Montanuniversität Leoben
Montanuniversität Leoben (MU Leoben, Montanuni, MUL) | |
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Gründung | 4. November 1840 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Leoben, Österreich |
Rektor | Wilfried Eichlseder |
Studierende | 3.942 (Wintersemester 2015)[1] |
Mitarbeiter | 1.306 (Wintersemester 2015)[2] |
davon Professoren | 43 |
Website | www.unileoben.ac.at |
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f7/Montanuni1.jpg/220px-Montanuni1.jpg)
Die Montanuniversität Leoben (MU Leoben, Montanuni, MUL) ist eine Technische Universität und Österreichs einzige Hochschule für Berg- und Hüttenwesen.
Zu den Besonderheiten der Alma Mater Leobiensis zählen die interdisziplinär verwobenen Studienrichtungen und der starke innere Zusammenhalt, was auch eine Folge ihrer überschaubaren Größe und der alten Knappen-Traditionen ist. Die kleine MU Leoben bildet mit der TU Graz und der TU Wien den Verbund Austrian Universities of Technologie (TU Austria) mit ca 42.000 Studierenden, 460 Mio. € Bilanzsumme und 8.800 Mitarbeitern.[3]
Geschichte
Die Montanuniversität wurde am 4. November 1840 von Erzherzog Johann in Vordernberg als „Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt“ gegründet. Einer der ersten Lehrenden und erster Direktor war der Bergbaufachmann Peter Tunner. Diesem gelang es, die staatliche Übernahme der Schule und die Verlegung in die nahe Bezirksstadt Leoben durchzusetzen, wo der Betrieb am 1. November 1849 aufgenommen wurde.
1904 erfolgte mit kaiserlicher Entschließung die Umbenennung in „Montanistische Hochschule“ und die Verleihung des Promotionsrechts - womit sie den technischen Hochschulen gleichgestellt war. 1934 erfolgte ein organisatorischer Zusammenschluss mit der TU Graz, welcher jedoch einen Einbruch bei den Studienzahlen zur Folge hatte. Er wurde daher 1937 wieder aufgehoben.[4] Ab 1955 wurden die traditionellen Studienrichtungen Bergwesen und Hüttenwesen durch weitere Fachgebiete ergänzt. 1975 erfolgte auf Basis des Universitätsorganisationsgesetzes die Umbenennung in „Montanuniversität Leoben (MUL)“.
Das heute noch in Verwendung stehende neobarocke „alte Gebäude“ der Montanuni wurde am 22. Oktober 1910, unter anderem im Beisein des k.k. Ministers für öffentliche Arbeiten, August Ritt (1852–1934), in Betrieb genommen.[5] Die Zubauten aus der jüngeren Zeit stammen aus dem Jahr 1970 und wurden am 4. November 2009 nach 15 Monaten der Umbau- und Renovierungsarbeiten feierlich eröffnet.[6] Besonders durch die in den letzten Jahren stark gestiegene Anzahl an Erstsemestrigen, bestand der dringende Bedarf nach vergrößerten Hörsälen. Dabei bekam auch das Universitätssportzentrum eigene Räumlichkeiten.
Die Forschung in Leoben orientiert sich an der Wertschöpfungskette von den Rohstoffen über Grund- und Werkstoffe bis zum fertigen Bauteil bzw. System. Die Kernbereiche Mining, Metallurgy und Materials werden ergänzt durch Querschnittsbereiche wie die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer, die Umwelttechnik sowie die Betriebs- und Wirtschaftswissenschaften. Dabei werden enge Kooperationen mit Industriepartnern gepflegt.
Einige Beispiele:[7]
- Im Kernbereich Mining (Rohstoffgewinnung und –aufbereitung) arbeiten Leobener Bergbau-Ingenieure im großen EU-Projekt TUNCONSTRUCT (41 Partner aus elf Ländern) mit, um den europäischen Tunnelbau und die Instandhaltung effizienter und sparsamer zu gestalten. Schwerpunkt der Leobener Wissenschaftler ist die Untersuchung unterschiedlicher Vortriebsmethoden auf die Stabilität des Hohlraumes.
- Wissenschaftler aus dem Kernbereich Metallurgie entwickelten eine neue Apparatur zur Temperaturmessung von Schlacken, mit der der Reinheitsgrad von hochwertigem Stahl, der in der Luftfahrtindustrie zur Anwendung kommt, verbessert werden konnte. Dies ermöglicht im Elektroschlacke-Umschmelzprozess eine Verringerung des Energieverbrauchs bei gleichzeitiger Steigerung der Produktivität.
- Leobener Werkstoffwissenschafter erforschen die Grundlagen für neuartige dünne Hartstoffschichten für Werkzeuge, die selbstständig härter werden, schmierend wirken und selbst ausheilen können. Auf diese Weise sollen Schichten entwickelt werden, die Werkzeuge beinahe so hart werden lassen wie Diamanten.
- Umwelttechniker entwickelten ein Verfahren, um schwermetallhaltigen Rückstand aus der Rauchgasentschwefelung von Raffineriebetrieben als Stickstoffreduktionsmittel bei der Zementherstellung verwenden zu können. Damit ergab sich eine Kooperation zwischen zwei Industriezweigen, die beiden ökologischen und ökonomischen Nutzen bringt.
In all ihren Forschungsaktivitäten bemüht sich die Montanuniversität Leoben, den weltweiten Kontakt zur Scientific Community zu pflegen und auszubauen. Dies wird auch durch die beiden an der Montanuni Leoben angesiedelten Kompetenzzentren Materials Center Leoben und Polymer Competence Center Leoben, an denen sie beteiligt ist, verstärkt.[8]
Studien
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![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e2/Campus_web.jpg/220px-Campus_web.jpg)
Viele der angebotenen Studienrichtungen können in Österreich nur in Leoben belegt werden. Die Studienrichtung Angewandte Geowissenschaften gibt es unter unterschiedlichen Bezeichnungen auch in Graz (NAWI Graz), Boku Wien, Uni Innsbruck und Uni Salzburg. Werkstoffwissenschaft wird, als Materialwissenschaften nur noch als Masterstudium an der TU Wien [9] gelehrt. Eine weitere Ausnahme bildet die Studienrichtung Kunststofftechnik, die seit dem Wintersemester 2009/10 auch an der Uni Linz angeboten wird.
Das erste Studienjahr, in dem naturwissenschaftliche und technische Grundlagen vermittelt werden, ist – als Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) – für alle gleich, sodass man mit Ende des ersten Jahres problemlos die Studienrichtung wechseln kann. Die STEOP unterscheidet das Studium in Leoben von dem an anderen Universitäten. Die Studien sind generell in drei Abschnitte geteilt und seit dem Wintersemester 2011/12 (Derzeit gibt es noch drei auslaufende Diplomstudien bis 9/2017.[10] ) auf das Bachelor-Master-System umgestellt:
1. Im ersten Studienabschnitt (4 Semester) werden die Grundlagenfächer vertieft.
2. Der zweite Abschnitt (3 Semester) gilt der Grundlagenausbildung in der jeweiligen Studienrichtung und bietet nach dem 7. Semester den Bachelor (BSc) mit 210 ECTS-Punkten an. Dies entspricht nicht § 54 Absatz 3 des UG 2002, dem zufolge der Bachelor 6 Semester (bzw. 180 CP) dauert, und stellt eine Ausnahme in Österreich dar.
3. Im dritten Abschnitt, dem Masterstudium, erfolgt die wissenschaftliche Vertiefung mit der abschließenden Durchführung der Diplomarbeit (Abschluss MSc bzw. Dipl.Ing. bzw. DI mit 90 oder 120 ECTS, also 3 oder 4 Semester Regelstudiendauer).
Im Anschluss daran kann ein Doktoratsstudium (180 ECTS, 6 Semester) begonnen werden, das unabhängig von der Studienrichtung mit dem akademischen Grad Doctor rerum montanarum, abgekürzt Dr. mont., abschließt [1].
Derzeit werden an der MU Leoben folgende Bachelor-Studienrichtungen mit verschiedenen Wahlfachmöglichkeiten angeboten:
- Angewandte Geowissenschaften
- Rohstoffingenieurwesen („Bergwesen“[11], bisherige Bezeichnung „Natural Resources“)
- Petroleum Engineering („Erdölwesen“)[11]
- Industrielle Energietechnik [12]
- Werkstoffwissenschaft
- Kunststofftechnik
- Metallurgie
- Montanmaschinenbau
- Industrielogistik
- Industrieller Umweltschutz,
- Recyclingtechnik
Bis auf Rohstoffingenieurwesen können all diese Studien in einem Masterstudium weitergeführt werden. Zusätzlich sind noch folgende Masterstudiengänge möglich:
- Industrial Management and Business Administration
- Rohstoffgewinnung und Tunnelbau
- Rohstoffverarbeitung
Neben dem angeführten Studienangebot gibt es 14 weiterbildende montanistische und betriebswirtschaftliche Universitätslehrgänge die meist 2 bis 4 Semester dauern, etwa 30 bis 90 ECTS Aufwand bedeuten und teilweise mit einem MBA oder MEng abschließen: [13]
Advanced Drilling Engineering [14], International Mining Engineer [15] , KorrosionsExpert, MBA Generic Management [16], Nachhaltigkeitsmanagement, NATM Engineering (New Austrian Tunnelling Method Engineering), NATM Master of Engineering[17], Produktentwicklung, Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung im chemischen Labor, Recycling, Ressourcenmanagement und Verwertungstechnik, Rohstoffaufbereitung, Sprengtechnik.
Gliederung
Die Montanuni ist in Departments, Lehrstühle und Institute gegliedert.[18]
Institute
Elektrotechnik, Mechanik, Physik und Struktur- u. Funktionskeramik.
Departments und Lehrstühle
- Allgemeine, Analytische und Physikalische Chemie mit den Lehrstühlen für Allgemeine und Analytische Chemie und Physikalische Chemie.
- Angewandte Geowissenschaften und Geophysik mit den Lehrstühlen für Geophysik, Erdölgeologie, Geologie und Lagerstättenlehre, Prospektion und Angewandte Sedimentologie und Rohstoffmineralogie.
- Kunststofftechnik mit den Lehrstühlen für Chemie der Kunststoffe, Konstruieren in Kunst- und Verbundstoffen, Kunststoffverarbeitung, Spritzgießen von Kunststoffen, Verarbeitung von Verbundwerkstoffen und Werkstoffkunde und Prüfung der Kunststoffe.
- Materialphysik mit den Lehrstühlen für Atomistic Modelling and Design of Materials, Funktionale Werkstoffe und Werkstoffsysteme und Materialphysik.
- Mathematik und Informationstechnologie mit den Lehrstühlen für Angewandte Mathematik, Computational Geometry, Informationstechnologie und Mathematik und Statistik.
- Metallkunde und Werkstoffprüfung mit den Lehrstühlen für Metallkunde und metallische Werkstoffe und Metallographie.
- Metallurgie mit den Lehrstühlen für Gießereikunde, Metallurgie, Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse und Nichteisenmetallurgie.
- Mineral Resources and Petroleum Engineering mit den Lehrstühlen für Aufbereitung und Veredelung, Bergbaukunde, Bergtechnik und Bergwirtschaft, Subsurface Engineering, Gesteinshüttenkunde, Petroleum Production and Processing, Reservoir Engineering und Tiefbohrtechnik.
- Umwelt- und Energieverfahrenstechnik mit den Lehrstühlen für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft, Thermo- Prozesstechnik, Energieverbundtechnik [19] und Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes.
- Product Engineering mit den Lehrstühlen für Allgemeinen Maschinenbau, Automation, Fördertechnik und Konstruktionslehre und Umformtechnik.
- Wirtschafts- und Betriebswissenschaften mit den Lehrstühlen für Industrielogistik und Wirtschafts- und Betriebswissenschaften.[20][21]
Aktuelles, Sonstiges
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![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/cb/DisciplinordnungLeoben1897.jpg/220px-DisciplinordnungLeoben1897.jpg)
- Anfängerstatistik WS 14/15: 771 neuzugelassene Studierende sind Rekord.[22]
- Die Montanuni gilt als "beste" technische Universität Österreichs. Bei folgenden Erhebungen wurde der 1. Platz erreicht: "Format" Umfrage 2013, "trendence Graduate Barometer 2013", "Universum Student Survey 2013". Im Bereich der Materialwissenschaften wurde 2012 Leoben als zweitbeste europäische Hochschule nach Cambridge auf Platz 7 des "Quantitative Ranking of Engineering Disciplines" (Anzahl der Publikationen und Zitierungen) der EPF Lausanne gereiht.[23]
- Im März 2007 kam der damalige Vizerektor Hubert Biedermann stark unter Beschuss, da bekannt wurde, dass er in seiner Habilitation einige Teile aus dem Lehrbuch eines anderen Universitätsprofessors übernommen hatte.[24] Der Chef des Uni-Rats, Hannes Androsch, ortete "eine aufgewärmte Suppe, offenbar eine Intrige".[25]
Siehe auch
Persönlichkeiten
- Rudolf Haas (1843–1916), Geheimer Kommerzienrat, Montanunternehmer
- Josef Massenez (1839–1923), Montanunternehmer
- Liste der Rektoren der Montanuniversität Leoben
- Liste der Ehrendoktoren der Montanuniversität Leoben
- Liste der Ehrensenatoren der Montanuniversität Leoben
- Liste der Ehrenbürger der Montanuniversität Leoben
Literatur
- Peter Tunner (Red.): Die steiermärkisch-ständische montanistische Lehranstalt zu Vordernberg, ihr inneres Streben und Wirken und die derselben zugewandten Unterstützungen von außen. Ein Jahrbuch für den innerösterreichischen Berg- und Hüttenmann. I. Jahrgang 1841. Andreas Leykam’sche Erben, Grätz (Graz) 1842, ZDB-ID 512263-6. – Volltext online.
Weblinks
- Website der Montanuniversität Leoben
- Eintrag zu Montanuniversität Leoben im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
- ↑ Studenten nach Universitäten - Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UniStEV
- ↑ Personal an Universitäten - Köpfe: Datenmeldungen der Universitäten auf Basis BidokVUni
- ↑ TU Austria
- ↑ Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark, Band 134, Seite 13, Graz 2005 (PDF; 367 kB)
- ↑ Die Eröffnung der montanistischen Hochschule in Leoben. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 16583/1910, 22. Oktober 1910, S. 4 Mitte. (online bei ANNO). .
- ↑ Neues Hörsaalgebäude eröffnet
- ↑ Jahresberichte als pdf-Download
- ↑ Montanuniversität Leoben, Jahresbericht 2009, S. 16f
- ↑ TU Wien- Materialwissenschaften
- ↑ Auslaufende Diplomstudien
- ↑ a b Universitäten Hochschulen - Studium & Beruf. 2008, S. 558.
- ↑ Industrielle Energietechnik
- ↑ Studienrichtungen: Bachelor, Master, Doktorat, Universitätslehrgang
- ↑ WP:en-Drilling Engineering
- ↑ WP:en-Mining Engineer
- ↑ MBA Generic Management
- ↑ NATM- Lehrgang seit 2009 zusammen mit der TU Graz
- ↑ Die Departments, Lehrstühle und Institute an der MUL
- ↑ Lehrstuhl für Energieverbundtechnik seit Sept.2014
- ↑ Montanuniversität Leoben » WBW. In: wbw.unileoben.ac.at. Abgerufen am 18. März 2016.
- ↑ Montanuniversität Leoben » Lehrstuhl für Industrielogistik. In: industrielogistik.unileoben.ac.at. Abgerufen am 18. März 2016.
- ↑ Statistik MU-online
- ↑ PR- Unileoben
- ↑ ORF Steiermark:Plagiatsvorwurf gegen Leobener Vizerektor Onlinequelle, abgerufen am 11. April 2007
- ↑ Der Standard Der Standard:Plagiate: Montan-Uni will an Vizerektor festhalten Onlinequelle, abgerufen am 29. Mai 2007
Koordinaten: 47° 23′ 8″ N, 15° 5′ 35″ O