Rotfußröhrlinge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Januar 2014 um 12:31 Uhr durch Thiotrix (Diskussion | Beiträge) (→‎Einzelnachweise: commons). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rotfußröhrlinge

Gemeiner Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Dickröhrlingsartige (Boletales)
Unterordnung: Boletineae
Familie: Dickröhrlingsverwandte (Boletaceae)
Gattung: Rotfußröhrlinge
Wissenschaftlicher Name
Xerocomellus
Šutara

Die Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Dickröhrlingsverwandten. Sie waren bis 2008 Bestandteil der Filzröhrlinge (Xerocomus), wurden aber aufgrund neuer verwandtschaftlicher Erkenntnisse[1] in eine eigene Gattung gestellt.[2]

Die Typusart ist der Gemeine Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron).[2]

Merkmale

Bei den Rotfußröhrlingen handelt es sich um Arten mit kleinen bis überwiegend mittelgroßen und häufig lebhaft gefärbten Fruchtkörpern. Der Hut besitzt eine trockene, zunächst samtige und später oft felderig aufgerissene Hutoberfläche. Der manchmal längsgestreifte, aber meist nicht genetzte Stiel ist in der Regel schlank und nicht sehr festfleischig.[2]

Gattungsabgrenzung

Entscheidende Merkmale zur Abgrenzung der Rotfußröhrlinge von den Filzröhrlingen, Dickröhrlingen und der Gattung Hemileccinum nach Šutara:[2]

Abgrenzung von den Filzröhrlingen

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus
Filzröhrlinge
Xerocomus s. str.
Sporenoberfläche längsgestreift oder glatt, nie stäbchenförmig stäbchenförmig
Röhrentrama im voll entwickelten Stadium eine Struktur, die in der Mitte zwischen dem dickröhrlingsartigen (boletoid) und blätterröhrlingsartigen Typ (phylloporoid) liegt. Äußere Schichten schwach aber deutlich gelatinös, lose angeordnet, mit deutlich voneinander entfernten Hyphen. In Kongorot-Präparaten erscheint die Innenschicht viel röter als die äußere Schicht. blätterröhrlingsartig. Äußere Schicht nicht gelatinös, mit dicht angeordneten Hyphen, die sich gegenseitig fast oder ganz berühren. In Kongorot-Präparaten ist die Innenschicht gleich oder fast gleich stark wie die äußere Schicht gefärbt.
Hutdeckschicht im Anfangsstadium ein typisches Palisadoderm im frühen Stadium ein Trichoderm
Stielrinde fehlt oder stark reduziert, meist 30(–40) Mikrometer breit in einigen jungen Fruchtkörpern bis zu 80(–200) µm breit
Stielfleisch in der Stielbasis nicht so hart wie bei den Filzröhrlingen in der Stielbasis relativ hart

Abgrenzung von den Dickröhrlingen

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus
Dickröhrlinge
Boletus s. str.
Fruchtkörper meist kleiner und schlanker, typisches filzröhrlingsartiges Aussehen meist fleischig und robuster, in der Regel mit dickröhrlingsartigem Aussehen
Hutdeckschicht im Anfangsstadium ein Palisadoderm ein Trichoderm, manchmal kollabierend, nur selten vorübergehend ein Ixotrichoderm oder anders verändert
Hutoberfläche weder schleimig noch klebrig, wenn feucht normalerweise etwas schleimig oder zumindest klebrig, wenn feucht
Röhrentrama Aufbau mittig zwischen dem dickröhrlings- und blätterröhrlingsartigem Typ, mit schwach gelatinöser äußerer Schicht Aufbau richtig dickröhrlingsartig, äußere Schicht im voll entwickelten Stadium mehr gelatinös als bei den Rotfußröhrlingen
Poren voll entwickelt eckig und relativ groß, ca. 1–2,5 mm rundlich und ziemlich klein, in der Regel nicht größer als 1 mm
Röhren nicht länger als 10(–14) mm, fast angewachsen oder etwas ausgebuchtet um den Stiel herum und mit einem Zahn kurz herablaufend voll entwickelt bis zu 20(–35) mm lang, für gewöhnlich um den Stiel ausgebuchtet herum, manchmal fast frei und nicht herablaufend
Stielrinde fehlt oder stark reduziert, nicht dicker als 30(–40) µm und nicht gelatinös unter günstigen Bedingungen meist gut entwickelt, bis zu 60(–90) µm dick, oft gelatinös

Abgrenzung von Hemileccinum

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus

Hemileccinum
Fruchtkörper kleiner und schlanker als bei Hemileccinum-Arten; allgemeines Erscheinungsbild rotfußröhrlingsartig größer und fleischiger; allgemeines Erscheinungsbild in der Mitte zwischen Dick- und Raufußröhrlingen
Stieloberfläche sehr fein granuliert schuppig, mit hellen aber deutlichen Schüppchen
Stielrinde fehlt oder stark reduziert, meist 30(–40) µm dick raufußröhrlingsartiger Typ, bis zu 400(–640) µm dick, in charakteristische Hyphenbüschel aufbrechend
Hutdeckschicht im Anfangsstadium ein Palisadoderm im Anfangsstadium ein Trichoderm; später kollabieren die trichodermalen Hyphen teilweise oder der Aufbau wandelt sich vollständig zu einem Subepithelium.
Poren voll entwickelt relativ groß, ca. 1–2,5 mm, eckig kleiner als 1 mm, rundlich
Röhren höchstens 10(–14) mm lang, fast angewachsen oder um den Stiel herum etwas ausgebuchtet, mit einem Zahn kurz herablaufend im Alter bis zu 20(–30) mm lang, um den Stiel herum etwas ausgebuchtet, manchmal fast frei, nicht herablaufend
Röhrentrama Struktur zwischen dickröhrlings- und blätterröhrlingsartigem Typ dickröhrlingsartig

Arten

Für Europa werden knapp 10 Taxa angegeben.[2][3][4]

Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) in Europa
Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Autorenzitat
Aprikosenfarbener Rotfußröhrling Xerocomellus armeniacus
Basionym: Boletus armeniacus
Synonym: Xerocomus armeniacus
(Quél.) Šutara 2008
Quélet in Guillot, Forquignon & Merlet 1884
(Quél.) Quélet 1888
Xerocomellus armeniacus var. luteolus
Basionym: Xerocomus armeniacus f. luteolus
(H. Engel & Antonín) Šutara 2009
H. Engel & Antonín 1996
Gemeiner und Echter Rotfußröhrling Xerocomellus chrysenteron
Basionym: Boletus chrysenteron
Synonym: Xerocomus chrysenteron
(Bull.) Šutara 2008
Bulliard 1791
(Bull.) Quélet 1888
Starkblauender oder Südlicher Rotfußröhrling Xerocomellus cisalpinus
Basionym: Xerocomus cisalpinus
Synonym: Boletus cisalpinus
(Simonini, H. Ladurner & Peintner 2003) Klofac 2011
Simonini, H. Ladurner & Peintner 2003
(Simonini, H. Ladurner & Peintner) Watling & A.E. Hills 2004
Eichen-Rotfußröhrling Xerocomellus engelii
Basionym: Boletus engelii
Synonym: Xerocomus quercinus
Synonym: Boletus declivitatum
Synonym: Xerocomus communis
(Hlavácek) Šutara 2008
Hlaváček 2001
Engel & Brückner nom. prov. 1990 ('1989')
(C. Martin) Watling 2005 ('2004')
(Bull.) Bon 1985 ('1984') s. auct. non orig.
Finnischer Rotfußröhrling Xerocomellus fennicus
Basionym: Boletellus fennicus
Synonym: Xerocomus fennicus
(Harmaja) Šutara 2008
Harmaja 1999
(Harmaja) Ladurner & Simonini 2003
Xerocomellus marekii
Basionym: Boletus marekii
Synonym: Xerocomus marekii
(Šutara & Skála 2007) Šutara 2008
Šutara & Skála 2007
(Šutara & Skála) Klofac 2007
Düsterer oder Falscher Rotfußröhrling Xerocomellus porosporus
Basionym: Boletus porosporus
Synonym: Xerocomus porosporus
(Imler ex G. Moreno & Bon) Šutara 2008
Imler ex G. Moreno & Bon 1977
(Imler ex G. Moreno & Bon) Contu 1990
Bereifter oder Stattlicher Rotfußröhrling Xerocomellus pruinatus
Basionym: Boletus pruinatus
Synonym: Xerocomus pruinatus
(Fries & Hök) Šutara 2008
Fries in Fries & Hök 1835
(Fries) Quélet 1888
Ufer-Rotfußröhrling Xerocomellus ripariellus
Basionym: Xerocomus ripariellus
Synonym: Boletus ripariellus
(Redeuilh) Šutara 2008
Redeuilh 1997
(Redeuilh) Watling & A.E. Hills in Watling 2005 ('2004')
Blutroter Rotfußröhrling Xerocomellus rubellus
Basionym: Boletus rubellus
Synonym: Xerocomus rubellus
(Krombh.) Šutara 2008
Krombholz 1836
(Krombh.) Quélet 1896 ('1895')

Quellen

Literatur

  • Heidi Ladurner, Giampaolo Simonini: Xerocomus s.l. In: Fungi Europaei. Band 8. Edizioni Candusso, Alassio (Italien) 2003, ISBN 978-88-901057-2-2 (527 Seiten).

Einzelnachweise

  1. Manfred Binder, David S. Hibbett: Molecular systematics and biological diversification of Boletales. In: Mycologia. Band 98(6). Mycological Society of America, 2006, S. 971–981, doi:10.3852/mycologia.98.6.971 (PDF; 2,49 MB).
  2. a b c d e Josef Šutara: Xerocomus s.l. in the light of the present state of knowledge. In: Czech Mycology. Band 60(1). Czech Scientific Society for Mycology, 2008, S.  29–62 (PDF; 860 KB).
  3. Ursula Peintner, Heidi Ladurner, Giampaolo Simonini: Xerocomus cisalpinus sp. nov., and the delimitation of species in the X. chrysenteron complex based on morphology and rDNA-LSU sequences. In: The British Mycological Society (Hrsg.): Mycological Research. Band 107, Nr. 6, 2003, S. 659–679, doi:10.1017/S0953756203007901.
  4. Wolfgang Klofac: Rotfußröhrlinge (Gattung Xerocomellus) in aktueller Sicht. In: Österreichische Mykologische Gesellschaft (Hrsg.): Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde. Band 20, 2011, S. 35–43.
Commons: Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien