Hermann Reichelt

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Hermann Reichelt
Grab von Hermann Reichelt auf dem Neuen Annenfriedhof in Dresden
Gedenkpult für Hermann Reichelt, aufgestellt an dessen Grab zum 100. Todestag, initiiert von Wolfgang Fiedler, entworfen und gebaut von Roland Fuhrmann
Gedenkpult für Hermann Reichelt, aufgestellt an dessen Grab zum 100. Todestag, initiiert von Wolfgang Fiedler, entworfen und gebaut von Roland Fuhrmann

Heinrich Hermann Reichelt (* 18. März 1879[A 1] in der Wilsdruffer Vorstadt in Dresden; † 10. April 1914 in Dresden-Kaditz) war ein deutscher Flugpionier.

Leben

Hermann Reichelt war freischaffender Fotograf und Kunstmaler, als er 1909 auf der ILA in Frankfurt/Main zum ersten Mal in seinem Leben „richtige“ Flugmaschinen sah. Mit Hilfe des ebenfalls anwesenden August Euler baute er nach eigenen, vorher entworfenen Plänen in wenigen Tagen ein Gleitflugzeug zusammen, mit dem er prompt den auf 3000 Mark dotierten ILA-Preis für den besten Gleitflug gewann.[1]

Eine Weile führte er seine Gleitflug-Versuche auf dem Dresdner Heller fort, dann wagte er sich an erste Motorflugzeugkonstruktionen. 1911 trat er in die Oswald-Kahnt-Flugschule Leipzig-Lindenthal ein und erwarb am 26. April 1912 als 388. Pilot ein deutsches Flugzeugführer-Zeugnis. Im selben Jahr gründete er zusammen mit Melli Beese und Charles Boutard in Berlin-Johannisthal die Flugschule Melli Beese GmbH.

Seine eigene Flugschule mit angeschlossenen Flugzeug-Werkstätten wurde im Frühling 1913 aus der Taufe gehoben und Hermann Reichelt nahm an seinen ersten Motorflug-Wettbewerben teil. Er gewann am 22. Juni 1913 den Großen Preis der Nationalflugspende (4000-RM-Rente) für einen 500-km-Überlandflug über Kiel und Berlin nach Posen, den er zusammen mit seinem Neffen Karl Hähnel absolvierte, auf seinem Harlan-Eindecker.[2] Am 9. September übertraf er diese Leistung mit der 1025 km langen Strecke Berlin–Brüssel–Paris–Villacoublay.

Sein dritter Rekordversuch sollte von Berlin ins spanische San Sebastian führen. Hermann Reichelt startete am 14. Oktober 1913 um 0:41 Uhr und war somit der erste Pilot, der einen Langstreckenflug bei Nacht ausführte. Die Reise endete nach dem Ausfall des Mercedes-Motors jedoch nahe der französischen Grenze auf dem Dach eines Bauernhauses, Hermann Reichelt und sein Passagier blieben unverletzt.

Reichelt ging Ende 1913 nach Dresden zurück und eröffnete auf dem neuentstandenen Flugplatz Dresden-Kaditz zusammen mit dem Ingenieur Hugo Allers jr. am 18. Dezember 1913 die AERO Flugzeugbau- und Fliegerschule Gesellschaft und hielt nebenbei Rundflüge mit zahlenden Passagieren ab.

Auf einem dieser Flüge kam Hermann Reichelt am 10. April 1914 beim Absturz seines Flugzeugs nahe dem Flugplatz Dresden-Kaditz ums Leben. Seine Flugpassagierin und Schwägerin Selma Steglich fand ebenfalls den Tod. Beide wurden auf dem Neuen Annenfriedhof in Dresden beerdigt. Reichelt hinterließ seine Frau Anna Martha Reichelt und drei Söhne.

Würdigung

Die Hermann-Reichelt-Straße, die entlang des Dresdner Flughafens zur Autobahnanschlussstelle Dresden-Flughafen führt, wurde nach Reichelt benannt.

Literatur

  • Günter Schmitt, Werner Schwipps: Pioniere der frühen Luftfahrt. Gondrom, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-1189-7.
  • Siegfried Reinhardt: Als Fliegen noch ein Wagnis war. Zum 100. Jahrestag der Eröffnung des Flugplatzes Dresden-Kaditz. Engelsdorfer, Dresden, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-969-9.
  • Wolfgang Fiedler: Hermann Reichelt - ein Dresdner Flugpionier : 1878 - 1914. Aero-Philatelisten-Club Deutschlands, Dresden 2014.

Anmerkungen

  1. Diese Jahreszahl befindet sich auf seinem Grabstein in Dresden-Löbtau. Andere Quellen sprechen von 1878 als Reichelts Geburtsjahr, vgl. Reinhardt, S. 146.

Einzelnachweise

  1. Frank Lemke (nach Aufzeichnungen von Hermann Reichelt jr.): Der Dresdner Flugpionier Hermann Reichelt. In: Flieger Revue. 4/1994, S. 40/41.
  2. Eberhard Blobel, Lothar Brehmer, Wolfgang Fiedler, Karin Kretschmar, Ansi Zimmerer: Das Werden der deutschen Luftfahrt. In: Lothar Brehmer (Hrsg.): Luftfahrt in Sachsen. UniMedia, Verlag für universelle Medienproduktionen, Leipzig 1998, ISBN 3-932019-32-6, S. 12.