TÜV Süd

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. April 2016 um 19:22 Uhr durch Schumi GT (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
TÜV Süd AG

Logo
Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1866
Sitz München, Deutschland
Leitung Axel Stepken (Vorsitzender), Dirk Eilers, Matthias J. Rapp, Klemens Schmiederer, Karsten Xander[1]
Mitarbeiterzahl 24.000 (2016)[2]
Umsatz 2,2 Mrd. Euro (2016)[2]
Branche technische Prüfung, Zertifizierung u.a.
Website www.tuev-sued.de

Der TÜV Süd (Eigenschreibweise TÜV SÜD) ist ein international tätiges deutsches Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in München. Es ist eine Aktiengesellschaft.

Nach seinen Ursprüngen ist das Unternehmen eine technische Prüforganisation; es bietet mit seinen Schwerpunkten Prüfung und Zertifizierung ein weites Feld von Dienstleistungen an. Zum Jahresende 2012 beschäftigte der TÜV Süd weltweit knapp 19.000 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 1,82 Milliarden Euro.[3]

Beschreibung

Arbeitsfelder

Münchner Zentrale des TÜV Süd im Winter 2007

Der TÜV Süd ist mit mehr als 800 Standorten in ganz Deutschland, Europa, Amerika und Asien vertreten. Rund 38 Prozent des Umsatzes wird im Ausland erzielt. Zum Leistungsspektrum gehören neben technischen Prüfungen, Beratungen, Gutachten und Tests auch die Bereiche Ausbildung und Zertifizierung. Auch in den klassischen Dienstleistungen – Hauptuntersuchung („Prüfplakette“), Anlagenprüfung, Produkttests oder Gutachten – ist der TÜV Süd tätig.

Die Arbeitsfelder wurden parallel zur Technikentwicklung schrittweise erweitert (unter anderem elektrischer Strom, Kraftfahrzeuge, Fahrerlaubnisse, Kraftwerkstechnik, Brandschutztechnik, Seilbahnen, Bahntechnik, Personenaufzüge, Kernkraftwerke, Umweltschutz, Managementsysteme, Produktsicherheit, Grundstücksbewertung und Bautechnik). Aktuell wichtige Themenfelder sind Elektromobilität, Erneuerbare Energien und Informationssicherheit. Darüber hinaus erfolgte die schrittweise Internationalisierung im europäischen Binnenmarkt und anderen Märkten wie beispielsweise dieTürkei oder Korea.

Marke, Logo, Image

Der TÜV Süd profitiert vom sehr hohen Bekanntheitsgrad der Marke TÜV. Das Konzern-Logo („Oktagon“) stellt eine abgewandelte achteckige Prüfplakette dar.

Logo

Zur weiteren Pflege des Images wurde im Jahr 2005 ein dreidimensionales Logo neu eingeführt. Der neue Unternehmens-Wahlspruch „Mehr Sicherheit. Mehr Wert.“ (auf englisch „Choose Certainty. Add Value.“) wird im Rahmen einer „Mehrwert-Kampagne“ öffentlich bekannt gemacht.

Beim 40. internationalen Film- and Video-Festival in Hollywood gewann der TÜV Süd mit seinem Imagefilm „Was sind das eigentlich für Menschen?“[4] den „Gold Camera Award 2007“. In der Kategorie „Public Relations: Corporate Image“ wurde der erste Platz von mehr als 1.200 Bewerbern aus 24 Ländern erreicht. Der Geschäftsbericht 2010 des Unternehmens wurde mit einem red dot design award ausgezeichnet.

Eigenständigkeit

TÜV Süd ist ein eigenständig agierendes Unternehmen - daneben gibt es in Deutschland den TÜV Rheinland und den TÜV Nord als weitere national wie international konkurrierende TÜV-Gesellschaften. Die Eigenständigkeit dieser Unternehmen ist weiten Teilen der Bevölkerung und vielen Kunden der Unternehmen nicht bewusst. „Der TÜV“ wird vielfach als ein Unternehmen mit regionalen Erscheinungsbildern wahrgenommen.

Beteiligungen

Der TÜV Süd ist eine Aktiengesellschaft. 74,9 Prozent der Aktien gehören dem eingetragen Verein TÜV Süd, der ca. 13.500 Mitglieder hat; die übrigen 25,1 Prozent gehören der TÜV Süd-Stiftung[5]. Beide Organisationen haben ihre Aktienrechte an der TÜV Süd AG an den unabhängigen TÜV Süd Gesellschafterausschuss GbR mit Sitz in München übertragen. Mitglieder des Vereins TÜV Süd sind unter anderem die Energiekonzerne E.ON, Vattenfall und EnBW. Das Unternehmen ist Mitglied im Verband der Technischen Überwachungs-Vereine.

Firmengeschichte

Dampfkesselexplosion 1881. Lithographie des Bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereins
Großwasserraumkessel, die vom TÜV Süd betreut werden.

2003 wurde TÜV Hanse gegründet; Mehrheitsgesellschafter ist die TÜV Auto Service. 2004 eröffnete TÜV Süd Life Service die Region Nord.

Das Jahr 2005 brachte die Gründung von TÜV Süd Chemie Service, im gleichen Jahr übernahm der TÜV Süd 75 Prozent der Anteile der LSG-Hygiene Institute und der LSG-ELAB von der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG Sky Chefs). 2006 wurde die PSB-Unternehmensgruppe in Singapur erworben, zudem in den USA die Prüfdienstleister EST Testing Solutions aus Michigan und Petrochem Inspection Services aus Texas.

Die geplante Übernahme des als „Schiffs-TÜV“ weltweit bekannten viertgrößten Klassifizierers Germanischer Lloyd (GL) sollte das Portfolio um ein neues Geschäftsfeld ergänzen und das Markenimage positiv beeinflussen. Die Übernahme des GL und der Einstieg des TÜV Süd in das maritime Geschäft scheiterten jedoch am 15. Dezember 2006.[6]

Zu Beginn des Jahres 2007 gab es Bestrebungen zu einer Fusion der beiden Konzerne TÜV Süd und TÜV Nord.[7] Zur Diskussion stand der gemeinsame Name „TÜV Europe“. Nachdem Zeitungsberichte die Fusion bereits bestätigt und für September 2007 angekündigt hatten, verkündeten am 27. August 2007 die beiden Unternehmen, weiterhin eigenständig bleiben zu wollen.[8]

Im August 2007 erhielt TÜVturk, ein Gemeinschaftsunternehmen des TÜV Süd mit den türkischen Partnern Dogus und Akfen, grünes Licht für den Aufbau der flächendeckenden Fahrzeugüberwachung in der Türkei[9][10][11]. Der TÜV Süd führt in der Türkei in Etappen die Überprüfung von Fahrzeugen ein. 2011 überprüfte der TÜV Süd mehr Fahrzeuge in der Türkei als in Deutschland.

Im Februar 2008 bestätigten TÜV Süd und TÜV Rheinland, miteinander fusionieren zu wollen.[12][13] TÜV Süd und TÜV Rheinland wären zusammen der zweitgrößte Prüfkonzern der Welt hinter der börsennotierten schweizerischen Société Générale de Surveillance. Ende August 2008 haben beide Unternehmen den Antrag auf Genehmigung beim Bundeskartellamt zurückgezogen, da dieses signalisiert hatte, der Fusion in der geplanten Form nicht zustimmen zu können. Im Dezember 2008 wurden die Fusionspläne endgültig aufgegeben.

Mitte 2010 wurde das Geschäftsfeld Mensch aufgelöst. Die diesem Geschäftsfeld untergeordneten Bereiche Management Service, Product Service und Akademie bilden seit 2010 das neue Geschäftsfeld Zertifizierung. Die TÜV Süd Life Service mit dem Bereich Mensch und Technik (Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie) sowie MPU (medizinisch psychologische Untersuchung nach Führerscheinverlust) gehört seit 2012 zum Geschäftsfeld Mobilität. Das dritte große Geschäftsfeld des Unternehmens umfasst Dienstleistungen für die Industrie.

2006 kaufte der TÜV Süd das britische Unternehmen „Nuclear Technology“. Am 29. Oktober 2009 wurde das koreanische Kerntechnikunternehmen GNEC gekauft.[14]

Der TÜV Süd übernimmt 2011 zehn internationale Unternehmen, u. a. Firmen mit Sitz in Japan, Südafrika, Kanada, Großbritannien, Italien und Deutschland. 2012 wurden Unternehmen in Brasilien (Lebensmittelsicherheit), Südafrika (Aufzugsprüfung) und Großbritannien (Windenergie) hinzugekauft.

Kritik

In einem Bericht des Fernsehmagazins Kontraste[15] wurde 2010 kritisiert, dass Vertreter des TÜV Süd zu starken Einfluss auf die Atomkraftaufsicht des Landes Baden-Württemberg bei der Kontrolle von Atomkraftwerken ausüben. Konkret wurde in einem Interview mit Oskar Grözinger von der Landesatomaufsicht nach Kontrollprozeduren des Kernkraftwerks Philippsburg gefragt. Bei kritischem Nachfragen bei Herrn Grözinger seitens des Reporters wurde das Interview durch Vertreter des TÜV, welche dem Interview beiwohnten, abrupt beendet.

Weiterhin wird im selben Bericht erwähnt, dass der TÜV Süd durch die Aufträge, die aus den Sicherheitskontrollen der Atomkraftwerke bestehen, einen dreistelligen Millionenumsatz erzielt. Bei der Abwägung einer potentiellen Abschaltung von Atomkraftwerken wegen Sicherheitsbedenken bestehe möglicherweise ein Interessenkonflikt. Im selben Kontraste-Bericht wird erwähnt, dass 2008 eine Arbeitsgruppe des Bundesumweltministerium ein Gutachten zur Überwachung von Atomkraftwerken erstellte. Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass eine zu große Betreibernähe des TÜV Süd die Qualität und Unabhängigkeit der Begutachtung von Atomkraftwerken beeinträchtigt.

Am 5. März 2013 wurde im ZDF von dem Magazin Frontal21 kritisiert, das im Zuge des mutmaßlichen Betrugs der S&K-Gruppe überhöhte Wertgutachten für Immobilien der S&K-Unternehmensgruppe ausgestellt worden sein sollen.[16] Der TÜV Süd bestreitet dies mit der Begründung, dass diese Gutachten nur für interne Zwecke bestimmt waren und nicht in Kundengesprächen der S&K-Gruppe hätten verwendet werden dürfen.

Die ARD-Sendung Monitor berichtete[17] am 6. Juni 2013 über zu laxe Kontrollen des TÜV Süd in Textilfabriken in Bangladesch. Dort sollen soziale Standards und Arbeitsbedingungen über das BSCI-Siegel der lokalen Fabrikarbeiter überwacht werden. Der TÜV Süd wies darauf hin, dass die erwähnten Prüfberichte in der Reportage aus dem Jahr 2010 und veraltet seien.

2012 und 2013 wurde in Südkorea entdeckt, dass in Atomkraftwerken verwendete Teile gefälschte Sicherheitszertifikate aus der Zeit vor 2010 besaßen. Als Hauptverantwortliche der Fälschungen wurde die Firma Kocen genannt, die nach 2010 von TÜV SÜD übernommen worden war. Die Firma, die daraufhin als externer Prüfer beauftragt wurde, gehört ebenfalls zur TÜV SÜD Gruppe.[18]

Einzelnachweise

  1. www.tuev-sued.de TÜV SÜD AG - Vorstand. Aufgerufen am 24. August 2015.
  2. a b Geschäftsbericht 2016, abgerufen am 13. April 2016
  3. Profil, Fakten & Zahlen, abgerufen am 18. Juli 2012
  4. TÜV Süd-Imagefilm, abgerufen am 22. Juli 2012
  5. Satzung, Stand 10. Dezember 2009 (PDF-Datei; 101 kB)
  6. Schiffs-TÜV - Eklat beim Aktionärstreffen
  7. TÜV Süd und TÜV Nord verhandeln über Zusammenschluss
  8. Fusion von TÜV Süd und TÜV Nord geplatzt (tagesschau.de-Archiv)
  9. TÜVTurk eröffnet erste Prüfstelle in der Türkei, lifepr.de, abgerufen am 23. August 2013
  10. handelsblatt.de: Grünes Licht für den türkischen TÜV Der TÜV Süd übernimmt exklusiv die Kraftfahrzeugkontrolle in der Türkei, abgerufen am 23. August 2013
  11. sueddeutsche.de: Auf die sanfte Tour, abgerufen am 23. August 2013
  12. Pressemitteilung des TÜV Rheinland vom 13. Februar 2008
  13. TÜV-Großfusion killt keine Jobs (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) FTD, 13. Februar 2008
  14. TÜV Süd-Pressemitteilung zur Übernahme
  15. Chris Humbs, Manka Heise und Iris Marx: Atomkraft – Laufzeitverlängerung trotz Sicherheitsdefiziten. ARD/RBB-Sendung „Kontraste“, 15. Juli 2010, abgerufen am 23. August 2013.
  16. http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/26912094/1/data.pdf
  17. Monitor-Bericht auf wdr.de, abgerufen am 23. August 2013
  18. Bericht in The Hankyoreh, einer unabhängigen Südkoreanischen Zeitung, abgerufen am 10. Oktober 2014

[1]

[1]

Commons: TÜV Süd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b TÜV SÜD startet mit Großübernahme ins Jubiläumsjahr. In: www.tuev-sued.de. Abgerufen am 13. April 2016.