abwehrmaßnahmen, wie dem Bau der Großen Mauer anbelangt, sind bürokratische Verwaltungsstrukturen einer politischen Organisiertheit im Sinne einer staatlichen Ordnung, kurz der Staat (guó), gefragt. Es gilt die Schutzgüter Bevölkerung, die entwickelte Ackerbaukultur als der Wurzel des Tianxia nóng tiānxià zhi běn 农[農]天下之本[8] neben allen weiteren im Zeitablauf geschaffenen kulturellen Errungenschaften, Bauwerken und Institutionen aufrecht zu erhalten. Dabei steht das guó dem Begriffskonzept Tianxia wahrend zur Seite während es sich in der Abfolge seiner kaiserlichen oder königlichen Herrscherfamilien stets erneuert. Als einzelnes Familienmitglied ragt der erwähnte Große Yu heraus, dessen mit dem damaligen Tianxia identisches Herrschaftsgebiet, wie Liang Qichao feststellt, lange die Selbstbezeichnung Chinas war und mit den Schriftzeichen Yuyu 禹域 in die Geschichte einging. Das war sicher die Ausnahme, wie die Einteilung der Unterperioden nach den Kaisern Kangxi usw.

Epochen, wie die Xia- oder die Han-Dynastie, überdauern die Zeitläufte als:

Zhū Xià (All' die Xia = chinesisches Gesamtgebiet, beachte: lautlicher Gleichklang mit dem xià aus Tiānxià),
Huá Xià (China als Prächtige oder Blühende Xia oder zusammengenommen mit dem Reich der Mitte Zhōngguó (Siehe: Abschnitt zum Hua-Yi Gedanken) dann Zhōnghuá)[9]
und als Bezeichnung der ethnischen Han-Chinesen.
Eingang zur Verbotenen Stadt

Zhōnghuà Rénmíngònghéguó wànsuì, der Segenswunsch mit der Staatsbezeichnung der am 1. Oktober 1949 gegründeten neuen Volksrepublik China prangt am ‚Tor das den Himmel trägt‘ Chéng Tiánmén. Vor 600 Jahren errichtet, hat es sicher viele frohe und traurige Tage miterlebt. In seiner heutigen Form ist es bekannt als das Tor des Himmlischen Friedens Tián'ānmén, dem vorgelagerten Haupteingang zur Purpurroten Verbotenen Stadt Zǐjìnchéng am Platz des Himmlischen Friedens, wo Ministerpräsident, weiland Generalsekretär, Zhào Zǐyáng sich kümmerte und den aufgebrachten Studenten 1989 noch warnend zurief: „Ihr seid jung! Ihr müsst auf euch Acht geben, damit ihr die Vollendung der vier Modernisierungen erlebt!“ Als sichtbares Motiv im Staatswappen auf rotem Grund bekrönt das stilisierte Tor im Gebälk die monumentale Mauerfläche. Auf dieser ist das Konterfei des Staatsgründers Máo Zédōng in kaiserlicher Manier nach Süden ausgerichtet. Ein erster Anlaufpunkt herbei pilgernder Touristenscharen aus dem drittgrößten Land der Erde, aus Asien und der ganzen Welt.

Treppenaufgang mit Gefäßen, Halle der höchsten Harmonie

Zur Legendenbildung der Revolution und zum inneren Zusammenhalt trug sicher auch der Lange Marsch durch 12 Provinzen im Oktober 1934–1935 bei.[10] Das benachbarte staatliche Palastmuseum erinnert mit den in vier Dreierreihen an den Aufgängen und einer Sechserreihe auf der Terrasse an der Balustrade vor der Halle der Höchsten Harmonie aufgestellten Bronzegefäßen an die mitunter beschwerlichen Reisen in die früheren 18 Provinzen. Was für ein Aufwand musste damals wohl getrieben worden sein, um alleine das mit einem Drachenrelief versehene Marmorpflaster zwischen den Aufgängen aus einem Stück auf einem Eisbett ohne Schaden von weit her herbei gleiten zu lassen. – 25000 Meilen währte der Lange Marsch selbst, wie die chinesische Bezeichnung Èrwànwǔqiān lǐ chángzhēng uns zu verstehen gibt. Das seien um die 12500 km. 10000 Generationen „lang lebe die große Einheit der Völker der Welt“. Shìjiè rénmín dà tuánjié wànsuì ist auf dem rechts des Tores angebrachten Spruchband zu lesen. Wieder der Wunsch nach Zusammenhalt, hier in seiner ungebrochenen kosmopolitischen Tradition.

Bezug zur Welt

Wieder, wie bei den mythischen Gestalten, die langperiodisch bis zu 18000 Jahre regierten, die Hoffnung auf viele segensreiche Jahre. Vor Jahrzehnten wurden beide Schrifttafeln mit reformierten Schriftzeichen modernisiert, vielleicht auch, um auf die massige, monumentale Ruhe des Gebäudeensembles mit einer in diesem Sinne klassischen, puristisch-einfachen Schrifttype ikonologisch stimmig zu antworten.

9999 Zimmer hingegen soll der Legende nach der irdische Kaiserpalast haben, um nicht der himmlischen Idealzahl zu nahe zu kommen. Auf Schiffen blieb ein Raum ungenutzt, reserviert für ein göttliches Wesen. Manchmal hat es auch sein Gutes, nicht alles abschließend und letztverbindlich zu regeln. Spielraum im daoistischen Sinne ist oftmals die Entscheidung für das Leben.

Neben den vorgenannten Selbstbenennungen lehnt sich die zyklisch angelegte Eigenbezeichnung für China meist an den jeweils akzeptierten, aktuellen Dynastienamen, wie Zhou oder Tang an. Vereinzelt wurde hierbei der Versuch unternommen, die Dynastiebezeichnung aus dem familiären Zusammenhang mit dem herrschenden Clan herauszulösen und sie, ähnlich dem Tianxia, ähnlich einer Regierungsdevise, in einen unpersönlich-abstrakt gehaltenen Zusammenhang einzubinden, wie bei Xin, die Neue, Yuan, der Erste Beginn, Ming, die Hellerleuchtete und Qing, die Klare.

Insbesondere Yuan, Ming und Qing stehen hierbei für einen Neubeginn. Und doch sind auch die Fremdherrscher mit ihrem erneuerten guó selber wiederum existentiell auf die aus der evolutionären Tiefe der Geschichte erwachsene legitimierende Autorität des unerbittlich über den Zeitläuften stehenden Tianxia angewiesen. Sie müssen sich nämlich irgendwie ‚tianxiaisieren‘, also um es mit einem existierenden Wort auszudrücken, sinisieren, wenn ihrem Anliegen ein in dieser oder jener Form ‚nachhaltiger‘ Einfluss beschert sein soll. Die vorher beschriebene Wortschablone, dann Eingabemaske tianxia wird mit Aufforderungscharakter zum Formblatt einer konfuzianischen Bürokratie, die nach der militärischen Eroberung alles Hauptgewicht auf das Zivile legt, um dem konfuzianischen Wertekanon Geltung verschaffen zu können.

Eine alte Weisheit lautet:

Zu Pferde die Macht über das Reich tianxia erhalten,
man kann es nicht zu Pferde verwalten.

Die Pointe hierbei: Zu Pferde, auf Chinesisch mǎshàng 马[馬]上 spielt in der Umgangssprache auf das überraschende Moment der Machterringung an. Denn es bedeutet „sofort, unverzüglich“, was wiederum für den auf Dauer angelegten, und zu verwaltenden, Machterhalt untauglich wäre. Diese Textstelle ist deshalb so wichtig, weil sie sich für die heutzutage im vermeintlich „postimperialen Zeitalter“ wieder auflebende Imperiumsforschung als ein direkter Nachweis des im Alten China ausgeprägten theoretischen Verständnisses der inneren „Logik der Weltherrschaft“ geradezu aufdrängen müsste. Sie verdeutlicht nämlich das Gespür für imperiale Zyklen und den archimedischen Punkt, an dem die Wende von erobernder Ausdehnung zu einer erhofften zivilisierenden Phase des zu verstetigenden Tianxia erfolgt. Das Schwergewicht im Zusammenwirken der einzelnen Machtstrukturen zur Erfüllung der Menschheits beglückenden Mission des Tianxia solle sich, wie schon von Liang Shuming aus leidvoller, zeitgenössischer Erfahrung (Siehe: Abschnitt Keine politische Organisiertheit ohne Tianxia) ausführlich dargelegt, demgemäß vom Militärisch-Politischen verlagern, hin

  • zur Verwaltung durch eine konfuzianisch-akademisierte Beamtenschaft,
  • zur Ökonomie,
  • zur Kultur,
  • zu einer friedenspolitisch orientierten Ideologie, als Grundlage für Frieden, Rechtssicherheit, Freizügigkeit und kulturelle Blüte im Sinne einer soft power.

In der Sekundärliteratur wird die Hürde als „Augusteische Schwelle“ (Michael Doyle) bezeichnet. Deren erfolgreiches Überschreiten sei demnach der erste Schritt, mit dem – hier das Tianxia – seine Imperiumsmission als auf Dauer angelegte Friedensmacht und „Prosperitätsgarant“ erfülle. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele weitere Autoren direkt und indirekt den per Erlass selbst gewählten Wechsel in der Titulatur vom König der Qin zum (Ersten) Erhabenen Kaiser (Shi) Huangdi im Alten China mit dem Schritt vom Oktavian zum durch den Senat verabschiedeten Ehrentitel des Augustus imperator (ebenfalls Erhabene Kaiserliche Hoheit) um 27 v.Chr. im Alten Rom, also mit 194 Jahren Differenz (siehe Artikel) gleichsetzen.[11]

Keine politische Organisiertheit ohne Tianxia

Es stellt sich die Frage, ob das Goldene Zeitalter immer so ‚golden‘ war. Auf alle Funktionsträger, zuvorderst Kaiser und Könige an der Spitze des Zivilen (Beamtengelehrte) shìdàfū 士大夫 und Militärischen (Ritter, Krieger) wǔshì 武士, wirken neben den moralisierenden Werken der Geschichtsschreiber als bestimmende Druckkräfte aus der Vergangenheit das gewichtige Erbe der Urkaiser Chinas, der mythischen Modell-Herrscher vor Beginn der Dynastien, der Alten Gründungskaiser und Kulturstifter der drei Urdynastien Xia, Shang und Zhou in ihrer Vermittlung durch die Philosophen, unter denen Konfuzius durch besondere Wertschätzung, wie rangmäßige Auszeichnung herausragt und als bestimmende Sogkräfte vereinzelt die drei den rechten Weg in die Zukunft als Verheißung weisenden Kulturstufen aus dem Kapitel Lǐyùn Entwicklung der Sitte des Buchs der Riten Li Ji und dem Chunqiu. Diese stehen für die Abfolge vom Zeitalter der Unordnung im Tianxia jùluàn shì 据[據]乱[亂]世 über dasjenige des Ansteigenden Friedens oder Kleinen Wohlstandes shēngpíng shì 升平世 oder xiǎo kāng 小康 bis zum Weltzeitalter eines Allumfassenden Friedens tàipíng shì 太平世 und der Großen Gemeinsamkeit in Harmonie dàtóng 大同. Kang Youweis in der Moderne darauf fußende Ausarbeitung einer Großen Gemeinschaft hat sich im 20. Jahrhundert in Anteilen verwirklicht.

Diesem, einem Damoklesschwert gleich, verpflichtenden Ewigkeitsbezug mit traditionalistischen und utopischen Zügen huldigen die Herrscher vor ihrer (Ahnen-)Gottheit und den Menschen, indem sie als Teil der Tianxia-Mystifizierung die materielle Vergegenwärtigung ihres Herrscherauftrags in Form von Reichskarten mit Registern und den Neun Bronzekesseln (Drei- oder Vierfüße 鼎 dǐng-Ritualgefäße), verziert mit den Karten der neun Provinzen unter der Kontrolle des Großen Urkaisers Yu, oder anderweitigen Insignien übernehmen oder in Rückerinnerung anfertigen lassen, wie der Erste Kaiser der Qin oder Kaiserin Wu Zetian.[12]

Beispiel eines Ding, 鼎 China, Shang-Dynastie, 1500-1050 v.Chr.

Alle mokieren sich über den vergeblichen Versuch des Ersten Kaisers, wieder aufgetauchte alte Dreifüße bergen zu lassen. Wer rechnet denn auch damit, dass eines der Bronzegefäße ausgerechnet einem Drachen als Behausung dient. In seiner Ruhe gestört, reckt dieser seinen Hals hervor und beißt das Bergeseil kurzerhand durch. Wilhelm Busch hätte die verdutzt die Plattform hinunterpurzelnde Seilschaft nicht trefflicher ins Bild setzen können. Die Steinabreibungen[13] sind für ihren charakteristischen Stil bekannt. Das Pikante an dieser ‚Dreifußaffäre‘ liegt eigentlich in dem Umstand begründet, dass es ja auch ein Drache war, der vor Urzeiten dem großen Yu einen Plan des Tianxia einschließlich der Herrscherfolge mit auf den Weg gegeben haben soll…

Durch den Reform-, Vereinheitlichungs- und Modernisierungsstau zwar wie der Erste Qin-Kaiser zum Paradigmenwechsel in staatlichen und gesellschaftlichen Belangen gezwungen, empfindet Mao Zedong die Bürde der Verpflichtung aus der Tradition weniger stark. Manchmal instrumentalisiert er die überkommene Begrifflichkeit, indem er unliebsame Funktionäre als ‚Gelbe Kaiser‘ abstempelt. Die rücksichtslosen, auch asiatisch-westlichen, modernen Staaten vor sich und das morsche Kaiserreich hinter sich, zerschneidet er mit der Generalklausel wú fǎ wú tiānde bewusst, sozusagen legibus solutus, das Band, das den Herrscher mit den hier beschriebenen Zwängen verbindet. Solch eine Machtfülle kann sich im Ernstfall für das Volk als hilfreiche Befreiung oder als a misfortune in disguise erweisen. Mit der offiziellen Formel, 70 %, was er tat, war gut und 30 % nicht, scheint den Betroffenen das Janusköpfige eines solchen Regierungshandelns hinreichend dargelegt zu sein.[14]

Nachdem in der Reformphase Karl Marx und der marxistisch-leninistische Beitrag aus westlicher Richtung, trotz einer weiterhin ungebrochenen Interessenlinie, etwas an Anziehungskraft verloren hat, spielen selbst heutzutage diese Fluchtpunkte nationaler Identifikation zurück in die ‚Zukunft‘, ebenso eine große Rolle.

Nicht nur als Locations für Drehorte, wie dem Kaiserpalast selbst, als Filmrequisiten, sondern auch als echte Fundstücke der Archäologie oder nachempfundenes Kunsthandwerk, sind sie immer noch die beeindruckende Reverenz an eine bedeutende, einheitsstiftende Vergangenheit.

  • Die jadenen cōng-Gefäße der spätsteinzeitlichen Lokalkultur Ende drittes Jahrtausend v.Chr. als viereckiges Erdsymbol oder
  • die durchbrochenen runden -Scheiben seit der Shang-Dynastie als Himmelssymbol, das im Umfeld der Gartenbaukunst noch in der Form der kreisrunden Mondtore seinen Widerhall findet, seien genannt.

Neben den einfachen runden Münzen mit viereckiger Mitte seien als kombiniertes Himmels- und Erdsymbol die sogenannten

Münze aus der Qin-Zeit, ähnlich bis in das 19. Jahrhundert
  • Bronzespiegel, insbesondere um die Han-Dynastie als Modelle des Tianxia erwähnt und hier in Form einer Prinzipdarstellung wiedergegeben:

Prinzipdarstellung eines Bronzespiegels als Tianxia-Modell

Trennung von Himmel und Erde, Jahreszeiten Trigramme, Hexagramme

Zu sehen sind die erwähnten neun Provinzen unter der Kontrolle des Großen Urkaisers Yu als drei mal drei Quadrate. Gemäß der Fünf-Elemente-Lehre wird der

  • nördlichen die schwarze, blaue (großes Yin, Wasser),
  • der östlichen die grüne (kleines Yang, Holz),
  • der südlichen die rote (großes Yang, Feuer),
  • der westlichen die weiße, silberne (kleines Yin, Metall) und
  • der mittleren, göttlichen Provinz als Shenzhou des Yu = Zhongguo, die gelbe Farbe (großes Yin, ERDE) zugeordnet. Dem Hexagramm kūn für die dunkle, empfangende Erde mit sechs durchbrochenen Linien steht das Hexagramm qián für den hellen, gebenden Himmel mit sechs durchgezogenen Linien im Zenit des Nabels im Zentrum komplementär gegenüber. Damit wird das Modell dreidimensional erfahrbar. Kunsthandwerklich wird der Nabel meist als Zierknauf oder Öse zur Befestigung einer Zierkordel oder eines Haltestabes gefertigt. Die Nomaden sehen in der modellhaften Befestigung der Erde ihren gewohnten Zeltpflock. Den Eindruck der Bemühung um Nähe und Distanz als geöffnete oder abweisende Stadttore vermitteln die T-förmigen Auskragungen in alle vier Himmelsrichtungen. Ob die vier L-förmigen Objekte gegenüber den Auskragungen, wie bei der mythischen Gestalt Nü Gua / Wa, die einen Winkel als erklärende Beigabe in Händen zu halten pflegt, ein weiterer Hinweis auf die irdische, viereckige Welt sein soll, muss hier offen gelassen werden.
    Hier hält Fuxi das eckige Winkelmaß für die quadratische Welt auf Erden und Nüwa / Nü Gua einen Kompass [eher: Zirkel] für die Richtungen im Himmelsrund
    Eine Assoziation mit der Swastika wird natürlich von allen bewusst vermieden, obwohl dem ganzen Modell eine dem Uhrzeigersinn entsprechende Drehbewegung durch die vier Winkel dann meist doch zugesprochen wird. Damit wird das Modell vierdimensional erfahrbar, was sich bereits durch die Abfolge der Jahreszeiten aufdrängt:
  • Frühling, Trigramm zhèn mit einer durchgezogenen und zwei durchbrochenen Linien,
  • Sommer, Trigramm mit einer durchgezogenen, einer durchbrochenen und einer durchgezogenen Linie,
  • Herbst, Trigramm duì mit einer durchbrochenen und zwei durchgezogenen Linien, und
  • Winter, Trigramm kǎn mit einer durchbrochenen, einer durchgezogenen und einer durchbrochenen Linie.

Das Kunstobjekt erfreute sich nicht nur in China großer Beliebtheit. Es symbolisiert im weiteren Sinne den Weltgeist, das Wissen, dient auf der spiegelnden Seite der kosmetischen Betrachtung, bei den Buddhisten der Dämonenvertreibung, bei den Hindus der Meditation. Das Zentrum wird auch als Haus, Tempel, Altar oder Heiligtum auf dem Götterberg Meru gedeutet.

Die Quadrate eins, drei, sieben und neun werden an ihren äußeren Ecken normalerweise von der runden Form verdeckt, sodass auf dem Spiegel‚teller‘ nur noch vier innere, V-förmige Restflächen erkennbar sind. (Nur hier sind sie in der Prinzipdarstellung noch sichtbar.) Zusammen mit den genannten T- und L- Strukturen ergab sich die Einordnung dieser Spiegel als sogenannter TLV-Typ. Er stellt ein Himmels- und Erdsymbol dar, wenn die runde Form als über der quadratischen Welt schwebend gedacht wird. Stellen die erhabenen Strukturen auf der runden Form Gebirge oder Landtiere dar, so muss von einem Erdsymbol, einer echten Tianxia-Darstellung ausgegangen werden.

Zu den Gebirgen oder den umgebenden Meeren hin wurde die eckige Welt auf Kartenwerken durchaus auch gerundet dargestellt.[15] Im Sinne einer alternativen Faktenfindung lassen sich die manchmal wolkenverhangenen Gebirgszüge als eine Übergangszone zum runden Himmel ausdeuten. Das gilt sowohl für die Luftspiegelungen in der Wüste, als auch für den verschwommenen Sichthorizont am Meer. Fata Morgana heißt auf Chinesisch ja „Stadt im Meer“, was ohne unbedingt an Venedig denken zu müssen, das Wesen der Sinnestäuschung verständlich macht.

Die dem Winternorden als Tiersymbol zugeordnete Schildkröte ist von einer Schlange umwunden und wird auch als „Schwarzer Krieger“ bezeichnet. Die Schildkröte mit der runden Rückenkalotte und dem viereckigen Bauchpanzer gilt den Chinesen selbst als ein Hinweis auf das Weltmodell.

In der germanischen Sagenwelt umspannt die Midgardschlange am Grund des Meeres den Erdkreis, nachdem sie sich in den Schwanz biss. Flut und Ebbe sind das Werk dieser Weltenschlange. Mit Hel und Fenriswolf gehört sie zu den drei germanischen Feinden der Welt. Vertraut hingegen klingen die entsprechenden Eckpunkte der Welt, Nordri, Austri, Sudri und Vestri. Was das Himmelsgewölbe anbelangt, so entspricht hier Ymir dem Pan Gu und die Weltachse, axis mundi, findet sich in der Irminsul und besonders der askr Yggdrasil genauso wieder, wie das fast global bekannte Feuerrad, die Swastika.

Nur leider kommt es in der Geschichte vor, dass sich manche dieser Bemühungen im wahrsten Wortsinne als ‚Versuch am untauglichen Objekt‘ erweisen. Die erwähnten Naturkatastrophen, ungünstige äußere und innere Umstände shì 势[勢], wie Palastintrigen, lassen die Wortfolge Tianxia dann zum Menetekel an der Wand werden. Wenn die Volksmassen nicht mehr gewillt sind, Herrschende zu unterstützen, dann gilt wieder:

Der Herrscher ist das Boot,
die gewöhnlichen Leute sind das Wasser.
Das Wasser kann das Boot tragen,
kann es aber auch umkippen.
Volksgut sinngemäß zitiert bei Xunzi.

Zyklische Krisentheorien[16] vom periodischen Niedergang und Aufstieg der Herrscherhäuser greifen diesen Grundgedanken auf. Für die Rote Armee ist es der Schlüssel zum Erfolg, sich nicht im „Boot“ über, sondern als „Fische im Wasser“ gemeinsam mit der gerecht zu behandelnden Bevölkerung zu bewegen. Dieses Gegenbild zur Soldateska trägt ihr in jenem Zeitraum viele Sympathien ein.

In dem historischen Roman Die Geschichte der drei Reiche Sanguo zhi yanyi findet sich die Spruchweisheit

Tiānxià dashi fēn jiu bì hé, hé jiu bì fēn,

wonach, sinngemäß wiedergegeben, Geteiltes wieder zusammen findet, während Vereinigtes eine Tendenz hat, wieder auseinander zu streben.

Bezogen auf die einander abwechselnden Phasen der im Vergleich kürzeren Reichsteilung und der wie ein Phönix aus der Asche jeweils wieder entstandenen längeren Reichseinheit ist dies die zweite zyklisch wiederkehrende Gesetzmäßigkeit im chinesischen Geschichtsablauf. Häufig wird Gu Yanwu s Betrachtung aus dem 17. Jahrhundert,

„Es gibt ein untergehendes guó und es gibt ein untergehendes tianxia.

herangezogen. Der Untergang des guó äußert sich nach Gu schlicht in der Änderung des Dynastienamens und der Umwandlung der Regierungsdevise (yìxìng gǎihào). Liang Shuming (1893–1988), der Historiker, Kulturalist und eine der Schlüsselfiguren des ländlichen Wiederaufbaus als Teil seiner Modernisierungsbestrebungen in den 1920-30er Jahren, betont bei Gu Yanwus guó vor allem den personalen Aspekt, das dynastische Herrscherhaus, den Fürstenhof, eher als den Staat.[17] Da cháotíng sowohl Königshäuser als auch die kaiserliche Familie umfassen kann, steht eine rangmäßige Zuordnung von guó zu König und tianxia zu Kaiser hier nicht im Vordergrund. Vielmehr betrifft der ‚kleine‘ Untergang eines guó Könige und Kaiser ohne Ansehen der Person und ohne Ansehen der Reichseinheit. Wahrende Kräfte sind die Minister, Großwürdenträger, kurzum der ‚Hofstaat‘ oder eben die Entourage.

Der in diesem Beitrag als ‚groß‘ bezeichnete Untergang ist bei Gu Yanwu nicht der Untergang einer kaiserlichen Dynastie, sondern das, ‚was uns alle angeht‘, das, wofür jeder Mensch einstehen müsste. Wenn Menschlichkeit rén und Gerechtigkeit nicht mehr gelebt werden, dann versteht das chinesische Denken darunter den Untergang des gesamten Tianxia'. In unserem Kulturkreis würde man vom ‚Untergang des Abendlands‘ als Kulturgemeinschaft mit religiösen Wurzeln sprechen.

Als das hier skizzierte Auf und Ab der Herrscherhäuser während der Zeit der kämpfenden Staaten zhanguo sich nicht nur auf ein einziges Land, sondern auf eine im chinesischen Denken immer als eher bedrohlich empfundene Vielzahl erstreckte, war die Not s o groß, dass selbst der Rat der Denker, der konkurrierenden Philosophenschulen an den Höfen gefragt war.

Hauptgrund war das Bestreben der Einzelstaaten guó, in der Fläche ungehemmt zu expandieren. Wenn in diesem ruinösen Verdrängungswettbewerb nur noch wenige Teilnehmer übrig bleiben, verschwinden die Verlierer unter Preisgabe ihres slogans und ihrer corporate identity als team player von der Bildfläche. Und wenn die Praktiker solch eines grausamen Krieges aller gegen alle zum künftigen Maßstab einer profitorientierten Leitkultur unter Blockierung aller vorher hochgehaltenen „convenience“ Grundsätze werden, dann ist dies die Aufkündigung des guten alten Tianxia. In dem wollten weder später Gu Yanwu, noch viel früher der von ihm ja wörtlich zitierte Gewährsmann Mengzi, Zustände wie diese haben: „Durch die Verkümmerung von Liebe [ren] und Pflicht [yi] bringt man die Tiere dazu, Menschen zu fressen; ja die Menschen werden einander noch auffressen.“[18] Erinnert der lässig nach unten gestreckte Daumen, der das Leben eines Menschen im Kolosseum besiegelte, nicht ein wenig an das Schriftzeichen 下 xià als Warnung?

Die noch zu Mengzis Lebzeiten im Vordringen befindliche Qin-Dynastie erkannte später, dass es ein ‚weiter so‘ im Interesse aller Beteiligter, und vor allem in ihrem eigenen Interesse, nicht mehr geben konnte. Auf diese Beweggründe spielt der hier zitierte Dialog aus dem populären Film Hero an. Nachdem die Hegemonialmacht Qin die Büchse der Pandora öffnete und das Gesicht der Medusa in Form der damals modernsten Militärtechnik hervorzog, um unter den zerstrittenen Staaten „Furcht und Entsetzen (shock and awe)“ zu verbreiten, war das Tianxia mit der flächendeckenden Errichtung dieses Einheitsstaates und der umfassenden Vereinheitlichung der Lebensverhältnisse zumindest schon befriedet píng tiānxià. Die gegnerischen Waffen werden vorbeugend eingesammelt, eingeschmolzen und zu Kolossalstatuen verarbeitet. Dann zwingt die auswärtige Bedrohung zu Schanzarbeiten an der Großen Mauer, in die die Zivilbevölkerung grausam eingebunden wird. Trotzdem ist im Selbsterhaltungstrieb des Tianxia angelegt, von einer ständigen Überforderung Abstand zu halten, ja die Fremden, wenn sie sich an die Regeln halten, zu sinisieren, also in China zu integrieren. Vielleicht hätte Konfuzius vor sich hin gesummt: „Innerhalb der Vier Meere sind alle Menschen unsere Brüder“ sìhǎi zhi nèi, jiē xiōngdì yě.

Wie noch auf dem Schriftzeichen wáng für den König zu sehen ist, steht vertikal über allen Bewohnern im Tianxia der Himmel und zum Beispiel mit Blick auf den Ahnenkult, vermittelnd dazwischen, der Herrscher als König oder Kaiser.[19]

Die Ausdehnung des Modells im Einzelnen

Bis 1911 erhielt der höchste Herrscher in China vom göttlich gedachten Himmel oder Himmelsgott den Auftrag, als Himmelssohn (chinesisch 天子, Pinyin tiānzǐ) die Angelegenheiten der Menschen zu gestalten. In seiner Doppelnatur als Oberster Priester und Kaiser verknüpfte er die scheinbar harmonisch geordnete Gegenwart des Himmels als einem moralischen Leitfaden mit dem ebenfalls geordnet zu haltenden Zusammenleben der Nahestehenden und der (Barbaren-) Völker als der ganzen Menschheit unter dem Himmel.

Er übte die tugendhafte Vorbildfunktion für die eigenen und anderen Ländereien und Länder aus, selber auf der höchsten Kulturstufe stehend. Um dieses ursprüngliche Zentralgebiet des Reichs der Mitte (als chinesisch 中国, Pinyin Zhōngguó spätere Selbstbezeichnung Chinas) lagerten sich aus chinesischer Sicht konzentrisch in absteigenden Zonen die weiteren politischen Einheiten des Tianxia mit jeweils abnehmenden Tributpflichten an:

Anerkennung durch Unterordnung wurde mit Schutzgarantien und Handelsprivilegien im Tianxia belohnt, wobei beide Seiten angemessene Tributgaben beisteuerten. Inmitten dieser sich laufend durch Aufnahme und Abspaltung, grobe theoretische Einteilung und akribische Registrierung in Präfekturen und Kreisen ändernden Binnenstruktur blieb der Kaiser in Zeiten der – errungenen – Reichseinheit (得天下 dé tiānxià) unter dem unwägbaren Himmelsmandat (天命 tiānmìng) der ruhende Pol, der irdische Polarstern auf dem Drachenthron, wenn ihn nicht gerade eine Inspektionsreise in das Tianxia außerhalb des Herrschersitzes führte. Sein Angebot zur Teilhabe an Kultur und Bildung in einem friedlichen Umfeld (平天下 píng tiānxià) war nicht als ein Kolonialismus gedacht, was auch die Handelsreisen des Admirals Zheng He unterstrichen.

Zheng He-Flotte, Modelle im Cheng Ho Cultural Museum, Malakka, Malaysia, Muzium Budaya Cheng Ho, Chinesisch: 郑和文化馆

Diese späteren Entdeckungsfahrten erweiterten kurz die Perspektive des Tianxia, dessen natürliche Grenzen der Wüsten„meere“ im (später: Nord-)Westen, der steinernen Hochgebirgs„meere“ im Norden (später Südwesten) und der beiden richtigen Meere im Osten und Süden bisher nur Handelswege zu Land (Seidenstraße) und die traditionellen Seewege überwanden.

„Zwischen den Vier Meeren“ (四海之内 sì hǎi zhī nèi) ist ein weiterer Ersatzbegriff für das geographische Tianxia. Bildlich gesprochen erblickt eine stets präsente Rhetorik im Drachenthron, beispielsweise in der „Halle der höchsten Harmonie“ oder im Bezirk des Himmelstempels den unserem Omphalos gleichen „Nabel“ der Welt,[20] während sie ihr „Dach“ in Tibet verortet. Wo aber von anderen Randzonen her der Kultur, und das heißt im engsten Sinne auch der Ackerbaukultur, ständig Konflikte drohten, bedurfte das Tianxia fester Grenzen, wie der bekannten Großen Mauer. Deren beide Tordurchlässe an ihren Extrempunkten im Osten und Westen lassen mit dem Ersatzbegriff „Zwischen den [zwei] Toren“ (关[關]内 guānnèi) die von Menschenhand geschaffene Ausdehnung des Tianxia erahnen, wie unten im Abschnitt Zitate erklärt wird.

Mit vier Eckpunkten angelegte Schutzmauern und Wallanlagen fanden sich beim Kaiserpalast, den früheren Herrschersitzen, den Wohnhöfen[21] und den frühen Städten. Deutlich zeigt dies noch das quadratische Schriftzeichen für

den Kartenplan, insbesondere traditionell: , vereinfacht: , und
den (Stadt–)staat des Altertums traditionell , vereinfacht: , guó, das es in vielen Wortverbindungen gibt.
  • Eine davon, das guójiā (国家), kehrte über das japanische Lehnwort kokka im 19. Jahrhundert nach China zurück: Für den modernen Staat als Völkerrechtssubjekt ist es der neue, direkte Gegenbegriff zum Tianxia.
  • Während andererseits der aus dem Japanischen shakai neu abgeleitete Begriff shèhuì (社会) als die Gesellschaft den Widerpart zum Staat guójiā (国家) bildet. Dieses neue Wort wird in der Gesellschaftswissenschaft im Zusammenhang mit dem Tianxia betrachtet, das gleichfalls im Japanischen Verwendung findet und dort tenka ausgesprochen wird.

Die Praxis in der ostasiatischen Sicht

Begriffsklärung, Übersetzung

Sinnbild des Kaisers ist seit mehr als 2000 Jahren der verwandlungsfähige Drache. Ein gutmütiges Fabelwesen, das sich klein machen kann, wie eine Seidenraupe und riesengroß. So kann es den Raum unter dem Himmel überblicken und auch in seinen Schatten hüllen.

Wappentier auf der späteren Flagge der Qing-Dynastie

Ähnlich verändert die Tianxia-Vorstellung im Laufe der Zeit ihre Gestalt, ja manchmal sogar ihren Ort. Und ihre Übersetzung folgt diesem Gestaltwandel. Für die aus dem ostasiatischen Beitrag übernommenen Überlegungen bietet es sich an, die Wortfolge Tianxia zu übersetzen als: „[Was] unter dem Himmel [ist]“,[22] Diese Übersetzung berücksichtigt angemessen die Doppelnatur von Tianxia: China-Weltreich/Welt und lässt sich leichter im Zusammenhang mit den anderen Hauptregionen verwenden. Zumal bereits frühzeitig direkte räumliche Gegenbegriffe zum Tianxia geschaffen wurden (Im Verständnis dieses Beitrags, sonst strittig).

Tianxia bei Chinesen und Mongolen, drei Ebenen

Eine ausgearbeitete Vorstellung vom Tianxia als Weltsicht hatte es nach bisherigem Kenntnisstand zur Shang-Dynastie nicht gegeben. Es wird angenommen, die ersten Ansätze zur Tianxia-Vorstellung lägen in der menschenähnlichen Gestalt vom Himmel in der Zhou-Dynastie. Jedenfalls ist sie insbesondere den ostasiatischen Völkern zu eigen. Hierzu gehören auch die nord- und zentralasiatischen Nomadenvölker im Allgemeinen und die Mongolen, die Tū Jué, oder die Hui He-Minderheit der Uiguren im Besonderen. Dort existiert eine mit dem Himmel des chinesischen Kaiserhauses als ‚Langlebiger Himmel‘ personifizierte ähnliche Vorstellung. Dieser Herrscher des Himmels Tengri, chin. Chēng Lí, wirkt auch als eine Art Schicksalsgott oder -geist, den heutzutage noch Schamanen mit Opfergaben verehren. Es heißt, solch ein personifizierter Himmel könne einen heldenhaften Stellvertreter auf die Erde entsenden, der als ‚Sohn‘ dieses Himmels, als ‚Erlöser‘ im Kampf gegen eine dort ebenfalls vorhandene feindliche Gegenwelt Ordnung herbeiführen kann. Die beiden Zonen der geordneten und der feindlichen, irdischen Welt bilden die Welt der Erde mit der Welt des Himmels darüber und der Welt unter der Erde. Das ist die Welt als Ganzes shìjiè in dieser „Lehre von den Drei Grenzen im Kosmos“ yǔzhòu. (Dreischichtiges Modell).

In historiographischen Materialien auf chinesischer Seite werde insbesondere der Herrscher des Volkes der Xiongnu als ein von Tengri erschaffener „Hunnenhäuptling“ oder „Vom Himmel eingesetzter Großhäuptling der Xiōngnú“ beschrieben. Seine Funktion als alleiniger, dem Himmel/Tengri Treue gelobender Stellvertreter, setzt sich fort, bis zu Genghis Khan, dem Oberhaupt des Mongolenreichs [Ménggǔ]dìguó. Die Parallele zur chinesischen Himmelsvorstellung sei für die Gelehrten sehr augenfällig. Uneinigkeit bestehe jedoch, welcher der beiden Seiten von der Schaffenskraft und dem Schöpfergeist her die ursprüngliche Initiative zukomme.

Von hier an gabelt sich die Tianxia-Vorstellung in die beiden chinesischen und nomadisch-mongolischen Verzweigungen mit ihren grundlegenden Unterschieden. Der Wichtigste liegt in der zweigeteilten Struktur: Erstens das vasallenhafte Treueverhältnis des Herrschers zum Himmel und zweitens sein Verhältnis zu den feindlich Gesinnten. Das ist gröber gerastert, aber auch viel robuster, als die entsprechende, festgelegte Ordnung der Chinesen:

Drei Hauptprinzipien

Der Hua-Yi-Gedanke

Das allerwichtigste ist im Zusammenhang mit dem sogenannten Sinozentrismus der Huá-Yí Gedanke, also der Unterschied zwischen den kulturell-technisch hoch stehenden Chinesen und den Yi-Barbaren. Der Gedanke ist schon zur Han-Zeit nicht neu, soll aber anhand des Schaubildes (blaue Schrift) nochmals verdeutlicht werden: Die Tianxia-Vorstellung verweist auf einen vom Kaiser des chinesischen Kaiserhauses beherrschten und nach fest gefügten, allgemeingültigen Ordnungsprinzipien in konzentrische Ringe eingeteilten Raum. Entgegen der Theorie werden die Abgrenzungen hier entsprechend den natürlichen Gegebenheiten graphisch abgerundet dargestellt. Das als Zentrum des Tianxia unter den königlichen Feudaldynastien der mittleren Ländereien zhōngguó direkt zugeteilte Gebiet wurde, altüberlieferten Namen folgend, als Xià, Huá, zhōngXià, zhōngHuá, zhōngguó usw. bezeichnet. Im Unterschied dazu bilden die Gebiete im Umkreis, wie die „Vier Gegenden“ sìfāng, die 10000 Staatswesen wànbāng, die Yi usw. durch ihre räumliche Einschränkung bereits früh direkte Gegenbegriffe zum scheinbar allumfassenden Tianxia. Wenn sich aber diese Gebiete den Ordnungsgrundsätzen der Herrschaft des Kaisers von China unterstellten, dann seien sie akzeptiert und aufgenommen. Dieser Integrationsprozess geschah bereits zur Zeit der Königsherrschaft unter den Zhou.

Schaubild zum Einflussbereich Tianxia des chinesischen Kaiserreichs von der Hàn bis zur Qing-Dynastie

So umfasst der Bereich zhongguo zur Han-Zeit das Gebiet des Kaisers, seines Hofes mit der Beamtenschaft, der umgebenden Zivilbevölkerung, die den Riten und dem Rechtssystem der Han folgen und die früheren HuáXià im Zentrum zhōngyāng, gefolgt von den inneren Vasallenstaaten, den nèichén. Zwar reichten auch die „Äußeren Untertanen“, die wǎichén und cháogòngguó an die Tugendkraft der Han heran, gehörten aber schon zu den Territorien der Yi-Barbaren. In jedem Fall gilt dies für die unbeeinflusste huàwài-Gegend. Davor befand sich, wie gesagt, der chaogongguo-Gürtel als Teil der Yi-Barbaren.[23]

Das chaogongguo-System

Neben dem trennenden Hua-Yi Gedanken ist dies das zweitwichtigste Grundprinzip:

  • Sich als Vasallenstaat formal in ein Abhängigkeitsverhältnis begeben, was aber nicht die Souveränität anderen Staaten gegenüber berührt.
  • Schutzgarantien gegen Anerkennung der Oberherrschaft des – nach unserem Sprachgebrauch – Suzeränstaates, periodische Tributleistungen an diese Zentrale und weitere Gegengaben.

Das cefeng-System

Aufgrund der fortlaufenden zentrifugalen Erweiterung des zhongguo bis zur Herausbildung eines gemeinsamen Kulturkreises und Wirtschaftsraums nach der Einigung und Vereinheitlichung unter den Qin wird dieses Zhongguo als „Tianxia“ etikettiert.

Die Expansion in der Neuzeit führt dazu, dass die Qing-zeitlichen Tributstaaten chaogongguo in besondere, registrierte Vasallenverhältnisse, den cèfēng, aufgenommen werden. Wieder handelt es sich um Verträge, die ein Staat mit einem anderen Staat abschließt, wobei die Gebiete unter der Oberhoheit eines Herrschers aus der Peripherie direkt die Ordnungsgrundsätze hinsichtlich der Herrschaftsausübung vom Kaiser von China erhalten.

Der Effekt dieser weiter gefassten Beziehungen liegt in einer erweiterten Tianxia-Vorstellung, die es ermöglicht, allerlei Völkerschaften aus der Peripherie im inneren Bereich zu absorbieren. Aus diesem Grund bewohnen gegenwärtig weit über 50 anerkannte nationale Minderheiten als Staatsbürger mehr als die Hälfte des heutigen Staatsgebietes, was ihm trotz der deutlichen Präsenz der Han, der ethnischen Chinesen, das Gepräge eines Vielvölkerstaates verleiht.[24]

Drei Hauptregionen

Land der Mitte

Geographisch umfasste zhongguo den gesamten Einzugsbereich des Gelben Flusses Huanghe, die chinesische Wiege der Kultur, in deren Umkreis sich feudale Lehensfürstentümer entwickelten. Sie hatten sich zur Zeit der kämpfenden Staaten zhànguó zu großen Territorialstaaten dàguó verdichtet und gingen mit der Qin-Han Zeit in einem geeinten Kaiserreich auf. Dieses Tianxia bezieht sich auf das monolithische Festlandasien, das so genannte (engl.:) Mainland. Da für die übrigen Ostasiaten nicht in gleicher Weise die Zentralität im Flächenraum kennzeichnend war, konzentrierten sie sich beispielsweise auf den Zeitablauf.

Land der aufgehenden Sonne

Japan als ein weiterer „Ort der Kraft“ wusste sein Defizit als Randlage zum Zentrum durch seine Nähe zum zeitlich früheren Sonnenaufgang auszugleichen. Und dass mit dem Ursprung der Sonne – die Sonnengöttin Amaterasu als Ahnherrin der Kaiserlinie sei nicht vergessen – wieder ein starker Bezug zum Himmel hergestellt wird, ist für die Legitimation des Königs von Wa (altertümlich für Japan, chinesisch: Wō), der im Text zitiert wird, nur von Vorteil. (Das gegenüber der Festlandsmasse fragmentiertere Inselarchipel kannte auch ein Mittleres Land Chūgoku, welches aber im allgemeinen Bewusstsein keine vergleichbare Rolle spielte.) Hier geht es insbesondere um Honshū, Shikoku, Kyūshū und Gebiete der Ainu-Volksgruppe (z. B. Hokkaidō).

Land der Morgenfrische und Vietnam

Westlich von Japan liegt Korea, als Halbinsel mit vielen natürlichen Grenzen. Das „Land der Morgenfrische“ positioniert sich zwischen den beiden bisher Genannten und wird ergänzt um das auf der indochinesischen Halbinsel am Küstenstreifen östlich der Bergkette Gīāi Tru’o’ng So’n gelegene Vietnam.

Drei Fundstellen aus der Geschichte

Legenden und Mythen

Auf den koreanischen Mythos von der allumfassenden Gottheit Hwanin, deren Himmelssohn Hwanung/Huanung mit einer Sagengestalt den Dangun/Tangun zeugte, wird hingewiesen. In Südsibirien ist er auch den Tungusen vertraut. Der Gija Joseon zog gegen Ende der Zhou-Dynastie aus und begründete als König Tongmyǒng das altkoreanische Chosôn-Königreich.

Beispielhaft genannt wurden nach der erst mündlich überlieferten Legende von Vietnam, ein Nachfahre aus dem Geschlecht Kaiser Yans (der Urkaiser Shennong 2732 v. Chr.) [Jiang Luxu], der König von [Jingyang], der Ahnherr der Zentral-Vietnamesen, [Luo Changlan], Herzog von [Luolong], und [Gou Jian] 496-465 v. Chr., König von [Luo] oder [Xiong], einer der fünf Hegemonen aus Chinas Chunqiu Zeit und [Gou Jian], König von Viet, im chinesischen Annalenwerk honorifiziert als Si Xing, im Vietnam-Annalenwerk als [Luo Xing]...

Archäologische, paläographische Belege

Die Vorstellung vom Tianxia ist in Japan frühestens [25] in der Kofun-Periode (400-538), der so genannten Tumuli- oder Grabhügelzeit in Erscheinung getreten. Als Befund wird die Inschrift einer eisernen Schwertklinge im Eta-Funayama-Kofun, fertig gestellt um das fünfte Jahrhundert, mit dem Fundort im Umkreis von Kumamoto, angegeben. Dort taucht bereits im Bezug auf König Bu die Wort- und Silbenfolge „Tenka“ auf.

In der koreanischen Inschrift der Gwanggaeto-Stele, die 414 König Jangsu für den Gwanggaeto / Kwanggaet'o reg. 391-413, 19. König der Goguryeo / Koguryǒ errichtet hatte, verwendete Goguryeo die eigene Regierungsdevise „Yongle“ zur Niederschrift, was auf eine abgesonderte Tianxia-Vorstellung schließen lässt. In einen anderen Inschriftenträger eines buddhistischen Tempels wurde geschnitzt: „Der Kaiser sprach als Edikt aus...“ oder „Eure Majestät, der Kaiser...“

Historiographische und textkritische Belege

  • Im Zuozhuan, im Guoyü und anderen Geschichtswerken setzte die Verwendung des Begriffs Tianxia ein.
  • Beglaubigungsschreiben des Wa/Wae-Königs in Japan um das Jahr 607 an den Sui-Kaiser Yang gerichtet: „Himmelssohn vom Ort der aufgehenden Sonne“.
  • Japanisches Chroniktagebuch des Kujō Kanezane 1164–1203: „Das Tenka ins Leben rufen“.
  • Japanische Chronik des Gidō Shūshin 1325–1388: „Tenka-nin“.
  • [engl.: Chronicles of the Authentic Lineages of the Divine Emperors] des Jimō Shōtōki entstanden um 1338–1341: Bezug auf die Stellung von Japans Monarch kokuō, das ten (wohl Ersatzbegriff für Tenka) zu beherrschen. Eine Vorstellung, die der Shogun Ashikaga Yoshimitsu zur Bestimmung seiner Stellung im Machtgefüge in Erwägung zog.
  • Im Zuge der Kritik an der neokonfuzianischen Vernunftlehre in der Endphase der Ming-Dynastie wird eine verkürzte Textstelle aus dem Daxue-Kapitel im Liji von Wang Fuzhi gewürdigt:

「修身、齐[齊]家、治国[國],平天下.」

Zitat: in Kurzform.

Pinyin:

Xiūshēn, qíjiā, zhìguó, píng tiānxià.

Deutsch:

„Sein Selbst kultivieren,
die Familie geordnet halten,
das Land regieren und
das Tianxia in Frieden halten.“

Zitat: in Kurzform.

Ausführlicher:

「身修、而后[後]家齐[齊],家齐[齊],而后[後]国[國]治、国[國]治、而后[後]天下平.」

Buch der Riten (Li Ji): Da Xue.

Übersetzung:

“...Their persons being cultivated, their families were regulated. Their families being regulated, their states were rightly governed. Their states being rightly governed, the whole kingdom was made tranquil and happy.”


„...wenn die Persönlichkeit gebildet ist, dann erst wird das Haus geregelt; wenn das Haus geregelt ist, dann erst wird der Staat geordnet; wenn der Staat geordnet ist, dann erst kommt die Welt in Frieden.“

Buch der Riten: (Li Gi, Da Hüo, übersetzt von James Legge und Richard Wilhelm)

「亡国、亡天下.」

Zitat: in Kurzform.

Pinyin:

Wángguó, wáng tiānxià.

Und Gu Yanwu, erkennt, ein
„untergehendes guó “ [was nach einer Meinung hier eher als das 'Herrscherhaus' und nicht als der 'Staat' zu übersetzen wäre]
stehe nicht für ein
„untergehendes Tianxia“. Die in China etablierte Tianxia-Vorstellung stand vereinfacht gesprochen drei Herausforderungen innerhalb von China und in den genannten Bezugsregionen gegenüber:

Drei Herausforderungen der Tianxia-Vorstellung

Gleichzeitige Übernahme innerhalb Chinas

Als in der Zeit der Nord- und Süd-Dynastien (5. bis 6. Jahrhundert) im Inneren Chinas zhongguo zur gleichen Zeit konkurrierend mehrere Kaiser huángdì in Erscheinung traten, versank die Politik des Tianxia in Zersplitterung. Ähnliches gilt für die Zeit der beiden Kaiserhäuser während der Nördlichen und Südlichen Song-Dynastie. Diese Teilung bescherte zum Beispiel Korea doppelte Vasallitätsverhältnisse. Die nördlichen Liao, Jin und andere Kaiserreiche dìguó verwendeten das Pattern der chinesischen Tianxia-Vorstellung.

Gleichzeitige Übernahme in Bezugsregionen

  • Japan: Anzeichen eines besonderen „Tianxia, das mit der chinesischen Welt nicht im Einklang steht“ sind die erwähnte Schwertinschrift und später die Selbstbezeichnung „Himmlischer Sohn“ des Wa-Königs um 607. Mit Einführung des Systems der Gesetze und Dekrete ritsuryō-sei im siebten Jahrhundert dringt die Tianxia-Vorstellung chinesischen Musters als Tenka weiter vor. Der neue Begriff der tenkakōmin als Normadressaten verweist darauf. Analog zum Tianxia werden für das Tenka als grundlegend erachtet:
  • Bestimmter Mittelpunkt von Verwaltung und Staatlichem als Ordnungsrahmen.
  • Himmlischer Kaiser Tennō als Herrscher.
  • Umgebende Peripherie, analog zu den Yi. Fremdvölker, die nicht unter direkter Kontrolle stehen.
  • Wahrende Funktion für Staat(-en) mit Recht und Ordnung.
  • Gegengewicht zu lokalen Partikularkräften.

Nach einem Niedergang für das Tenka unter der Heian-Zeit (794-1192) erschien die Gründung des ersten Shogunats durch Minamoto no Yoritomo etwas überschwänglich als „das Tenka ins Leben rufen“. Diese Tenka-Vorstellung leitete über zu strukturellen Veränderungen (chitsujo, kokka, hōsei). Aber selbst wenn Minamoto no Yoritomo die Intention gehabt hätte, Lordkönig ōsha zu werden, ließ die zeitgenössische Verteilung der Zuständigkeiten und Kontrollkompetenzen zwischen einem Tennō und einem ōchō alle Hoffnungen auf einen neuen Tennō als Tenka-Oberverwalter shūsai schwinden.

Mit dem Sieg des Kamakura-Shogunats (1192–1333) gewinnt die Tenka-Vorstellung erneut Auftrieb: Tenka und Nihon (Sonnenursprung) verschmelzen bei gleichzeitigem Erstarken der Samurai immer weiter. Eine Entwicklung, die der chinesischen Verbindung von Tianxia und Zhongguo zur Qin/Han-Zeit entspricht. Wird im einen Fall auf „Tenka ittō“ verwiesen, etikettiert der Text auch bei China ganz klar: „Tianxia zhi tongyi“ = die Reichseinigung. Der Krieg des Reichseinigers Toyotomi Hideyoshi 1536–1598 gegen Korea 1592–1595/8 galt in der Sicht des Textes nicht nur der Halbinsel, sondern auch dem Tianxia, das beherrscht sei von der „Tang-Dynastie (Ming-Dynastie)“, von den „südlichen Man (verschiedenen Ländern Europas)“.

  • Korea: In älteren Zeiten der Staaten Goguryeo / Koguryǒ 37 v. Chr. bis 668, Silla 57 v. Chr. bis 935 und Baekje / Paekche 18 v. Chr. bis 660, insbesondere in der Periode des Königreichs der Gorjeo / Koryǒ-Dynastie 918-1392 hatte das koreanische Herrscherhaus die Vorstellung, Korea sei das alleinige Zentrum des Tianxia. Ein Koreazentrismus, der in der Periode nach Koryǒ unter Einfluss der neokonfuzianischen Vernunftlehre Lixue aus dem China des 11.–12. Jahrhunderts vermehrt Kritik erfuhr. (xiǎo zhōngHuá, xiǎoHuá).

Trotzdem gibt der Text das Resümee: In Korea hat in der Geschichte am wenigsten die Tianxia-Vorstellung Verwendung gefunden. Weil Korea für eine lange Zeit das chinesische Kaiserhaus als das Zentrum des Tianxia ansah.

  • Vietnams Tianxia-Vorstellung und Nationalbewusstsein begann sich im 13. Jahrhundert unter den Einfällen der Yuan-Dynastie zu entwickeln. Genannt werden als Vorläufer der Monarch Lý Tổ reg. 1009–1028, der die zentralisierte Politik der Tang und Song als Vorgabe für sein Dai Viet übernahm und Nhà Tran 1225–1400, der die Yuan-Dynastie besiegt hatte. Die Tianxia-Vorstellung erwies sich als hilfreich, um Gebietsansprüche bei den Gebirgsketten im Norden (Guangxi, Guangdong) geltend zu machen. Bis zur Unabhängigkeit von der Ming-Dynastie 1428 sei Dai Viet mit den Han, Tang, Song, Yuan und jedem Kaiser eins gewesen, wie ein Gelehrtenliterat zitiert wird. Ende 18. Jahrhundert wird Nam Viet von offizieller Seite verschwiegen. Danach ist es zweigeteilt und Tianxia weist nur auf eine Welt shìjiè mit dem Gebiet unter der Herrschaft des Kaisers huangdi der Lê-Dynastie als Zentrum.

„Sowohl als auch“ und Sonderwege

Außen- und innenpolitische Rücksichtnahmen.

  • China: Kaiser und Khan.

Der Tang-Kaiser Taizong des Imperiums der Mittleren Blüte Zhonghua diguo huangdi wurde wegen seiner engen (Bluts-)bindung an den Volksstamm der Xiānbēi von verschiedenen Staaten der Nomadenvölker im Norden als „Himmlischer Khantiān kèhán bezeichnet, was es bei den Xiongnu noch nicht gab. Wohl aber bei den Xianbei. Bruderschaftliche oder Adoptiv-Bindungen als auswärtige Beziehungen bestanden auch zwischen der Song-Dynastie und den Liao u. a.m.

  • China: Hua und Yi.

Der Untergang der Ming-Dynastie und der Rollenwechsel von Hua [für China] und Yi [für Barbaren] übten angesichts der Realität, dass die Qing-Dynastie als ursprüngliche Yi-Di Barbaren (konkret: Mandschuren) nun über China zhongguo verfügten, wiederum einen immer größeren Einfluss auf die Tianxia-Vorstellung aus.
Wie Gu Yanwu als Zeitgenosse beschreibt, stehe ein
„untergehendes/unterjochtes Land“ wáng guó
nicht für ein
„untergehendes Tianxia“, wang tianxia
folglich sei die Dynastie der Qing, die zu den Yi-Di Barbaren gerechnet wurde, als eine Kaiserliche anzusehen, die ebenso das Tianxia der chinesischen Kultur zhonghua wènmíng fortzusetzen und zu wahren vermag. Trotz zunehmender Kritik an der Tianxia-Vorstellung konnte zu diesem Zeitpunkt das Chinesische Kaiserreich Zhonghua diguo noch als das Zentrum zhōngxīn des Tianxia angesehen werden.

  • China:

Die Lasten, die sich aus den Ungleichen Verträgen nach dem Ersten Opiumkrieg ergaben, wurden den Volksmassen als ‚Spende‘ des Kaisers an einzelne Länder erklärt.

  • Japan: König und Großkönig

Der König Bu entsprach dem chinesischen Kaiserhaus als Vasall, bezeichnete sich selbst innerstaatlich gar als ein chi tenka daiō „Das Tenka beherrschender Großkönig“.

  • Korea: Loyal und national eigenständig

In der Frühphase der Goryeo/Koryǒ-Zeit wurde die Regierungsdevise des chinesischen Kaiserhauses und Goryeos eigene Regierungsdevise abwechselnd verwendet. Zur Song-Zeit standen die Regierungsdevise der Nördlichen Song-Dynastie und – teils – mit Vorrang die der Südlichen Song-Dynastie zur Auswahl bereit.

Herrscher Sejong der Große aus dem Hause Lee der Joseon/Chosǒn-Zeit 1397–1450 reg. 1418–1450 brachte einerseits die idealtypische Herrschaft nach dem wangdao (legitimer, humaner Weg der königlichen Regierung) zur Entfaltung, andererseits legte er eine zwar konfuzianische, aber nationale Politik mit der Ausarbeitung der richtigen 'Lautschrift zur Unterweisung des Volkes' fest.

Dass zu Zeiten Sejongs in der Joseon/Chosǒn-Epoche die Nüzhen, in Japan Tsushima, Iki, Matsura, Ryūkyū u. a. Länder herbeikamen, um dem Kaiserhof Tribut zu entrichten, erklärt, dass die Tianxia-Vorstellungen mit China als Hegemonialmacht zhǔ und mit Korea als Hegemonialmacht beide zur gleichen Zeit existierten, während es sich in derselben Zeit auch noch begab, dass [dem Kaiser von China vorbehaltene] Zeremonialveranstaltungen für die Himmelsopfer abgehalten wurden. Weiterhin bekräftigte in Korea die Rezeption der dort als heterodox angesehenen Lehre des Wang Yangming den Eindruck, China habe sich während der Qing-Dynastie „der Kontrolle der Yi-Di unterworfen“. Dies stärke Korea in dem Glauben, unter dem richtigen Einfluss der legalen und orthodoxen Regierungsausübung zhèngtǒng zu stehen. In der Folge schien es legitim, sowohl China, als auch Korea gleichzeitig als Zentrum des Tianxia anzusehen.

Als Korea in der Periode der Qing-Dynastie mit dem cèfēng-Verfahren zu tun hatte, gab es Gelehrte mit Wissen, die darauf einwirkten, die Regierungsdevise des [letzten] Kaisers der Ming-Dynastie, Chongzhen mit der Regierungsdevise der Qing-Dynastie zusammen zu verwenden.

  • Vietnam: Einheit und Vielfalt der Gottheiten und Landesbezeichnungen

Unter dem gemeinsamen Tianxia wurden die früheren Gottheiten des Buddhismus, des Daoismus und die Götter Vietnams in gleicher Weise verehrt. Als der Kaiser in der Tianxia-Vorstellung Vietnams mit der Idee der vietnamesischen Gottheit verschmolz, kam die vom Volksglauben, auch aus nationaler Überzeugung gestützte Tianxia-Vorstellung deutlich zum Vorschein.
Einerseits wurde zwar der Qing-Dynastie wunschgemäß gemeldet, die Landesbezeichnung sei „Vietnam“, obwohl eigentlich „Nam Viet“ die favorisierte Option war. Als „Nan Yue“ hätte „Nam Viet“ doch vermessene Ambitionen auf das chinesische Gebiet Guangxi/Guangdong zu erkennen gegeben. → 2.5.2. Andererseits lautete die eigene Landesbezeichnung Dai Nam, also Groß-Nam…

Drei Grade der Ausdehnung

Selbstbestimmte Begrenzungen

  • China: Die früh mit sifang, wanbang oder Yi bezeichneten Gebiete als Gegenwelten, teils mit Übergangszonen und Erschließungsräumen der Grenzreviere und Wehrkolonien sind Ausfluss, und zugleich Limitierung der Tianxia-Vorstellung. Ganz im Sinne des exklusiven Hua-Yi-Gedankens, der unter der Ming und Qing-Dynastie weiter verfeinert wird (ständiges Revirement), wie das Schaubild zeigt:
Schau­bild zum Einfluss­be­reich-Tian­xia des chi­ne­si­schen Kaiser­reichs seit der Hàn-Dy­nastie, hier mit dem Schwer­punkt Qing-Dy­nastie

Die wechselseitigen Beziehungen auf politischer Ebene zwischen den sogenannten Handelsstaaten màoyìguó und dem Kaiserreich der mittleren Blüte zhongHua diguo sind nicht ausgeprägt. Es geht einfach um Staaten mit denen freundschaftlicher Umgang, sowie Handelsbeziehungen gepflegt werden. Zu chaogongguo siehe chaogongguo, zu cefeng siehe cefeng. Bei den Vasallenstaaten fānshǔ handelt es sich um eingeteilte Kontrollgebiete der nicht-chinesischen Fremdvölker. Betraut ist damit das 'Amt für Außenländer' Lǐfānyuàn.

Tǔsi und tǔguān sind offiziell ernannte Beamten auf lokaler Ebene, die als hochrangige Führungskräfte der nationalen Minderheiten wirken, mit der Vorgabe, einen indirekten Herrschaftseinfluss auf von nicht-chinesischen Volkschaften besetzte Positionen auszuüben. Brauchtum und Sitte der Fremdvölker fanden unter der Vorherrschaft der tusi und tuguan bei den örtlichen Einwohnern Anerkennung, während gleichzeitig ebenfalls die Han-Nationalität eine „impansive Assimilierungspolitik mit Bodenmelioration“ betrieb.

Die in der hanzeitlichen Hua-Yi-Ordnung gezeigten Sektoren der chaogongguo, der angegliederten fanbu, tusi, tuguan u. a. kommen im Großen und Ganzen dem wàichén gleich. Zhongguo und dìfāng sind der so genannte Zhongguo-Sektor. Im Hua-Yi-Konzept bis hin zur Ming-Dynastie wird überhaupt nicht zum Ausdruck gebracht, ob die Manchu im nordöstlichen Teil Chinas ein Teil des zhongguo seien.

In der Qing-Dynastie werden die Manchu überdies wieder nicht als Vasallentyp eingruppiert, sondern regierungsunmittelbar beherrscht, wodurch sie als 'Regio' difang aufgenommen werden. Als die Herrschenden der Qing-Dynastie innerhalb der nomadisierenden Bevölkerung der Vasallenstaaten fanshu unter Verwendung der dem chinesischen Kaiser rangmäßig entsprechenden Bezeichnung „Khan“ auf Anerkennung stießen, sind die kaiserlichen Herrscher der Qing ohne Vorbehalt dann dem gesamten Tianxia nahe gekommen.

  • Japan: In den Außenbeziehungen der Tenka-Vorstellung mit Japans Inselgruppe als Zentrum setzte sich die analoge Anwendung der Hua-Yi Ordnung fort in der Verkündigung der Abschließungspolitik gegen die Fremden (sakoku) 1639. Die rigide Vorgabe dieses Isolationismus' umfasste den Zeitraum von 1635 bis 1641, bzw. 200 Jahre.

Unbestimmte Begrenzungen

  • Ganz anders orientiert war der Bereich der Nomadenvölker unter den Mongolen: Er erstreckte sich von der heutigen Halbinsel Kamtschatka bis hin zum Marmarameer und ist theoretisch grenzenlos, da die Einwirkung auf die Welt der feindlich Gesinnten endlos weiter gehen kann. In den fortlaufenden Dokumenten zu den auswärtigen Beziehungen zu Zeiten des mongolischen Imperiums diguo wird häufig die Forderung erhoben, die Menschen auf Erden mögen sich der Kontrolle des mongolischen Großkhans unterstellen.

Diese Tianxia-Vorstellung umfasse den „Boden tǔdì, der zu Pferde zugänglich ist“, oder den geographischen „Raum vom Sonnenauf- bis -untergang“. Im Zusammenhang mit einem Yuan-Kartenwerk wird gar auf eine beabsichtigte Konvergenz des bereits bekannten euroasiatischen Festlandkontinents mit Afrika als Weltsicht hingewiesen. So erscheint auch die Bezeichnung des Khans als „ozeangleicher Herrscher“ nur zu verständlich.[26] Diese Weltsicht gleicht in ihrer außerordentlichen Barrierefreiheit und Robustheit nicht der entgegengesetzt anderen Hua-Yi Weltsicht chinesischer Ausprägung.

Dann wird wieder eingeräumt, die Yuan hätten den Hua-Yi Gedanken doch differenzierter angewendet. Nach der Sui/Tang-Dynastie seien die Yuan nämlich die zweiten Einiger des Tianxia. Die äußere Einigung brachte es in der Hauptphase ihrer Herrschaft auf politisch-administrativer Ebene mit sich, dass z. B. die Leute des Südens, (ursprünglich Bevölkerung der Südlichen Song, [landsmannschaftliche] Kreise südlich des Langen Flusses (Jangtsekiang)) von den Han-Leuten (ursprünglich Bevölkerung der Jin-Dynastie, Personen nördlich des Hua[-Flusses]) auseinandergehalten wurden.

Nach jüngsten Forschungsaussagen bedeute die Länderbezeichnung des Mongolischen Reiches [Ménggǔ] diguo im eigentlichen Sinne „Kollektiv oder Horde der Mongolen“ ohne geographische Vorstellungen mit einzuschließen.

  • China: Hiernach fügte man zur Ming-Dynastie in Annäherung an strukturelle Überlegungen aus der Zeit des Qin/Han-Imperiums die Zhongguo- und Tianxia-Vorstellung [wieder] zusammen und harmonisierte sie zugleich mit dem vorangegangenen Konzept: Ein Denkansatz in Richtung auf eine weltweite shijie Ausdehnung zeichnete sich kurzfristig ab. Ebenfalls konsolidierend wirkt in diesem Zusammenhang folgende Passage:

„Die Länder jenseits des Horizonts und an allen Enden der Welt, sie alle sind Untertanen geworden – die westlichsten aller Länder im Westen und die nördlichsten aller Länder im Norden, so weit sie auch entfernt sein mögen.“

Teil einer Inschrift: Zu finden auf einem von Admiral Zheng He im Jahr 1431 in Ch'ang Lo an der Mündung des Jangtse errichteten Gedenkstein.

[27]

Tatsächlich war das direktere Einflussgebiet der Ming Ende 16. Jahrhundert etwa um 20.600.000 km² kleiner, als das der Mongolen und um 8.800.000 km² kleiner, als das der Yuan-Dynastie.

Fremdbestimmte Begrenzungen

Auch die Expansion des Tianxia zur Tang-Dynastie stieß schnell auf andere Herausforderer: Im Verlauf der Schlacht am Talas 751 n.Chr. traf das Imperium der Mittleren Blüte zhonghua diguo auf das Kalifat der Abbasiden des Islamischen Imperiums Yīsīlán dìguó Ābásī wángcháo, welches im Westen hinsichtlich des diplomatischen Rangs und der militärischen Stärke an Einfluss und Gewicht durchaus ebenbürtig war...

Kaiser Qianlongs (reg. 1735/6-1796) „riesiges Territorium, reich an Bodenschätzen“ als Basis eines autarken Binnenmarktes wird Objekt der unilateralen 'Ungleichen Verträge'...

Wandel und Ausblick

In der Wahrnehmung der Tianxia-Vorstellung als Ganzes (Hua-Yi Ordnung, cefeng-System und chaogongguo-Tributsystem) beginnt mit dem Zeitpunkt des Jahres 1793, als der englische Gesandte George Macartney nach China entsandt wurde, eine Veränderung einzutreten.

  • Vorbereitung von späteren Handelsverträgen auf der Grundlage souveräner Gleichberechtigung nach europäischer Diplomatie.
  • 'Hauptamt für die generelle Verwaltung der auswärtigen [Handels-] Angelegenheiten [mit den verschiedenen Staaten]' Zǒnglǐ [geguó shìwù] yámén 1861.
  • Reflexartiger Ausstieg Koreas aus den cefeng-Beziehungen nach der Niederlage Chinas im Ersten chinesisch-japanischen Krieg 1898.

Randbemerkung

(Meistens wird im hier zugänglichen Schrifttum der Akzent bei möglichen Wendepunkten in der chinesischen Weltwahrnehmung etwas anders gesetzt. Es wird häufig auf die bei Hofe vermittelten überragenden, aktuellen naturwissenschaftlichen Kenntnisse hinsichtlich Astronomie und Geographie durch die später nicht mehr konfliktfreie Präsenz der Jesuiten hingewiesen, die unangenehme, neue Übung bilateraler Verträge mit Russland, z. B. Vertrag von Nertschinsk bereits 1689 oder Vertrag von Kjachta 1727 erwähnt und bei der hier genannten Macartney-Mission deren Scheitern durch die Zurückweisung Kaiser Qianlongs angesprochen. Weiter wird die hier als gleichbleibend intensiv vorausgesetzte Handhabung des Tributsystems je nach Dynastie und deren Auseinandersetzung mit den Fremden z. B. unter den Sui, Tang, Song und andererseits der mongolischen Yuan-Dynastie differenzierter gesehen. Dem sollte hier das Kapitel Drei Herausforderungen der Tianxia-Vorstellung wenigstens in Ansätzen gerecht werden. Der Kontakt mit den seefahrenden Völkern aus Arabien, den Spaniern, Holländern, Engländern und insbesondere den Portugiesen mit ihren Stützpunkten in Macao oder auf Formosa wird einen Einfluss, in welche Richtung auch immer, auf das Tianxia-Weltbild gehabt haben.)

Der im ausgehenden 19. Jahrhundert in England akkreditierte Botschafter der Qing-Dynastie, Xuē Fúchéng (1838–1894) gestaltete die Idee eines zwischen zhongHua und Yi-Di unterscheidenden, somit „Hua und Yi isolierenden Tianxia“ um, hin zu dem Gedanken eines „China zhongHua und das Ausland waiguo als Kategorie verbindenden Tianxia“, in dem die beiden Beteiligten gleichwertige Beziehungen aufrechterhalten.

Die Diskussion, wann das ostasiatische System der auswärtigen Beziehungen beendet war, ist immer noch im Gange. Mit der Generalklausel „Western Impact“ xīfāng chōngjí ist es die Betreibung der Verwestlichungsbewegung Yàngwù yùndòng nach dem Opiumkrieg, die dazu führte, dass dieses System dem Zusammenbruch entgegensteuerte. Gleichwohl tritt unter dem Einfluss der Weltsystem-Theorie (The Modern World-System, drei Bände, 1974, 1980, 1989 deutsch: Das moderne Weltsystem) des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Immanuel Wallerstein der japanische Historiker Hamashita Takeshi für die „chaogong-System Lehre“ ein und meint hauptsächlich unter dem Blickwinkel der Wirtschaftsgeschichte, das autarke Handelssystem der ostasiatischen Gebiete könne (huì) nicht unter den Einfluss des „Western Impact“ geraten sein, selbst wenn danach der Handel nach europäischem Muster gänzlich vorgedrungen wäre, so konnte (néng) doch der status quo aufrechterhalten werden.

Im Zeitalter der Globalisierungs-Diskussion haben diese historischen Überlegungen teils immer noch Relevanz. Als ein Beispiel sei auf die Darlegungen eines früheren Botschafters anlässlich seines Gastvortrags in den Vereinigten Staaten hingewiesen.[28]

Drei Welten, drei Tiger und drei Ecken

Die weitere Entwicklung des chinesischen Weltverständnisses gibt zwar einen deutlichen Rückzug vom historischen, geographisch fassbaren Zentralanspruch zu erkennen, die individuelle Ausprägung der Intensität in den Außenbeziehungen lässt allerdings durchaus Spielraum für Ausgestaltungen im Sinne angeblich „obsoleter“ Konzepte zu. Modell- und damit auch „Vorbild“-charakter gewinnt immer noch jene aus legalistischen und konfuzianischen Quellen gespeiste Strahlkraft, die auch auf das Wirtschaftshandeln einwirkt. Anders lässt sich nicht erklären, warum China von außen betrachtet, als zweite, kommende Welt-, oder gar Supermacht gehandelt wird. Der, wie zu Beginn dieses Artikels aufgezeigt, vieldimensionale Begriff Tianxia lud nicht nur die Reformdenker, Liang Qichao oder zum Beispiel Kang Youwei, am Vorabend des 20. Jahrhunderts dazu ein, sich sowohl mit der speziell chinesisch-„innerweltlichen“, als auch mit der ihr gegenüber liegenden, in der internationalen Weltgemeinschaft etablierten Seite derselben Medaille auseinanderzusetzen.[29] So bemühte sich, ebenfalls auf internationale Anerkennung bedacht, die maoistische Drei-Welten-Theorie, 1974 noch im Kalten Krieg von Deng Xiaoping publik gemacht, das in der Weltgemeinschaft der Vereinten Nationen vorherrschende Weltverständnis um eine Variante zu ergänzen. Allerdings zeichnete sich ab, dass einerseits die bisher praktizierte, aus der zeitgeschichtlichen Bedingtheit des Ost-West Konflikts entwachsene Einteilung des Planeten in eine Erste, Zweite, Dritte und Vierte… Welt mit der Koppelung an kapitalistische (unter Führung der USA) und planwirtschaftliche (unter Führung der UdSSR) oder blockfreie Konzepte (z. B. der Bandung-Staaten) und andererseits Chinas in der Drei-Welten-Theorie fortdauernde Selbsteinschätzung als „Dritte Welt“ nicht mehr mit der Entwicklung der noch als Schwellenländer angesehenen Staaten VR China, bzw. Südkorea, Singapur und China/Taiwan als den „Kleinen Drachen“ oder Tigerstaaten Schritt halten konnte.

Nach einem „Sechsunddreißigjährigen Krieg“ (1937–1973) [30] in seinem Umfeld auf dem bevölkerungsreichsten Teil der Erde erarbeitet das China des heutigen Reformzeitalters in Abkehr vom überkommenen Zentralanspruch „Reich der Mitte“ ein dezentral ausbalanciertes Schema von Beziehungen zu seinen Partnern in den Hemisphären als Ankerland. Abgesehen von seinen Interessen in Afrika und im Nahen Osten ist das vorläufige Ergebnis eine multipolar ausgerichtete (多极化 duōjíhuà), globale Geometrie mit den Schwer- oder Schnittpunkten der ‚Big Five‘ China, Europa, Japan, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika, unter denen die drei Akteure USA, Japan und Europa als Triade noch herausragen. Ihrer Rolle als verbliebener Supermacht entsprechend, sind die USA Bestandteil vierer sich hierbei ergebender Beziehungsdreiecke:[31]

1.) USA- -\ JAP /- -VRC   2.) USA- -/ RUS \- - VRC   3.) USA- -\ JAP /- -EUR   4.) USA- -/ RUS \- - EUR

VR China – Beziehungen in pentapolarer Welt ohne chinesischen Zentralanspruch.

Mit dem Abschied von der bipolaren Welt richten sich die Blicke auf die USA als einer Hypermacht. Zeitgleich fand in der Volksrepublik China die administrative Wiedereingliederung Hongkongs und Macaos unter der Leitlinie ein Land, zwei Systeme statt. Dies erleichterte z. B. die Zusammenarbeit der Filmschaffenden bei den „großchinesischen“[32] Produktionen des Festlands für ein globales Publikum.

Zitate

Drei Feinde: Hero

Der Film 英雄 Yīngxióng, international bekannt als Hero, mit Darstellern der fünften Generation aus dem Jahr 2002 unter der Regie von Zhang Yimou erzählt eine der Heldenlegenden aus der Zeit der kämpfenden Staaten (481-221 v.Chr.) zu den Mordversuchen am König Yíng Zhèng 嬴政 des grausam zur Vormacht aufstrebenden Staates Qin (秦 Qín). Eines Tages um 236 v.Chr. sucht der Schwertkämpfer „Der Namenlose“ (Darsteller: Jet Li) diesen König Zheng (Chen Daoming) auf, um ihm mitzuteilen, dass dessen drei Feinde „Zerbrochenes Schwert“ (Tony Leung Chiu-Wai), „Fliegender Schnee“ (Maggie Cheung Mann-Yuk) und „Weiter Himmel“ (Donnie Yen) für ihn keine Gefahr mehr darstellen.[33] Die zwei Zeichen der Kalligraphie, die der Attentäter „Zerbrochenes Schwert“, der „Leuchtender Mond“ (Zhang Ziyi) zu seiner Schülerin hat und „Fliegender Schnee“ liebt, in den Sand geschrieben hatte, enthalten eine wichtige Botschaft, die bei ihm diesen Stimmungsumschwung herbeigeführt hatte.

„[…] [Er will sich] gleichzeitig […] der Frau, die er liebt, gegenüber loyal zeigen, und gibt ‚Namenlos‘ deshalb sein Schwert. Um diesen aber mit Nachdruck auf die Verantwortung des Königs hinzuweisen, widmet er ihm die zwei Zeichen tianxia 天下.
Damit rechtfertigt er nicht nur seine Sichtweise und setzt sein Ideal des tianxia als das wichtigere über die Verpflichtung gegenüber dem Heimatland, sondern verdeutlicht auch „Namenlos‘, dass es nun in dessen Verantwortung liegt, dass der König seine große Aufgabe der Reichs­ei­ni­gung erfüllen kann. Damit ist auch in diesem Film das geeinte Land der Garant für Stabilität und Ordnung und wird wieder im universellen tianxia verortet. Dadurch, dass es hier nicht vom König, sondern von jemandem aus dem Volk thematisiert wird, erscheint es zudem auch dem Willen des Volkes zu entsprechen.“[34]

Nun lässt der Film, der in manchen beschwörenden Motiven bereits Anleihen bei zeitlich nachfolgenden historischen Fakten macht, den besagten König Zheng, den späteren ersten Kaiser von China, sinngemäß interessiert fragen:

„Und die Zeichen? Welche Zeichen hat er geschrieben?“
Der Namenlose: „Alle unter dem Himmel.“
König Zheng: „Alle unter dem Himmel.“
Der Namenlose: „Er sagte: Die sieben Reiche führen seit Jahren Krieg und das arme Volk leidet[35] und beenden könnt nur Ihr den Krieg und China unter dem Himmel vereinen. Zum Wohle aller Menschen unter dem Himmel hat er mich gebeten, Eure Majestät nicht zu töten. Er sagte: Verglichen mit dem Leid aller Menschen auf der Welt, ist das Leid eines Einzelnen bedeutungslos. Denkt man an alle, ist die Feindschaft zwischen Qin und Zhao nicht mehr von Bedeutung.“
König Zheng: „Ich hätte nicht gedacht, dass der, der mich am besten versteht, ein von mir verfolgter Attentäter ist. Ich bin allein und einsam und ständig kämpfe ich gegen Heimtücke und Falschheit; keiner bei Hofe versteht mich wirklich. Die Würdenträger und meine Generäle, alle halten mich für einen schlimmen Tyrannen. Aber „Zerbrochenes Schwert“, den ich gar nicht kenne, der Mann, dem ich nie begegnet bin, ein Attentäter, er weiß worum es mir geht. Er hat mich und meine Ziele verstanden.“
„[…] Die Minister und Würdenträger, die in diesem Film als graue Masse erscheinen, fordern aufgrund des Attentatsversuchs gemäß der Gesetze des Staates den Tod von „Namenlos“. Auch der König muß sich diesen Gesetzen beugen und läßt „Namenlos“ deshalb erschießen. Da dieser jedoch seine Aufgabe loyal erfüllt und sich für das Wohl aller geopfert hat, ehrt er ihn durch ein Heldenbegräbnis.“[36]

Im Palast taucht das Schriftzeichen 剑[劍] an der Wand auf. Es lautet jiàn und steht für das zweischneidige Schwert. Jiànbá-nǔzhāng „Das Schwert gezogen, den Bogen gespannt“ ist eine stehende Redewendung. Die Szene des Films gibt diese sehr ‚angespannte‘ Atmosphäre, auch auf der Seite der Bogenschützen bei Hofe eindrücklich wieder.

Buch der Lieder

「溥[oder bei Mengzi: 普]天之下,
莫非王土,
率土之濱,
莫非王臣.」

Buch der Lieder (Shijing): Xiao ya / Beishan/ 1 II, VI, Ode 1, Vers 2 (oder zitiert in Mengzi 5/A/4/2).

Pinyin:

Pǔ tiān zhī xià, mò fēi wáng tǔ, shuài tǔ zhī bīn, mò fēi wáng chén.

Deutsch:

„Der weite Himmel überspannt
Nichts was nicht wäre Königs Land.
Von allen Ufern landherein
Ist kein Bestallter, der nicht sein.“

Viktor von Strauß in der Übersetzung des Buchs der Lieder

Buch der Riten

Die Welt gehört allen. tiānxià wèi gōngKalligrafie von Sun Yatsen

「天下为[為]公.」

Buch der Riten (Li Ji), Datong, Die große Gemeinsamkeit (1/3/1/2). Rezeption durch Kang Youwei und Sun Yatsen.

Pinyin:

Tiānxià wèi gōng.

Deutsche und englische Bandbreite vertretbarer Übersetzungen:

„Die Welt gehört allen.“
„Das Reich für alle.“
„An empire being 'open to all'.“
„Impartiality of all under heaven.“
„All under heaven is public.“
„The land under heaven belongs to the public.“
„A public spirit for everything under heaven.“
„Das Wohl aller Menschen unter dem Himmel“
„Die ganze Welt werde eine Gemeinschaft.“
„Alles unter dem Himmel ist gemeinschaftlich.“
„Gemeinschaft im ganzen Reich.“
„The whole world is as one community.“
„The realm belongs to all people.“
„The world is for the people.“
„All under heaven belongs to all.“
„Alles unter dem Himmel ist Gemeingut.“
„Die Welt gehört allen gemeinsam.“
„All the world’s goods are shared.“
„All lands and peoples under heaven.“
„Justice under the heaven.“

Torinschrift

Der Begriff chinesisch 關内 / 关内, Pinyin guānnèi steht für den riesigen Aufenthaltsbereich innerhalb von Pässen und den beiden Tordurchlässen der Großen Mauer östlich von 嘉峪关 Jiāyùguān tief im Westen und westlich von 山海关 Shānhǎiguān weit im Osten am Bohai-Meer (渤海 Bóhǎi) in der Provinz Hebei.[37]

Drachenkopf der Mauer etwa vier Kilometer vom Tor entfernt

「天下第一关[關].」

Torinschrift östlicher Abschluss der Großen Mauer, Shanhaiguan, am Bohai-Meer.

Pinyin:

Tiānxià dìyī guān.

Deutsch:

„Das erste Tor der Welt oder
Der erste Pass des Tianxia.“

Tang Gedicht des Du Fu

春望

「国[國]破山河在、城春草木深.
感时[時]花溅[濺]泪[淚],恨别鸟[鳥]惊[驚]心.
烽火连[連]三月、家书[書]抵万[萬]金.
白头[頭]搔更短、浑[渾]欲不胜[勝]簪.」

Du Fu.

Pinyin:

Du Fu, Chūn Wàng
Guó pò shānhé zāi, chéng chūn cǎomù shēn.
Gǎn shí huā jiàn lèi, hèn bié niǎo jīng xīn.
Fēnghuǒ lián sān yuè, jiā shū dǐ wàn jīn.
Bái tóu sāo gèng duǎn, hún yù bù shèng zān.

Deutsch: Du Fu Ich sehne mich nach dem Frühling

„Das Land ist verwüstet, nur die Berge und Flüsse sind noch wie zuvor. Frühling kam in die Stadt, Gräser und Bäume spriessen.
Gedenke ich der vergangenen Unglücksjahre, so fallen meine Tränen auf die Blumen. Selbst das Singen der Vögel lässt mich den Schmerz der Trennung (von meiner Heimat) nicht vergessen.
Die Signalfeuer auf den Höhen leuchten schon drei Monate lang. Ein Brief von zu Hause ist 10,000 Stück Goldes wert (weil sehr selten).
Kraue ich mir mein weisses Haupt: wie ist das Haar so schütter geworden. Unmöglich, die Nadel einer Beamtenmütze darin festzustecken.“

Du Fu

Ich sehne mich nach dem Frühling

Du Fu, übs. E. von Zach, in: Geschichte der chinesischen Literatur… 1982, S. 244.

[38]

andere Übersetzung:
Das Reich zerbirst,
allein Berge und Flüsse bestehen fort.

(Wer es kennt, bitte Quelle ergänzen)

Mengzi

「孔子
登东[東]山而小鲁[魯],
登泰[auch 太]山而小天下,

观[觀]于[於]海者,
难[難]为[為]水,
游于[於]圣[聖]人之门[門]者,
难[難]为[為]言.」

Mengzi 孟子 Buch VII Jin xin shang 尽心上, 24, 1.

Pinyin:

Kongzi
dēng Dōngshān ér xiǎo Lǔ,
dēng Tàishān ér xiǎo tiānxià,
guān yú hǎi zhě,
nán wei shuǐ,
yóu yú shèng rén zhī mén zhě,
nán wei yán.

Deutsch:

Meister Kung
stieg auf den Ostberg: da ward das Land Lu klein vor seinen Augen.
Er stieg auf den Großen Berg: da ward der Erdkreis klein vor seinen Augen.
Daher:
So geht es dem, der das Meer ansieht:
es wird ihm schwer, von andern Wassern noch etwas zu halten.
Und dem, der mit den Heiligen verkehrt:
es wird ihm schwer, von andern Worten noch etwas zu halten.“

Mong Dsï

Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o

Übs. von Richard Wilhelm, München, Diederichs 1994, S. 190.

Gleicher Text als ausklappbare Tabelle, wenn auf dem Browser JavaScript aktiviert ist:

「孔子」

「登东[東]山而小鲁[魯],」

Kongzi dēng Dōngshān ér xiǎo Lǔ,

Meister Kung

„stieg auf den Ostberg:
da ward das Land Lu
klein vor seinen Augen.“

「登泰[auch 太]山而小天下,」

dēng Tàishān ér xiǎo tiānxià,

„Er stieg auf den Großen Berg:
da ward der Erdkreis
klein vor seinen Augen.“

「故」

          „Daher:“

「观[觀]于[於]海者,」

「难[難]为[為]水,」

guān yú hǎi zhě, nán wei shuǐ,

„So geht es dem,
der das Meer ansieht:“

„es wird ihm schwer,
von andern Wassern noch etwas zu halten.“

「游于[於]圣[聖]人之门[門]者,」

「难[難]为[為]言.」

yóu yú shèng rén zhī mén zhě, nán wei yán.

„Und dem,
der mit den Heiligen verkehrt:“

„es wird ihm schwer,
von andern Worten noch etwas zu halten.“

Mengzi 孟子 Buch VII Jin xin shang 尽心上, 24, 1.
Mong Dsï Die Lehrgespräche
des Meisters Meng K'o
Übs. von Richard Wilhelm
München, Diederichs 1994, S.190.

Literatur

Grundlegend: Buch der Urkunden mit dem Kapitel zum Großen ().

Allgemein

  • Denis Twitchett, John K. Fairbank und andere: The Cambridge History of China. 15 Bände, (teils in Doppelbänden), Cambridge University Press, Cambridge, London, 1978–1999.

Weitere Autoren:

Zum Tianxia

  • Der Klassiker: Joseph R. Levenson: T'ien-hsia and Kuo and the "Transvaluation of Values", in: Far Eastern Quarterly, Nr.11 (1952), S. 447–451.
  • Peter Weber-Schäfer: Oikumene und Imperium, Studien zur Ziviltheologie des chinesischen Kaiserreiches. In Schriftenreihe zur Politik und Geschichte. Paul List Verlag, München, 1968.

Zu Tianxia und Guojia in der Song-Dynastie

  • Rolf Trauzettel: Sung Patriotism as a first Step toward Chinese Nationalism. In: John Winthrop Haeger (Hrsg.): Crisis and Prosperity in Sung China. The University of Arizona Press, Tucson AZ 1975, ISBN 0-8165-0494-6, S. 199–213.

Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Allgemein siehe 辞[辭]汇[彙], mehrere Ausgaben.
  2. Aus der Fülle des Schrifttums z.B.: Sche-Yen Chien: Das Verhältnis von Mensch und Welt als Grundproblem der Bildungstheorien von Humboldt, Fink und Chuang Tzu – ein kulturkritischer Vergleich. Lang, Frankfurt a.M. u.a. 1982, S.3f.
  3. So heißt es z. B. bei Liezi: „Das Reine und Leichte steigt empor und wird (zur unsichtbaren Welt) zum Himmel. Das Trübe und Schwere senkt sich herab und wird (zur sichtbaren Welt) zur Erde.“ siehe Liä Dsï: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Übs. von Richard Wilhelm, Vierte Aufl., Diederichs. München, 1992 (Diederichs Gelbe Reihe Nr. 28) ISBN 3-424-00628-9, Buch I, Nr. 2, S. 35, vgl. auch Nr. 11, S. 43 von Lin Yutang übersetzt als The man who worried about heaven.
  4. Sche-Yen Chien, S.3f. Tianxia als der "schon vom Menschen durchwaltete[...] Kosmos oder [derselbe], insofern ihn der Mensch sich bereits angeeignet hat..."
  5. Vgl. 辞[辭]汇[彙]
  6. In der Welt der Computer wäre heutzutage die Eingabemaske mit zwei leeren Dialogfeldern, früher Datenfeldern, das ‚Konstrukt‘ dafür. In einer als komplett vorbestimmt verstandenen Welt wäre eine vorher verknüpfte Verbindung, evtl. Referrer das ‚Konstrukt‘ der Wahl.
  7. Gisela Gottschalk: Chinas große Kaiser | Ihre Geschichte – Ihre Kultur – Ihre Leistungen | Die chinesischen Herrscherdynastien – in Bildern, Berichten und Dokumenten, 1. Aufl. Scherz Verlag, Bern und München 1982, S. 81f., S. 233.
  8. Han Kaiser Wendis Dekret in den Aufzeichnungen des Historikers Shiji.
  9. Huàshān Der westliche der fünf heiligen Berge. Etwa 2000 m hoch mit einem daoistischen Kloster an seinem Nordgipfel, im östlichen Teil der Provinz Shaanxi.
  10. MAO Der lange Marsch zur Macht von Jens Nicolai, Spiegel TV Nr. 15 DVD 2008.
  11. Dazu der Überblick bei Herfried Münkler: Imperien | Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, 2. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-499-62213-7, S. 8, 10, 15, 26 zum Weltbegriff, insbesondere 80, 112ff. Kap. 3, Fn. 65, 152, 159.
  12. Otto Franke: Geschichte des chinesischen Reiches […] II. Bd. Der konfuzianische Staat, Walter de Gruyter & Co. Berlin 1936, S. 399.
  13. Vgl. insbesondere Steinschnitzereien in den Gräbern der Familie Wu in Jiaxiang. Aus dem Ostwandzimmer Nr. 2, Opferschrein der Wu Liang(ci) Familie zur Zeit der Han-Dynastie 147-167 n.Chr., Provinz Shandong.
  14. Allgemein vgl. MAO Der lange Marsch zur Macht von Jens Nicolai, Spiegel TV Nr. 15 DVD 2008.
  15. China cartographica | Chinesische Kartenschätze und europäische Forschungsdokumente | Ausstellung anlässlich des 150. Geburtstages des Chinaforschers Ferdinand von Richthofen, Bearb.: Lothar Zögner unter Mitarb. von G. K. Zögner und Wen-tien Wang | Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, 7. Oktober – 26. November 1983 | Bonn, Wissenschaftszentrum, 5. April – 6. Mai 1984, Kiepert, Berlin 1983, S. 61–64, 79f. Tafeln VI, VII. und Informationen zur politischen Bildung, Nr. 198 Die Volksrepublik China, Stand Mai 1983, S. 1. Karte: Tianxia zhuguo yibainei.
  16. Wittfogels Krisentheorie: Steuerlast, Bauernunruhen, Sturz der Dynastie, neue Reformkräfte, Besserung, erneute Ausbeutung…, womit sich bereits der erstaunliche chinesische Astronom und Historiker Liu Xin (- 23 n.Chr.) auseinandergesetzt hatte.
  17. Liang Shuming 梁漱溟: Die Essenz der chinesischen Kultur, Zhongguo wenhua yaoyi, 中国[國]文化要义[義], Kapitel 9 mit Verweis auf Gu Yanwu, 顾[顧]炎武, Abschnitt Über die Sitten der Ära Zhengshi, Zhengshi lu als Kapitel 13 in den Aufzeichnungen über täglich zunehmendes Wissen, Rizhi lu jishi,日知录[錄]集释[釋] in der Zhongguo xueshu mingzhu, 中国学术[術]名著, Band 85, z. B. S. 307 oder Sibu beiyao 四部备要-Ausgabe Band 384, z. B. S. 5 recto. Gu Yanwu (1613–1682) und Wang Fuzhi 王夫之 (1619–1692) benutzten den Staatsbegriff guojia „im Gegensatz zum alten Reichsbegriff“. Rolf Trauzettel: Ein Konzept zur Reform der chinesischen Staatsbürokratie aus dem 17. Jahrhundert, in: Saeculum 35, 2 (1984), S. 167–184, 168 m.w.N.
  18. Mong Dsï | Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o | Übersetzt von Richard Wilhelm, Diederichs, München 1994, Buch III, Abschnitt B 9 Warum Mong streitet. S. 107.
  19. Eine Standardauslegung, die heute teils angezweifelt wird.
  20. Kaiserin Wu Zetian ließ zu ihrem Ruhme 694 n.Chr. sogar eine künstliche 30 Meter hohe im Umfang 3,60 Meter starke Axis Mundi errichten. Otto Franke: Geschichte des chinesischen Reiches […] II. Bd. Der konfuzianische Staat, Walter de Gruyter & Co. Berlin 1936, S. 417.
  21. Keine Regel ohne Ausnahme: Die großen Rundhäuser im südwestlichen Teil der Provinz Fujian und die runden Behausungen am Südrand des Autonomen Gebiets Innere Mongolei, nördlich der Provinz Hebei.
  22. Oder auf Englisch, wie bei R. H. Mathews, Chinese English Dictionary, einfach under heaven.
  23. Auch zum cefeng in – Csaba Oláh: Räuberische Chinesen und tückische Japaner | Die diplomatischen Beziehungen zwischen China und Japan im 15. und 16. Jahrhundert, Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06071-4.
  24. Klemens Ludwig: Vielvölkerstaat China | Die nationalen Minderheiten im Reich der Mitte. C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59209-6.
  25. Angeblich soll die Vorstellung vom Tianxia bereits 215 v.Chr. von einem nicht mehr nach China zurückgekehrten Expeditionstrupp des Ersten Qin-Kaisers auf der Suche nach dem Unsterblichkeitskraut auf eine der japanischen Inseln gebracht worden sein.
  26. Als ozeangleicher Lehrer wurde im Mongolischen das buddhistische geistliche Oberhaupt der Tibeter mit dem Titel „Dalai Lama“ versehen, welcher mit „Ozean der Weisheit“ oder korrekter mit „Lehrer des Weltenmeeres“ übersetzt werden kann, siehe Ludwig, S. 72.
  27. Gavin Menzies: 1421 Als China die Welt entdeckte, Übs.: Sigrid Langhaeuser, Helga Migura, Knaur, München 2004, ISBN 3-426-77766-5, S. 9. Umstrittenes, aber mit außeralltäglicher Hingabe recherchiertes und verfasstes Werk des ehemaligen U-Bootkommandanten.
  28. Kawato Akio: Free Trade and Recognition of the Status quo – that is all what is needed for Stability and Wealth in Asia. Japan’s Balancing Act: China, Asia and the U.S., Seitenaufruf am 12. September 2007.
  29. Allgemein siehe bei chinesisch 罗志田: 天下与世界 请末士人关于人类社会认知的转变, Pinyin Luo Zhìtián: Tiānxià yu shìjiè Qingmo shiren guanyu renleishehui renzhide zhuanbian, in: chinesisch 中国社会科学2007年第5期, Pinyin Zhongguo Shehuikexue. Tianxia und Welt | Veränderungen in der Kenntnisnahme der menschheitlichen Gesellschaft bei den spät-qingzeitlichen gelehrten Kreisen. | From Tian Xia to the World: Changes in Late Qing Intellectuals’ Conceptions of the Human Society. In: Social Sciences in China, 2008, 2.
  30. Begriff hier übernommen von Oskar Weggel: Wie mächtig wird Asien? | Der Weg ins 21. Jahrhundert. C.H.Beck, München 1999, ISBN 3-406-42130-X, S. 62, Erinnert sei auch an den Chinesisch-Vietnamesischen Krieg, 1979.
  31. Alle vier Teildreiecke als Gesamtviereck zitiert aus Beijing Rundschau 1995, Nr. 39, S. 22 in Weggel, S. 65.
  32. Meyers Atlas China | Auf dem Weg zur Weltmacht. Meyers-Bibliographisches Institut AG, Mannheim 2010, ISBN 978-3-411-08281-0, S. 205, 208 mit Farbabbildung Szene aus „Hero“.
  33. Videotext Tafel 318 RTL Nitro, Dienstag 07.03.2017 für 21:55-23:45 Uhr.
  34. Enno Giele: Tianxia„alle unter dem Himmel“ | Zur Konstruktion kultureller Identität in ausgewählten chinesischen Filmen, in: Über Himmel und Erde, Festschrift für Erling von Mende, Hg.: Raimund Theodor Kolb, Harrassowitz, Wiesbaden, 2006, ISBN 3-447-05362-3, S. 228.
  35. vgl. in der Wikipedia-Zitatensammlung: Das ganze Reich leidet, wenn die Kämpfe nicht aufhören. Tianxia gong ku zhandou buxiu. 天下共苦战[戰]斗[u. a. 鬥]不休.
  36. Enno Giele: Tianxia„alle unter dem Himmel“ | Zur Konstruktion kultureller Identität in ausgewählten chinesischen Filmen, S. 228.
  37. vgl. 北京外国语学院德语系•新汉德词典•编写组编,商务印书馆, 北京, 1985.
  38. Du Fu, übs. von E. v. Zach, in – Eugen Feifel: Geschichte der chinesischen Literatur | Mit Berücksichtigung ihres geistesgeschichtlichen Hintergrundes. Dargestellt nach Nagasawa Kikuya: Shina Gakujutsu Bungeishi Vierte Aufl., Georg Holms Verlag, Hildesheim•Zürich•New York 1982 ISBN 3-487-00094-6, S. 244.