Maronen-Röhrling

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Maronen-Röhrling

Maronen-Röhrling (Boletus badius)

Systematik
Ordnung: Dickröhrlingsartige (Boletales)
Unterordnung: Boletineae
Familie: Dickröhrlingsverwandte (Boletaceae)
Unterfamilie: Boletoideae
Gattung: Dickröhrlinge (Boletus)
Art: Maronen-Röhrling
Wissenschaftlicher Name
Boletus badius
(Fr.) Fr.

Der Maronen-Röhrling (Boletus badius, syn. Xerocomus badius), im Volksmund auch Marone, Blaupilz oder wie der Riesen-Träuschling Braunkappe genannt, ist eine Pilzart aus der Familie der Dickröhrlingsverwandten. Er ist ein beliebter und häufiger Speisepilz. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er als Marktpilz zugelassen.

Oft findet man in Pilzbüchern noch den wissenschaftlichen Namen Xerocomus badius. Die Gattung der Filzröhrlinge (Xerocomus) erwies sich jedoch als polyphyletisch, weshalb etliche Arten in andere Gattungen überstellt wurden (siehe Filzröhrlinge: Systematik). Das Epitheton badius stammt aus dem Lateinischen, bedeutet „braun, kastanienbraun“[1][2] und bezieht sich auf die entsprechend gefärbte Hutoberfläche der Fruchtkörper.

Merkmale

Der Hut hat einen Durchmesser von 5–15 cm, ist in jungem Zustand zunächst halbkugelig, später unregelmäßig und polsterförmig. Meist ist der Hut mehr oder weniger kastanienbraun, heller rötlichbraun oder sogar olivbraun. Manche Exemplare zeigen sich fast schwarzbraun. Die Röhren sind am Stiel angewachsen und zeigen eine blasse, helle Farbe (cremegelb bis zitronengelb), die später olivgelb bis schmutzig olivgrün wird. Der Stiel wird 5–12 cm lang und 1–5 cm dick und ist in seiner Form sehr veränderlich, oft zylindrisch mit leicht zugespitzter Basis, aber auch bauchig, dickknollig und gebogen. Das sonst weißlich-gelbe Fleisch der Röhren verfärbt sich auf Druck blaugrün (Amyloidreaktion). Der Geruch ist schwach, leicht säuerlich und mild.

Artabgrenzung

Die weiß-gelblichen Röhren des Maronen-Röhrlings blauen auf Druck

Von Anfängern wird der Maronenröhrling oft für einen Steinpilz gehalten. Ersterer hat jedoch keine Netzzeichnung am Stiel, wohingegen die Röhren des Steinpilzes sich bei Druck nicht blaugrün verfärben. Eine unangenehme, aber nicht gefährliche Verwechslungsmöglichkeit besteht mit dem Gallenröhrling, der aufgrund seines bitteren Geschmacks ungenießbar ist. Dessen Röhren sind jedoch weiß bis schmutzig rosa gefärbt und blauen nicht. Ansonsten kann der Maronenröhrling noch mit dem Sandröhrling und Filzröhrlingen (Ziegenlippe oder Rotfußröhrlinge) verwechselt werden, was aber nicht weiter tragisch ist, da auch diese Arten alle essbar und wohlschmeckend sind.

Verbreitung, Ökologie und Phänologie

Der Maronen-Röhrling ist in Mitteleuropa weit verbreitet und kommt von der Küste bis in die Alpen vor. Er wächst hauptsächlich im Nadelwald, vor allem in alten Fichtenwäldern oder unter Lärchen (oft zwischen den Wurzelausläufern), und kommt in feuchten Sommern bereits im Juni/Juli vor. Die Hauptsaison ist jedoch von Mitte September bis zum Spätherbst im November, bevor der Frost einsetzt.

Maronenröhrling (Boletus badius) in der Lüneburger Heide

Bedeutung

Die auch als „Braunkappen“ bekannten Maronen-Röhrlinge aus dem bodensauren Fichtenforst sind beliebte Speisepilze

Der Maronen-Röhrling ist einer der ergiebigsten und geschmacklich wertvollsten Speisepilze. Da er oft wurmstichig ist, lohnt sich insbesondere das Sammeln junger Exemplare. Die Art eignet sich für fast alle Zubereitungsarten und lässt sich sehr gut durch Trocknen konservieren. Vom rohen Verzehr ist wie bei allen anderen Pilzen abzuraten.

Die Belastung der Maronen-Röhrlinge mit radioaktivem 137Cs liegt auch 20 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl gebietsweise über dem EU-Grenzwert für Lebensmittel von 600 Becquerel pro Kilogramm. Dies gilt insbesondere für die Gegend um München.[3][4][5] Durch Abziehen der Huthaut kann die persönliche radioaktive Belastung deutlich verringert werden. Das Caesium wird im Maronenröhrling vor allem durch die Hutfarbstoffe Badion A und Norbadion A angereichert, die Caesium komplexieren können.[6][7] Im Steinpilz sind diese beiden Derivate der Pulvinsäure dagegen nicht vorhanden.[8]

Quellen

Literatur

  • Meinhard Moser: Die Röhrlinge und Blätterpilze (Agaricales). Gustav Fischer Verlag, Jena. 1982.
  • Helmut und Renate Grünert: Pilze – Steinbachs Naturführer. Mosaik-Verlag. 1984.

Einzelnachweise

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 978-3-937872-16-2 (701 Seiten).
  2. Fritz Clemens Werner: Wortelemente lateinisch-griechischer Fachausdrücke in den biologischen Wissenschaften. Suhrkamp, 1972, ISBN 978-3-518-36564-9 (Suhrkamp Taschenbuch 64).
  3. Andreas Bresinsky, Anette Jahn: Strahlende Pilze. Radiocäsium aus Kernwaffentests und dem Tschernobylunfall. In: Der Tintling. Band 71, Nr. 4, 2011, ISSN 1430-595X, S. 51–64.
  4. Martin Steiner, Lydia Hiersche: Radioaktive Kontamination von Pilzen und die daraus resultierende Strahlenexposition des Menschen. In: Mycologia Bavarica. Band 12, 2011, ISSN 1431-2042, S. 69–85.
  5. Radioaktivität von Lebensmitteln. Waldprodukte – Richtwertempfehlungen – Messlisten. In: Umweltinstitut München. Abgerufen am 18. Juli 2012.
  6. Dieter C. Aumann, Gabriele Clooth, Bert Steffan, Wolfgang Steglich: Komplexierung von Caesium-137 durch die Hutfarbstoffe des Maronenröhrlings (Xerocomus badius). In: Angewandte Chemie. Band 101, Nr. 4, 1989, S. 495–496, doi:10.1002/ange.19891010429.
  7. Paul Kuad, Rachel Schurhammer, Clarisse Maechling, Cyril Antheaume, Charles Mioskowski, Georges Wipff, Bernard Spiess: Complexation of Cs+, K+ and Na+ by norbadione A triggered by the release of a strong hydrogen bond: nature and stability of the complexes. In: Physical chemistry chemical physics. Band 11, 2009, S. 10299–10310, doi:10.1039/B912518C.
  8. Bert Steffan, Wolfgang Steglich: Die Hutfarbstoffe des Maronenröhrlings (Xerocomus badius). In: Angewandte Chemie. Band 96, Nr. 6, 1984, S. 435–437, doi:10.1002/ange.19840960619.
Commons: Boletus badius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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