Kartoffelboviste
Kartoffelboviste | ||||||||||||
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Dickschaliger Kartoffelbovist (Scleroderma citrinum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Scleroderma | ||||||||||||
Pers. |
Die Kartoffel- oder Hartboviste (Scleroderma) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Kartoffelbovistverwandten. Das Äußere der Fruchtkörper lässt eine Verwandtschaft zu den Bovisten und Stäublingen vermuten, tatsächlich aber zählen sie zu den Dickröhrlingsartigen. Früher wurden die Sclerodermataceae auch zusammen mit den Wettersternen in die eigene Ordnung Sclerodermatales gestellt. Die Vertreter der Gattung sind giftig. Gering dosiert wurden die Kartoffelboviste auch schon zur Fälschung von Echten Trüffeln in Lebensmitteln eingesetzt.
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Die oberirdischen und mehr oder weniger kugelig-knolligen Gebilde sind teils durch derbe Myzelstränge scheinbar gestielt. Die einfache, derbe Außenhaut ist glatt oder anliegend schuppig beschaffen und zerfällt bei Reife vom Scheitel her. Sie ist gelb oder braun gefärbt, die Gleba im Inneren ist bereits unreif dunkel gefärbt, ein Capillitium ist nicht vorhanden.
Mikroskopische Merkmale
Die braunen Sporen haben eine kugelige Form und sind deutlich netzförmig oder stachelig ornamentiert. Sie trennen sich bereits früh von den Basidien und werden anschließend von Nährhyphen versorgt, um vor allem das Ornament aufzubauen.
Arten
Die Gattung umfasst weltweit etwa 30 Arten.[1] In Europa kommen rund 10 Arten vor bzw. sind dort zu erwarten:[2]
Kartoffelboviste (Scleroderma) in Europa |
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Die braunen, stacheligen Sporen des Dickschaligen Kartoffelbovists unter dem Lichtmikroskop
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Zwiebel-Kartoffelbovist
Scleroderma cepa -
Mittelmeer-Kartoffelbovist
Scleroderma meridionale -
Dünnschaliger Kartoffelbovist
Scleroderma verrucosum
Ökologie
Die Scleroderma-Arten sind Mykorrhizabildner mit verschieden Laub- und Nadelbäumen.
Systematik
Mit einigen ebenfalls als Boviste bezeichneten Arten aus der Familie der Stäublingsverwandten (Lycoperdaceae) sind die Kartoffelboviste nicht näher verwandt, die ähnlichen Fruchtkörper sind durch konvergente Evolution in Anpassung an relativ trockene Standorte entstanden.
Bedeutung
Toxikologie
Der Verzehr von Kartoffelbovisten kann zu Verdauungsbeschwerden wie Erbrechen und Bauchschmerzen führen. Zudem können Schweißausbrüche sowie niedriger Blutdruck mit Schwindel, Kollaps, möglicherweise bis zur Bewusstlosigkeit auftreten. Die Giftwirkung kann schon 30 bis 45 Minuten nach der Pilzmahlzeit auftreten.[3] Auch Sehstörungen, Missempfindungen, Krämpfe und rauschartige Zustände sind nach dem Konsum von Kartoffelbovisten jedenfalls in einzelnen Fällen aufgetreten.[4]
Welche Stoffe für die Giftwirkung von Kartoffelbovisten verantwortlich sind, ist nicht bekannt.[3]
Namensherkunft
Das Aussehen der rundlichen, gelb-bräunlichen Fruchtkörper erinnert an Kartoffelknollen, was der Gattung den Namen „Kartoffelboviste“ einbrachte. Bei dem zweiten Namen „Hartboviste“ handelt es sich um die Kurzform von „Hartschalboviste“. Er nimmt auf die beständige, harte Außenhülle Bezug. „Hartboviste“ könnte aber auch auf das feste Fleisch hindeuten, ehe die Fruchtkörper im Inneren zu Sporenpulver zerfallen.[5]
Quellen
Literatur
- Andreas Gminder, Armin Kaiser, German Josef Krieglsteiner, Wulfard Winterhoff: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. In: G. J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-8001-3531-8.
- Heinrich Dörfelt: Wörterbuch der Mycologie. Hrsg.: Gottfried Jetschke. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/ Berlin 2001, ISBN 978-3-8274-0920-1 (384 Seiten).
- Josef Breitenbach, Fred Kränzlin: Pilze der Schweiz. Heterobasidiomycetes, Aphyllophorales, Gasteromycetes. Band 2. Mykologia, Luzern (CH) 1986, ISBN 3-85604-020-X (415 Seiten; 528 Arten mit Beschreibungen, Standorts- und Fundangaben, Mikrozeichnungen und Farbbildern).
Einzelnachweise
- ↑ Paul M. Kirk, Paul F. Cannon, David W. Minter, J.A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. 10th edition Auflage. CABI Europe, Wallingford, Oxfordshire (UK) 2008, ISBN 978-0-85199-826-8 (784 Seiten).
- ↑ Eric Strittmatter: Die Gattung Scleroderma. In: Fungiworld.com. 13. Juni 2008, abgerufen am 4. August 2012.
- ↑ a b Gemeiner Kartoffelbovist. In: Pilzdatenbank des Giftnotrufs München. Abgerufen am 14. Januar 2014.
- ↑ Rosemarie Kießling: Eine Vergiftung mit Scleroderma Verrucosum (Bull.) Pers. 1801. In: Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Abgerufen am 13. Januar 2014.
- ↑ Andreas Kunze: Kartoffelboviste oder Hartboviste? Die Crux mit den deutschen Pilznamen. In: Der Tintling. Band 78, Nr. 5, 2012, ISSN 1430-595X, S. 7–10.